Beiträge von Rita

    @ Snock Yellhardt


    Wenn das gedruckte Buch endlich eintrudelt - hm, was fühle ich?


    Den Erstling konnte ich nicht mehr sehen, als er eintraf! Zehnmal umgeschrieben, zum Schluss hatte ich nur zweieinhalb Tage für die gesamte Druckfahne und musste 14 Stunden am Stück, manchmal im Stehen, weil ich nicht mehr sitzen konnte, Seite für Seite, Satz für Satz, Wort für Wort exakt durchackern, um nur keinen Tippfehler zu übersehen. Ich sage euch, ich war bedient. Dadurch, dass man es zum Schuss extrem kritisch vornehmen muss, steht man plötzlich seinem "Baby" ungewollt distanziert gegenüber.


    Also, ich hielt mein allererstes Buch in Händen und war bedrückt. Zu der Zeit befand ich mich längst mitten im Schreiben des zweiten Krimis, der um Längen besser war und erkannte, dass mein Erstling Schwächen hatte. Ich musste ein paar Tage später bereits meine allererste Lesung halten und suchte panisch nach halbwegs akzeptablen Passagen, die ich präsentieren konnte. Hihi... nach weiteren Tagen, vor allem nach dem großartigen Erfolg der Lesung, legte sich das Gefühl aber sehr schnell.


    Trotzdem bin ich bis heute mit Nummer eins nicht ganz zufrieden. Aber das ist wohl der Lauf des Lebens.


    Beim "Grandhotel" ist nun alles ganz anders. Damit gehe ich aufrecht durch die Welt und sage allen: Hey, schaut her, das ist ein wirklich gutes Buch! Lest es! Es wird euch gefallen! Ich bin stolz auf meine Arbeit, aber ebenso meinem Lektorat dankbar, das mir geholfen hat, "laufen zu lernen". Bei diesem Buch hat mir sogar jeder Korrekturdurchgang Spaß gemacht. Wenn mir jetzt etwas passieren würde und ich nie mehr schreiben könnte, wäre ich trotzdem zufrieden. Na ja... um das noch ungeborene neue Projekt wäre es aber doch schade ;-)


    @ Tom. Durch Buchhandlungen streife ich weniger. Da hatte ich vor der ersten Veröffentlichung solch ein Horrorerlebnis, dass ich zunächst dachte, ich betrete nie wieder eine! Der damalige Buchhändler meines Vertrauens, ein kauziges Original, verdrehte nur die Augen, als ich ihm gestand, dass demnächst mein erster Krimi erscheint und er sogar darin vorkommt. "Lieber Himmel!", seufzte er. "Noch so eine Autorin, die ab jetzt ständig in meinen Laden kommen wird um nachzusehen, ob ihr Buch gut plaziert ist, und die dann heimlich ihre Bücher nach vorne räumt!" Tue ich nicht! Das machen die Buchhändler hier vor Ort ganz alleine :lache

    Oh, Bücherkäfer, ich kann dir in gewisser Weise nachfühlen. Ab und zu hat bestimmt so mancher Autor diese Phase. Die kommt gleich nach "was ich schreibe, ist banal".


    Deshalb lese ich keine Krimis mehr und fürchtete schon, ich sei leicht plemplem, bis ich erfuhr, dass es sehr vielen Krimiautoren so geht. Beim "Grandhotel" dachte ich, ich fall in Ohnmacht, als ein Kollege - noch dazu aus der Nähe - in seinem Krimi ebenfalls einen Aktenkoffer voller Geld ins Spiel brachte. Hilfe! Da war meiner schon im Lektorat.


    Allerdings habe ich in meinem Genre die Unschuld verloren, weiß ziemlich bald, wie der Hase läuft und dann macht mir das Lesen einfach keinen Spaß mehr.


    Vergleichen und sich von der Genialität der anderen verunsichern zu lassen bringt allerdings gar nichts. Ich halte mir immer wieder meine Auflagenzahlen vor Augen. Das sind doch alles Leute, die meine Bücher vollkommen freiwillig kaufen und lesen, weil sie ihnen Spaß machen und sie sie spannend und gut finden, egal, was ich selbst in grüblerischen Augenblicken von meinen Werken halte oder dass es so viele "bessere" Bücher auf dem Markt gibt. (Es gibt auch genügend schlechtere Bücher, die sich besser verkaufen als meine, das gibt mir dann schon eher zu denken.)


    Tom gebe ich in dem Recht, was er über den eigenen Stil schreibt. So ist das eben. Ich weiß, ich werde niemals einen Literaturpreis gewinnen, dafür aber viele Leute auf der Straße glücklich machen, weil sie meine Sprache verstehen.


    Besonders beglückend finde ich es, wenn ich in einem genrefremden Buch einen besonderen Kniff des Autors entdecke: Wie er in kurzen Strichen eine Nebenfigur zeichnet, wie er sein Werk angelegt hat, warum er mit diesem Satz anfängt, oder wie er seine Dialoge wie ein Bergquell sprudeln lässt. Aus solchen Passagen lerne ich viel und empfinde eher Bewunderung als Verunsicherung.


    Ich gehöre allerdings auch zu denjenigen, die grundsätzlich deutlich weniger lesen, seitdem sie Bücher schreiben. Das liegt aber wohl daran, dass ich mir Freizeit nicht mehr gönne, weil mir immer das schlechte Gewissen im Nacken sitzt, ich hätte in dieser Lese-Stunde ja selbst eine Seite schreiben können. Das kriege ich aus meinem Kopf nicht raus.

    Hallo Wanderfreunde,


    für mich gibt es nichts Schöneres, als in Südtirol zu wandern. Stundenlang hinauf, dann die Belohnung des freien Blicks bei einer Vesperpause auf einer Hütte, anschließend droben eine angenehme Tour auf ebenen Pfaden mit immer wieder hinreißendem Panorama, spätnachmittags wieder hinab ins Tal (die größte Herausforderung für mich, weil ich in Sessel- oder Kabinenliften Todesängste ausstehe) und abends wunderbares italienisches oder südtiroler Essen ohne Reue genießen.


    Uahhh, wenn ich könnte, wäre ich morgen dort!


    Babyjane, so wie dir ging es mir bei meiner ersten Tour in Südtirol. Da hatte ich Ahnungslose vorher noch zwei Stunden Tennis gespielt... Weg und Tag hörten danach einfach nicht mehr auf.

    Hat jemand den Tatort heute gesehen? Margarethe von Trotta in Höchstform, fand ich. Die Bilder sehr bewegend, auch wenn der Plot... naja... aber das war egal. Es ging um die kleinen Gesten, die Gegenlichtaufnahmen, die Mimik. Großartig.

    Hallo Batcat,


    gestern Abend bin ich aus dem Urlaub zurückgekehrt und habe mich sehr gefreut, deine Meinung zum "Grandhotel" zu lesen.
    Danke auch für den Link zum Mordfall Pagenhardt. Das war sehr aufregend für mich: Die Zeitungen - bis hin zur Bildzeitung - riefen mich im Urlaub auf dem Handy an, einmal stand ich mitten auf einer Kuhweide und musste ein Interview geben...
    Dabei hatte ich im Vorfeld richtig Angst, der Schuss könnte nach hinten los gehen. Das Namensrecht ist ja mittlerweile für Autoren der blanke Horror. Beim ersten Anrufer fürchtete ich, Pagenhardt-Nachkömmlinge hätten mich wegen der Nennung des echten Namens verklagt.
    Nun, Ende gut, alles gut.
    Aber eines habe ich gelernt: Ich werde nie, nie, nie mehr ohne Laptop verreisen.

    Dramatische Wende:


    Drei Wochen nach Erscheinen des Krimis ist heute der im Buch erwähnte reale Mordfall Pagenhardt gelöst worden. Er ist fast elf Jahre ungeklärt gewesen.


    Eine schönere Werbung kann man sich Autorin nicht wünschen. :-]


    Ich dachte, das könnte euch interessieren.

    Man kann die saure Sahne, Creme fraiche, Milch oder Sahne in den Rezepten auch durch Kokosmilch ersetzen. Curry und etwas Ingwer dazu, und selbst ein eingefleischter Kürbisverachter wird das mögen. (zweifach getestet) ;-)

    Ich bewerte Texte zum ersten Mal. Aus dem Bauch. Und wünsche mir, dass es konstruktiv rüberkommt.


    Engelsgesicht:
    War mir etwas zu oberflächlich, zu distanziert. Innerer Monolog beim Anblick der Wunde hätte gut getan.


    Coming in:
    Originelle Sprache, aber inhaltlich hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht. Entweder gesteht er sich, auch sexuell angezogen zu sein, oder Marko hat etwas anderes zu bieten als die Homosexualität.


    Schlüsselerlebnis:
    Sorry, durch das versale ER war klar, was gemeint ist, und dann war es nicht sehr spannend.


    Von Männern und Schafen:
    Beim ersten Durchlesen war ich entsetzt. Auch darüber, dass dieser Text (Thema) hier tatsächlich zur Bewertung frei gegeben wurde.
    Noch mal gelesen und gemerkt, wie die Geschichte mich mitnahm und mich beschäftigte. Mühelos werden etliche Problemfelder angesprochen, ohne klischeehaft plump zu wirken. Eine klare, kraftvolle Sprache, die kein (Feigen-)Blatt vor den Mund nimmt. Perspektive stimmt, Gefühl stimmt. Und dann diese unappetitliche „Schäferei“: Ein wahres Schlüsselerlebnis, das ihr Leben veränderte, als sie 13 war. Gut gemacht!
    Zur Kritik der Vorschreiber: Wenn Charlotte sich mit 17 entschließt, den Hof einmal zu übernehmen, heißt das ja nicht, dass sie es sofort umsetzt. Wann der Vater stirbt, ist für mich nicht ersichtlich. - Und die Mutter wurde wohl nicht ermordet, sondern war Opfer einer Abtreibung.


    Konstruktive Kritik:
    Witzig, intelligent, penetrant, sprachlich spielerisch. Prima.


    Die Gabe:
    Der Schluss ist nicht originell genug. Vielleicht hätte es der Geschichte gut getan, den inneren Konflikt auszuarbeiten, hier die Neidgefühle - dort kommen die Ziegel, und dann den Auslöser, warum die Ziegel umgeleitet werden müssen und können. Und wenn schon DIESER Schluss, dann lass den Kerl bitte leiden. Erst ist er sicher, dass er den Lastwagen umleiten kann, dann das Erschrecken, dass es nicht geht, und dann die Erkenntnis, dass die Gabe nur bei anderen wirkt. Schick die Gabe bitte nicht in Urlaub, das ist zu einfach.


    Geflüster:
    Uh, puh, Klein-Luzie, da war eigentlich schon aus. Ich bin der Ansicht, dass Bestseller einem nicht im Traum erscheinen und eingeflüstert werden, sondern dass sie Ergebnis harter Arbeit sind. Auch der Stil deutet eher auf eine Bestseller-Autorin im Romance-Genre hin…


    Du und ich:
    Hätte ich vor zwanzig Jahren vielleicht anders gesehen und bewertet. Jetzt bin ich aus dem Frauen-Dingens raus.


    Dazugehören:
    Hier hat jemand der Jugend aufs Maul geschaut, das ist gut und passt. Aber vom Inhalt ist die Geschichte zu durchsichtig. Könntest du Stefan bitte ein klitzekleines schlechtes Gewissen, eine Vorahnung mitgeben? Ich würde ihn seinen Leichtsinn während des Unfallgeschehens bereuen lassen, ihn beten lassen, es rückgängig machen zu können – und ich würde im letzten Absatz alles zwischen dem ersten und dem letzten Satz streichen.


    Der Fotograf:
    Hm. Warum diese Überschrift? Wo ist das Schlüsselerlebnis? Dieses Gespräch werden sie doch wohl schon tausendmal geführt haben. Warum entscheidet er sich ausgerechnet jetzt so?


    Der Schlüssel:
    Hach, ich wollte immer schon mal so unbeschwert Reime aus dem Ärmel schütteln. Fand ich total nett.


    Herr Streiber:
    Dazu fällt mir nichts ein. Ich kann seinen plötzlichen Sinneswandel und seine nachfolgende selbstmörderische Reaktion nicht nachvollziehen.

    Liebe Büchereulen!


    Das Ambiente ist so schön, dass ich es euch einfach mitteilen muss:


    Meine Premierenlesung zu "Mord im Grandhotel" findet am Dienstag, 2. Oktober, um 19 Uhr am Originalschauplatz, nämlich im altehrwürdigen, noblen Brenner's Parkhotel in Baden-Baden, Schillerstr. 2, statt. Der Eintritt ist frei. Anmeldung wäre nett unter Tel. 07221-301380


    Ich würde mich freuen, wenn jemand von den Eulen in der Nähe wäre und vorbeikäme.

    Zuerst habe ich gekichert, und mir gedacht, na, nun sind nach den Ostfriesen und den Blondinen eben die Azubis dran, aber dann fiel mir ein, dass ich Mitschnitte ähnlicher Gespräche vor kurzem in der ZDF-Sendung "Die Reporter" erlebt habe. :yikes Das ist ja schon "voll krass". Leider landet die Frage, ob und wie man etwas ändern könnte, in beklemmender Ratlosigkeit.

    Oh wie schön, jetzt habe ich nach Caren Löwners "Kleinen Ostholsteiner Geschichten" schon ein zweites Buch, das ich im Urlaub auf Fehmarn, sozusagen am Tatort, lesen werde. In zwei Wochen geht es los! :-)


    Danke für die schöne Rezension, Voltaire, und für deine Zweitmeinung, Geli!

    Hallo MaryRead,


    ehrliche Antwort? Nun, etwas anderes kann ich sowieso nicht...


    Ich habe versucht, mich gewählt auszudrücken, als ich schrieb, ich habe mich gesteigert. Dennoch überrascht es mich, dass hier im Ort beispielsweise ein Buchhändler darauf schwört, den Einsteigern Band eins in die Hand zu drücken mit den Worten: "Hier im "Paradies" begann alles, hier werden die Charaktere angelegt." Ich bin natürlich mit meinen Personen längst weitergewandert und sage: "Hier, im "Grandhotel" schicke ich sie durch alle Höhen und Tiefen, die es für sie gibt." Das wäre in den vorherigen Bänden rein thematisch nicht möglich gewesen. Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass die umgekehrte Reihenfolge auch ihren Reiz hat.


    Was soll's, ich signiere alles! ;-)


    Freue mich auch aufs Treffen und darauf, dich und ganz viele andere Eulen kennenzulernen.


    Edit: bin zweimal beim Antworten rausgeflogen und dann war plötzlich die Anrede weg.

    Danke Voltaire, fürs Soufflieren ;-) . Ich denke, wenn man alle drei gelesen hat, antwortet man so, und das ist auch gut.


    Ich habe aber bewusst so gearbeitet, dass man jederzeit ganz problemlos einsteigen kann, denn ich selbst hasse nichts mehr, als das Gefühl zu haben, mich in einem Buch nicht zuechtzufinden, weil die Akteure über irgendwelche alten Sachen aus vorherigen Büchern reden oder kichern. Wie Herr Palomar schon schrieb, kann man sich im "Grandhotel" als Einsteiger wunderbar zurechtfinden. Selbst die Feinheiten (schafft Gottlieb es endlich, mit dem Rauchen aufzuhören?) kommen, meine ich, gut rüber, allerdings leidet man natürlich mit ihm mehr mit, wenn man ihn schon länger kennt. Das tut dem Buchgenuss aber keinen Abbruch. Es sind alles abgeschlossene Abenteuer.
    Ich kann also guten Gewissens empfehlen, gleich mit dem "Grandhotel" zu beginnen, zumal ich mich auch bemüht habe, mich von Buch zu Buch zu steigern.