Die Axt im Haus... Ich fragte mich, ob das Sprichwort überhaupt bekannt ist. Oder war etwa die Versuchung zu groß, der Wunsch zu dominant, Blut spritzen und Körperteile abgetrennt werden zu lassen? Sind wir etwa schon alle Bild-Zeitungs-geschädigt? Als Bereicherung der Vielfalt hätte ich eine solche Themenauslegung nicht per se abgelehnt. Aber als überwiegendes Motiv hat es mich schon etwas genervt, denn es ist meines Erachtens nicht soderlich kreativ. Nachdem ich die Beschäftigung mit der Wettbewerbsrunde etwas habe sacken lassen, ist mir die Erkenntnis gekommen, dass der einzelne Teilnehmer ja keine Ahnung hat, was die Anderen schreiben. Somit kann ich die bloße Themenauslegung nicht als disqualifizierendes Merkmal heranziehen, denn das was übrig bleibt war dann in meinen Augen auch nicht unbedingt punktewürdig.
Eheprobleme. Das Beste kommt zum Schluss. Wie diese scheinbar harmlose Alltgsgeschichte ins Absurde und Abgründige abdriftet, verdient schon Respekt. Ganz überzeugt hat sie mich dennoch nicht. Zum einen sprachlich, zum andern inhaltlich. Es gibt so ein paar Formulierungen, bei denen ich stutzte. "Da saß er auf der Bodentreppe mit der Axt in den Händen. Er schaute sie mit trüben Augen an und sie bemerkte die Tränen darin." Klar geht es um seine trüben Augen und mit "sie" ist die Gerda gemeint, beim ersten Lesen fragte ich mich aber: What? Tränen in der Axt? Und "Am Montag klingelte es an der Haustür, als Herbert von der Arbeit kam." Nein, es ist nicht Herbert, der klingelt. Wird mir aber erst später klar. Vielleicht hätte man besser formulieren sollen, " ... nachdem Herbert von der Arbeit gekommen war". Inhaltlich ist es für mich nicht überzeugend genug dargestellt, warum dieses Gewaltverbrechen plötzlich als Ehetherapie funktioniert. Ein interessanter Ansatz mit einigen Mängeln.
Mängelrüge. Hübsch erzählt, sprachlich ordentlich, die bildhafte Kulisse soll den Leser in die Irre führen, damit sich am Ende der Aha-Effekt einstellt, wenn man erfährt, dass es sich nur um eine virtuelle Realität handelt. Aber mal im Ernst, würde jemand ein solches Spiel kaufen? Unsere wirklichen virtuellen Welten sind doch schon viel weiter und man weiß, dass man ohne Spielidee noch so realistische Szenarien schaffen kann, das Wichtigste ist und bleibt der gewisse Kick. Der ist mir bei dieser Holzfällersimulation etwas dürftig angesetzt, was die Glaubwürdigkeit der Geschichte für mein Empfinden stark beeinträchtigt.
Funkenflug. Hier hab ich nicht viel auszusetzen. Diese dumme Kuh, die blöde Zicke nervt von der ersten bis zur letzten Zeile. Aber das war ja so geplant und deshalb voll okay.
Yappa ya ya, yippie yipie yeah. Da schaut wohl einer zu viel fern? Habe beim Titel erst an Wild-West gedacht. Hier spritzt kein Blut, allerdings müssen wohl ein paar Fische dran glauben. Nett erzählte okaye Geschichte, die nicht mehr will und nicht mehr kann, als Mitleid mit einem schlaffen, gesichtslosen Pantoffelhelden zu erheischen. Es war angenehm mal zur Abwechslung so etwas Harmloses zu lesen.
Risiken und Nebenwirkungen. Das Derrik-Zitat macht am Ende alles kaputt. Bis dahin folge ich der Geschichte, ich lasse mich durch die unerwartete Wendung verblüffen. Die erotische Komponente ist subtil und treffsicher eingesetzt. Dass am Ende ein Kommissar samt Ermittlerteam erscheint war dann schon nicht meine Lieblingsauflösung. Aber WTF hatte hier der Harry zu suchen? Es sagt für mich nichts anderes aus als: Alles Murks, was ich bisher geschrieben habe, lass uns mal wenigstens noch ein absurd unpassendes Zitat einbauen, denn mit dem Geschreibsel will ich nichts mehr zu tun haben.
Das Erbe der Ahnen. Auch hier haben wir ihn wieder den Switch von einer etwas langweilig dahindümpelnden Szene zum Blutrausch. Wenig überzeugend allerdings, dass wir hier gedanklich zuerst einem gewissen Thorben folgen und am Ende die krankhaften Befindlichkeiten eines plötzlich auftauchenden Helge erdulden müssen. Warum liebe(r) Autor(in) lässt du Thorben nicht das Massaker begehen? Dann hätte die Geschichte wenigstens einen Sinn gehabt. Ein Motiv hätte sich bestimmt auch konstruieren lassen. Brauchbare Ansätze sind hier für mich leider zu einfach ins Fragwürdige versickert.
Der Tomahawk. Auch hier das Blutrausch-Thema. Ich muss sagen, dass die mystische Variante mich erreicht hat. Das Auftauchen des Indianers lässt das Ideenkarussell kreisen und bedient die Erwartungen an einen Horrorplot mit übersinnlichen Elementen. Sprachlich ist die Schreiberei ausbaufähig, ein echter Lapsus ist mir aufgefallen: "So wie es aussieht hat der Mörder sie beim abendlichen Fernseh schauen überrascht, dieser lief noch als wir dort ankamen" Wer lief noch? Der Mörder? Fernsehschauen sollte man nicht getrennt schreiben.
Danke an die Teilnhmer. Für das nächste Mal wünsche ich mir mehr Vielfalt und Kreativität in der Themenauslegung.