Beiträge von Nightfall

    Über den Autor:


    Erich Maria Remarque, 1898 in Osnabrück geboren, besuchte das katholische Lehrerseminar. 1916 als Soldat eingezogen, wurde er nach dem Krieg zunächst Aushilfslehrer, später Gelegenheitsarbeiter, schließlich Redakteur in Hannover und Berlin. 1932 verließ Remarque Deutschland und lebte zunächst im Tessin/Schweiz. Seine Bücher "Im Westen nichts Neues" und "Der Weg zurück" wurden 1933 von den Nazis verbrannt, er selber wurde 1938 ausgebürgert. Ab 1941 lebte Remarque offiziell in den USA und erlangte 1947 die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1970 starb er in seiner Wahlheimat Tessin.


    Quelle: Amazon.de


    Mehr Infos:
    Erich Maria Remarque - Sein Leben, seine Frauen, seine Werke
    Wikipedia-Artikel



    Klappentext / Inhaltsangabe


    Es ist die Geschichte des Soldaten Gruber, der während des Zweiten Weltkrieges Fronturlaub bekommt und die Zerstörung der Heimat, aber auch die Möglichkeit der Liebe erlebt. Voller Zweifel kehrt er an die russische Front zurück...



    Eigene Meinung


    In diesem Roman arbeitet Remarque mit der zentralen Frage, inwieweit der einzelne Soldat eine Mitschuld trägt, am Kriegsvoranschreiten, am Kampf gegen vielleicht unschuldige Menschen bzw. den Tod Unschuldiger. Der Protagonist Ernst Gruber stellt sich diese Frage während eines dreiwöchigen Heimaturlaubes, bei dem er feststellen muss, dass auch seine Heimat nicht durch den Krieg verschont worden ist, schlimmer noch scheint der Krieg "sich in den Hirnen und Herzen festzusetzen". Er suchte nach einer Insel der Hoffnung, nach Ruhe um seine innere Zerrissenheit, die den langsamen Bruch mit der nationalsozialistischen Ideologie bedeutet, wegzubekommen und findet nur Zerstörung, Tod und Verlust vor. Auch er sucht, nämlich nach seinen Eltern, die entweder tot, vermisst oder abtransportiert worden sind. Auf der Suche nach ihnen trifft er alte Bekannte, darunter seinen ehemaligen Religionslehrer Pohlmann, der still und vom Regime unterdrückt in einer heruntergekommenen Wohnung lebt und Widerstand leistet, in dem er einen jüdischen Flüchtling versteckt.
    Auch trifft er auf ehemalige Schulkameraden und man findet zwei Klassen: Die der Verlierer, der Kriegsteilnehmer, die ohne Arme oder Beine bzw. ohne Familien in Deutschland ausharren, ob sie nicht als Kanonenfutter noch an die Front geschickt werden, oder aber die Aufsteiger, die Gewinner in diesem Regime; dazu gehört Alfons, der Gruber selbstlos mit Lebensmitteln und Alkohol versorgt und dafür nichts anderes erwartet, als eine gewisse Aufmerksamkeit. Und doch ist dieser Alfons eine der hässlichsten Figuren; befreundet mit allen, die ihn einen Vorteil verschaffen, darunter Gestapo-Angehörige, Leute von SS und SD, die von Gräueltaten in Polen und Russland berichten, nebenher beim Kaffee und was diese Figur nicht im mindesten berührt, mehr noch stimmt er diesem leid zu indem er sagt: "Das sind doch Untermenschen!"


    Die Atmosphäre dieses Buches ist melancholisch-düster; es ist keine offensichtliche Düsternis wie "In westen nichts Neues", wo das ganze noch mit Erklärungen der Kriegsgräuel untermauert wird, aber beim Lesen schleicht sich langsam das Gefühl ein, dass dies nicht positiv enden kann, auch wenn Gruber in Elizabeth eine neue Liebe findet; er heiratet sie, verlebt eine kurze, von Hoffnungen und Träumen getränkte Zeit, die je zerstört wird, als er wieder an die Front muss. Nicht erst da packen ihn die Selbstzweifel, ob sein Handeln richtig ist. Ob er nicht genauso Mörder ist. Und schließlich handelt er...


    Dieses Buch ist mit "Im Westen nichts Neues" nur teilweise zu vergleichen. Die Kriegsgräuel werden nur anfangs erläutert bzw. zum Ende und das eigentliche Thema ist die psychische Entwicklung von Gruber, vom befehlstreuen Soldaten zum nachdenklichen, kritischen Menschen. Er findet in Elizabeth eine Liebe, auch wenn diese nur auf Einsamkeit aufbaut, so weiß Remarque, wie er das gemeinsame Verhältnis beschreiben muss. Er entblößt die beiden Figuren nicht, es wirkt auch in keinster Weise kitschig, wenn er sie kuscheln und träumen lässt. Remarque hat hier einen sehr schönen Gegensatz gebaut; auf der einen Seite die unmenschliche Seite des Krieges mit Ruinen, Flüchtlingen usw. und auf der anderen Seite die zarten Bande der Liebe, die Gruber Halt geben.


    Es ist schwierig dieses Werk irgendwie einzuordnen, weil ich ein Werk so nicht als "gut" oder "schlecht" bezeichnen kann. Ich würde einmal so sagen, wer sich hier einen groß-aufgemachten Soldaten-Kriegs-Roman erwartet, wird enttäuscht werden. Das Buch ist eher still, zum Großteil, und hat eher seine Stärke in der Analyse von Situationen. Und doch gibt es aktionsgeladene Szenen, wenn Gruber auf der Suche nach seiner Elizabeth durch die noch soeben bombardierte Stadt läuft und sich in einem Bombenkrater verstecken muss, um nicht getroffen zu werden.


    Mir hat dieses Remarque-Werk gefallen; es zeigt eine ganz andere Seite von ihm. Auf der einen Seite ist der Anti-Kriegsroman und natürlich sind auch in "Zeit zu leben und Zeit zu sterben" solche Elemente enthalten, aber auf der anderen Seite ist es diese Liebesgeschichte, die einen in Bann hält. Ein sehr schöner Roman, mit vielen Aspekten und auch einer sehr schönen Sprache.

    Mein Lebensgefährte hat starke und schwache Lesephasen. Es gibt Tage, da sucht er stundenlang im Regal nach dem richtigen Buch und entscheidet sich dann für Bücher, die er schon kennt und die ihn gefallen haben (Murakami, Kishon) oder aber, er hat Phasen, wo er nach einem Fließbandmechanismus alles liest, was er findet. Ist vor allem abhängig von den "Umwelt-Faktoren" (Studium, Arbeit, Lust...).


    Ich würde also schon behaupten, er liest genauso gern wie ich und einen festen, eingefahrenen Buchgeschmack hat er nicht. Seine All-Time-Favorites sind allerdings Haruki Murakami (Afterdark, Kafka am Strand), Phillip Pullman (Der goldene Kompass), Ephraim Kishon (... Alles.) und Stephen King (Die "Der dunkle Turm"-Reihe und auch andere Werke, die ich ihm so schenke.) sowie Tolkien ("Her der Ringe") und Poul Anderson ("Das zerbrochene Schwert").


    Er liest sehr gerne Bücher, hat auch früher diese "John Sinclair"-Heftchen gelesen, aber Zeitschriften im Abo oder nur eine, die er sich regelmäßig kauft, gibt es nicht. Er blättert manchmal durch meine "Deutschunterricht", aber das ist dann reine Entspannungstherapie.


    Ich denke, im Endeffekt, mein Partner ist genauso lesebegeistert wie ich. Nur eben bei anderen Genres unterwegs (ich mag weder Horror-, noch Fantasyliteratur).

    Vor ca. einem Jahr habe ich "Das zerbrochene Schwert" von Poul Anderson gelesen, auf Empfehlung meines Freundes.


    Mein damaliger Eindruck war sehr gemischt. Irgendwie wird man als Leser nicht richtig warm mit den Charakteren, weil ihre Handlungsweisen zum einen nicht erklärt werden und zum anderen geht von den meisten Figuren eine emotionale Kälte aus. Das bewirkte, dass ich mich mit keiner der Figuren identifizieren oder aber eine Figur finden konnte, die in irgendeiner Form herausstechend gewesen wäre. Es fehlt einfach die Innensicht, so dass man sagt: "Okay, dessen Handlungsweise von (setze einen beliebigen Namen ein) ist nachvollziehbar."
    Nicht nur das missfiel mir, sondern der Schreibstil war auch für mich alles andere als flüssig, so dass ich Probleme hatte der Geschichte zu folgen; die Geschichte an sich und vor allem die Vermischung des Tolkien-Universums (Ich nenne es mal so - Elfen, Elben, Menschen etc.pp) mit nordischen Mythen gefiel mir sehr gut. Aber zum Ende zog sich die ganze Erzählung wie ein Kaugummi und ich war nach der 300.Seite glücklich, dass ich es geschafft habe.


    Dieses Buch entsprach nicht im Geringsten meinem Geschmack. Wobei ich vielleicht als nicht unbedingter Fantasy-Leser die falsche Adresse bin, um zu bewerten, inwiefern hier Elfen richtig gehandelt haben, ob die Figuren alle gut dargestellt sind etc.pp. Ich kann nur vom Lesevergnügen ausgehen, und das war es für mich keineswegs.

    Zitat

    Irgendwie klingt mir dein Beitrag doch ein bißchen zu abwertend.


    Ich habe extra im letzten Satz formuliert: "Wer's mag". Und das heißt weder, dass ich jemanden verurteile, weil er sich das anschaut noch dass ich jemanden verurteile, weil er es nicht tut.


    Diese so genannten Prominenten, dieses ganze Brimborium um ein kleines, goldenes Männchen und diejenigen, die es aus Prestige-Gründen wollen oder aber, weil es gut zur Zimmereinrichtung passt oder aber, weil man mit einem Oscar / Golden Globe / Goldene Camera / Bambi etc.pp. einen Film sehr gut verkaufen kann... gehört nicht in mein Interessengebiet. Warum? Ich habe mich noch nie dafür interessiert, ob ein Film Oscars hat, Sternchen oder aber (das passende Pendant zum Oscar) goldene Himbeeren. Und das war alles, was ich mit meinem vorherigen Beitrag ausdrücken wollte und ist eben auch nur MEINE Meinung ;)


    Mir ist es, auf gut Österreichisch, total blunzn. Von mir aus kann sich das jeder gerne anschauen: Wer's mag. ;=)

    Ich bin wahrscheinlich eine der einzigen Mitstreiterinnen meines Geschlechtes, die sich weder für den Oscar (Wer, wo, aus welchem Material einen bekommt z.B.) noch für die dazugehörigen, so genannten Prominenten interessiert, oder? *hust*
    Zum einen, wenn mich die Ergebnisse interessiert hätten, könnte ich jederzeit das Radio anstellen oder aber in der Morgenzeitung lesen (... und muss nicht fünf Stunden vor dem Fernseher ausharren...), wen die Academy entweder fair oder unfair (Liegt natürlich immer im Auge des Betrachters.) beglückt hat. Und zum anderen... irgendwie ziehe ich es nachts um drei Uhr vor nicht vor dem Fernseher zu sitzen sondern zu schlafen oder aber bei Einschlafproblemen zu lesen.


    Ist natürlich alles eine Frage des Interesses an Tratsch / Klatsch bzw. an einer Form der Filmbewertung durch eine Institution.


    Wer's mag.

    Offensichtlich liegt in diesem Fall, so das Gericht, keine Verletzung des Urheberrechtes vor:


    Zitat

    Die 45-jährige Autorin gab sich nach der Verhandlung erleichtert. Sie fühle sich durch die Einschätzung der Richter bestätigt. Leuschner wirft der Autorin aus Nittendorf bei Regensburg vor, für «Tannöd» aus seinen Sachbüchern zum Mordfall auf einem Bauernhof im oberbayerischen Hinterkaifeck in den 20er Jahren abgeschrieben zu haben. Dafür fordert der Journalist Schadenersatz. Der geschätzte Streitwert beträgt Presseberichten zufolge rund 500 000 Euro.


    Die Anwälte Leuschners hatten das Gericht auf 18 Details verwiesen, die sich sowohl in den Sachbüchern des Journalisten als auch in «Tannöd» wiederfänden. Nach Auffassung des Gerichts sind diese Details aber nicht «prägend genug» und bestimmten nicht den Gesamteindruck des Buches. Die Übereinstimmungen im atmosphärischen Bereich ergäben sich aus der Situation auf dem Bauernhof, argumentierten die Richter. Als Vergleich schlugen sie vor, Schenkel könne Leuschners Bücher in ihrem Werk würdigen.


    Quelle: Yahoo-Nachrichten

    Über den Autor


    Hermann Vinke (*1940 in Rhede) ist ein deutscher Rundfunkjournalist und Sachbuchautor im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur.


    Er ist im ländlichen Emsland mit acht Geschwistern in einer bürgerlich-katholischen Familie aufgewachsen; studierte Geschichte und Soziologie; Volontariat beim NDR.
    1981 - 1986 Auslandskorrespondent der ARD in Tokio, 1985 - 1990 in Washington / USA; seit 2000 ist er Auslandskorrespondent im Baltikum.


    Infos von: Wikipedia



    Klappentext / Inhaltsangabe


    In diesem erschütternden Dokument berichten Kinder aus Hiroshima über eine Hölle aus Schreien, Schmerz und Tod, die am 6.August 1945 begann...


    Preis der Leseratten (ZDF)
    Deutscher Jugendliteraturpreis
    Die Silberne Feder (Auswahl)



    Eigene Meinung


    Ein japanischer Erziehungswissenschaftler Arata Osada sammelte während des Anfangs der 50er Jahre zunächst für persönliche Forschungen 3000 Berichte japanischer Kinder, die die erste der beiden Atombomben, abgeworfen am 6.August 1945 durch die Enola Gay unter der Leitung von Oberst Paul Tibbets und auf Befehl des damaligen Präsidenten Truman, überlebt hatten. Als er jedoch erkannte, was gerade "die Bombe mit den Kindern von Hiroshima angerichtet hatte", konnte er die Berichte nicht einfach für die Schublade belassen. Er wählte aus den 3000 Berichten 105 Berichte aus, die er weder nach Rechtschreibung noch nach Satzkonstruktionsfehlern berichtigte und brachte diese Sammlung 1951 unter dem Titel "Genbaku no Ko" (Kinder der Atombombe) heraus, trotz einer von den amerikanischen Besatzern verhängten Nachrichtensperre bzw. einer starken Zensur.


    Insgesamt 20 Berichte hat Hermann Vinke für sein Jugendbuch "Als die erste Atombombe fiel" (erstmals 1980 erschienen) ausgewählt, trotz der Gedanken, ob man diese "grauenhaften Einzelheiten und der tiefen Verzweiflung" überhaupt Jugendlichen zeigen möchte oder auch darf. Unterlegt sind die Berichte der Kinder von Hiroshima mit Bildern und Sachtexten, die die Thematik für einen jungen, nicht geschichtsversierten Jugendlichen erklärbar machen sollen; u.a. z.B. wird ein Interview mit Major Paul Tibbets abgedruckt, welches er im August 1981 der Zeitschrift 'metall' gab oder aber es wird die Situation der koreanischen Minderheitsbevölkerung während und auch nach des 2. Weltkrieges geschildert und deren schlechte Versorgung nach dem Atombombenangriff.


    Meiner Ansicht nach wurde mit diesem Buch ein Auftrag im Sinne der Friedenserziehung erfüllt. Das Buch hat nicht nur erzählende, sondern auch eine dokumentarische Komponente, die es dem Leser einfacher machen sich in bestimmte Dinge mehr zu vertiefen bzw. Hintergründe zu verstehen oder auch die japanische Lebensweise zu verstehen. Dabei wird man geschüttelt, entweder vor Ekel oder aber, vor allem als Leser des Interviews von Paul Tibbets, vor Unverständnis. Dieses Buch soll verstehen lernen und eine Grundlage zur Friedenserziehung bieten. Und dafür muss ich dem Herausgeber ein Lob aussprechen, es ist ihm gelungen die Waage zu halten zwischen starker "Dramatisierung" und sachdienlicher Argumentation. Die Berichte der Kinder sind starke, emotionale Berichte; Berichte natürlich, die ohne eine gewisse "Schrecklichkeit" nicht auskommen. Damit ist nicht nur die Bilder gemeint, die sich den Kindern einprägen (Menschen, von denen man nur noch Schatten sieht z.B.), sondern auch die Ängste, die sehr authentisch und realistisch beschrieben werden - die Suche nach den Eltern, die Angst vor dem Sterben in den Flammen, der Umgang mit den Verlust von Bekannten und Freunden...


    Mit diesem Buch ist ein Schritt in die richtige Richtung gegangen, um nicht nur Aufklärung, sondern auch Dialog und Verständigung zu betreiben im Sinne davon, dass es "nie wieder Hiroshimas gibt".

    Eigene Meinung:


    In Dürrenmatts 1961 erstmals erschienenen und 1962 erstmals uraufgeführten Drama "Die Physiker" wird man mit der Grundfrage, welche Verantwortlichkeit ein Wissenschaftler für seine Entdeckung hat, konfrontiert. Sind Wissenschaftler überhaupt dazu in der Lage die weitere Entwicklung ihres Produktes zu überschauen? Dürfen sie wissenschaftlichen Fortschritt zurückhalten, mit dem Wissen, dass ihre neuste Errungenschaft für Menschen nicht nur Fortschritt, sondern auch Leid hervorbringt? Und inwiefern hat ein Wissenschaftler Verantwortung zu übernehmen für seine Entdeckung?


    Und doch lässt sich in dieser Komödie mehr finden; es ist ein stetiges Spiel mit Maskeraden, mit der Verrücktheit der Menschen, mit dem Versteckspiel vor der Realität. Zwei der drei Hauptfiguren, Newton (alias Alec Jasper Kilton), der einmal von sich behauptet auch Einstein zu sein und Einstein (alias Joseph Eisler) behaupten von sich Mitglieder von Geheimorganisationen zu sein, die dem Physiker Johann Wilhelm Möbius, der vorgibt ihm erscheine König Salomo, in die herrschaftliche Irrenanstalt gefolgt sind, um seine physikalischen Entdeckungen für ihre politischen Institutionen ausnutzen zu können. Möbius hingegen versteckt sich vor der Welt, hat er doch bemerkt, welche Form der Macht er entdeckt hat - Nicht nur im Sinne des Fortschrittes, sondern auch für die Entwicklung des menschlichen Lebens. Er vertreibt auch so seine Familie, spielt den Irren und doch weiß man als Leser nie, ob diese nun neu zugeschriebenen Rollen real sind oder ob dies auch wieder eine "Verrücktheit", also eine weitere Erscheinungsform von deren Krankheitsbildern ist.


    Die Pointe ist nur die letzte Station für eine Komödie voll von Versteckspielen, Fragen, die das Leben betreffen, Personen, wo man nicht einschätzen kann, ob sie verrückt sind, oder ob das Verrückte nicht sie sind, sondern die Menschen, die sich einer Macht annehmen, die von einer vermeintlichen großen Idee getragen ist. Das Beste an diesem Theaterstück ist nicht nur die sehr angenehme, flüssige Sprache, auch die Aktualität des Dramas (Nicht nur im Bezug auf Kernphysik, sondern auch z.B. das Clonen mit der Frage, welcher Wissenschaftler die Verantwortung für die Folgen dieses "Reproduktionswahnes" übernimmt?) lässt es zu einer angenehmen, nachdenklich-machenden Lektüre werden.


    Mein Fazit: Eine kurze, aber nachdrückliche Lektüre in einfacher Sprache aber mit "schweren" moralischen Fragen.

    Etwas über den Autor:


    Kenzaburo Oe, geboren 1935 auf der Insel Shikoku, Romanistik-Studium an der Tokyo University. Abschluss mit einer Arbeit über Sartre, schrieb Essays, Geschichten und Romane. Mit 23 Jahren erhielt Oe den renommierten Akutagawa-Preis, es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen - darunter 1994 der Nobelpreis für Literatur. Oe lebt in Tokyo.


    Infos entnommen: Vita des Autors beim S.Fischer-Verlag


    Weitere Infos: Wikipedia-Artikel zum Autor



    Kurze Inhaltsangabe / Klappentext:


    1945. Japan hat kapituliert. Amerikanische Soldaten kommen mit ihrem Jeep in ein abgelegenes Dorf, misstrauisch von den Kindern beobachtet, die zum ersten Mal wirklich "Fremden" begegnen. Die gespannte Atmosphäre scheint sich rasch zu beruhigen, doch der Friede erweist sich als trügerisch, und ein scheinbar lächerlicher Vorfall löst plötzlich eine dramatische Wende aus. - Der Text, 1958 entstanden, ist ein erzählerisches Kabinettstück des japanischen Nobelpreisträgers.



    Eigene Meinung:


    In dieser gerade einmal 31-Seiten lange Erzählung schildert der Autor die kurze Begegnung zweier Kulturen - Der dörflichen Gemeinschaft japanischer Bauern und die der amerikanischen Besatzungstruppen, repräsentiert durch fünf GIs und deren japanischen Dolmetscher, die auf der Durchreise zu sein scheinen und in diesem Dorf eine Rest einlegen wollen. Man nimmt von Anfang an eine Spannung zwischen diesen Gruppen wahr, ist es doch den Bauern nicht gestattet, wie sonst in ihrer Kultur üblich, mit den Soldaten zu speisen oder aber mit ihnen zu sprechen. Und so werden sie eher misstrauisch beäugt; später löst sich diese Stimmung. Die Soldaten sind ganz angetan von "einem Mädchen im Kimono und sie machen sich Notizen und fotografieren sie" und die Kinder ihrerseits erfreuen sich an den von den Soldaten verschenktem "eingewickelten Zuckerzeugs".


    Erst ein, eigentlich lächerlicher Vorfall bricht die bisher eher friedliche Stimmung; die Schuhe des Dolmetschers scheinen verschwunden, auch bei einer Hausdurchsuchung im gesamten Dorf werden sie nicht gefunden; die Situation eskaliert und in einem Streit mit dem Gemeindevorsteher gibt der Dolmetscher den Befehl zu schießen. Der Gemeindevorsteher (Keiner der Personen hat einen Namen.) bricht tot zusammen und wird von seiner Frau und deren gemeinsamen Sohn, "der darauf stumm wurde", betrauert.


    In der Nacht rächen sich die Dorfbewohner auf ihre Weise; der Sohn wird zum Mitwisser eines Mordes und verliert so seine Unschuld und sein Vertrauen in eine ländlich-schöne japanische Welt. Er wurde "plötzlich stumm" - mit soviel Grausamkeit und Traurigkeit konfrontiert verweigert er sich der kindlichen Naivität, verweigert er sich einer Gefühlsregung beim Mord an dem Dolmetscher und geht am nächsten Morgen wieder normal wie die anderen Dorfbewohner auch ihren Beschäftigungen nach; sie ignorieren die Fremden, gehen weder auf ihre Gesten noch auf ihr Sprechen ein. Diese müssen sich dann zurückziehen.


    Diese knappe-lakonische Geschichte, die eine Parabel darstellt, wirft die Grundsatzfrage auf, wie schnell und aus welchen banalen Gründen heraus Gewalt entsteht. Auch dokumentiert sie die Formen der Gewalt, droht doch der Dolmetscher beim Nichtwiderfinden der Schuhe mit Repressalien gegen die Frauen des Dorfes oder aber damit, dieses Dorf der Hehlerei mit Militärwaffen zu bezichtigen. Alle Macht hat dieser Dolmetscher inne; die Soldaten verstehen die Dorfleute und deren Sprache nicht, handeln nur auf seinen Befehl. Und so missbraucht er diese Gewalt zur Erpressung. Man könnte jetzt einigermaßen grob interpretieren: Die Macht, repräsentiert durch den japanischen Dolmetscher z.B. für das kaiserlich-traditionelle Japan, wird von der unschuldigen Landbevölkerung gestürzt, während die amerikanischen Besatzungssoldaten nur als Befehlsentgegennehmer verstanden werden. Etwas weit hergeholte Interpretation, aber eine mögliche.


    Ich kann nur sagen, diese Erzählung hat mich nicht losgelassen; ich habe sehr lange darüber nachgedacht, was die Parabel / das Gleichnis hier kritisiert und kam auf mehrere Möglichkeiten. Ein Buch, was man nicht so schnell aus der Hand legen kann, auch wenn die Erzählung an sich wenig aus liebevoll-gestalteten Charakteren besteht, weil durch deren Anonymität (fehlende Namen) und fehlende Beschreibung ihres äußeren Erscheinungsbildes, man keinen Bezug zunächst zu ihnen aufbauen kann. Und dennoch fühlt man mit, denkt man mit, weil die Geschichte an sich nur von einer eher stark angespannten Atmosphäre begleitet wird.


    Mein persönliches Fazit: Zwar eine kurze, aber doch eine sehr intensive und nachdenklich-machende Erzählung.



    (Habe im übrigen die Links oben noch einmal kontrolliert und festgestellt, dass einer Seite falsch verlinkt war. Fehler wurde behoben ;=))

    „Zoli“ erzählt eine Lebensgeschichte. Nicht nur die der weiblichen Figur Zoli (Marienka) Novotna, eine Roma-Frau, sondern auch die Geschichte ihres Volkes, ihrer Verfolgung während des 2.Weltkrieges und Holocausts, ihre Instrumentalisierung für die slowakischen Kommunisten und schluss endlich ihre erzwungenen Assimilation. Von der Politik der Faschisten als „Untermenschen“ betrachtet und verfolgt, später glorifiziert als die natürlichste aller Lebensformen durch die Kommunisten, um ihnen dennoch später das Recht auf ihre eigene rumfahrende Kultur zu nehmen. Viele politische Ansätze sind in diesem Buch, viel allgemeine Kritik daran Menschen ihr Recht auf eigene Kultur und Bräuche zu nehmen. Sie vom fahrenden Volk aus Gutmütigkeit und Erlaubniswille der Oberen zu sesshaften Menschen zu machen.


    Und doch ist dies nicht der einzige Aspekt dieses Romans, der zu gefallen weiß. Es ist vor allem die Viel-Perspektivigkeit, die der irische Autor Column McCann einsetzt, um ein breit gefächertes Bild einer Roma-Lebensweise zu erhalten. Er lässt Zoli selbst sprechen, zuerst „glühendes“ und später ausgestoßenes Mitglied der Roma; ihren Geliebten Stephen Swann, der sie verrät, der Slowake sein möchte und doch niemals über sein irisch-gefärbtes Slowakisch hinauskommt. Und er lässt Zolis Lieder sprechen, voll von Metaphoriken aus der Natur, von Tieren und Pflanzen und vor allem von den Wünschen eines jungen Menschen ihrem Platz in der Familie zu finden, den sie sehr rasch wieder verliert. Es ist auch die Geschichte einer Flucht, über die Slowakei, nach Ungarn, weiter nach Österreich – Von der Familie verlassen, vom Geliebten verraten, vom Glauben an den Sozialismus enttäuscht. Präsentiert wird eine starke Heldin, eine Heldin vor allem, die sich trotz der „westlichen“ Übermacht niemals unterkriegen lässt und trotz ihrer eigenen Isolation eine starke Persönlichkeit bleibt. Eine Kämpferin.


    Der ORF hat in einer Kritik dem Autor zu viele Klischees vorgeworfen: Er würde damit spielen sich an dem Wort „Zigeuner“ aufzuhängen, außerdem stelle er dar, sie wären fasziniert von allem, würden stehlen etc.pp. Ich möchte folgendes sagen: Natürlich verwendet er Klischees, aber nicht ohne den Hintergrund zu erläutern. Wie vielleicht dem geneigten Rezensenten vom ORF bekannt ist, wenn er es gelesen hat, erklärt Zoli, dass Zigeuner so etwas wie Besitz nicht kennen. Sie unterscheiden nicht zwischen einem Bauern und dem ihrigen Besitz, ganz getreu dem Motto: „Allen gehört die Welt.“


    Die Sprache McCanns ist zauberhaft, wirklich zauberhaft.
    Man fiebert mit, mit der anfangs jungen, am Ende alten Heldin. Man fiebert mit bei ihren Gedichten, bei ihrer Ausstoßung, bei ihrer Flucht nach Österreich…


    Zolis Geschichte wirkt wie ein riesiges Gemälde, ein Porträt einer Kultur, die fast schon vergangen scheint und doch an hochaktuellen Themen messbar ist. Ich habe die Lektüre wirklich genossen und muss dem SPIEGEL wirklich recht geben: „Die Weltliteratur hat eine neue Heldin!“


    Fazit:


    Ein Gemälde über die Kultur der Roma, ein Stück Geschichte, ein Stück Liebe zur Sprache – Einfach schön zu lesen!

    (Katherine) Kressmann Taylor hat "Adress unknown" 1938 erstmals als Fortsetzungsgeschichte im Magazin "Story" veröffentlicht, deren Auflage innerhalb von zehn Tagen ausverkauft war. 1939 veröffentlichte der Verlag Simon and Schuster das "Büchlein" (Ingrid Müller-Münch in der Frankfurter Rundschau, 2001) als vollständige Ausgabe. Und doch dürfte jedem auffallen, auch nachdem das Buch erst 1992 wieder entdeckt und gedruckt wurde, dass der Name Kressmann Taylor nicht Programm ist in der amerikanischen Literaturgeschichte; sie wird in keinem der Fachbücher zur amerikanischen Literaturgeschichte jemals erwähnt und so bleibt die Autorin selbst, über die nicht mehr bekannt ist als dass sie verheiratet (war/ist) und drei Kinder hat(te) sowie in den USA lebt(e) und als Werbetexterin gearbeitet hat, auch im Dunkeln.


    Die Geschichte des Briefromans lässt sich kurz zusammenfassen: Max Eisenstein und Martin Schulse sind Geschäftspartner und Freunde. In San Francisco haben sie eine gemeinsame Kunstgalerie aufgebaut; jedoch zieht Martin mit seiner Frau Elsa und den Kindern zurück nach Deutschland Anfangs schreiben sie sich noch sehr intime, zart-verbundene Zeilen wie "Wir werden auf dich, den lieben Onkel Max trinken und an dich denken!" bis Max, ein Jude, eine deutliche antisemitische Stimmung in Deutschland mitbekommt - Nicht durch Berichte von Freunden sondern auch in den Briefen von Martin. Zuerst zweifelt Martin selbst noch an dieser Regierung, bezeichnet Hitler dennoch als "guten Schock für Deutschland", den es nötig hat um "zu erwachen". Er konstatiert: "Dem Himmel sei dank, dass er [Hitler] ein wahrer Führer ist und nicht ein Engel des Todes."
    Martin scheint eingenommen von dem neuen System, dass einer Familie, vor allem seinen Söhnen, einen Aufstieg beschert; sie werden regelmäßig von einem Baron besucht, sein Sohn ist einer der "Besten" im Jungvolk und selbst seine Frau Elsa, wieder einmal mit einem Kind schwanger, schwärmt "von dem neuen Führer, den sie so verehrt".
    Er äußert seine Überzeugung gegenüber Max, der ihn "so oder so nicht verstehe, weil er nur an die Ungerechtigkeit gegenüber seines Volkes denkt"; kurzum: Er bittet ihn ihn nicht mehr zu schreiben und verweigert sogar die Hilfe der Schwester von Max' als sie von SA-Schergen verfolgt um hilfesuchend vor seiner Tür steht.
    Von da an beginnt die Pointe, beginnt die Rache des "Juden Max" an seinem ehemaligen Freund...


    Dieses Buch ist nur 64 Seiten lang und besteht aus 19 Briefen und einem Telegramm; die Länge ist nicht wichtig, der Inhalt ist es und der hat es in sich. Kressmann Taylor weiß, wie sie die Sprache einsetzen muss, damit man zwar erst langsam, aber dann in all seiner Heftigkeit die Umkehrung von Martin bemerkt. Werden anfangs noch die Briefe mit "Mein lieber Freund Max" begonnen, so starten sie schluss endlich mit "Heil Hitler!". Kein Wort ist zuviel, kein Wort zu wenig. Der Leser wird mit der Pointe fast erschlagen; mir blieb der Mund offen stehen, ich hatte glänzende Augen. Warum? Weil ich mir folgendes dachte: Endlich! Endlich gibt es einen Menschen, einen Protagonisten, der nicht sein Haupt senkt und von einer Freundschaft Abschied nimmt. Er nimmt keine Freundschaftskündigung hin, er reißt seinen ehemaligen Freund ins Verderben. Und ich muss sagen: Endlich ein Stück ausgleichende Gerechtigkeit.


    Fazit: Ein sehr bedrückendes, nachdenklich machendes Stück Literatur und Zeitdokument; auch, wenn es nur 64 Seiten hat - Sie werden einen erschlagen und aufrütteln.

    "Das macht mir Mut auch meine Vorzüge anzusprechen", sagte der österreichische Satiriker, Schriftsteller und Publizist Karl Kraus ("Die letzten Tage der Menschheit") und so möchte ich mich vorstellen als das, was ich bin bzw. als das, was die Menschen von mir begreifen.
    Ich studiere und lebe in Österreich.
    Ebenso bin ich Verlobte eines gleichaltrigen Mannes, Schwester einer älteren Schwester, Kind einer Akademikermutter.
    Und doch sind das nicht alle Rollen meines Lebens: Ich bin Weltverbesserer und Weltenbummler, Lebensjaher, Leser, Schreiberling, "Kreativling" und schluss endlich Mensch mit einem Interesse für Bücher, Kunst, Tagebücher, Aphorismen; kurzum, für alles, was etwas mit dem geschriebenen Wort oder der Symbolik von Wörtern zu tun hat. Nebenher begeistere ich mich für Filme, für Musik, für den Hund meiner Familie...


    In diesem Sinne freue ich mich auf einen regen Austausch und Diskussionen zu dem Thema, was mich berühren kann, was mich zum Lachen bringen und mir Freude geben kann.


    Ein Zitat zum Abschluss: Ich liebe die Bücher; sie sind kalte, zuverlässige Freunde. (Victor Hugo)