Spät in der Nacht bin ich heute mit "Das Lächeln der Fortuna" fertig geworden und ich möchte nach jedem gelesenen Buch ein Abschlussfazit ziehen (vielleicht hilft es jemandem, für sich das richtige Buch zu finden, würde mich freuen).
Damit das ganze nicht in eine Art Lobeshymne oder einen puren Verriss ausartet, möchte ich neben drei positiven Punkten auch immer drei negative Punkte anführen. Je nachdem, wie mir das Buch gefallen hat, fällt die ein oder andere Seite halt stärker ins Gewicht. Daneben gebe ich danach noch eine Punktzahl zwischen 0 und 5 Punkten...
Positiv:
+ Es gibt im ganzen Buch keinen Charakter, der durch und durch schlecht ist und keinen, der durch und durch gut ist. Jeder Protagonist zeigt sowohl menschliche als auch unmenschliche Züge, die bei unterschiedlichen Personen unterschiedlich stark in die eine oder andere Richtung ausgeprägt sind. Dennoch bekommt man oft auch mit den Bösewichten Mitleid und empfindet für die Guten Wut. Sehr schön.
+ Die Geschichte erscheint mir durchweg plausibel und wirkt gut recherchiert (ich schreibe wirkt, weil ich geschichtlich in diesem Zeitraum nicht sonderlich bewandert bin und nur erahnen kann, dass die historischen Hintergründe größtenteils stimmen)
+ Das Buch ist trotz seiner komplexen Figurenkonstellationen leicht zu lesen, da es keine rückwirkenden Zeitsprünge gibt und offene Spannungsmomente recht schnell wieder im nächsten Abschnitt geschlossen werden, ohne dass man sich dann erst wieder seitenlang mit Nebenschauplätzen beschäftigen muss.
Negativ:
- Einige Namen werden doppelt in verschiedenen Generationen vergeben. So mag es zwar Sitte gewesen sein, seinen Nachfahren die Namen der eigenen Väter, Großväter, Mütter etc. zu geben, das macht es für den Leser aber nicht immer einfach zu sehen, welche Generation gerade gemeint ist. Gerade im Fall vom Oberbösewicht Mortimer ist das ein Problem, wo dessen Sohn doch im Grunde seines Herzens ein Guter ist. Von welchem Mortimer reden wir jetzt also gerade?
- Das Ende wirkt meiner Meinung nach etwas überhastet. Rebecca Gablé scheint sich nach 1200 Seiten gesagt zu haben, so langsam könnte man mal zum Ende kommen und so entsteht leider nicht mehr als ein solides Ende. Für meinen Geschmack etwas zu wenig Dramatik, dafür aber auch nicht mit Gewalt auf die Tränendrüse. Kann für manche vielleicht sogar ein Pluspunkt sein.
- Die Reisen, die in dem Buch gemacht werden, verlaufen zu oft in einem Kreislauf. Gerade der Hauptcharakter klappert quasi in schöner Regelmäßigkeit seinen Heimatort, sein Lehen, die Herrschaftsbereiche seines Fürsprechers und den Sitz seines Königs ab. Gelegentliche ferne Reisen in Kriegsgebiete (England gegen Frankreich / England-Spanien gegen Frankreich / Englang gegen Frankreich-Schottland) spielen eine untergeordnete Rolle. Dieser regelmäßige Kreislauf wirkt auf Dauer etwas ermüdend. Hier wäre es gerade gegen Ende des Buches schöner gewesen, wenn er mal länger an einem Ort hätte verweilen können. Glücklicherweise wird nicht jedes Mal die Reise geschildert, sondern es heißt kurz und knapp, wo sich die Handlung gerade wieder abspielt.
Insgesamt ist "Das Lächeln der Fortuna" für mich ein hervorragender historischer Roman, der sich mit einer Größe wie Ken Folletts "Die Säulen der Erde" durchaus messen kann. 5/5 Punkte.