Beiträge von Wiesner19

    Die Jagd


    Ein kleines Mädchen lügt, und eine Hexenjagd auf den Beschuldigten beginnt. Sehr hübsch aufgezeigt die Mechanismen dieser Hexenjagd, gilt auch für Gerüchte. Gibt eine Studie des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie, die ergab, das Gerüchten manchmal sogar oft wider besseres Wissen geglaubt wird: ein Resultat der Kulturgeschichte des Homo sapiens, da er sehr lange auf die mündliche Übertragung von Informationen angewiesen war. Tja, der Mensch bleibt was er immer war: ein Primat. So weit wie Ortega y Gasset ("Wenn die Masse aus eigenem Antrieb handelt, so tut sie es nur auf eine Art: Sie lyncht." muss man gar nicht gehen. Wäre auch übertrieben.

    Der Beschuldigte agiert nicht besonders klug, wehrt sich aber.

    Am Ende, als alles aufgeklärt war und die Situation sich normalisert hat, schießt jemand auf ihn während einer Jagd. Soll heißen: Bewirf jemanden mit Scheiße. Etwas bleibt immer kleben.

    Grandios: Mads Mikkelsen.

    4,5/5

    von der laufenden Folge „Ein starkes Team“. Das ist ein so dämlicher, hanebüchender Plot, da bleibt einem glatt die Spucke weg. Geschrieben hat's Leo P. Ard, der fand sich einst schick, als er sich den Leoparden für sein Pseudonym erwählte. Der schreibt seine Teile wie am Fließband, sitzt irgendwo auf Mallorca, glaube ich, und lacht sich ins Fäustchen, denn dem ZDF gefällt's und unsereins drückt monatlich die Kohle dafür ab.

    So, 21.45, Der Vorhang fällt. :freude

    Bei einem unglücklichen Ereignis, welches bereits eingetreten, als nicht mehr zu ändern ist, soll, man sich nicht einmal den Gedanken, daß dem anders sein könnte, noch weniger den, wodurch es hätte abgewendet werden können, erlauben: denn gerade er steigert den Schmerz ins Unerträgliche; so daß man damit zum Sichselbstpeinigenden wird. Vielmehr mache man es wie der König David, der, so lange sein Sohn krank daniederlag, der Jehova unablässig mit Bitten und Flehen bestürmte; als er aber gestorben war, ein Schnippchen schlug und nicht weiter daran dachte. Wer aber dazu nicht leichtsinnig genug ist, flüchte sich auf den fatalistischen Standpunkt, indem er sich die große Wahrheit verdeutlicht, daß alles, was geschieht, notwendig eintritt, also unabwendbar ist.


    Artur Schopenhauer

    Hatte ich doch gesagt, Ihr Lieben. Guildo Horn wäre die richtige Wahl gewesen. :lache Wenigstens ein paar fette Mitleidspunkte abgreifen, auch von Ländern, die uns aus unerfindlichen Gründen nicht mögen. Ansonsten würde ich sagen: Vielleicht sollte sich der gute alte Udo Lindenberg mal um dieses fundamentale Problem

    kümmern ...

    Auch sorry, aber er hat es zumindest einmal erwähnt. Reich - Ranicki hielt sich bis 1938 in Berlin auf, wo auch Joseph Roth zu dieser Zeit sehr häufig war. Sie hätten sich also durchaus kennenlernen können, bei ähnlicher Interessenslage. Als ich nach einer seiner Lesungen in Köln Heinrich Böll kennenlernte, war ich noch ein Jahr jünger. Eigentlich wollte ich aber damit andeuten, daß Ranicki Zeitgenosse war. Das Zitat über Roth ist wohl von Zuckmayer? Sehr gute Autobiographie!


    ASIN/ISBN: 3462025414

    "Volker Weidermann war ein enger Freund von Marcel Reich-Ranicki, der ihn zu dem Buch anregte und der alle Beteiligten kannte"


    Ich gehe mal davon aus, dass der 18-jährige MRR gar keinen der Beteiligten persönlich kannte. :lache

    Yep – „hätte“ und „können“. DAS hätte Ranicki in seiner Autobiographie erwähnt – mit Sicherheit! Oder ist mir das damals durch die Lappen gegangen? War damals fasziniert von seiner ersten Begegung mit Günther Grass – um an das Friedhofszitat anzuschließen. :lache Aber iss kein Thema. Lassen wir es gut sein. :grin

    "Volker Weidermann war ein enger Freund von Marcel Reich-Ranicki, der ihn zu dem Buch anregte und der alle Beteiligten kannte"

    Hat Ranicki z.B. Joseph Roth gekannt? Wohl kaum ...


    "Ein Priester brachte ungarische Heimaterde und Joseph Roth war anwesend: "Da wankte Joseph Roth, der verehrte Dichter, wie gewöhnlich um diese Zeit total betrunken, mit bekleckertem Anzug, auf zwei jugendliche Bewunderer gestützt."


    Sorry, fiel mir gerade ein.

    Er war ein glänzender Stilist. Es gibt ein paar Sätze in "Radetzkymarsch", die einen schier umhauen.

    Las von ihm „Das dunkle Vermächtnis“. Gut geschrieben, aber überfrachtet. Mehr Leichenberge als in Stalingrad. Man kann es eben auch übertreiben. Die Rezi deutet daraufhin, dass es in diesem Roman nicht viel anders abgeht … Sehr schade, denn er ist ein begabter Autor.


    Edit: Mir fällt gerade ein Krimi ein, bei dem es ebenfalls Leichenberge gibt:

    "Rote Ernte" von Dashiell Hammett. Ein Klassiker, schnörkellos, brillant geschrieben, fast genial. Die Unzahl an Toten ergibt sich hier zwingend aus der Handlung. Ein Hammer!

    Oh nee, ich würde nie extra Forellen dafür kaufen , die kommen von demjenigen zu mir, von dem ich diesen Tipp habe und das ist alles prima so. Davon abgesehen ist es aus meiner Sicht aber der Forelle egal, ob sie nun auf direktem Wege oder auf Umwegen in Form von Umami Tomaten als Futter im Magen landet  Von letzterem haben deutlich mehr Personen etwas.


    Ich habe am Wochenende fast das ganze Beet gemulcht. Spinat kann ich in ein paar Tagen bereits ernten und überall gucken Sonnenblumen raus.

    Yep, so soll es sein. Da ich im Juni nicht da bin, frage ich mich, was könnte den Juni überdauern ohne a) gegossen zu werden und b) die (fast unbesiegbaren) Heerscharen der Spanischen Wegschnecke in die Schranken zu weisen.


    rienchen Da wir ja in einem Bücherforum sind, lag die Analogie deiner Forelle zu Fontanes Birnbaum augenblicklich auf der Hand:


    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,

    Ein Birnbaum in seinem Garten stand,

    Und kam die goldene Herbsteszeit

    Und die Birnen leuchteten weit und breit,

    Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,

    Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,

    Und kam in Pantinen ein Junge daher,

    So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«

    Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,

    Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

    So ging es viel Jahre, bis lobesam

    Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

    Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,

    Wieder lachten die Birnen weit und breit;

    Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.

    Legt mir eine Birne mit ins Grab.«

    Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,

    Trugen von Ribbeck sie hinaus,

    Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht

    Sangen »Jesus meine Zuversicht«,

    Und die Kinder klagten, das Herze schwer:

    »He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«

    So klagten die Kinder. Das war nicht recht -

    Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;

    Der neue freilich, der knausert und spart,

    Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.

    Aber der alte, vorahnend schon

    Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,

    Der wußte genau, was damals er tat,

    Als um eine Birn' ins Grab er bat,

    Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus

    Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

    Und die Jahre gingen wohl auf und ab,

    Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

    Und in der goldenen Herbsteszeit

    Leuchtet's wieder weit und breit.

    Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,

    So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«

    Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,

    Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«

    So spendet Segen noch immer die Hand

    Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.


    ;):grin

    Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,

    Ein Birnbaum in seinem Garten stand,

    Und kam die goldene Herbsteszeit

    Und die Birnen leuchteten weit und breit,

    Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,

    Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,

    Und kam in Pantinen ein Junge daher,

    So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«

    Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,

    Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

    So ging es viel Jahre, bis lobesam

    Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.

    Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,

    Wieder lachten die Birnen weit und breit;

    Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.

    Legt mir eine Birne mit ins Grab.«

    Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,

    Trugen von Ribbeck sie hinaus,

    Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht

    Sangen »Jesus meine Zuversicht«,

    Und die Kinder klagten, das Herze schwer:

    »He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«

    So klagten die Kinder. Das war nicht recht -

    Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;

    Der neue freilich, der knausert und spart,

    Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.

    Aber der alte, vorahnend schon

    Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,

    Der wußte genau, was damals er tat,

    Als um eine Birn' ins Grab er bat,

    Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus

    Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

    Und die Jahre gingen wohl auf und ab,

    Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

    Und in der goldenen Herbsteszeit

    Leuchtet's wieder weit und breit.

    Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,

    So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«

    Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,

    Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«

    So spendet Segen noch immer die Hand

    Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.



    Theodor Fontane

    Mönsch, ich wäre dafür, dass Guildo Horn mal wieder eine Chance bekommt.

    Erinnere mich noch wie sich der Kollege, der permanent sein ultimatives Abschiedskonzert gibt, wie hieß er noch ... ah ja Howard Carpendale monierte, dass eine Frau z.B. in Sardinien jetzt glauben müsse, so sehen deutsche Männer aus. :lache

    :bahnhof

    Das ist auch gut so Breumel , genau das habe ich bezweckt :lache, denn:


    „Sucht nur die Menschen zu verwirren, sie zu befriedigen ist schwer.“


    Goethe


    Aber bitte ...


    "Eine schlichte Deutung der Übersetzung ist die, dass die aus dem Unendlichen hervorgegangenen "Dinge" einander Abbruch und damit "Unrecht" tun (z.B. Das Meerwasser der Küste, die Luft dem Wasser) und dass solche "Beraubung Sühne fordert", die "geschieht, indem im Laufe der Zeit mit Notwendigkeit das entstandene Ding wieder in das Element oder, bei zusammengesetzten Dingen, in die Elemente zurückgeht, woraus es entstanden ist" (Beispiel: Die überflutete Küste trocknet wieder aus, der Meerschlamm scheidet sich wieder in Wasser und Sand. [...] Gerechtigkeit durchwaltet so den Kosmos, die 'Weltordnung ist zugleich Rechtsordnung', das Recht ist 'kosmisches Gesetz'"



    "Anaximander [...] sah, dass die zyklischen Wandlungen in der Natur gewisse Qualitäten hervorbringen und andere, ihnen entgegengesetzte zerstören. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten lösen sich die fundamentalen Gegensätzlichkeiten - kalt und warm, feucht und trocken - einander ab. Es handelt sich hier nicht um abstrakte Gegensätze, sondern um Qualitäten, die an gewisse physikalische Zustände gebunden sind. Das Übergewicht der einen führt zu 'Ungerechtigkeit', aber der Ablauf der Zeit bringt dies in Ordnung, und das Übergewicht fällt dann der entgegengesetzten Qualität zu. Keine dieser Gegensätzlichkeiten kann die absolute Herrschaft erringen und die anderen vernichten; in diesem Sinne sind sie alle begrenzt, das heißt endlich in Raum und Zeit, aber sie sind auch alle die Produkte des unbegrenzten Urstoffs, der ein unendliches Reservoir aller dieser unaufhörlichen Mutationen ist."


    Der Satz des Anaximander ist ein Urstein abendländischer Philosophie und einer der berühmtesten Sätze der Philosophiegeschichte. Ihn gibt es in vielerlei Übersetzungen. Das hat - insbesondere nach dem Siegeszug der Naturwissenschaften – in erster Linie enormen kulturellen und historischen Wert (wie haben sich brillante Köpfe die Welt vor 2600 Jahren vorgestellt), aber auch der Satz als solches bleibt immer faszinierend und rätselhaft, auch eben weil er so viele unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten zulässt und Vorläufer der Dialektik ist. Es geht (ausgehend von einem ewig bestehenden zeitlosen Urstoff) um Werden und Vergehen, darum dass es (oft) nötig ist, dass Dinge vergehen, um Neues entstehen zu lassen, es geht um ein Gleichgewicht zwischen den Elementen und Dingen (das Gleichgewicht zwischen Räuber und Beute quasi en miniature in der Biologie ist übrigens auch in hübsches Beispiel usw.), um ein Ordnungsprinzip in der Natur uswusf. ... ... ...

    Nach Danny Glover muss aber noch ein Hammer kommen zur guten Nacht:



    Woraus aber die Dinge entstehen, darin vergehen sie auch mit Notwendigkeit. Denn sie leisten einander Buße und Vergeltung für ihr Unrecht nach der Ordnung der Zeit.


    Anaximander

    aus den Fragmenten der Vorsakratiker