Beiträge von clematis

    Klappentext (Amazon):


    Franziska Franz, Krimiautorin, folgt gemeinsam mit dem Rechtsmediziner Professor Dr. Marcel A. Verhoff den Spuren historischer Kriminalfälle in Frankfurt.

    Zu den berühmtesten Verbrechen zählt nicht nur der Mord an Rosemarie Nitribitt. Auch Hammermörder Arthur Gatter, Giftmörder Karl Hopf, Hessenripper Manfred Seel und viele weitere Fälle werden untersucht und in einem neuen Licht betrachtet.



    Meine Rezension


    Realität


    Auf den Spuren der Realität wandeln die Krimiautorin Franziska Franz und der Rechtsmediziner Marcel Verhoff. Historische Kriminalfälle werden in deren Podcast aufgearbeitet und hier für ein Buchformat angepasst.


    Neun historische Tathergänge werden detailliert vorgestellt und in einzelnen Abschnitten rekonstruiert und beleuchtet. In einem ersten Schritt geht es um eine sachliche Darstellung der Fakten: wer ist das Opfer, was ist passiert? Darauf folgen Einblicke in die Rechtsmedizin: was erzählt die Leiche, in welchem Zustand ist sie aufgefunden worden, was kann man aus den Gegebenheiten schließen? Und zuletzt kommen Menschen zu Wort, die als Tatzeugen Interessantes beisteuern können oder Sachverständige, welche einen Blick auf das große Ganze werfen. Mitunter wird aber auch den Blickwinkel des Täters eingenommen und aus dessen Sicht berichtet. In ruhiger Art und Weise werden durchaus brutale Verbrechen erörtert, die Wahl des Zusammenschnitts ist gut gelungen, sodass der Blick in die Abgründe der Menschheit vielfältig und abwechslungsreich ist. Zudem erfährt der Leser genau, welche Vorgehensweise am Tatort die jeweils richtige ist und warum, welche Unterschiede man trifft zwischen Würgen, Drosseln und Hängen, was passiert, wenn ein Mensch aus nächster Nähe angeschossen bzw. erschossen wird und vieles mehr. Franz und Verhoff sind Meister ihres Metiers und schaffen es daher spielend, nackte Tatsachen informativ und auch für Laien gut verständlich zusammenzustellen.


    Von getöteten Prostituierten über brutale Hammermörder geht es zu spannenden Tatortuntersuchungen und mumifizierten Leichen, Motivsuche und Analyse von Blutspuren kommen nicht zu kurz. Alles in allem ein interessanter Überblick über die Vorgehensweise von Ermittlern und Rechtsmedizinern und die kriminellen Energien von zuvorkommenden und hilfsbereiten Nachbarn. Leider die harte Realität, aber gerade deswegen sehr empfehlenswert.


    ASIN/ISBN: B0D6755TQZ

    Klappentext (Amazon):


    Ein Neuanfang auf Island, eine Liebe auf Umwegen und ein großes Geheimnis von #1-Kindle-Bestsellerautorin Karin Lindberg

    Sommer 2018: Von einem Tag auf den anderen kann Hannah Leopold ihren Traumberuf als Violinistin nicht mehr ausüben. Nach ihrer Scheidung nimmt sie sich ein Jahr Auszeit und reist nach Island. Auf dem Dachboden des kleinen Küstenhauses, in dem sie dort wohnt, findet sie Zeichnungen mit einer Küstenseeschwalbe darauf, die sie tief berühren, weil sie sie an die Kunstwerke ihrer Mutter erinnern. Hannah begibt sich auf eine schmerzhafte Spurensuche, die sie zurück in ihre eigene Kindheit – und vielleicht in ihre Zukunft führt.

    Sommer 1978: Die lebenshungrige Monika verbringt mit ihren Eltern den Sommer in Island. Unter der Mitternachtssonne nördlich des Polarkreises verliert sie ihr Herz an den attraktiven Kristján und träumt von einer Zukunft als Malerin. Doch ihre traditionsbewussten Eltern haben andere Pläne für sie. Als Tochter aus gutem Hause soll Monika das Familienunternehmen im heimischen Lüneburg übernehmen … Kann Monika sich für das Leben entscheiden, nach dem ihr Herz sich sehnt?



    Meine Rezension


    Zwei Sommer auf Island


    Hannah entschließt sich im Sommer 2018, mit ihrem dreijährigen Sohn Max ein Sabbatical auf Island zu verbringen, weit weg von Lüneburg, das sie nur noch mit einer gescheiterten Ehe verbindet und mit einem schmerzlichen Karriereende.


    Vierzig Jahre zuvor, im Sommer 1978, reist Monika mit ihren Eltern zu einer befreundeten isländischen Familie, während ihr Verlobter in Deutschland bleibt, um seine Karriere voranzutreiben. Auf der Insel lernt sie einen sympathischen Fabrikarbeiter kennen, der aber ohne Frage weit unter ihrem Stand ist.


    Abwechselnd erzählt Karin Lindberg auf zwei Zeitebenen diese beiden schönen Geschichten, weckt Neugierde darauf, zu erfahren, was tatsächlich bei Monikas Islandaufenthalt geschehen ist und welchen Zusammenhang es womöglich mit der Jetztzeit geben könnte. Fein charakterisierte Figuren begegnen dem Leser, allerdings fällt es besonders Hannah schwer, ihre Gefühle zuzulassen. Sie muss noch lernen, weniger auf ihren Kopf und mehr auf ihren Bauch zu hören. Ob sie das schaffen kann, verrät der Lauf der Handlung, welche anfangs ein wenig vor sich hinplätschert, aber dann von Kapitel zu Kapitel besser und emotionaler wird. Gut gefällt mir der isländische, sehr freundschaftliche Lebensstil, die raue Landschaft des Nordens kommt allerdings für Kenner von Karin Lindberg diesmal ein wenig zu kurz.


    Ein sehr angenehm dahinfließender Schreibstil begleitet den Leser auf zwei Reisen nach Island. Die Geschichten rund um Hannah und Monika sind diesmal eher einfach, aber durchaus unterhaltsam und lesenswert. 8 von 10 Sternen.



    Titel Der Sommer der Islandtöchter

    Autor Karin Lindberg

    ASIN B0CW1BGLBL

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (366 Seiten)

    Erscheinungsdatum 16. Juli 2024

    Verlag Tinte & Feder


    ASIN/ISBN: B0CW1BGLBL


    Klappentext (Amazon):


    Ein hochaktueller, gesellschaftlich brisanter Roman über die Selbstradikalisierung eines Mannes, politische Brandstifter und das Ende einer Ehe

    Jana Gallwitz sieht einem entspannten Ruhestand entgegen. Nach einem lukrativem Auslandsjob freut sie sich auf Reisen und gemeinsame Unternehmungen mit ihrem Mann Hartmut. Der ist heimlich in eine rechtsradikale Parteieingetreten und hat ein Mandat übernommen. Mit Verschwörungstheorien, Hass und Hetze dominiert er den häuslichen Alltag. Ohnmächtig und zunehmend verbittert muss Jana zusehen, wie ihre Lebensplanung zerfällt und sie selbst sozial geächtet wird . Karl Niemetz, ihr ehemaliger Lehrer, zeigt ihr anhand seiner eigenen Biografie, dass empathielose Väter nicht als Ausrede für jedes Verhalten ihrer Söhne herhalten müssen. Mit zorniger Entschlossenheit fällt Jana Entscheidungen, die nicht nur ihr Leben von Grund auf verändern.



    Meine Rezension


    Jana


    Jana Gallwitz reicht um ihren Ruhestand ein und freut sich auf gemeinsame Aktivitäten mit ihrem Mann Hartmut, nachdem sie sich in den letzten Jahren oft nur am Wochenende gesehen haben. Inzwischen hat Hartmut sich jedoch verändert, steckt voller Hass und Engstirnigkeit, zuletzt hat er sich sogar - ohne mit Jana darüber zu sprechen - einer rechten Partei angeschlossen.


    „Ein hochaktueller, gesellschaftlich brisanter Roman über die Selbstradikalisierung eines Mannes, politischer Brandstifter und das Ende einer Ehe.“ Dieser Satz hat meine Neugierde geweckt, voller Vorfreude beginne ich zu lesen und begleite Jana durch die Stadt.


    Leider findet sich im Klappenext aber kein Hinweis darauf, dass man nach wenigen Momenten in eine Corona-Diskussion geworfen wird mit FFP2/FFP3-Masken, einer Covid-Krankenstation und einem Aufschrei in Richtung Covid-Impfskeptiker. „Als naives Versuchskaninchen hast du mich beschimpft, weil ich mich impfen ließ.“ (kindle, Pos. 97). Ich bin verwundert, ja fast ein wenig verärgert, lese dennoch interessiert weiter. Nach dem Prolog scheint es in die richtige Richtung zu gehen, Hartmuts Kindheit wird mit lebendigen Worten rekapituliert, könnte ja genau hier der Grundstein für Hartmuts Sinneswandel liegen. Während dieser als Teil 1 gekennzeichnete Abschnitt also durchwegs spannend und glaubwürdig dargestellt wird, wechselt die Handlung alsdann zu einem zweiten Teil, in welchem Janas früherer Lehrer Karl Niemetz eine zentrale Rolle einnimmt. Unwesentliche Details wie Autoreifen von O bis O (von Ostern bis Oktober) (kindle, Pos. 2126) werden aufgegriffen, die Handlung wird zunehmend zäher. Quer durch alle Kapitel ziehen sich böse Blicke auf jene, die für den „verdammten Brexit“ (kindle, Pos. 666) gestimmt haben, den Klimawandel als „Märchen“ (kindle, Pos. 729) bezeichnen und an „Covidiotentreffen“ (kindle, Pos. 972) teilnehmen. Es geht um (Covid)Abstandsregeln und PCR-Tests, Integration von Flüchtlingen und politische Korrektheit, die Suche nach der Ursache für Hartmuts Gesinnungsänderung rückt mehr und mehr in den Hintergrund, ich erkenne den roten Faden nicht mehr und schon gar nicht die Botschaft, welche dieses Buch mir mitgeben möchte.


    „Ich glaube, das Outing hat eine therapeutische Wirkung. Seit ich es dir erzählt habe, fühle ich mich erleichtert.“ (kindle, Pos. 1180) Diese Aussage weckt in mir das Gefühl, dass sich die Autorin etwas von der Seele schreiben wollte, eine Lebenskrise aufarbeiten möchte. Leider hat mich dieser Roman nicht angesprochen, haben mich die Figuren nicht emotional berührt, viel eher bin ich auch nach der Lektüre noch darüber enttäuscht, dass nicht Jana und Hartmut im Zentrum stehen, sondern immer wieder die SARS-CoV-2-Pandemie. Lange genug haben entsprechende Maßnahmen unser Leben bestimmt, jetzt auch noch einen Roman darüber zu lesen, war nicht mein Plan. Hier hat – aus meiner Sicht – die Kurzinformation zum Buch versagt. 2 Sterne für Hartmuts Kindheit.



    Titel Gallwitz

    Autor Vera F. Schreiber

    ASIN B0D8TRZVZD

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Gebundenes Buch (256 Seiten)

    Erscheinungsdatum 17. Juli 2024

    Verlag ars vivendi


    ASIN/ISBN: B0D8TRZVZD

    Überarbeitet und neu aufgelegt im Verlag Tinte und Feder.


    Meine Rezension:


    Steinige Wege


    Ein Work & Travel-Arrangement führt die gelernte Tischlerin Sofie nach Island, da ihr Arbeitsplatz in Hamburg nicht mehr existiert und auch privat nicht mehr alles „rund“ läuft. Wie es der Zufall so will, fällt ihr ein Päckchen mit Notizen in die Hände, in dem sie sogleich neugierig zu lesen beginnt: die Zeilen scheinen sehr privat zu sein und ins Deutschland im Jahre 1936 zurückzuschweifen.


    Aha, typisches Konzept, denke ich mir zu Beginn, aber was auf den ersten Blick eine ganz durchschnittliche Geschichte werden dürfte, entpuppt sich immer mehr zu einer sehr berührenden Zeit- und Länderreise. Eng ineinander verflochten präsentieren sich Sofies Arbeits- und Urlaubsleben auf der nordländischen Insel und die immer bedrohlicheren Bedingungen für die jüdische Kaufmannsfamilie Rosenberg Ende der 1930er-Jahre im deutschen Lüneburg.


    Der Spannungsbogen beginnt eher flach, nimmt jedoch von Kapitel zu Kapitel stetig zu und lässt den Leser schließlich mit Tränen in den Augen zurück. Voller Gefühl schildert Autorin Karin Lindberg die einzelnen Ereignisse und man spürt förmlich, wie viel Herzblut in jede Szene geflossen ist. Detailgetreue Schilderungen lassen jede Zeit, heute wie damals, so plastisch und greifbar werden, so lebendig, als wäre man selbst mitten drin in einer Achterbahn aus höchstem Glücksgefühl und tiefgreifendsten Problemen. Beide Hauptfiguren – Luise und Sofie – sind als starke Frauen konzipiert, die ihren Weg gehen, auch wenn er steinig ist und von Schmerzen erfüllt.


    Wunderbar fügen sich die karge isländische Landschaft und die ganz im Gegensatz dazu stehende Herzlichkeit in die Handlung der Jetzt-Geschichte ein und auch im „Damals“ kann man diesen Familienzusammenhalt erahnen, selbst wenn Luise das anders erlebt hat. Die Vertrautheit der Autorin mit Kultur und Lebensweise Islands spricht aus jedem einzelnen Satz und vermittelt dadurch größtmögliche Authentizität, die keine theoretische Recherche wettmachen könnte. Und genau das lässt dieses Buch zu einer Geschichte werden, die so viel sehr Persönliches von Sofie preisgibt, ins Innerste blicken lässt und schließlich auch durch Luise eine Erinnerung wach werden lässt, ein Denkmal setzt für unzählige grausame Schicksale im Deutschen Reich.


    Nur auf den ersten Seiten harmlos daherkommende Lektüre, steckt unglaublich viel Emotion in diesem traurigen und zugleich Mut machenden Roman, der noch lange in meinen Gedanken nachhallen wird.



    Titel Das Mädchen im Nordwind

    Autor Karin Lindberg

    ASIN B0CW1CVN6N

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (573 Seiten)

    Erscheinungsdatum 16. Juli 2024

    Verlag Tinte & Feder


    ASIN/ISBN: B0CW1CVN6N

    Klappentext (Amazon):


    Im äußersten Norden Kameruns, wo der Klimawandel und die Angriffe von Boko Haram wüten, beschließt die fünfzehnjährige Faydé, ihr Dorf zu verlassen und nach Maroua zu gehen, um dort als Hausangestellte zu arbeiten und so ihre Mutter und ihre Geschwister unterstützen zu können.

    Faydé lernt die zermürbende Realität ihres neuen Arbeitsplatzes kennen und erfährt die offene Verachtung der Oberschicht gegenüber Menschen ihres Standes. Schnell erkennt sie die ungeschriebenen und gnadenlosen Regeln, die sie unter anderem zu einer potenziellen Beute für die Männer des Haushalts machen. Trotz der Widerstände kämpft Faydé gemeinsam mit ihren Freundinnen ums Überleben und um den Aufbau einer Zukunft.

    Lebhaft und liebenswert, manchmal verzweifelt, träumt sie von Erfolg, Freude oder Liebe. Wird es Faydé gelingen, sich in einer Gesellschaft durchzusetzen, in der ihr Schicksal vorbestimmt zu sein scheint?

    Djaïli Amadou Amal wirft mit Im »Herzen des Sahel« einen schonungslosen Blick auf die Lage der Frauen in Kamerun und beweist erneut, was für eine wunderbare Erzählerin sie ist.



    Meine Rezension:


    Nur Dienstboten


    Die fünfzehnjährige Faidé verlässt ihr ärmliches Dorf in Nordkamerun, um in der Stadt Geld zu verdienen, damit sie ihre Mutter und ihre jüngeren Geschwister unterstützen kann. Schon bald merkt das junge Mädchen, dass man auf Menschen wie sie herabsieht, Dienstboten wie Menschen zweiter Klasse behandelt, junge Hausmädchen oft Freiwild für die Männer im Haus sind. Eine schwierige Phase in Faidés Leben beginnt, zumal sie sich noch in den falschen Mann verliebt.


    Klimakrise, Boko Haram und eklatante Standesunterschiede baut Djaïli Amadou Amal in diesen sehr persönlichen Roman ein. Hauptsächlich geht es aber darum, wie ein junges Mädchen für sein Leben und Überleben sorgt und trotzdem immer wieder Prügel vor die Füße bekommt, weil in der Sahelzone andere Gesetzte gelten, keine Gleichberechtigung herrscht zwischen Arm und Reich, Christ und Muslim, Mann und Frau. Treffend beschreibt die Autorin Faidés Situation und führt dem Leser eine fremde Welt vor Augen. Trotz der sehr realistischen Szenen und der Tatsache, dass wahre Vorkommnisse Pate stehen für diese Geschichte, bleibt sie mir doch über weite Strecken fremd, kann mich das Schicksal der gut charakterisierten Figuren nicht wirklich berühren. Interessant und aufschlussreich ist sie aber allemal.


    Ein ungewöhnlicher Roman über den Überlebenskampf in Kamerun, wenn man zu den Ärmsten der Armen gehört, eindrücklich und informativ erzählt. 8 von 10 Sternen.



    Titel Im Herzen des Sahel

    Autor Djaïli Amadou Amal

    ASIN B0CP6F7TLK

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (252 Seiten)

    Erscheinungsdatum 30. September 2023

    Verlag Orlanda

    Originaltitel Coeur du Sahel

    Übersetzer Zum Winkel Ela


    ASIN/ISBN: B0CP6F7TLK

    Klappentext (Amazon):


    Träume, Liebe und der Erfindergeist einer Frau.


    Ostwestfalen, 1896: Katharina träumt von einem unbeschwerten Leben in der Stadt, denn als Tochter eines Landwirts weiß sie, was die täglichen Arbeiten auf dem Hof und für die Familie einer Frau abverlangen. Dann verliebt sie sich in den technikbegeisterten Carl, der mit ihrer Hilfe eine Milchzentrifuge entwickelt. Katharina erkennt als Erste, welches Potenzial in der Idee steckt. Doch Katharina und Carl müssen für ihr Glück und für den Erfolg ihres kleinen Betriebs kämpfen. Noch ahnen sie nicht, dass sie den Grundstein für eine bahnbrechende Erfindung gelegt haben, die das Alltagsleben von Millionen Frauen verändern wird …


    Die neue Saga von Erfolgsautorin Susanne von Berg um die Geschichte des bekanntesten deutschen Waschmaschinenherstellers.



    Meine Rezension:


    Die Milchzentrifuge


    Ende des 19. Jahrhunderts ist die Arbeit auf einem Bauernhof noch recht beschwerlich, vieles muss von Hand erledigt werden, vereinzelt vorhandene Maschinen sind fehleranfällig und unzuverlässig. So ist es nicht erstaunlich, dass Carl Thiele, der eigentlich für den Bau eines neuen Stalles auf den Zumwinkel-Hof gerufen wird, Katharina, der Tochter am Hof, über die Schulter schaut und überlegt, welche Maschine die Milchverarbeitung erleichtern könnte.


    Malerisch beschreibt Susanne von Berg die Situation beim Zumwinkel-Bauern, streng, aber familiär geht es hier zu, Knecht Thomas rechnet sich sogar Chancen aus, Katharina zur Frau zu nehmen und den Hof einst selbst zu führen. Bildhafte Szenen und gut vorstellbare Details sorgen für gute Unterhaltung, allerdings vermisse ich zuweilen die Glaubwürdigkeit: die Liebesgeschichte zwischen Katharina und Carl verläuft viel zu schnell, bei der Erfindung der neuen Milchzentrifuge gibt es kaum Rückschläge, auch die Firmengründung verläuft sehr glatt, um nicht zu sagen, naiv. Andererseits fließen doch auch gut recherchierte reale Begebenheiten ein ins fiktive Geschehen und lassen die Zeit um die Jahrhundertwende lebendig werden, eine Zeit des Umbruchs. Sympathische Figuren begegnen uns im kleinen ostwestfalischen Dorf, einige durchleben auch eine merkliche Entwicklung während der wenigen Monate, in denen wir sie begleiten dürfen - Monate, welche das Leben am Bauernhof sehr lebendig werden lassen mit Aufregungen, die nicht alltäglich sind.


    Auch wenn für mich so manche Einzelheit nicht ganz realistisch ist, handelt es sich um ein angenehm zu lesendes Buch, das uns ins ausklingende 19. Jahrhundert entführt. 7 von 10 Sternen.



    Titel Die Zeit der Frauen – Eine große Erfindung

    Autor Susanne von Berg

    ASIN B0CNPWBQ4K

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (413 Seiten)

    Erscheinungsdatum 15. Mai 2024

    Verlag Aufbau

    Reihe Die Alltagswunder-Saga


    ASIN/ISBN: B0CNPWBQ4K

    Meine Rezension:


    Kinderzeichnungen


    Mallory, eine ehemalige Drogensüchtige, wird für einen Sommer lang das Kindermädchen des fünfjährigen Teddy. Er malt gerne, aber immer öfter verstörende Bilder mit Mordszenen. Während Mallory alarmiert ist, tun seine Eltern das als „Phase“ ab.


    Eher ruhig beginnt dieser Thriller, im Laufe der Handlung kommt zwar Spannung auf, wirklich gruselige oder gar nervenzerreißende Szenen gibt es aber nicht. Trotzdem ist die verrückte Geschichte kurzweilig und unterhaltsam, gut in den Text eingeflochten sind die Kinderzeichnungen. Im gesamten Verlauf gibt es nur wenige Figuren, diese sind gut vorstellbar charakterisiert und geben zum Teil mit ihrem Verhalten bis zum Schluss Rätsel auf. Immer wieder gibt es Wendungen, mit denen man so nicht gerechnet hat. Legenden über Tote und übernatürliche Sequenzen passen gut in die mystisch angehauchte Grundidee, das Ende des Ganzen ist jedoch weniger glaubwürdig und ernüchternd. Der endgültige Abschluss in einer Art Briefform hingegen gefällt mir wiederum sehr gut.


    Mit gemischten Gedanken blicke ich auf „Schlafenszeit“ zurück, der überwiegende Teil hat mich aber gut unterhalten. Nicht ganz so unheimlich, wie erwartet, durch die Figurenwahl aber durchwegs interessant, kann ich „Schlafenszeit“ auf jeden Fall empfehlen. 8 von 10 Punkten.



    Titel Schlafenszeit – Albträume erwachen, wenn diese Tür sich schließt

    Autor Jason Rekulak

    ASIN B0CKWFK317

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (464 Seiten)

    Erscheinungsdatum 31. Mai 2024

    Verlag Piper

    Originaltitel Hidden Pictures

    Übersetzer Peter Beyer



    ASIN/ISBN: B0CKWFK317


    Nach Johanna etwas komplett anderes: "Schlafenszeit" von Jason Rekulak.


    Mallory, eine ehemals Drogensüchtige, wird für einen Sommer das Kindermädchen des fünfjährigen Teddy. Er malt gerne, aber immer öfter verstörende Bilder mit Mordszenen. Währen Mallory alarmiert ist, tun seine Eltern das als "Phase" ab.

    Anfangs noch recht ruhig, aber trotzdem fesselnd. Wenige Figuren, sehr lebendig vorgestellt, beherrschen die Handlung. Die Bilder des kleinen Teddy zwischen den Textseiten sind großartig. Ich bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht.


    ASIN/ISBN: B0CKWFK317

    Klappentext (Amazon):


    Die 13-jährige Johanna kommt voller Hoffnung auf eine Ausbildung in ein kleines niederösterreichisches Dorf. Doch dort angekommen, muss sie auf einem Bauernhof arbeiten, unentgeltlich und unter katastrophalen Bedingungen. Johanna teilt das Schicksal vieler unehelicher Mädchen im Österreich der 1930er-Jahre, das geprägt ist durch Armut, politischen Unruhen und den aufkommenden Nationalsozialismus. Renate Welsh erzählt einfühlsam und ergreifend über Johannas Leben und verknüpft es mit dem Schicksal einer ganzen Generation. Anlässlich der ebenfalls im April 2021 erscheinenden Fortsetzung »Die alte Johanna« wird der Jugendbuchklassikers, der das Leben einer bemerkenswert starken und mutigen Frau resümiert, in einer liebevoll neu gestalteten Ausgabe wieder verfügbar gemacht.



    Meine Rezension:


    Die Dirn


    Die dreizehnjährige Johanna, unehelich geboren, bei einer Ziehfamilie aufgewachsen, verlässt um 1930 das kleine Dorf nahe Güssing im Burgenland, um über den Semmering nach Niederösterreich zu fahren und dort Schneiderin oder einen anderen Beruf zu erlernen. Tatsächlich jedoch landet sie als Dirn (Magd) auf einem Bauernhof und wird gegen ein Bett in der Kammer der Bauerstochter und ein karges Mahl zu allerhand anstrengenden Arbeiten in Haus und Stall herangezogen.


    Nüchtern im Schreibstil handelt Renate Welsh diesen Roman ab und vermag es dennoch, mit jedem Satz, mit jeder Szene, das Herz des Lesers zu berühren. Aber genau so war es damals, vor hundert Jahren, als uneheliche Kinder nichts zu wollen hatten. „Das wäre ja noch schöner, wenn ledige Kinder schon was wollen dürften!“ (kindle, Pos. 259). Ungern fügt sich Johanna in ihr Schicksal, hadert damit, dass sie von der Mutter „hergeschenkt“ worden ist, irgendwann nur noch ein „so was“ ist für die Nachbarn, nicht einmal mehr „so eine“ (Uneheliche). Trostlos, aber doch voller Lebendigkeit, schildert Welsh, wie es Johanna und Ihresgleichen ergangen ist, zeigt Bilder von blutigen Händen durch schwere Arbeit, Bilder von schweren Herzen durch die Einsamkeit. Ausgezeichnet gelingt eine sehr realitätsnahe Darstellung des Lebens in den 1930er-Jahren, welche überschattet ist von Standesdenken, hartem Schaffen und Entbehrungen. Trotz allem Ungemach kann Johanna durchhalten, kann sich ihre Träume und Ziele stets vor Augen bewahren, auch wenn es nicht immer einfach ist.


    Ein willensstarkes Mädchen in schwierigen Zeiten, eine einfache Dirn am Rande der Gesellschaft, eine, der nichts zusteht, die aber allen Widerständen zum Trotz ihren Platz sucht. Ein lesenswertes Buch, nicht nur für Jugendliche! Ich empfehle „Johanna“ nach bewegenden Lesestunden sehr gerne weiter und bin natürlich neugierig auf den Folgeband „Die alte Johanna“. Fünf von fünf Sternen!



    Titel Johanna

    Autor Renate Welsh

    ASIN B093Y27QRD

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (256 Seiten), TB und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 21. April 2021

    Verlag Czernin



    ASIN/ISBN: B093Y27QRD

    Ich lese gerade Johanna von Renate Welsh.


    Es geht um die 13jährige Johanna, unehelich geboren, welche um 1930 ihre Ziehfamilie im Burgenland verlässt und über den Semmering nach Niederösterreich geht, um Schneiderin oder einen anderen Beruf zu lernen. Tatsächlich allerdings landet sie als Dirn (Magd) auf einem Bauernhof.


    Beeindruckende Szenen, authentische Stimmung, realistische Gegebenheiten - bisher gefällt mir das Buch wirklich gut.


    ASIN/ISBN: B093Y27QRD