Meine Meinung:
Ich habe weiß Gott schon sehr viele historische Romane gelesen, aber Dorothy Dunnett gehört zu den wenigen Autorinnen des Genres, die sich einzigartig nennen dürfen.
DD zieht den Leser mitten in ihre Geschichte, lässt ihn dabei aber über die Vergangenheit der Protagonisten zunächst im Dunkeln und liefert die wichtigen Details nur nach und nach. Hinzu kommt, dass sie die Figuren meist nur aus Sicht der anderen Darsteller beschreibt und somit beim Leser leicht ein falsches Bild entstehen kann. Es sind oft nur versteckte Kleinigkeiten, die Aufschluss über den wirklichen Charakter, die Gedanken oder die Intentionen der Figuren geben und deshalb ist es ratsam, sorgfältig und manchen Abschnitt 2 oder 3 Mal zu lesen, denn in DDs Roman ist fast nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint.
"Niccolòs Aufstieg" ist ein sehr spannender Roman, bei dem man nach kurzer Zeit jeden Satz argwöhnisch beäugt und dabei dann auch die eigenen Gedanken mehrmals über den Haufen wirft. Es ist also kein 08/15-Roman und keine seichte Berieselung, sondern eine echte Herausforderung, der man sich stellen kann, um am Ende (vielleicht) festzustellen, dass man doch das ein oder andere Mal mit den Gedanken richtig gelegen hat und somit der Autorin auf die Schliche gekommen ist. Obwohl der Roman in sich abgeschlossen ist, bleiben doch einige Fragen offen und ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen und auf ein Wiedersehen mit Nicco & Co (und hoffentlich Jordan de Ribérac :grin).
Unbedingt erwähnenswert ist aber auch die eindrucksvolle Kulisse sowie die wunderschöne Sprache und der Humor der Autorin: "Katelinas Vater hörte selten zu, wenn seine Frau etwas sagte. Eine Gewohnheit, die nicht unbeträchtlich zu seiner Liebenswürdigkeit beigetragen haben musste, wie Katelina oft dachte." Köstlich!
Vielen Dank an dieser Stelle auch an Klett-Cotta!
Hoffentlich hat dieses mutige Projekt den Erfolg, den es verdient.
Viele Grüße
Kalypso