Beiträge von dschun

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    Original von Gruselinchen
    Also da weißt du schon mehr als ich... :sehrverdaechtig dabei dachte ich immer hier wäre ein keusches, jugendfreies Bücherforum! :wow


    Das ist freilich nicht sonderlich verdächtig, es hat wohl eher mit dem Alter zu tun :-)

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    Original von Linda
    Was mir auffällt: es sind meistens Männer, die gerne digital lesen. [...] So sind es in erster Linie Männer, die eBooks kaufen und lesen. Hm... :gruebel


    Vor ein paar Jahren habe ich mal einen guten Bekannten getroffen, der mir seinen Palm-Pilot zeigte (noch monochrom!) und meinte, gerade Dan Browns Sakrileg darauf zu lesen und es sehr schätze. Ich konnte es nicht glauben, aber er schien wirklich kein Problem damit zu haben, virtuell zu blättern. Sonst hab ich bis jetzt noch niemanden kennen gelernt, der e-Books kauft und liest. Vermutlich werden die Männer (sagen wir: Technikfreaks) die Vorreiterrolle übernehmen.


    Vielleicht sollte man eine Umfrage starten, wer denn hier e-Books liest?!

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    Original von Nicole
    Simmer mal ehrlich: der Mythos Hemingway beruht weniger auf seinem Werk als auf seinem Leben (und Sterben) und nicht zuletzt auf diesem Zug an ihm, den wir heute wohl mit "Coolness" umschreiben würde.


    Zum Thema "Veröffentlichung" ist (von meiner Seite) nun genug gesagt worden, hierzu gibt's keinen Kommentar.


    Wenn mich aber etwas heiß macht, dann ist es das, wenn man Menschen runtermacht, um von seinen eigenen Schwächen abzulenken. Heutige Künstler können alleine aufs Klo gehen und erzählen darüber lang und breit und lächeln verächtlich über jene, die vermutlich mehr Wagnis in ihrem Leben genommen haben, als alle Forums-Teilnehmer zusammen (mich eingeschlossen).



    Gibt's eigentlich schon einen Beitrag über die "Büchereule.de"-Triade? Wenn nicht, dann wird's mal Zeit, oderrr?

    Die Entwicklung wird sich wohl nicht aufhalten lassen. Vermutlich wird es früher oder später dazupassende "Software" geben, also Bücher, die auf die User zugeschnitten sind. Zum Beispiel Sachbücher im Bereich IT oder Wissenschaft. Wie flashfrog ja bereits sagte, das "seelenlose" Ding hat seine Vorzüge, wenn man viele Bücher durcharbeiten muss.


    Hier schließt sich auch der Kreis zum Thread "Veröffentlichung ... muss das sein" - ein virtuelles Buch zu erstellen kostet am Ende nur den Bruchteil jenes Betrages, den man für eine Kleinauflage im Papierforamt hinblättern muss. Und wenn es Schrott ist, dann löscht man es einfach und muss sich nicht mit Altpapier herumplagen.

    Unersättlich ist sie, diese Fröschin. Ja, in ein paar Jahren wird's so ein Wunderding geben. Vermutlich von Apple ;-)


    Im Übrigen bin ich der König des Threads - weil Themenstarter. Ja, ja. Jetzt hoff ich mal, dass der Starter bei den arktischen Temperaturen nicht versagt ...

    zu guter Letzt, ein kleines Ratespiel, um mich von diesem Thread zu verabschieden (in meinem Comic ist alles gesagt):


    Im Jahre 1923 veröffentlicht der Verleger Robert McAlmon das Buch seines amerikanischen Freundes Three Stories & Ten Poems in einer Auflage von gerade mal 300 Stück. Nun stellt sich die Frage, wer könnte der bekannte Autor und spätere Literaturnobelpreisträger sein und, weit spannender, wie viel Geld könnte man für eines dieser Exemplare mit Widmung wohl verlangen, fände man es am Dachboden, in einer Truhe?


    Der Autor heißt


    a) F. Scott Fitzgerald


    b) Ernest Hemingway


    c) Ezra Pound


    Der Sammlerwert beträgt (lt. Monsieur Troller):


    a) $ 1.250,-


    b) $ 12.500,-


    c) $ 125.000,-

    Zugegeben, das haptische Gefühl, das ein Buch beim Blättern auslösen kann, werden solche Geräte nie zustande bringen, aber sie haben nun mal einen Vorteil: du kannst dir eine Bibliothek zusammenstellen und überall hin mitnehmen.


    Man stelle sich vor, du arbeitest an einem Buch irgendwo in der Pampas - ohne, dass du deine hauseigene Bibliothek mithast - dann kannst du dir jedes Buch ruckzuck raufladen und lesen/durchsuchen. Im Prinzip funktioniert es ja schon mit der Gutenberg.de-Seite und einem Laptop.


    Für das Genusslesen, ja, dafür ist es ungeeignet, da hast du freilich Recht.

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    Original von flashfrog
    Ich bemühe mich allerdings, wenn ich in einer intensiven Schreibphase bin, nur "gute" Literatur zu lesen, weil das, was ich lese oft unbemerkt auf das, was ich schreibe, abfärbt. (Kennt ihr das?)


    Nicht nur die Literatur färbt auf das Geschriebene ab, sondern alle Umwelt-Einflüsse, die in unser Unbewusstes dringen. Das kann gut sein, das kann schlecht sein. Wenn mich ein Buch, ein Lied, ein Film, ein Freund oder eine Geliebte besonders faszinieren, dann beziehe ich mich in meiner Schreibe sogar bewusst darauf - ohne, dass es der Leser merken könnte. Eine Form der Inspirationsquelle.


    Bezüglich "Lesepanik", nun, da würde ich raten, nur dahingeschiedene Autoren zu lesen - dann ist der Konkurrenzdruck nicht mehr gegeben :-)

    Servus Tom!


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    Original von Tom
    Solche Leute (Lektoren) arbeiten in Verlagen. Jedenfalls in richtigen, u.a. in "meinem". Es ist ein Bestandteil der verlegerischen Leistung, auf diesem Weg das Manuskript marktfähig zu gestalten, um die größtmögliche Leserzahl zu erreichen.


    "Der Trend ist eindeutig: Immer mehr Lektorinnen und Lektoren arbeiten nicht mehr angestellt in Verlagen, sondern gehen ihrem Broterwerb als Freiberufler nach." ist bitteschön hier nachzulesen: http://www.vfll.de/pages/presse/presse_15.php


    Leider finde ich nicht mehr den Artikel, den Dr. Gunther Nickel im Börsenblatt 18/2005 geschrieben hat. Darin merkt er an, dass immer mehr Verlage das Lektorat einsparen. Wie ich gerade sehe, hat er ein Buch herausgegeben, das sich mit der "Krise des Lektorats" beschäftigt.


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    Zur Ausgangsfrage: Nein, Veröffentlichung muß nicht sein. Es gibt viele Bücher auf dem Markt, deren Veröffentlichung nicht hätte sein müssen, und damit meine ich nicht (nur) die Machwerke von Bohlen, Effenberg, Küblböck, Herman und Co., sondern den gebirgshohen Schrottberg, der per BoD, Selbstverlag und auf ähnlichen Wegen erscheint. Bücher, die kein Mensch braucht, und die nur veröffentlicht wurden, weil ausschließlich die Autoren der Meinung waren, sie müßten unbedingt gedruckt werden - und niemand sonst.


    Mein lieber Tom, nur weil deine Bücher einem Verlag gefallen haben, heißt es noch lange nicht, dass sie irgendein Mensch braucht. Hinter einem Verlag steht im Normalfall ein Entscheidungsträger, der sich für oder gegen ein Buch entscheidet. Alle anderen arbeiten am Buch, nicht weil sie es für gut befinden, sondern weil es ihr Brotjob ist.


    Wer wissen will, wie es Daniel Kehlmann in einem kleinen Verlag ergangen ist, bitte sehr:


    Mein erster Roman, “Beerholms Vorstellung”, die Lebensgeschichte eines Zauberers, dem Täuschung und Wahrheit in eins verschwimmen, wurde vor mittlerweile zehn Jahren von einem kleinen Wiener Verlag veröffentlicht und verkaufte sich schlecht.
    http://www.welt.de/welt_print/…astrophe_des_Gluecks.html


    Ich frage mich gerade, wie viele qualitativ hochwertige Schriftsteller sich in Internet-Foren herumtreiben? Ich würde sagen, die Zahl strebt gegen Nüll. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

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    Original von lesefieber
    Ich sage herzlich Dankeschön an Dschun, ich habe das Comic ausgedruckt und Freude daran.


    Aha, gibt's also schon zwei, die sich das Comic angesehen haben. Das freut mich natürlich. Weil darin ja all das geschrieben steht, was ich hier versuche den Forums-Teilnehmern klar zu machen.


    Fakt: es gibt etwa 120.000 Neuerscheinungen im deutschen Sprachraum pro Jahr! Frage: wie viele dieser Neuerscheinungen werden von uns wahrgenommen?


    Fakt: ich habe ein zweisemestriges Verlags-Praktikum (eigentlich war's ein Seminar) absolviert und darf getrost behaupten, die "Strukturen" zu kennen. Da ist keine Hexerei dabei. Eine Teilnehmerin des Praktikums hat übrigens auch einen eigenen Verlag gegründet, um das Sachbuch, das ihr Lebensgefährte geschrieben hat, zu veröffentlichen. Bis dato hat sie mehr als 7.000 Exemplare verkauft - für österreichische Verhältnisse ist das sehr gut! Hier geht's zu ihrer Site: www.festland-verlag.com


    Professionalität hat nicht nur ein Verlag zu bieten, sondern kann man ohne Probleme zukaufen. Lektoren und Grafiker gibt es viele, die bereit sind, für ein gewisses Entgelt (daher die Professionalität) am Buch zu arbeiten. Für mein erstes Buch hab ich eine Lektorin und zusätzlich noch ein Korrektorat engagiert. Welcher Verlag würde das machen? Zumeist wird beim Lektorat sowieso schon eingespart. Dass das Buch zu den Buchhandlungen kommt, über die Verlags-Auslieferung, oder bei Amazon gelistet wird, auch das ist mach- und bezahlbar, wenn man es möchte.


    Eine Literaturwissenschaftlerin aus Jena schrieb mir zum Buch: "Wie schon gesagt, hat mich gleich zu Anfang die professionelle Gestaltung überrascht (InDesign ist doch wirklich ein schönes Programmchen!). Sogar die unterschiedlichen Schriftarten, die normalerweise mein größter Formatierungsgraus sind, hast Du in den allermeisten, wenn auch nicht in allen, Fällen sinnvoll eingesetzt. Außer des durchgehenden Fehlers, dass Du dreifache Punkte nicht an das vorherstehende Wort setzt, sind mir im Satz keine Patzer aufgefallen."


    Vielleicht ist es nur mein müder Versuch, meine Eitelkeit zu befriedigen, in dem ich behaupte, dass meine Bücher mit jedem Publikumverlags-Buch mithalten können. Freilich, hier geht es nur um das Äußere. Die inneren Qualitäten, also die Schreibe an sich, die stehen auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber ich denke, ich habe genug Rückmeldungen bekommen, die mir sagen, dass ich am richtigen Weg bin.

    Autor: J. M. Coetzee, 1940 in Kapstadt geboren und Literaturprofessor in seiner Heimatstadt, gehört zu den meistgerühmten südafrikanischen Autoren der Gegenwart. Er wurde für seine Romane mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. zweimal mit dem Booker-Preis - für Leben und Zeit des Michael K. (1983) und für Schande (1999). [entnommen: amazon.de]

    Klappentext: Dies ist die Geschichte eines sehr sensiblen, intelligenten und schwierigen kleinen Jungen, der in einem öden Provinznest ungefähr 160 Kilometer nördlich von Kapstadt aufwächst. Die Besonderheiten dieser Kindheit sind zum einen bedingt durch die Verhältnisse im Apartheidstaat, das belastende Nebeneinander von Afrikaanern, Engländern und Schwarzen und zum anderen durch die individuellen Eigenarten des Jungen, der ein nachdenklicher Einzelgänger ist, sehr an seiner Mutter hängt und den männlich dominierten Lebensformen um ihn herum nichts abgewinnen kann. Er liebt es, sich in seine Bücher zu vergraben, er ist ein unerbittlicher Beobachter und entwickelt ein genaues Gespür für Widersprüche und die dunklen Geheimnisse der Erwachsenen. Er fühlt, daß er anders ist, und wünscht sich doch so sehnlich, normal zu sein. Coetzees meisterliche Charakterstudie eines kleinen Jungen, in dem sich früh der Autor ankündigt, liest sich wie ein Roman. [entnommen: amazon.de]


    Meine Meinung: Ja, das Buch ist wirklich gelungen. Gut geschrieben. Respekt. Was mich vielleicht ein wenig störte war, dass die ganze Zeit von "Afrikaans" geredet, es aber nicht erklärt wurde. Dass diese die ehemaligen Holländer, sprich Buren sind, kann man sich freilich zusammen reimen. Dass diese aber "dunkler" als die Engländer sind, nun, das verblüffte mich. Kann das Buch getrost empfehlen. Ja, manchmal sehnt man sich nach ein bisserl Abgeschiedenheit, wie es sie auf einer Farm in Südafrika gibt, bzw. gegeben hat.

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    Original von Doc Hollywood
    Ich nenne einen Schriftsteller, dann einen Schriftsteller, wenn sein Buch bei einem Publikumsverlag veröffentlicht wird und der Schriftsteller Geld dafür bekommt - und nicht umgekehrt. Umgekehrt würde ich den "Schriftsteller" nämlich Freier nennen.


    Wenn ich mein eigener Verleger bin (kein BoD, kein Zuschuss-Verlag, ...), dann investiere ich in den Autor (=ich) und erhalte Geld für jedes verkaufte Buch als Verleger und Autor. Ist bei einem "Publikumsverlage" nicht anders.


    In Wirklichkeit geht es doch nur um eines: das Schlechte vom Guten zu trennen. Am einfachsten ist dies, wenn Verlag und Medien die Filterung für uns übernehmen. Ich geb's zu, ich will auch keinen eigenverlegenden Schrott lesen müssen. Aber es gibt auch genügend publikumsverlegenden Schrott. Also?

    [quote]Original von Doc Hollywood
    NUR, nenne ich mich Fliesenleger, nur weil ich es schaffe mein Bad zu fließen?


    Wenn wir den Schriftsteller als Berufsbezeichnung hernehmen - also jemand, der mit dem Schreiben von Büchern seinen Lebensunterhalt bestreitet - so befürchte ich, dass viele diesen "Titel" gar nicht erst bekommen würden - obwohl sie in angesehenen kleinen und mittelständischen Verlagen publizieren.


    Vor ein paar Tagen hab ich mit einem Schriftsteller (?) getroffen, der mehrere Bücher veröffentlicht hat - darunter auch bei Reclam in Leipzig (gibt's glaub ich nicht mehr) und Luftschacht in Wien. Nein, nur vom Schreiben kann er nicht leben!


    Wann nennst du, Monsieur Doc Hollywood, also jemanden "Schriftsteller" oder "Fliesenleger"? Das tät mich jetzt interessieren, mit Verlaub.

    Sieh mal einer an. Der blitzende Frosch macht sich die Mühe, den Comic zu lesen. Ist ja nicht selbstverständlich, wie ich bemerken muss. Merci beaucoup.


    Eigenverlag würd ich jedem Kleinverlag oder BoD vorziehen! Warum? Weil du dir als Autor den Hintern aufreißt, um dein Buch an den Mann oder Frau zu kriegen und am Ende bekommst du dafür gerade mal 10 % von jedem verkauften Buch (und wie es aussieht, dieses Buch, kannst du nicht bestimmen).


    Besser: selber machen - Lektorat und Grafik zukaufen (Netzwerken!) - sich umhören, wo man eine Kleinauflage günstig und qualitativ hochwertig drucken lassen kann (Digitaldruck) - und schon kann es losgehen. Ist in Wahrheit keine Hexerei, wenn man weiß, dass es so einfach geht. Anfangs dachte ich auch, an einem Verlag kommt man nicht vorbei.


    Auch Verlage kochen nur mit Wasser.