Ach, das tut gut. So viele tolle Kritiken - und ich habe bis eben nichts davon mitbekommen. Was müsst ihr nur von mir denken. Ich habe nicht mal auf dem Eulentreffen auch nur einen Pieps darüber verloren. Verzeiht und glaubt mir, ich wusste nicht, was hier los ist. Keine Ahnung, warum mir eure Beiträge durchgerutscht sind. Habe mich nur gewundert, warum das "Paradies" plötzlich so gut verkauft wurde.
Hier war ja auch die Frage nach den autobiographischen Zügen, Beo! Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was du meinst. Mary Read wollte das wissen, und ich habe nicht geantwortet, SORRY!
Also, schwere Frage, denn natürlich ist alles, alles, was ein Autor je schreibt, in gewisser Weise autobiographisch, das heißt, es entspringt seinen ureigenen Erfahrungen und Gefühlen. Jede Person ist so gesehen ein Teil von mir, und eigentlich ist Gottlieb mein alter ego. (Ich habe euch doch gesagt, dass ich eigentlich ein Mann bin :lache) Mit Lea hatte ich lange Probleme, weil mir klar war, dass man sie mit mir am stärken in Verbindung bringen wird. Das Verhältnis zu ihr entkrampft sich eigentlich erst im "Grandhotel".
Meine Personen denke ich mir aber vollständig aus. Das erfordert lange Vorarbeiten, ich suche nach Schrullen, Vorlieben, Charakterzügen, die zueinander passen, schreibe ihre Lebensläufe auf und lasse sie Tagebücher führen. Nur für Frau Campenhausen wurde ich durch eine Nachbarin inspiriert. Und für Leas Sporterfahrungen bin ich auch schon mal zwei Jahre um die Klosterwiesen gejoggt.
Natürlich habe ich früher leidenschaftlich geraucht und weiß, wie man nach einer Zigarette giert, wenn man aufgehört hat - auch wenn es bei mir bereits 25 Jahre her ist.
Ich war in meinem früheren Leben Journalistin und dachte mir, warum soll ich meine Erfahrungen nicht einbauen. Sie sind erheblich authentischer als würde ich Lea eine Staatsanwältin spielen lassen (auch das habe ich in meinen Schreib-Anfängen versucht, hat für meine Ansprüche nicht funktioniert.) Allerdings war ich Gerichtsreporterin, drückte mich in der Regel auf harten Holzbänken herum und schlug mich anschließend mit den Kolllegen um die angemessene Zeilenzahl (meine Artikel waren immer zu lang, und sie stöhnten, ich solle doch Romane schreiben) [SIZE=7]Dass es Riesenprobleme gibt, wenn man selbst in Ermittlungen eingreift, während man ausgerechnet mit einem Polizisten verheiratet ist, weiß ich ebenfalls aus eigener Erfahrung - aber das ich nichtöffentlich[/SIZE]
Dass meine Lea aus Würzburg nach Baden-Baden zieht, wurde erst sehr spät geändert. In der Urfassung kam sie aus Frankfurt, um mögliche Assoziationen der Leser zu umgehen.
Uff - langer Sermon. Ich hoffe inständig, dass ich meine Scharte mit dieser Antwort ausgewetzt habe.
Zum "Paradies" stehe ich ja etwas zwiespältig, weil ich, schon als es auf den Markt kam, an der "Rennbahn" schrieb und merkte, dass ich das alles noch viel besser kann. Und nun, seitdem mein geliebtes "Grandhotel" herausgekommen ist, geniere ich mich manchmal etwas über meine Anfänge. Eure Meinungen aber haben mich jetzt sehr getröstet und mir Mut gemacht. Dankeschön!