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Original von Nightflower
Also normalerweise (jedenfalls laut ICD-10) wissen die Persönlichkeiten meistens nichts voneinander. Und wenn, dann ist es eher wie Stimmen hören, sodass die Leute oft denken, dass sie verrückt werden (also sozusagen schizophren). Dass sie so miteinander reden, ist mir total neu. Wo hast du das her, dass es das gibt Britt? Finde es sehr befremdlich... kann mir eher vorstellen, dass das vorkommt, wenn man in Therapie ist und "merkt", dass es da eben noch andere in einem gibt und man sie kennenlernen will...
Nun ja, ich kenne eine Betroffene, die einige ihrer "Leute" schon kannte, lange bevor sie mit einer Therapie anfing. Von ihr habe ich das Manuskript auch vorab lesen und auf Authentizität prüfen lassen. Ich habe mich die letzten Jahre sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, und ja, ich weiß, dass es alles unglaublich und unwahrscheinlich klingt. Mir war auch klar, dass das Buch sehr kontrovers diskutiert werden wird. Und gerade mit den Klischees, die man aus Film und Fernsehen und reißerischen Thrillern kennt (ich weiß, dass es dort sehr gern - aber nicht unbedingt realitätsnah- verwendet wird, wollte ich mit diesem Buch unbedingt aufräumen.
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Vermutlich geht es nur mir so, aber ich bin leider ein wenig enttäuscht, dass es doch um multiple Persönlichkeiten geht, weil ich einfach zu viel darüber gelesen hab in Krimis/Thrillern und das Thema schon ausgelutscht finde.
Und weil es der Häufigkeit der Krankheit einfach nicht gerecht wird...
Zur Häufigkeit der Krankheit: Sie entspricht durchaus der der Schizophrenie. Ich weiß, die Experten sind da uneinig, aber meines Erachtens liegt das daran, dass es immer noch zu viele Fehldiagnosen gibt. Wenn ich sehe, wie viele Betroffene sich allein in dem Internet-Forum rumtreiben, in dem ich unterwegs bin ...
Das z.B. schreibt das Ärzteblatt dazu:
"Noch 1997 schreibt Prof. Dr. med. Rainer Tölle im Deutschen Ärzteblatt (DÄ): „Die sogenannte multiple Persönlichkeit oder dissoziative Identitätsstörung [. . .] ist selten, und es wird kontrovers diskutiert, in welchem Ausmaß sie iatrogen oder kulturspezifisch ist.“ (1) Dies ist heute eindeutig widerlegt. Dr. med. Ursula Gast und Kollegen nennen 2006, ebenfalls im DÄ, Prävalenzzahlen von 0,5 bis ein Prozent der Bevölkerung (2). Das entspricht der Häufigkeit der Schizophrenie. Fünf bis zehn Prozent der Patienten in psychiatrischen Kliniken leiden unter einer dissoziativen Identitätsstörung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie fehldiagnostiziert werden, ist relativ hoch. Stimmen hören, ist nicht gleich Stimmen hören."