Beiträge von Tiramisu

    Inhalt:


    Die Reiseleiterin Elena hält sich mit einer kleinen aber feinen Reisegruppe an Bord einer Luxusjacht an der kroatischen Küste auf und hat die Aufgabe, den Teilnehmern ein ausgefeiltes Programm zu bieten. Die kulturellen und kulinarischen Genüsse haben aber schnell ein Ende; es wird eine Leiche gefunden und die Gruppe gerät ins Visier der Ermittlungen. Was hat der reiche Italiener Mancuso mit dem Toten in der benachbarten Aqua-Farm zu tun, und welche Rolle spielt sein Sohn, der plötzlich mit seinen Öko-Freunden auftaucht? Als ein weiterer Toter in Spiel kommt, ist Elena froh um die Anwesenheit ihres Lebenspartners Giorgio, seines Zeichens Kriminaler. Kann er die kroatische Polizei in Person der Ermittlerin Alisa unterstützen oder bringt er nur weitere Verwicklungen mit sich?


    Meine Meinung:


    Ich kann nicht behaupten, dass mir dieser Krimi besonders viel Kopfzerbrechen oder Gänsehaut beschert hätte. Die Handlung plätschert über weite Teile einfach nur dahin und kommt für einen Krimi sehr unspektakulär daher. Die Auflösung fand ich eher banal und den Weg dahin manchmal ganz schön unbeholfen.


    Die Stärke liegt in der Beschreibung der kroatischen Küsten- und Insellandschaft, die sehr viel Sommeratmosphäre schafft. Zuweilen gibt es auch Ausflüge in die Geschichte und manches Städtchen darf sich durch die Augen der Reiseleiterin Elena für den nächsten Urlaub empfehlen. Interessant fand ich die kurzen informativen Ausflüge in die Welt der Seafood-Fabrikation und Aquafarmen - darin steckt jede Menge Brisanz. Leider verflachte dieses Thema im Laufe der Handlung, was ich sehr schade fand.


    Die persönlichen Beziehungen der Protagonisten, allen voran Elena und ihrem Giorgio, aber auch der Reisegruppe und weiterer Nebenfiguren, sind ebenfalls Thema. Aber leider bleibt auch dies eher an der Oberfläche kleben. Die Perspektivenwechsel waren für mich nicht besonders geschickt umgesetzt; anfangs wird die Handlung ausschließlich aus Elenas Sicht geschildert. Später gerät sie mehr und mehr in den Hintergrund, weil die Sichtweise zu Alisa, der kroatischen Polizeiermittlerin wechselt. Hier hätte ich mir mehr Verflechtung gewünscht.


    Alles in allem gibt dies einen Mix, der am Ende weder Fisch noch Fleisch ist. Reiseschilderung, Familien- und Beziehungsdrama, Krimihandlung, politisch-ökologische Elemente... ich denke, weniger wäre hier mehr gewesen. Mir hat daran am besten das Setting und die mediterrane Atmosphäre gefallen, dieser Punkt ist der Autorin nämlich wirklich gut gelungen und hier liegen ihre Stärken. Wer dieses Buch im Urlaub in der Sonne liest und die Schwächen in der Krimihandlung und Figurenzeichnung nachsieht, darf sich auf eine nette Urlaubslektüre ohne große Höhepunkte einstellen.

    Inhalt:


    In der Hölle geht es rund - Beelzebub plant eine Verschwörung gegen den Satan und bringt dabei die halbe Dämonenwelt auf seine Seite. Aber ein Sieg funktioniert nur mit Hilfe des kleinen schwedischen Mädchens Thea. Die wiederum ist die Schwester von Isak, der todesmutig den Kampf gegen die Verschwörer aufnimmt, Seite an Seite mit seinem Freund Rufus und der Ratte Beatrice, die ein höheres Wesen in ihrem Körper beherbergt. Gemeinsam reisen sie in die Hölle und bieten den Teufeln die Stirn...


    Meine Meinung:


    Das hat richtig Spaß gemacht, solch eine abgedrehte Lektüre hatte ich schon lange nicht mehr! Die Autorin schreibt ihre Geschichte aus verschiedenen Perspektiven, so dass man als LeserIn die Vorgänge in der Hölle, aber auch die im Himmel und auf der Erde verfolgen kann.


    Auf der Erde sind Isak und Rufus die handlungstragenden Figuren, und anfangs fühlt sich die Geschichte auch noch relativ harmlos an. Eine schwedische Familie in einem idyllischen Wohnviertel - Isak lebt mit seiner Mutter und seiner Schwester ein beschauliches Leben als Schulhausmeister, ist verliebt und raucht den einen oder anderen Joint mit seinem Freund Rufus. Bei der Beschreibung von Isaks Leben musste ich des öftern grinsen, denn die beiden haben wirklich jede Menge Quatsch im Kopf und die Autorin schildert dies in einer lakonischen, schwarzhumorigen Art.


    Mitten in diese Behaglichkeit platzt Beelzebub hinein und ab da ist nichts mehr wie es war. Isak und Rufus steigen ab in die tiefsten Tiefen der Hölle und versuchen das Schlimmste zu verhindern. Hier wird Dantes Inferno als Wegweiser bemüht; die beiden durchqueren gemeinsam mit Beatrice, der sprechenden Ratte, die verschiedenen Höllenkreise und erleben viele haarsträubende Abenteuer. Dieser Teil der Geschichte ist relativ splatterig und verlangt von den LeserInnen einen starken Magen... aber auch hier überwiegt die Situationskomik und ich hatte das Gefühl, besonder viel Spaß hatte die Autorin bei der Schilderung der verschiedenen Sündern und ihrer sadistischer Bestrafungen.


    Auch auf der Erde bleibt nichts wie es war und es wird mit apokalyptischen Szenarien nicht gegeizt. Selbstverständlich darf auch der Himmel in dieser Geschichte nicht fehlen und so haben wir es ganz nebenbei auch noch mit einem depressiven Gott und seinen besorgten Engeln zu tun, die mit der Situation so gar nicht umgehen können. Am Ende wird die Geschichte eher sogar ein wenig philosophisch, wobei ich die Auflösung jetzt nicht als die große Erleuchtung empfand. Der abgedrehte Humor der Autorin hält sich aber bis zum Ende und ist die große Stärke des Romans.


    Wer Spaß an überdrehten und überzeichneten Horrorgeschichten hat und vor ein wenig Blut (naja, ist schon ein bisschen mehr davon :grin) nicht zurück schreckt, außerdem keine Berührungsängste mit der literarischen Karikatur religiöser Gestalten hat, soll es ruhig mal mit diesem Roman versuchen.

    Inhalt:



    Taxifahrer Herbert hat es nicht leicht. Im Job ärgern ihn die Taxigäste, zuhause die demente Mutter, und Kollegin Rita scheint nicht zu merken, dass er für sie schwärmt. Da ist es doch viel leichter, sich in die Welt der Hollywoodstars zu denken und davon zu träumen, einen von ihnen als Fahrgast zu haben. Als sein Bruder auf den Plan tritt, nimmt Herberts Leben ein völlig andere Wendung. Beflügelt durch die kriminelle Energie des frisch aus der geschlossenen Anstalt entlassenen Harry bauen die beiden Brüder ein ausgeklügeltes Lügengespinst um den Hollywoodstar Phil Clune auf, das ihnen beiden Ruhm, Ehre und nicht zuletzt Geld einbringt. Aber was wohl der echte Phil Clune dazu meint? Die beiden erfahren dies schneller als ihnen lieb ist...


    Meine Meinung:


    Wow, was für ein fulminantes Debüt! Susanne Fuß hat mit dieser rasanten und schwarzhumorigen Verwechslungskomödie für viel Gelächter in meinem Wohnzimmer gesorgt. Der schüchterne Taxifahrer Herbert, sein abgedreht-bauernschlauer Bruder Harry, die liebenswert-demente Käthe und weitere gelungene Figuren haben mich sehr schnell um den Finger gewickelt und mir ein tolles Leseerlebnis beschert.


    Die Geschichte funktioniert dank eines ausgefeilten Plots; das abgefahrenen Tempo und die hohe Gagdichte lassen die Seiten nur so dahin fliegen. Mit dem Setting Berlin und einem hochkarätigen Stargast (warum musste ich nur immer an Clooney denken? :chen) ist die Atmosphäre streckenweise glamourös, aber bodenständige Szenen in der Kneipe oder in Käthes Wohnung sorgen dafür, dass der Leser auf dem Teppich bleibt.


    Das Verwirrspiel zwischen den verschiedenen Parteien ist absurd überzeichnet und wirklich dick aufgetragen, was mich aber überhaupt nicht gestört hat - Klotzen und nicht Kleckern hat sich die Autorin wohl gedacht und mich damit von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt. Wer Lust auf eine leichte, witzige und überdrehte Sommerlektüre hat, kann damit nichts verkehrt machen.

    Bei einem Kriminalroman mit dem Titel "Verbrechen auf Italienisch" erwartet man als LeserIn ein düsteres, blutiges Mafia-Epos wie etwa "Der Pate" und ähnliches. Umso unblutiger und erfrischender kommt diese italienische Krimikomödie daher, die allerdings durch ihr stimmungsvolles Cover bereits auf ein eher harmloses und unterhaltsames Vergnügen schließen lässt.


    Irgendwie geraten in diesem Roman alle Figuren früher oder später in eine Zwickmühle; ob es sich um den Bestsellerautor Giaocomo Mancini handelt, dem bei einem Einbruch der Laptop mit der einzigen Fassung seines Romanmanuskriptes abhanden kommt, oder um Leonardo, dem neben seinem Auto dummerweise sein Firmenlaptop und damit auch sein Job abhanden kommt, oder Constantino, der mehr oder weniger unfreiwillig zum Handlanger dubioser Gestalten wird, oder Corinna, die begabte Polizistin, deren Talent durch einen vernagelten Chef verkannt wird ... sie alle befinden sich in brenzligen Situationen und versuchen das Beste daraus zu machen.


    Wie der Autor Marco Malvaldi es schafft, aus dieser Ausgangsposition einen ausgeklügelten und auf mehreren Ebenen verstrickten Plot zu basteln, ist sehr originell und bravourös. Witzigerweise schafft er es ganz nebenbei auch noch, Teile des Romanmanuskripts des fiktiven Autors mit unterzubringen, was einen interessanten Kontrast in die Geschichte bringt; außerdem verteilt er bei dieser Gelegenheit etliche Seitenhiebe an den italienischen Literaturbetrieb, die mir insgeheim sogar am meisten Spass gemacht haben.


    Die italienische Lebensart kommt natürlich auch nicht zu kurz und so erwartet die LeserInnen ein kurzweiliges, sommerliches Lesevergnügen, das allerdings aufgrund der komplexen Verwicklungen eine aufmerksames Lesen erfordert. Der Schreibstil ist locker-flockig und schön zu lesen - wenn es um den Teil des fiktiven Manuskripts geht, sogar sehr elegant und ausgefeilt. Für mich ein Beweis für die Vielseitigkeit von Marco Malvaldi, und ich werde bestimmt noch weitere Romane aus seiner Feder lesen.

    Inhalt:


    Der ehemalige SEAL Galen McKenzie wird Commander einer neu ins Leben gerufenen Elite-Einheit, den Jaguars. Zusammen mit seinen Teamkollegen ist er im Auftrag der Nato unterwegs, um in Krisenherden auf der ganzen Welt schnell und lautlos einzugreifen. Als er in Uganda eine deutsche Ärztin aus einem Geheimlabor rettet, wird er verletzt und von Avery, einer SOS-Kinderdorf-Mutter aufgelesen. Während die beiden einer unglaublichen Verschwörung in dem schwarzafrikanischen Land auf der Spur sind, lernen sie sich näher kennen und lieben. Doch kann eine solche Liebe eine Zukunft haben?


    Meine Meinung:


    Da ich sehr gerne die Romantikthriller von Michelle Raven lese, habe ich hier ganz gerne zugegriffen, in der Hoffnung, ein ähnliches Lesevergnügen wie beispielsweise bei der Hunter-Reihe zu finden. Leider wurde diese Erwartung nicht ganz erfüllt, aber im großen und ganzen war ich mit der Lektüre recht zufrieden.


    Mit Galen und Avery treffen zwei interessante Hauptfiguren aufeinander, zwischen denen es sofort knistert. Allerdings hat jeder sein Päckchen zu tragen und so kommt es, dass die beiden zwar sehr viel über den jeweils anderen nachdenken, die Gegensätze aber unüberwindbar scheinen. Galen, der einerseits abgebrühte Elitesoldat, der aber regelmäßig rot sieht, wenn die ihm Anvertrauten in Gefahr sind und dennoch niemand an sich heran lassen will. Und Avery, die nach einem schweren Schicksalsschlag, an dem sie sich selbst auch noch die Schuld gibt, ihr Leben den elternlosen Kindern gewidmet hat, den Schwächsten der Schwachen. Um diesen Kontrast und stellenweise auch Konflikt dreht sich ein Großteil der Geschichte, oftmals leider auch im Kreis. Dazwischen gibt es auch eine Portion Erotik, die mir allerdings ein wenig plump und fast schon pornographisch vorkam; ich mag das gerne ein wenig subtiler, aber das ist wohl Geschmackssache.


    Dann haben wir es auch mit Szenen zu tun, in denen Kampfhandlungen statt finden; diese fand ich stellenweise sehr befremdlich und irgendwie unausgereift - das ist wohl nicht die große Stärke des Autorinnenteams. Nur zu beschreiben, in welche Körperteile der jeweils Beschossene getroffen wird, macht eine Kampfszene nicht gerade anschaulich; und wenn ich auch nicht scharf auf zuviel Kampfszenen und Brutalität bin - wenn so etwas dann eingebaut wird, dann sollte es auch realistisch und vorstellbar beschrieben werden. So wirkte manches auf mich fast ein wenig unfreiwillig komisch.


    Nichts desto trotz, der Roman ist unterhaltsam und spannend, hat mit der afrikanischen Savanne und dem Regenwald eine wunderbare Bühne und spricht vor allem die emotionalen LeserInnen an. Da ich mich gut unterhalten habe und meistens mit den Figuren mitfiebern konnte, verzeihe ich so manches Klischee und auch die beschriebenen Kritikpunkte. Fans von Michelle Raven und Co. werden ihre Freude daran haben, aber auch feststellen, dass da noch ein wenig Luft nach oben ist.

    Laias Leben gerät aus den Fugen, als ihre Familie durch die silbernen Masken ausradiert wird; lediglich ihr Bruder überlebt und gerät in Gefangenschaft. Fortan lebt sie für das Ziel, ihn aus seiner auswegslosen Situation zu befreien, was sie in die Militärschule von Schwarzkliff führt, wo sie als Sklavenmädchen bei der grausamen Kommandantin arbeitet und gleichzeitig für eine Widerstandsbewegung spioniert. Dort trifft sie auf den Maskenträger Elias, der als Anwärter auf den Imperatorentitel gemeinsam mit drei anderen Absolventen vier schwere Prüfungen absolvieren muss, bei denen es auf Leben und Tod geht. Fortan kreuzen sich ihre Wege immer wieder...


    Die Atmosphäre der Geschichte erinnert ein wenig an das alte Rom mit seinen militärischen Strukturen und dem Auftreten einer herrschenden Klasse, die die anderen Völker unterdrückt. Gewalt und Grausamkeiten sind an der Tagesordnung, aber die Autorin versteht es sehr gut, brutale Szenen ohne viel Blut und Ekel, sondern eher subtil und eindringlich zu schildern. Das geht teilweise ganz schön unter die Haut.


    Die Handlungsstränge von Elias und Laia wechseln sich kapitelweise ab und sind jeweils in der Ich-Erzählweise im Präsens geschrieben. Das tiefe Eintauchen in die Gedankenwelt der Protagonisten führt zu einer großen Nähe zwischen Leser und Figuren; daher empfand ich die Charakterzeichnungen als sehr gelungen. Dies gilt übrigens auch für die Nebenfiguren, von denen mich die eine oder andere sehr beschäftigt hat.


    Ein zentrales Thema der Geschichte ist, wie die Figuren zu ihren Werten stehen. Wieviel sind sie bereit zu geben, wie wichtig ist es ihnen, zu ihren Wertvorstellungen zu stehen, wo liegen die unsichtbaren Grenzen, die nicht überschritten werden können und vor allem, was ist der Preis der Freiheit.


    Aus diesen Komponenten hat Sabaa Tahir eine komplexe und tiefgründige Geschichte gestrickt, die aufgrund ihres durchdachten Aufbaus wunderbar funktioniert und für mich etliche überraschende Wendungen zutage brachte. Auswegslose Situationen werden elegant gelöst und immer wieder erschafft sie Szenen mit Gänsehautfaktor, sowohl im positven wie im negativen Sinn. Dass die Geschichte nicht komplett in sich abgeschlossen ist, sondern an einem passenden Bruch in der Handlung stoppt, macht mir in diesem Fall überhaupt nichts aus. Gerne lese ich an dieser Reihe weiter und hoffe, dass die Autorin das Niveau in den nächsten Bänden halten kann.


    Sprachlich hat sie mich ebenfalls überzeugt mit ihrem griffigen und doch mit leichter Feder geführten Schreibstil. Mit diesem Roman ist der Autorin Tabaa Sahir ein tolles Debut gelungen, das definitiv Lust auf mehr macht.

    Inhalt:


    Florence Letrec ist eine junge, erfolgreiche Schriftstellerin in Paris. Als Kind wuchs sie an der wild-romantischen Küste der Bretagne auf, bevor ein Schicksalschlag ihre behütete Kindheit jäh beendete - sie verlor ihre Eltern bei einer Explosion auf einem Leuchtturm. Ein geheimnisvoller Brief reisst aber alte Wunden wieder auf und führt Florence zurück an den Ort ihrer Kindheit, wo sie auf ihre Großmutter, aber auch auf ihre Jugendliebe Serge trifft. Es stellt sich heraus, dass nichts so ist, wie es schien - Florence ist auf Spurensuche nach ihrer Vergangenheit und ihrer Identität.


    Meine Meinung:


    Romane, die in der Bretagne spielen, scheinen gerade in zu sein; zahlreiche Cover mit wilden Küstenlandschaften lachen der Leserin im Buchladen entgegen, und auch ich habe mich von dem hübschen Cover und der geheimnisvollen Geschichte verführen lassen. Es ist aber auch ein wunderbares Setting an der bretonischen Küste; der wilde Atlantik, dessen Wellen mit voller Wucht auf die Steilküste treffen, bildet eine wunderbare Kulisse für schicksalshafte Begegnungen, und so mancher malerische Sandstrand schafft die ideale Atmosphäre für romantische Szenen. Die Autorin hat dies zu nutzen gewusst und mit ihren bildhaften Beschreibungen immer die richtig Stimmung getroffen.


    Trotzdem bin ich mit der Geschichte an sich nicht ganz zufrieden. Florence befindet sich auf einem Selbstfindungstripp und denkt viel über sich, über ihre Vergangenheit und ihre Zukunft nach; diese Innenschau nimmt einen breiten Raum ein und war für mich nicht immer klar nachvollziehbar. Die Charakterzeichnungen fand ich trotz des großen Aufwands eher schwach.


    Unvermutete Perspektivenwechsel führten für mich immer wieder zum Bruch in der Lektüre und mancher Dialog war so verworren, dass ich erst wieder zum Anfang des Abschnitts musste, um festzustellen, wer denn nun was gesagt hat. Insgesamt macht die Handlung einen unausgereiften Eindruck und fürs Schreibhandwerk gibts daher einen Punktabzug.


    Zur Höchstform läuft die Autorin auf, wenn es um erotische Szenen geht - die haben mir richtig gut gefallen, obwohl sie leider immer im gleichen Kontext auftauchen; hier hätte ich mir ein wenig mehr Abwechslung gewünscht. Und auch der Rückblick in die Vergangenheit ist gut gelungen, hier hätte ich mich gerne noch ein wenig festgelesen und mehr über die Erlebnisse von Florence' Mutter erfahren.


    Mit der Auflösung war ich im großen und ganzen zufrieden, aber vom Hocker gerissen hat mich der Roman insgesamt nicht. Somit ist der "Weit über dem Horizont" für mich gute Schmöker-Unterhaltung, die qualitativ noch einiges an Luft nach oben hat.

    Danke findus! :-)


    Hast du schon mitbekommen, dass es schon einen zweiten Fall um Klemet und Nina gibt? Er heißt "Le détroit du loup" und ich drücke uns die Daumen, dass er bald schon ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht wird.

    Übrigens, in der Sache mit der Karte stimme ich euch vollkommen zu - ich hab mir während der Lektüre etliche Male eine Karte von Lappland im Internet angesehen, damit ich mir ein Bild von den Entfernungen machen konnte. Das wäre im Buch auch noch eine gute Ergänzung gewesen.

    Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche Skandinavienkrimis aus Norwegen, Schweden und Island gelesen, keiner davon ist aber vergleichbar mit "40 Tage Nacht" von Olivier Truc, und das liegt nicht alleine daran, dass der Autor überraschenderweise Franzose ist. Das Setting ist in Lappland und damit grenzübergreifend in Norwegen, Schweden und Finnland angesiedelt.


    Im Laufe der Handlung bekommt man einen Einblick in die Lebensbedingung des letzten indigenen Volkes in Europa, der Samen. Die Ausbeutung dieser Menschen in der Vergangenheit, aber auch der noch heute herrschende Rassismus ist das zentrale Thema des Romans. Bislang hatte ich die Skandinavier aufgrund meiner Erfahrungen als Touristin durch die rosa Brille gesehen, muss mein positives Bild nun aber an manchen Punkten in Frage stellen.


    Oliver Truc spannt einen weiten Bogen von der Vergangenheit bis in die Jetztzeit und verknüpft auf raffinierte Art und Weise die Geschichte der Samen mit seinem heutigen fiktiven Fall. Die zeitliche Verortung der Vorgänge hat bei mir zugegebenermaßen nicht immer funktioniert, aber rückblickend betrachtet ist die Geschichte logisch und schlüssig aufgebaut.


    Die Handlung lädt zum Spekulieren ein und dieser Einladung bin ich gerne gefolgt, wenn ich auch nicht immer richtig lag. Leider lässt der Autor seine LeserInnen gegen Ende ein wenig am langen Arm verhungern; so sorgfältig und ausführlich er das ganze Konstrukt seiner Geschichte aufgebaut hat, so schnell geht es am Ende und einiges musste ich mir dann doch selbst zusammenreimen, auch blieben einige Fragen offen.


    Die beiden Hauptfiguren sind Mitglieder der Rentierpolizei, von deren Existenz ich bisher nichts wusste. Umso interessanter fand ich das Thema; die Belange der Rentierzüchter, ihr hartes und entbehrungsreiches Leben im Dienste ihrer Tiere, die ständige Suche nach Weidegründen, die lange Polarnacht, in der für 40 Tage lang keine Sonne scheint... eine faszinierende, aber auch unerbittliche Welt.


    Klemet und Nina fand ich als Ermittlerpaar außergewöhnlich und wunderbar gezeichnet; ein kontrastreiches Kollegenteam, deren Konflikte im kleinen den Konflikt im großen widerspiegeln. Klemet ist Sami und norwegischer Polizist, was natürlich im Widerspruch steht und ihn während seiner Ermittlungen immer wieder in Schwierigkeiten bringt, nicht zuletzt mit den eigenen Kollegen, die ihn als Quotensami sehen und ihm seine Andersartigkeit spüren lassen; aber auch die Sami begegnen ihm mit Misstrauen, so dass er ständig zwischen den Stühlen sitzt.


    Nina dagegen kommt frisch von der Polizeischule; sie ist unbefangen, spontan und intuitiv. Wo Klemet zögert und grübelt, wird sie aktiv und übernimmt auch Verantwortung. Durch ihre Unbedarftheit stellt sie genau die Fragen, die ich als Leserin auch gestellt hätte und übernimmt somit eine wichtige Rolle im Aufbau der Geschichte. Ganz toll fand ich es zu lesen, wie die beiden im Laufe der Handlung zu einem Team zusammen wachsen und vor allem durch ihre Eigeninitiative den Fall aufklären. Das fand ich so erfrischend im Vergleich zu den oft klischeehaften, depressiven und alkoholsüchtigen Ermittlern in skandinavischen Krimis; hier unterscheidet sich der Roman deutlich zu anderen des Genres.


    Die Bösewichte sind zahlreich und in ihren Facetten ebenfalls sehr interessant gezeichnet; besonders hervorheben möchte ich einen französischen Geologen, der in Sachen Prospektion in den Bergen Lapplands unterwegs ist und nicht nur für die Sami das Böse verkörpert; aber auch die Politiker und Angehörige der Polizei zeichnen ein düsteres Bild. Erfrischend dagegen halten einige wenige Originale, wie zum Beispiel eine schwedische Geologin, die mit spannenden Informationen zum Thema Bodenschätze aufwartet und Klemets Onkel, der uns in die Kunst des Joikens einführt, aber auch ein samischer Trommelexperte, der leider erst sehr spät auftaucht und die mystische Symbolik samischer Trommeln im allgemeinen und im besonderen erläutert.


    Der Sprachstil von Olivier Truc gefiel mir ebenfalls sehr gut; er ist nordisch-zurückhaltend und griffig, wenn es um die Fakten geht. Umso mehr stechen die Passagen heraus, in denen es um Landschaften und Naturphänomene geht, wie zum Beispiel die Beschreibung der Nordlichter, die zurückkehrende Sonne und das Wesen der Rentiere. Denn hier wechselt Truc zu einem poetischen, eindringlichen Stil, der eine große Liebe zum Land und seiner Natur verrät. Diese Szenen gingen mir unter die Haut und versetzten mich in eine mystische Polarwelt.


    Insgesamt hat mich der Roman trotz einiger kleiner Kritikpunkte voll überzeugt und ich würde mich sehr freuen, weitere Fälle mit Klemet und Nina aus Lappland zu lesen.

    Meine Meinung:


    Ein fulminantes Thrillerdebüt, das Samuel Bjørk hier vorgelegt hat. Nach einem beschaulichen Anfang nimmt die Handlung ziemlich schnell Fahrt auf und steigert sich in einem steilen Spannungsbogen bis zum finalen Showdown.


    Das Team in seiner kompletten Zusammensetzung hat mir sehr gut gefallen, der Spirit ist auf mich übergesprungen und ich fand es sehr aufregend, wie die Ermittler Hand in Hand arbeiten. Besonders gelungen fand ich die Figur des Gabriel Mørk, der als Neuling und Computerfreak den Ermittlungen immer wieder neuen Drive gibt.


    Dagegen gibts eine Rüge für die beiden Hauptfiguren Holger Munch und Mia Krüger. Irgendwo scheint es ein geheimes Gesetz zu geben, in dem steht, dass skandinavische Ermittler definitiv sucht- und selbstmordgefährdet sein müssen. Hier hat Bjørk ganz tief in die Klischeekiste gegriffen und insbesondere im Fall von Mia hat mich die depressive Aura dieser Figur mit der Zeit nur noch genervt. Holger kommt etwas besser weg, aber auch er ist mit seiner Zigarettensucht und seinem kaputten Privatleben direkt aus dem Kistchen gehüpft. Schade, das gibt leider Punktabzug.


    Auch die skandinavische Atmosphäre habe ich etwas vermisst. Anfangs befindet sich Mia noch auf einer einsamen Insel, in diesem Abschnitt kommt wenigstens ein bisschen Skandinavien rüber. Ansonsten hätte der Fall auch in jeder anderen europäischen Stadt passieren können.


    Nichts desto trotz habe ich die Handlung ziemlich atemlos verfolgt, denn wie gesagt, die Themen Tempo und Spannungsaufbau hat der Autor recht gut bearbeitet und damit einen ziemlichen Lesesog bei mir erzeugt.


    Allerdings, so richtig virtuos beherrscht Bjørk seine Handlungsstränge nicht; sie hängen zwar miteinander zusammen und dienen sicherlich dazu, die Leser auf eine falsche Fährte zu führen, scheinen aber ein seltsames Eigenleben zu führen. Außerdem werden für meinen Geschmack zu viele Nebenstränge aufgebaut, die nur dazu dienen, weitere Personen einzuführen und anschließend im Sande zu verlaufen - unnötiger und verwirrender Balast.


    Die Auflösung fand ich sehr gelungen und trotz aller Spekulationen hat mich das Ende an einigen Punkten doch überraschen können. Insgesamt also ein solider Auftakt, trotz einiger Mängelchen, und mit dem nordisch-knappen Sprachstil kam ich auch sehr gut zurecht. Ich bin gespannt, ob es weitere Fälle aus der Feder von Samuel Bjørk geben wird und würde es mit Band 2 in jedem Fall wieder versuchen.

    Inhalt:


    Als der Kaiser von Annur heimtückisch ermordet wird, geht die Verantwortung für das Reich auf seine drei Kinder über. Seit acht Jahren haben sich die Geschwister nicht mehr gesehen, denn für jeden von ihnen ist ein anderes Schicksal vorherbestimmt: Kaden, der Thronerbe, wird in einem Bergkloster, fernab vom Zugriff seiner Feinde, darauf vorbereitet zu herrschen. Valyn wird auf einer abgelegenen Insel zum Elitekrieger ausgebildet, und Adare ist die oberste Ministerin am Kaiserhof. Entschlossen, den Tod ihres Vaters zu sühnen, machen sich die drei auf die Suche nach dem Täter – nicht ahnend, dass der Mord am Kaiser erst der Beginn einer gewaltigen Intrige ist, die Annur in seinen Grundfesten erschüttern wird.


    Meine Meinung:


    Der Beginn dieses Fantasy-Debüts hatte für mich einige Stolpersteine bereit. Brian Staveley erzählt seine Geschichte in drei Handlungssträngen, entsprechend den drei Hauptprotagonisten, die Kinder des verstorbenen Kaisers Sanlutin, Kaden, Valyn und Adare. Während Kaden in einem Mönchskloster in den Bergen ausgebildet wird, das Nichts zu verinnerlichen, erfährt Valyn eine Ausbildung als Kadett in einer anspruchsvolle Militärschule; und Adare, die Dritte im Bunde, sitzt zuhause im Kaiserpalast und hat mit zahlreichen Intrigen zu kämpfen.


    Soweit eine interessante Ausgangspostion; nur leider wurde das Gleichgewicht der drei Handlungsstränge nicht konsequent verfolgt. Dadurch, dass Kadens und Valyns Leben in erster Linie aus anstrengenden und grausamen Übungen bestehen und ihre Stränge sich sehr ähneln, Adares Geschichte aber zugunsten der zwei Brüder liebevoll vernachlässigt wird, tut sich in den ersten zwei Dritteln des Buches eine gewisse Langatmigkeit auf. Aufgelockert werden die beiden Brüder-Stränge zwar durch einige Rätsel und einen waschechten Kriminalfall, aber das allein konnte mir über die anfänglichen Längen nicht hinweg helfen. Auch hätten es für meinen Geschmack nicht so viele grausamen und blutigen Szenen sein müssen, ich mag es lieber subtil, wenn schon Gewalt im Spiel ist.


    Dazu kommen noch jede Menge Orte, Figuren, Völker, und je mehr davon eingeführt werden, desto komplizierter werden die Namen, so dass ich mich zwischendurch schon mal fragen musste, warum ich mir denn schon wieder eine neue Fantasy-Reihe antun musst. Mit dem Schreibstil hatte ich anfangs auch so meine Probleme, denn der kam mir seltsam sperrig und unrund vor.


    So richtig platzte der Knoten bei mir erst ab dem letzten Drittel, denn da scheint die Handlung erst richtig einzusetzen und voranzuschreiten. Plötzlich stimmt die Abstimmung zwischen den Strängen, der Sprachstil wird griffig und der Spannungsbogen steigt rasant an. Zusammenhänge verdeutlichen sich, Figuren begegnen sich, das Ganze bekommt einen Sinn. Schade nur, dass ich so lange auf diesen Durchbruch warten musste, aber jetzt bin ich angefixt und will natürlich unbedingt wissen, wie es weiter geht.


    Wer im Vorfeld seines Romandebüts mit George R.R. Martin und Brandon Sanderson verglichen wird, muss ganz ordentlich vorlegen, um die damit verbundenen Erwartungshaltung der LeserInnen zu erfüllen. Ganz ist dies Brian Staveley nicht gelungen, aber heraus gekommen ist trotz der anfänglichen Längen ein spannender und unterhaltsamer Fantasy-Auftakt, der sich aber sicherlich in den nächsten Bänden noch steigern muss.

    Meine Meinung:


    Die gestandene Münchnerin Isolde Oberreiter oder besser gesagt, Tante Poldi, oder noch besser gesagt, Donna Poldina verlegt ihren Lebensmittelpunkt nach Sizilien, um sich dort gepflegt totzusaufen - mit Blick auf das Meer (nach vorne) und Blick auf den Ätna (nach hinten). Leider spielen das Leben und der Tod so ganz anders, als das die Tante Poldi eigentlich vorhatte, und unversehens befindet sie sich mitten drin in einer Mordermittlung, und nebenbei auch noch in einem italienischen Liebesdramolett.


    So bekommen wir in dieser Geschichte einen wunderbaren Mix aus Bayern und Italien, aus Krimi und Liebesgeschichte, aus Fröhlichkeit und Schwermut, aus Lachen und Nachdenken serviert. Der Autor hat es wunderbar hinbekommen, dass eine zugegebenermaßen sehr einfach gestrickte Krimihandlung über den ganzen Roman hinweg trägt, ohne dass es langweilig oder vorhersehbar ist. Denn die Hauptfigur Poldi hat so viele Facetten zu bieten, dass alleine damit schon die Geschichte funktioniert.


    Wie sie ihren Neffen, der zwischenzeitlich immer wieder als Ich-Erzähler auftritt, in die schriftstellerischen Schuhe hilft, wie sie ihre Verwandtschaft beim Pilzesuchen aussticht, den Polizisten dieser Welt schöne Augen macht, hartnäckig und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Spur verfolgt, ihr Temperament ausspielt und ihrem Schwermut nachgibt, wie die Funken sprühen wenn sie liebt und wie sich das Licht verdunkelt, wenn sie leidet, das ist großes Kino und keinesfalls so oberflächlich, wie man es aufgrund des Klappentextes und der Aufmachung vermuten würde. Ein großes Lob für diese gelungene und stimmige Charakterzeichnung! Leider gehört zu Poldis Persönlichkeit auch ein ausgeprägtes Alkoholproblem, das für meinen Geschmack manchmal ein wenig zu augenzwinkernd behandelt wird - das ist aber mein einziger Kritikpunkt an dem Roman.


    Da Mario Giordano seine Geschichte in verschiedenen, unmittelbar ineinanderfließenden Erzählebenen erzählt, ist ein aufmerksames Lesen gefragt; außerdem sollte man sich auf ein wenig bayerischen Dialekt und italienische Einwürfe gefasst machen. Der griffige Sprachstil sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen und die bildhafte Schilderung der wunderbaren sizilianischen Landschaft sorgt dafür, dass man sich spätestens nach dem 2. Kapitel nach Urlaub und Meer sehnt.


    Ein tolles Debüt mit einer kultverdächtigen Ermittlerin, und ich hoffe, es bleibt nicht bei diesem einen Roman, sondern es folgen noch weitere Fälle mit Tante Poldi.

    Klappentext:


    In New York begibt sich ein junger Ukrainer in die Psychoanalyse, er will endlich seine Biografie aufarbeiten. Am Anfang des letzten Jahrhunderts starb er auf einem Schlachtfeld in Europa - nur um kurz darauf als Vampir wiederaufzuerstehen. Ein Zustand, mit dem er sich nie anfreunden konnte, der ihm zuwider war, der ihn von seiner großen Liebe entfernte und der neben dem ungemütlichen Blutsaugen auch noch andere Unannehmlichkeiten mit sich brachte. Der so höfliche, wohlerzogene Mann verliebt sich nun hundert Jahre später in seine Therapeutin. Beiden ist nicht bewusst, wie verwoben ihre Geschichten sind und in welcher Gefahr sie schweben.


    Meine Meinung:


    An dieses Buch bin ich mit einer völlig falschen Erwartungshaltung heran gegangen. Vom Verlag als locker-flockige Komödie im Chick-Lit-Outfit angepriesen, mit Herzchen auf dem Cover, im Klappentext von der Geschichte zwischen einem Vampir und seiner Psychotherapeutin die Rede, entpuppte sich der Roman als etwas gänzlich anderes.


    Der Franzose Joann Sfar hat sich als Regisseur und Comiczeichner bereits einen Namen gemacht, vor allem abgedrehte Vampir-Comics zieren die Hitlist, wenn man im Netz nach seinen Werken sucht. Nur so lässt sich erklären, wie es zu solch einem abstrusen, durchgeknallten Roman kommen konnte. Der Autor schafft es entsprechend seiner Profession vor allem Bilder zu zeichnen, diese sehr deutlich und anschaulich dank seiner sprachlichen Gewandheit.


    Mit Blut ist in jedem Vampirroman zu rechnen, was hier aber an Kopfkino erzeugt ist, gehört einwandfrei in die Kategorie Splatter. Meine persönliche Ekelgrenze wurde hier sehr schnell überschritten, aber wie das so ist: die Faszination des Schrecklichen entfaltete auch hier ihre Wirkung und liess mich trotzdem weiterlesen, obwohl ich mich manchmal nur schütteln konnte angesichts der Blutbäder und zerfetzten Kehlen. Auch die sexuelle Komponente kommt nicht zu kurz und führt zu teilweise abscheulichen Szenen. Dann wieder gibt es auch witzig-abstruse Abschnitte, mit sehr, sehr schwarzem Humor, aber immerhin.


    Was dafür komplett auf der Strecke bleibt, ist ein ordentlicher Plot. Die Handlung hastet von Szene zu Szene, ohne dass ich einen durchgehenden Handlungsfaden ausmachen konnte. Zunächst befinden wir uns im ersten Weltkrieg und erleben mit, wie aus dem ukrainischen Soldaten Jonas ein Vampir wird, dann springt die Handlung in heutige New York und macht uns mit Rebecka bekannt, die als frischgebackene Witwe und erfahrene Psychotherapeutin auf Jonas stößt, der es immer noch nicht geschafft hat, endlich zu sterben....


    Dazwischen jede Menge Splatterszenen, willkürlich hinein geworfene Fabelwesen und ein durchgeknallter H.P. Lovecraft lassen die Leser eine Achterbahnfahrt erleben. Ich muss wirklich sagen, dass mir das Lesen teilweise sehr schwer gefallen ist und dass ich mich manches Mal gefragt habe, ob das nun Kunst, Satire oder einfach nur Schwachsinn ist. Selten hat mich ein Buch so verstört, abgestoßen und gleichzeitig fasziniert zurück gelassen. Empfehlen würde ich es allen experimentierfreudigen Splatter- und Horrorfans, keinesfalls aber Freunden von romantischen Vampirkomödien.

    Meine Meinung:


    Von Jasper Fforde hatte ich bisher noch nichts gelesen und insofern war "Die letzte Drachentöterin" für mich vor allem dazu gedacht, den Autor mal anzutesten. Dabei wird es nun nicht bleiben, ich habe richtig Lust auf weitere Bände aus dieser Reihe bekommen und werde mich auch mal mit Thursday Next befassen, soviel ist sicher.


    Wie kommts? Ich hatte eigentlich von der ersten Seite weg sehr viel Spaß mit dem Buch. Jasper Ffordes abgedrehtes Universum sprüht nur so vor skurillen Figuren, phantastischen Ideen und irren Geschichten. Es gibt keine Längen, sondern eine Szenen jagt die nächste und auf die Art und Weise lernt der Leser vornehmlich im ersten Drittel das Personal und seine Eigenheiten kennen.


    Damit hätte es auch ruhig bis zum Ende weiter gehen können, aber dann überraschte mich der Autor mit sehr tiefgründigen Dialogen und ein wenig "Drachenphilosophie"; diese ruhigeren, nachdenklichen Abschnitte gefielen mir sehr gut und bildeten einen guten Kontrast zu den vorangegangenen slapstickartigen Kapiteln.


    Außerdem überzeugte mich die Szenen, in denen der Autor der Welt einen Spiegel vorhält und in einer zwar überspitzten, aber nicht ganz unrealistischen Art und Weise die Natur des Menschen skizziert. Das fand ich großartig ausgearbeitet, und trotzdem bleibt der Roman bei seiner spritzigen Leichtigkeit.


    Das magische Konzept erschien mir logisch und durchdacht; nur leider gab es am Ende ein, zwei Dinge bei der Auflösung, die mich nicht ganz überzeugen konnten. Der Überraschungseffekt ist trotzdem geglückt und ich habe das Buch zufrieden zugeklappt. Naja, fast zufrieden. Eine Sache ist einfach unverzeihlich... aber lest selbst.


    Mit dem Sprachstil von Jasper Fforde kam ich gut zurecht; er bedient sich einer einfach gestrickten, lakonischen Jugendsprache, die beim Zielpublikum sicher gut ankommt und sich flott weglesen lest. Seine Wortkreationen machen mir sehr viel Vergnügen, und ich denke, die Übersetzer haben hier einiges geleistet, dass manches Wortspiel nicht untergeht.


    Insgesamt gesehen kann ich "Die letzte Drachentöterin" allen Fantasylesern empfehlen, die es gerne ein wenig abgedreht mögen; der Roman hat einen hohen Spaßfaktor, aber auch Tiefgang, gelungene Figuren und eine ordentlich ausgearbeitete Handlung. Gerne mehr davon!

    *meld*


    Ich war früher mal CB-Funkerin. Das ist aber schon seeeeeeehr lange her... :grin


    Praktisch fand ich, dass man immer wusste, wo gerade eine Party läuft. Sozusagen der Vorläufer der Facebook-Party. :lache


    :wave


    Oh, die drei mochte ich auch sehr gerne! Insbesondere dass Sam Hawkens und sein Kleeblatt den Wilden Westen verlässt und plötzlich im Orient und in Russland auftaucht, das hat was.


    Die Familiengeschichte, die Wiggli erwähnt, könnte auch die Reihe um die Greifenklaus sein.


    Der Weg nach Waterloo
    Das Geheimnis des Marabut
    Der Spion von Ortry
    Die Herren von Greifenklau


    Die fand ich auch klasse. Aber heute wirkt das natürlich alles etwas angestaubt und man muss sich immer bewusst sein, zu welcher Zeit die Bücher geschrieben wurden. Unser Weltbild ist heute natürlich ganz anders als das des Karl May.

    Zitat

    Original von DraperDoyle


    Naja, das ist halt immer so eine Sache mit den Jagdhunden. Es heißt ja auch immer, Jagdterrier gehörten nur in Jägerhand.


    Ja, das hab ich letztens auch mit Erstaunen feststellen dürfen, als ich auf der Homepage des Jagdterrier-Verbandes war...


    Aber ich hab nun mal einen Jagdterrier-Mix und muss mit seinem Jagdinstinkt zurecht kommen. Wie ihr schon erwähnt habt, man muss sich halt beschäftigen und für Auslastung sorgen, dann ist das Tier auch ohne Jagdeinsatz ausgeglichen.


    Schöne Hunde habt ihr alle! :wave

    Und noch eins:


    Über die Nazizeit und die Judenverfolgung wurde in der Familie Fried wenig gesprochen. Bis Amelie Fried durch Zufall herausfindet, dass auch Verwandte von ihr ermordet wurden. Dass ihr Großvater, der Eigentümer des Schuhhauses Pallas in Ulm, schlimmsten Repressalien ausgesetzt war. Dass ihr Vater Zwangsarbeit leisten musste und im KZ war. Schockiert über das Entdeckte, recherchiert sie die eigene Familiengeschichte und schreibt sie auf – für ihre Kinder und für alle, die nicht mit dem Schweigen leben wollen.