Beiträge von finsbury

    Natürlich musste ich, weil es gerade so spannend war, das Ende auch noch lesen. :lache



    (...) dann fühlt sich das für mich wieder danach ein, dass jeder der Boyntons und ihres Umfelds versuchen will, den anderen zu schützen, weil jeder vom anderen denkt, er wäre es gewesen. Wieder so eine Finte, dass es also zwei Spritzen gibt. Seufz.

    Das erste ging mir genauso, weshalb ich für den vorausgehenden Abschnitt gar nicht mehr gepostet habe. Wenn ich einmal richtig drin bin, kann ich schwer die Finger davon lassen.

    Das, was du als zweites nennst, Batcat , ist wohl auch der rote Faden, der sich durch den Krimi zieht : die gemeinsam in einer ausweglos scheinenden Situation gefangene Familie, die sich gegenseitig verdächtigt, nicht richtig miteinander kommuniziert, aber füreinander einsteht.

    Es ist schon unglaublich, wie Christie so gut wie alle Handlungsfäden und Motive in der Auflösung wieder aufnimmt. Ich glaube, die einzige tote Spur war die mit dem schwangeren Dienstmädchen.

    Dass Lady Westholme ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt hat, ist nur folgerichtig und passt dazu, wie Christie diese Figur angelegt hat -egoman und rücksichtslos gegenüber den Schwächeren -z.B. Dienstboten, aber auch voller Energie und Tatkraft.

    Insgesamt finde ich, dass dies einer der stärksten Krimis von Christie ist: Sie beschreibt die bedrückende Situation der Familie sehr intensiv und spiegelt sie in der Landschaft um Petra mit ihren hohen roten Felsen und kaum zu erklimmenden Wegen sowie der drückenden Hitze.

    Nur den Epilog fand ich ein wenig übertrieben happy endig, wie die Protagonisten da zu Paaren zusammengetrieben wurden. Das war zwar zum großen Teil schon vorher angedeutet, aber das mit Cope und Carol war dann doch ein wenig über.


    Das war wieder ein schönes Leseerlebnis hier mit euch zusammen. Danke!

    Das mit dem Grunzen habe ich zwar bemerkt, aber gedacht, dass es wieder typisch für die Unhöflichkeit des alten Drachens ist. Vielleicht habt ihr ja Recht, wenn ihr es für ein Indiz für den eintretenden Tod haltet. Dann müsste der Mord also unmittelbar vorher stattgefunden haben. Es könnte dann der (verkleidete?) arabische Diener gewesen sein, über den Mrs. Boynton kurz vor dem Aufbruch der beiden Damen zum Spaziergang so schimpfte. Vielleicht hat sie sich aufgeregt, weil er sie am Handgelenk verletzt hat, aber nicht begriffen, dass er ihr eine Spritze gegeben hat.
    Mich hat auch gewundert, dass auf die Lage der Zelte so eingegangen wird. Es wurde ja eigentlich schon beschrieben, wer wann bei Mrs. Boynton war. Ist dann noch wichtig, wer wo wohnte? Aber vielleicht findet Poirot ja noch einen Überraschungstäter. Ich denke, dass der Zeitpunkt des Todes ein entscheidendes Indiz sein wird.

    Findus und Batcat , eure Meinung über Lady Westholme teile ich. Natürlich ist sie ein Kind ihrer Zeit, Aristokratin und bestimmt progressiv konservativ, aber sie ist eine Frau der Tat und lässt sich nichts gefallen. Wie sie zum Beispiel am Anfang einen besseren Wagen durchsetzte, finde ich durchaus eindrucksvoll. Wäre sie ein Mann, würde man alle diese Eigenschaften schätzen und sie als Macher und durchsetzungsfähig bezeichnen. Und ich glaube auch, dass sie irgendwie entweder bei der Aufklärung oder bei der Tat und deren Ursachen eine Rolle spielen wird.

    Batcat , du hast ja schon einen guten Überblick über die Verdächtigen zum Zeitpunkt des Mordes gegeben. Natürlich waren auch noch Lady Westholme und Miss Pierce im Lager, und von der letzteren wurde ja schon erwähnt, dass sie eventuell etwas mit der Vergangenheit zu tun haben könnte.
    Übrigens, ein Nachtrag zu den Infos aus dem ersten Teil. Ich frage mich, wie Mr. Boynton als Gefängnisdirektor so ein großes Vermögen anhäufen konnte. Das ist zwar ein hohes, aber doch nur ein Verwaltungsamt. Er könnte natürlich Gelder vom Organisierten Verbrechen bekommen haben, wie das in den Zwanziger und Dreißiger Jahren in den USA weit verbreitet war, aber irgendwie passt das nicht in Agatha Christies Welt.

    Jedenfalls hat mir dieser Abschnitt große Lust gemacht, auch mal dieses Petra in dem Tal der roten Felsen zu besuchen. Aber heute ist es bestimmt übertouristifiziert. Die Ustinov-Verfilmung kenne ich gar nicht, ich dachte immer, es gäbe nur drei: Das Böse unter der Sonne, Tod auf dem Nil, Mord im Orientexpress. Hab aber gerade nachgeschaut: Es gibt sogar sechs!

    Ich war von der ersten Seite an in der Geschichte drin, denn schon mit dem Anfangssatz wird's spannend.

    Das empfand ich auch so. Ein starker Anfang: Eine schöne subtropische Sternennacht und dann muss Hercule Poirot so etwas hören.

    Annabas schrieb:

    Dass das Buch aber früher (1938) erschienen ist, merke ich an Sätzen wie "Zu viel Macht zu haben, bekommt Frauen nicht" bzw. "Es ist schwer für eine Frau, ihre Macht nicht zu missbrauchen". Da kann ich nur sagen: Pfffft!

    Ja, das stieß mir auch unangenehm auf. Besonders beim zweiten Zitat muss man ja nur lachen, wenn man auf einige machthungrige Staatschefs unserer Tage schaut.

    Batcat schrieb:

    Ich weiß, es ist völliger Quatsch, aber bei der Beschreibung der Mutter hatte ich zuerst so eine Art weiblichen Jabba the Hutt vor Augen... Jetzt kriege ich dieses Kopfkino nicht mehr los... :lache

    Das ist ein sehr schöner Vergleich. Bei einer Verfilmung könnte man vielleicht Teile des Kostüms verwenden ;).

    Es ist ja recht gruselig, wie sich alle von dieser Alten schikanieren lassen. Aber sie wurden wohl sehr früh gebrochen, da ist der Geist nicht mehr in der Lage sich aufzulehnen.

    Das denke ich auch. Wenn jemand schon als kleines Kind in solch einer Welt aufwächst, ist es schon verständlich, dass er/sie diesen Kosmos nicht verlassen zu können meint. Und es ist ja faktisch auch so. Woher hätten die jungen Menschen denn erfahren sollen, welche möglichen Anlaufstellen -falls es die damals schon gab - es für sie gab? Und sie kannten ja auch niemanden außerhalb ihrer Familie bis auf später Nadine, von der ich mir vorstellen könnte, dass sie eventuell später noch eine große Rolle spielen könnte.

    Findus schrieb:

    Auch Nadines Verhalten wird ganz gut beschrieben, sie hat keine Angst vor ihr, also hat sie auch keine Macht über sie, außerdem hat sie ja noch einen Beruf aber vermutlich will sie ihren Mann nicht allein lassen mit der Aufseherin.

    Mich irritiert allerdings, dass sie sich es gefallen lässt, Jinny nicht auf ihr Zimmer begleiten zu dürfen. Wenn sie keine Angst vor der alten Dame hat, muss sie Nachteile für Jinny vermuten, wenn sie sich nicht fügt. Was mich auch umtreibt, ist, warum Mrs. Boynton Nadine mit Lennox verkuppelt hat. Erwartete sie, dass sich Nadine ohne Aufbegehren einfügt und sie noch eine Altenpflegerin dazu gewinnt?


    Da der Roman aber in erster Linie ein Krimi und kein Familienpsychodram ist, gibt es wohl zuerst den Mord, und wir werden durch die Eröffnungsszene - vielleicht - in die Irre geführt, dass Ray und Carol die Mörder sind.

    Gute fünf Monate habe ich gebraucht, aber nun habe ich einen der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts gelesen, wieviel davon ich wirklich verstanden habe, sei dahin gestellt ... .


    Zu Nr.

    12.06 … mit einer Figur, die einen Nachnamen hat, der auch ein Adjektiv ist.

    passt daher meine Lieblingsgestalt aus dem Roman von


    Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften


    ASIN/ISBN: 3730600400


    General Stumm von Bordwehr (Stumm ist Teil des sprechenden Nachnamens, der Herr ist nämlich recht redefreudig),


    ein kleiner, dicker Offizier der kakanischen Armee, dessen Auftauchen immer ein glänzendes Satirekapitel im Roman signalisiert.