Nun auch mein Kommentar. Das Wesentliche wurde schon von meinen Vorgängern gesagt.
Der Folgeband ist kürzer gefasst und temporeicher als die "Amazonentochter". Es ist ein regelrechter Abenteuerroman über eine Verfolgungsjagd quer durch die antike Welt. Ägypten, Mykene und schließlich der Thermodon, wo der Rest des Amazonenvolkes lebt, sind die wesentlichen Schauplätze. Die unterschiedlichen Lebensformen und Mentalitäten sind sehr gut herausgearbeitet: das maßvoll patriarchale Ägypten, die radikale Männerherrschaft in Mykene und schließlich die kleine Gruppe von Frauen, die versucht, an alten, freien Lebensformen fest zu halten.
Wir haben auch eine etwas andere Heldin. Kamara ist wesentlich kompromißloser und radikaler als ihre Mutter. Sie entwickelt sich vom überaus selbstbewußten, etwas großmäuligen Teenager zu einer reifen Frau, die ihren Platz im Leben findet. Das wurde sehr überzeugend geschildert. Auch die Nebenfiguren sind gelungen: Frauen fügen sich entweder resigniert der Männerherrschaft oder lernen schließlich doch, sich gegen sie aufzulehnen. Besonders interessant fand ich die Hetäre Jocasta in ihrem Bestreben, sich als geschickte Verführerin Macht und Freiraum zu verschaffen. Sie erkennt nicht, dass sie dabei eine Gefangene ihrer eigenen Illusionen bleibt.
Die Charaktere der Männer waren ebenfalls differenziert angelegt. Hori entwickelt sich vom unreifen Jungen, der für Kamara schwärmt, zu einem ernst zu nehmenden Liebhaber. Eneas, ein junger Mykener, hingegen kann seine verbohrte Denkweise dagegen niemals ablegen und in Kamara einen freien Menschen sehen, obwohl er sie aufrichtig liebt.
Schön war das Wiedersehen mit Selina und Pairy, die es trotz aller kulturellen Unterschiede geschafft haben, ein glückliches Paar zu werden.
Das Ende ist nicht genre-typisch, doch es passt zur Geschichte und zur Hauptfigur. Mir hat es daher besonders gefallen.
Eine unterhaltsame, spannende Lektüre, besonders reizvoll durch den Humor, der sich durch den ganzen Text zieht. Manche Szenen waren wirklich filmreif!