Beiträge von Tereza

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    Original von Larna
    Allerdings weiß ich nicht, ob es jemals Menschen gab, die wirklich so präzise in die Vergangenheit blicken konnten, dass sie etwas gesehen habe, was sich im Detail so abgespielt hat.


    Lieben Gruß
    Larna


    Es gibt wohl heute noch Leute, die behaupten, es zu können: Wahrsager etc. Was da dran ist, sei dahingestellt. Ich gebe zu, in dieser Hinsicht geht der Roman Richtung Fantasy.


    Gruß


    Tereza

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    Original von SiCollier


    Bisher habe ich nur den Prolog gelesen, und bin schon etwas am Schleudern. Nicht, weil ich Probleme hätte ins Buch zu kommen. Im Gegenteil. „Kelten“ - mir war gar nicht bewußt, daß die auch dort siedelten. In meiner Übersichtskarte sind leider die heutigen Staatsgrenzen nicht eingezeichnet, so daß ich es nicht so genau lokalisieren kann. (Daß die bis ins Gebiet der heutigen Türkei gesiedelt haben, ist mir allerdings schon bewußt, Stichwort etwa „Galater“.) Ich habe mich bisher mehr für die Kelten der britischen Inseln, teilweise auch Gallien (Vercingetorix) interessiert. Jedenfalls kommt bei der Erwähnung der Kelten so ein leichtes Strahlen in meine Augen, daß das Weiterlesen schon mal „gerettet“ ist. ;-)


    Dann Seite 7: Er ging davon aus, dass seine Rede der Keltin gefallen würde. Auch unter ihren Leuten hatten Römer und andere Eindringlinge bereits dafür gesorgt (...) (Hervorhebung von mir)
    Ähm, Römer? Ich nehme doch an, daß wir etwa in der Mitte des 8. Jahrhunderts (also um 750 herum) sind. Bezieht sich die Bemerkung jetzt auf die Vergangenheit? (Wobei - der Untergang des Römischen Reiches ist wieder so ein Kapitel für sich. >Hier< hat MagnaMater etwas dazu geschrieben.) Doch wenn ich meinen historischen Atlas richtig interpretiere, war das Gebiet der Tschechei nie Bestandteil des Römischen Reiches.


    Nein, das war es nicht. Dennoch kamen Kelten mit Römern in Kontakt und wurden daher auch von ihnen beeinflusst. Leute konnten doch auch zwischen den verschiedenen Stämmen herumreisen, Dinge über fremde Sitten erzählen etc. Einige Keltenstämme befanden sich ja unter römischer Herrschaft.


    Natürlich ist da die Zeit des römischen Reiches schon vorbei. Aber des halb mussten nicht alle Leute die Römer vergessen haben.


    Viele Grüße


    Tereza

    Hallo Herr Palomar,


    also so im Schnitt ist es immer etwa ein Jahr. Meistens kommt die Idee zum neuen Buch schon, wenn ich das alte zu Ende schreibe und ich beginne nebenher ein wenig zu recherchieren.


    LG


    Tereza

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    Original von Herr Palomar
    Außerdem würde mich interessieren, an welchem Projekt du jetzt gerade schreibst, wenn du dazu schon etwas sagen magst. Ich würde es natürlich auch verstehen, wenn das nicht geht!


    Das habe ich gestern ganz vergessen zu beantworten. Ich habe wieder einen Sprung in die Vergangenheit getan und beende gerade die Geschichte über eine anglonormannische Dichterin des 12. Jahrhunderts. Sie soll im Mai 2010 rauskommen.


    LG


    Tereza

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    Original von Larna
    Was mir nicht so gefallen hat, war Libussas Version, als Premysl zu ihr gebracht wurde. Ich bin einfach ein zu realistisch denkender Mensch, um zu glauben, dass sie plötzlich die Vision hatte, wie alles abgelaufen ist und somit die anderen überzeugen konnte. Das war für mich eher unglaubwürdig und hat einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen.


    Na ja, das stammt halt aus der Sage. Libussa war eine große Seherin. :-)


    LG


    Tereza

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    Original von bonomania
    Auf Seite 506 schreibst Du: "Sollten wir in diesem Volk das Christentum durchsetzen, wird Kazi bald in den Ruf der Hexerei geraten"
    Hat Radegunde denn damals schon wissen können, was einmal mit Hexen passieren wird?


    Es gab meines Wissens schon vor der großen Hexenverfolgung vereinzelte Hexenprozesse. Die liefen noch nicht so fanatisch ab und Angeklagte hatten durchaus Chancen auf Freispruch - aber ich glaube, Kazi hätte unter christlicher Herrschaft auf jeden Fall Ärger gekriegt, so wie sie drauf war.


    Ansonsten freut es mich sehr, dass dir das Buch gefällt. Die gelöschten Seiten sind aber leider weg. Ich hatte da u.a. noch eine längere Beschreibung, wie Mnata und Afra mit dem Sklavenhändler herumziehen, bevor sie nach Praha kommen, aber das wurde alles gestrichen. Ist nun mal nicht zu ändern.


    Liebe Grüße


    Tereza

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    Original von Larna
    Natürlich ist es sehr traurig, wie sie ihren Sohn behandelt, aber für sie zählen offenbar nur Mädchen, die sie zu ihrer Nachfolge ausbilden kann. Später werden es die Väter sein, für die Töchter nichts oder nur wenig wert sind (außer als Heiratspfand). Da zählen dann nur Söhne. Insofern ist diese Sichtweise Kazis durchaus verständlich, sie ist das Spiegelbild zu späteren Zeiten.


    Schön erklärt. Genauso habe ich es auch gesehen. :bluemchen


    Tereza

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    Original von bonomania
    Das sie die beiden Missionare um sich haben wollte, wirkte auf mich etwas konstruiert, nun ja, bei Anahild hätte ich es eher geglaubt, aber nicht bei Radegund :wow Aber man kann Ihr Handeln echt schlecht einschätzen :grin
    Sie ist einfach sehr widersprüchlich ....


    Heutzutage würde eine Radegund zum Therapeuten gehen. Sie ahnt ja irgendwie, dass sie selbst die wahre Ursache all ihrer Probleme ist. Aber damals gab es nur Priester, die eine ähnliche Aufgabe übernahmen. Das Gespräch mit Kazi hilft Radegund nicht, deshalb will sie christliche Missionare, denn die sind ihr weniger fremd. Leider mißbraucht Gundolf ihr Geständnis, um sie zu erpressen.


    Die Eier: es gibt in Tschechien heute noch die Sitte, dass Mädchen ihrem Liebsten an Ostern bemalte Eier schenken, die etwa so aussehen:


    http://en.wikipedia.org/wiki/File:Sorbische_Ostereier.jpg


    Ob das Bemalen von Eiern auf heidnische Bräuche zurückgeht, ist umstritten. Doch bin ich in einem Fachbuch auf die Info gestoßen, dass man in Rußland bemalte Toneier fand, die aus vorchristlicher Zeit stammen. Daher habe ich die bunten Symbole der Fruchtbarkeit in meinen Roman aufgenommen.


    Viele Grüße


    Tereza

    Hallo Herr Palomar,


    also es gleicht sich irgendwie aus. Bei Libussa hatte ich das Problem, dass es sehr wenig Fachbücher gab und die Suche nach ihnen recht aufwändig war. Ich musste mir vieles einfach ausdenken und hatte die ganze Zeit Bedenken, dass es dazu eben doch Infos gab, die ich einfach nicht gefunden hatte.


    Chinatown war allerdings auch so ein Spezialthema. Es gab nur ein relevantes Fachbuch, ansonsten suchte ich in Antiquariaten nach Reiseführern und Bildbänden über Hamburg aus den 20-ern. Dann musste ich mich auch noch über China schlau machen, was aber höchst interessant war.


    Über eine Zeit zu schreiben, die nicht so weit zurück liegt, kann zu Fehlern verführen, denn man meint, es war doch so ähnlich wie heute. In der Anfangsszene des Buches wollen zwei Protas eine Flasche Wodka kalt stellen. Ich schrieb ganz selbstverständlich, dass sie sie eben in den Kühlschrank tun, und fand erst später heraus, dass es damals kaum Kühlschränke gab. Schließlich rief ich meine Mutter an, um herauszufinden, wie man im Sommer ohne Tiefkühlfach Getränke kühlte.


    Zu Chinatown ist übrigens auch eine Leserunde hier geplant. Der Termin wird bald bekannt gegeben. Es würde mich sehr freuen, dich - und vielleicht auch andere Teilnehmer - da wieder zu treffen.


    Liebe Grüße


    Tereza

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    Original von Bouquineur
    Ich glaub die dunkle Hautfarbe hat in dieser Gesellschaft wenig Probleme gemacht. Angenommene Kinder aus anderen Völkern scheinen da keine Seltenheit gewesen zu sein. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sie es als eigenes Kind ausgeben wollte.


    Hallo,


    also das Frühmittelalter war eher multikulti. Leute wurden oft durch Sklavenhändler verschleppt oder mussten fliehen und sich woanders durchschlagen. Man hatte ganz andere Sorgen, als sich Gedanken über Herkunft und "Rassenzugehörigkeit" zu machen.


    Adoptierte Kinder können den eigenen gleichgestellt sein. Von daher wäre die dunkle Hautfarbe in der Tat kein Problem.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von BirgitF


    Hm, aber gerade Menschen, die ihre eigenen Fehler kennen (und ich rede von gravierenden Fehlern, mit denen sie anderen auf Dauer schaden ... nicht von harmlosen Macken) und dann trotzdem weiter in vollem Bewusstsein über ihre Taten falsch handeln, sind doch eigentlich viel schlechter als solche Leute, die Mist bauen, aber eben aufgrund dessen, dass sie vielleicht nicht klug genug sind, sich selbst zu kennen und zu analysieren, nichts daran ändern können.
    Sich zu kennen, die Falschheit seiner Taten und dann einfach zu sagen "Tja, ich bin halt so" - Das schon hat einen schweren Zug der Skrupellosigkeit.


    Hm, ja, natürlich: sie ändert sich nicht. Aber kann man sich dazu zwingen, ein Kind zu lieben, das man eben nicht liebt? Sie gibt Vojen an die Kindsfrau ab, wo er durchaus gut versorgt wird. Vielleicht wären manche Kinder in einer solchen Lage sogar ganz zufrieden gewesen. Ein weiteres Problem besteht ja darin, dass Vojen wahnsinnig an seiner Mutter hängt. Würde jedes Kind eine Mutter lieben, die so kalt ist, wenn es von anderen Leuten durchaus Zuneigung bekommt? Ich finde, Vojen beißt sie da auch ein bisschen fest, verrennt sich in sein Unglück so wie Radegund. Zwischenmenschliche Beziehungen sind eben immer kompliziert.


    Was nun Afra betrifft: es gibt bei den Behaimen zwar keine Sklaverei, aber durchaus eine Rangordnung. Tschastawas Mutter gehört eben zu den Dienern. Es gibt ja keine Hinweise, dass sie mißhandelt wird oder bis zum Umfallen schuften muss. Die Möglichkeit dazu hätte Kazi durchaus gehabt.
    Aber sie will Menschen, die sie stören, nicht unnötig schaden, sondern hält sie nur soweit möglich von sich fern.


    Natürlich wäre es edelmütig gewesen, die Mutter der Adoptivtochter als ebenbürtig zu behandeln. Eine Frau wie Libussa hätte es wohl auch getan. Aber ich wage mal zu behaupten, dass die meisten Frauen in früheren Jahrhunderten sich eher so verhalten hätten wie Kazi: das ist jetzt MEIN Kind, die nicht standesgemäße Mutter soll das gefälligst einsehen und froh sein, wie gut es ihm geht.


    Kazi ist durchaus rücksichtslos, das stimmt. Aber der Begriff Soziopath passt nicht ganz. Soviel ich weiß, sind Soziopathen eher Leute mit einer richtigen "Gaunermentalität", die sich nicht an gegebene Verhaltensregeln halten. Sie betrügen, lügen, stehlen, nutzen andere aus und stören dadurch permanent die gesellschaftliche Ordnung. Ihr Auftreten ist dabei durchaus gesellig und sehr charmant. Sie wollen andere Menschen einwickeln, um sie bei Gelegenheit ausnehmen zu können. Das tut Kazi nicht. Sie ist eher eine egoistische Eigenbrötlerin.


    Das musste ich jetzt noch schreiben, denn ehrlich gesagt mochte ich meine Kazi, trotz all ihrer Fehler.


    Liebe Grüße


    Tereza

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    Original von Bouquineur
    So hat man wirklich das Gefühl gehabt, es gibt unter den Zweibeinern niemanden, der ihr wirklich etwas bedeutet.


    Na ja, sie sorgt sich schon um Libussa und ist auch sehr traurig, als sie ihre Krankheit entdeckt. Kazi ist eben niemand, der Gefühle gut ausdrücken kann, sondern eher der kühle, analytische Typ.


    Viele Grüße


    Tereza

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    Original von BirgitF
    Bevor ich auf den letzten Abschnitt eingehe: Hier hat Kazi doch endlich selbst zugegeben, dass sie eben nicht "weise" ist:


    "Doch bezeichne ich meine Eigenart nicht als weise ... " (im Gespräch mit Vojan kurz bevor sie stirbt)


    Ja, sie gibt zu, dass ihre Abneigung gegen Männer kein Zeichen von Weisheit ist. Das ist es aber, was ich dann wieder an meiner Kazi mochte: sie kann Dinge durchblicken und macht sich auch über sich selbst keine Illusionen. Einzusehen, dass sie selbst für Vojens Entwicklung verantwortlich ist - dazu bleibt ihr kaum Zeit. Zunächst ist sie stinksauer und dann ist sie auch schon tot. Sie hätte das wohl in Ruhe überlegen müssen.


    Na ja, wenn ich das Buch nochmal schreiben würde, würde ich vielleicht stärker auf sie eingehen und ihr mehr Gelegenheiten geben, sich zu erklären. Wenn man Radegund besser verstehen kann, dann liegt es wohl daran, dass man viel aus ihrer Perspektive erzählt bekommt.


    Es freut mich jedenfalls sehr, dass dir mein Buch gefallen hat, und du wie eine richtige Amazone durch es durchgaloppiert bist.


    Ich freue mich schon auf deine Leserunde. :-]


    Tereza

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    Original von Bouquineur
    Ich weiß, dass Vojen eigentlich ein armer Wurm ist, der nichts mehr wollte als die Aufmerksamkeit seiner Mutter. Hat er denn wirklich geglaubt, mit der Beschimpfung Kazis würde er deren Achtung gewinnen? Hat er nicht damit gerechnet, dass er sie verstößt?


    Er hoffte auf einen gesellschaftlichen Wandel unter Gundolfs Führung. Männer hatten dann das Sagen. In diesem Fall hätte Kazi ihn gebraucht, als Gundolfs Vertrauter hätte er sie vor Verfolgung schützen können. Eine Frau wie Kazi wäre christlichen Männern ja sofort ein Dorn im Auge gewesen.


    Ansonsten: ja, ich weiß, das Ende ist traurig. Ich hätte Libussa auch gern weiterleben lassen, aber die Sage ließ mir keine Wahl. Als ich den zweiten Teil schrieb, wurde ich immer deprimierter, je mehr ich mich dem Ende näherte.
    Aber ich habe versucht, es einigermaßen versöhnlich zu gestalten. Libussa sieht, dass ihre Stadt weiter erblüht. Gut, die Familie trifft sie vorher nicht mehr, aber sie glauben alle an ein Wiedersehen im Totenreich.


    Es ist übrigens ein zweiter Teil geplant, in dem die noch überlebenden Figuren wieder auftreten sollen. Daher ließ ich den Fiesling Gundolf auch erst einmal leben. Ich weiß aber noch nicht genau, wann ich das angehe. Im Augenblick sitze ich über weiteren Projekten.


    Ich hoffe jedenfalls, das Ende hat dich nicht zu sehr betrübt. ?(


    Liebe Grüße


    Tereza

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    Original von Bouquineur
    Und da geistert mir eine Newsmeldung des heutigen Tages duruch den Kopf Gary Halliwell von den Spice Girls überlegt ob sie ein Kind adoptiert. Eine zweite Schwangerschaft käme für sie nicht in Frage. Das sei so verzehrend und Kinder im Säuglingsalter so anstrengend :rolleyes


    Ich glaube, Kazi wäre eine zweite Schwangerschaft einfach viel zu unbequem und umständlich gewesen. Und wer garantiert schon, dass am Ende wirklich eine Tochter geboren wird? Könnte ja wieder so ein lästiger Sohn sein.


    Hallo Bouquineur,


    du hast Premysl und auch Kazi ganz gut erfasst. Er ist nicht immer taktvoll und findet eitle, herausgeputzte Frauen wie Radegund eher lächerlich. Sein Misstrauen ihr gegenüber ist ja nicht unbegründet, da hat er einen guten Instinkt.
    Kazi ist halt wirklich nicht der mütterliche Typ. Sie will eine Tochter, die sie ausbilden kann, nichts weiter.
    Ich dachte aber schon, dass sie an Tschwastawa hängt. Eigentlich wollte ich auch ein paar Szenen zwischen ihnen beiden einbauen, um das Verhältnis klarer zu machen, doch der Verlag hatte mir ein Seitenlimit gesetzt, dass ich eh überschritten habe. Da flog all das eben raus.


    Viele Grüße


    Tereza