Beiträge von €nigma

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    Spätherbst 1475: Im Rahmen der prunkvollen Landshuter Hochzeit verheiratet Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut seinen Sohn Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig. Die blutjunge Prinzessin teilt das Schicksal vieler europäischer Fürstenkinder: Sie langen nach wochenlanger, beschwerlicher Reise in einem fernen Land an, um an einen ihnen völlig fremden Menschen verheiratet zu werden, mit dem zusammen sie schleunigst für die dynastisch so unentbehrlichen Nachkommen zu sorgen haben. Das Elternhaus für immer zu verlassen, niemand Vertrauten an der Seite zu haben, sich an unbekannte Speisen und fremde Gepflogenheiten gewöhnen zu müssen, von den Schwierigkeiten mit der neuen Sprache ganz zu schweigen: Beneidenswert ist dieses Los trotz aller Prachtentfaltung wohl nicht. Doch Hedwig scheint Glück gehabt und in Georg einen Traumprinzen gefunden zu haben. Das Glück währt aber nicht lange: Sie wird abgeschoben nach Burghausen, der Gatte lässt sich dort nur selten blicken und geht seine eigenen Wege. Trost findet Hedwig einzig in ihren Kindern. Doch damit nicht genug, hält das Schicksal weitere verhängnisvolle Wendungen für die einst so hoffnungsvolle Braut von Landshut bereit. […]


    Autor (Quelle: Amazon)

    Manfred Böckl ist Bajuware, Kelte und Anhänger des alteuropäischen Heidentums; er wurde am 2. September 1948 in Landau/Isar geboren. Nach Abitur und Studium war er zunächst Redakteur bei einer großen bayerischen Tageszeitung. 1976 machte er sich als freier Schriftsteller selbständig. […]


    Allgemeines

    Erschienen bei Bayerland am 26.02.2016 als TB mit 224 Seiten

    Gliederung: Roman in zwei Büchern mit jeweils sechs Kapiteln – Epilog – Glossar

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Hedwig

    Handlungsorte und -zeit: Polen, Landshut, Burghausen – 1467 bis 1490 (Epilog bis 1504)


    Inhalt und Beurteilung

    Die regelmäßig alle paar Jahre in Landshut stattfindende Landshuter Hochzeit ist vermutlich den meisten Menschen ein Begriff, aber über das Leben der „historischen“ Brautleute werden die meisten Besucher dieses Festes nicht allzu viel wissen.

    Der Roman schildert das Leben der polnischen Königstochter Hedwig Jagiellonica (1457 – 1502), besser bekannt als Hedwig von Bayern Landshut. Ihre Hochzeit mit Georg dem Reichen wurde im November 1475 eine Woche lang prunkvoll gefeiert, aber die anschließende Ehe war von langfristigen Trennungen – ihr Mann lebte meist in Landshut, sie in Burghausen – und tragischen Ereignissen überschattet. Die Tatsache, dass die beiden überlebenden Kinder Mädchen waren, führte zu großen Problemen, da Georg unbedingt einen männlichen Erben brauchte.

    Der Roman ist sehr fesselnd und anschaulich geschrieben und es gelingt dem Autor, den Charakter von Hedwig so plastisch herauszuarbeiten, dass der Leser sich unweigerlich mit ihr identifizieren und angesichts ihres Schicksals mit ihr mitleiden muss.

    Allerdings scheint der Roman stark fiktiv zu sein, denn einige Darstellungen müssen hinterfragt werden. Für die Geburten von Söhnen, die lediglich in späteren Quellen erwähnt wurden, lassen sich keine zeitgenössischen Belege finden. Auch über die tatsächliche Beziehung der Eheleute, die hier anfänglich sehr glücklich, dann sehr unglücklich dargestellt wird, ist nicht viel bekannt. Es darf eher vermutet werden, dass es sich um eine rein politische Ehe handelte.

    Dessen ungeachtet ist die Lektüre jedoch sehr unterhaltsam und gibt dem Leser einige Hintergrundinformationen zu dem noch heute gefeierten traditionsreichen Fest.

    Ein dem Roman nachgestelltes Glossar erleichtert das Verständnis historischer Wörter.


    Fazit

    Ein farbenprächtiger historischer Roman, der gut unterhält, aber mehr auf Fiktion als Fakten basiert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3892514763

    Keiner meiner Links führte zu einem anderen FORUM.

    Ein Link führte zur Verlagsseite, die anderen zu illustrierten Erklärungen von Fachbegriffen zum Bergbau bei Wikipedia. Wikipedia ist meiner Ansicht nach kein Forum.

    Am 16. Januar 2025 erscheint die deutsche Ausgabe unter dem Titel "Verlassen",


    Kurzbeschreibung bei Amazon


    Eine schwerreiche isländische Familie trifft sich in einem abgelegenen Hotel in den Lavafeldern zu einem Familienfest. Zunächst sieht alles nach einer gelungenen Feier aus. Doch als plötzlich jemand verschwindet, wird klar, dass in dieser Familie längst nicht alles Gold ist, was glänzt, und jeder und jede ist plötzlich verdächtig.

    Der reiche und mächtige Snæberg-Clan trifft sich zu einem Familienfest in einem futuristischen Hotel inmitten der Lavafelder Westislands. Petra Snæberg, eine erfolgreiche Innenarchitektin, macht sich Sorgen um ihre Tochter Lea, deren Social-Media-Präsenz die falschen Follower angesprochen hat. Tryggvi, der Außenseiter der Familie, gibt sich große Mühe, dem Alkohol aus dem Weg zu gehen, weil er genau weiß, was sonst passieren kann.

    Die Hotelangestellte Irma ist aufgeregt, dass sie diese berühmte Familie im Hotel betreuen kann. Doch im Verlauf des Wochenendes verschlechtert sich das Wetter immer mehr, ein Schneesturm zieht auf, und der Alkohol fließt in Strömen. Plötzlich verschwindet einer der Gäste, und es verdichten sich die Anzeichen, dass sich draußen auf dem Hotelgelände jemand herumtreibt.

    Mit meisterhaft aufgebauter Spannung versetzt uns Eva Björg Ægisdóttir in eine abgelegene, eisige Welt, in der man niemandem trauen kann. Schicht um Schicht werden die dunklen Geheimnisse und die schmerzliche Vergangenheit der Familie Snæberg freigelegt, bis die schockierende Wahrheit ans Licht kommt.

    ASIN/ISBN: B0D1F19389

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    The wealthy, powerful Snæberg clan has gathered for a family reunion at a futuristic hotel set amongst the dark lava flows of Iceland's remote Snæfellsnes peninsula.

    Petra Snæberg, a successful interior designer, is anxious about the event, and her troubled teenage daughter, Lea, whose social-media presence has attracted the wrong kind of followers. Ageing carpenter Tryggvi is an outsider, only tolerated because he's the boyfriend of Petra's aunt, but he's struggling to avoid alcohol because he knows what happens when he drinks … Humble hotel employee, Irma, is excited to meet this rich and famous family and observe them at close quarters … perhaps too close…

    As the weather deteriorates and the alcohol flows, one of the guests disappears, and it becomes clear that there is a prowler lurking in the dark.

    But is the real danger inside … within the family itself?


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Born in Akranes in 1988, Eva moved to Trondheim, Norway to study my MSc in Globalisation when she was 25. After moving back home having completed her MSc, she knew it was time to start working on her novel. Eva has wanted to write books since she was 15 years old, having won a short story contest in Iceland.

    Eva worked as a stewardess to make ends meet while she wrote her first novel. The book went on to win the Blackbird Award and became an Icelandic bestseller. Eva now lives with her husband and three children in Reykjavík.


    Allgemeines

    Vorgeschichte zur Reihe “Forbidden Iceland”

    Titel der Originalausgabe:“ Þú sérð mig ekki“, ins Englische übersetzt von Victoria Cribb

    Erschienen bei ORENDA BOOKS am 6. Juli 2023 als E-Book mit einem Umfang entsprechend 404 Seiten

    Gliederung: Hinweise zur isländischen Aussprache – Stammbaum der Familie Snæberg – Kapitel ohne Nummerierung, überschrieben jeweils mit dem Namen eines Protagonisten und teilweise dem Datum

    Ich-Erzählung aus wechselnden Perspektiven, Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive des Kommissars Sævar

    Handlungsort und -zeit: Snæfellsnes, Westisland, im November 2017


    Inhalt

    Aus Anlass des 100. Geburtstags des vor erst drei Jahren verstorbenen Patriarchen trifft sich dessen weitverzweigte Familie an einem stürmischen Wochenende in einem modernen Luxushotel in Snæfellsnes. Nicht alle Familienmitglieder sind erfreut über diese „Pflichtveranstaltung“, denn einige von ihnen verbinden Vorgeschichten, an die sie sich nur ungern erinnern. Abwechselnd berichten einige Familienmitglieder sowie die Hotelangestellte Irma, die sich schon immer für diese reiche und prominente Familie interessiert hat, über die Erlebnisse des Wochenendes und machen dabei Andeutungen über frühere Konflikte und Geheimnisse.

    Als gegen Ende des Wochenendes am Fuß einer Klippe ein Leichnam gefunden wird, erscheinen Sævar und seine Kollegen von der Mordkommission, um die Ermittlungen aufzunehmen.


    Beurteilung

    Die Vorgeschichte zur „Forbidden Iceland“-Reihe ist genial aufgebaut und spielt auf zwei Zeitebenen. Am Sonntag, dem 5. November 2017, wird eine Leiche aufgefunden, was zur Anreise der Ermittler führt. Deren Arbeit wird fortlaufend in der dritten Person geschildert. Die zweite Ebene schildert die Vorgänge in den Tagen davor, die in einem tragischen Ende gipfeln. Der Clou besteht darin, dass der Leser zunächst nicht erfährt, wer unterhalb der Klippe zu Tode gekommen ist. Die Schilderung der vorhergehenden Tage, während der alle Familienmitglieder vorgestellt werden, verdeutlicht, dass es sich hier zwar um reiche, aber mitnichten glückliche Menschen handelt, die keineswegs Sympathieträger, sondern eher alkoholabhängige Egozentriker sind, die allesamt etwas zu verbergen haben. Mit Ausnahme der sechzehnjährigen Lea, die naiverweise mit den falschen Menschen Onlinekontakte gepflegt hat, sind die Erwachsenen ihrer Familie ziemlich abstoßende Charaktere, sodass man lange rätselt, wer von ihnen am Ende ums Leben kommen wird, denn es sind einige Mordmotive und potenzielle Opfer vorstellbar.

    Die Erzählung, die durch den ständigen Perspektivwechsel und Cliffhanger äußerst spannend ist, wirkt nicht vollkommen realitätsnah – es ist kaum vorstellbar, dass bei dem exzessiven Alkohol- und Drogengenuss der Familie Snæberg nicht mehrfach der Notarzt gerufen werden muss. Dessen ungeachtet sorgen aber schon der andeutungsreiche Erzählstil und die äußerst atmosphärischen Beschreibungen der wilden, unbezähmbaren Natur rund um das abgelegene Hotel für fesselnde Unterhaltung.

    Dieser den chronologisch später angesiedelten Bänden der Reihe vorgeschaltete Roman kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, er ist inhaltlich in sich abgeschlossen und macht den Leser mit dem Reihen-Protagonisten Sævar bekannt.


    Fazit

    Äußerst fesselnde Unterhaltung, atmosphärisch und düster - Nordic Noir at its best!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: B0BY41692S

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Der Harz um 1470. Der Kupfer- und Silberbergbau, einst die Lebensader der Region, ist durch Pest, Kriege, Wassereinbrüche und Grubenunglücke fast zum Erliegen gekommen. Die Geschwister Cordt und Anna Fredemann tun alles, um die hoch verschuldete Grube ihres Vaters am Laufen zu halten. Als Cordt in einem alten Stollen einen vergessenen Klosterschatz entdeckt, beschließen sie, den Fund heimlich über die gefährlichen Stege des Oberharzes auszuführen, um mit dem Geld die Schulden zu tilgen. Doch Räuber lauern ihnen auf, und sie müssen ohne den Fund in den Wald flüchten. Ihre Zukunft scheint verloren, bis sie in einer alten Bergbau-Siedlung dem fremdländischen Alchemisten und Mineralogen Bartolomeo begegnen – der sie in das Geheimnis des Seigerverfahrens einweiht. Mit dieser neuen Einschmelz-Methode, mit der sich Silber aus Kupfererz gewinnen lässt, gibt es Hoffnung für die Grube. Nur ruft der Erfolg Neider auf den Plan. Und Bergbau ist ein gefährliches Geschäft. Über der Erde manchmal ebenso sehr wie unter Tage …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Dr. Hendrik Lambertus wurde 1979 geboren und studierte in Tübingen Skandinavistik, ältere Germanistik und Indologie, anschließend promovierte er mit einer Arbeit über die spätmittelalterliche Literatur Islands. Noch heute beschäftigt er sich im Zuge seiner wissenschaftlichen Lehrtätigkeit mit alten Texten aus verschiedenen Kulturräumen, was ihm ebenso als Inspiration für sein eigenes Schreiben dient. Seit 2011 betreibt er als freiberuflicher Schreibcoach die Schreibwerkstatt „Satzweberei“ und veröffentlicht Bücher in unterschiedlichen Genres. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bremen.


    Allgemeines

    Erschienen im Rowohlt Verlag am 01.06.2024 als E-Book und am 18.06.2024 als TB mit 560 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen, jeweils mit nummerierten Kapiteln – Epilog - Glossar – Nachwort – Quellenverzeichnis - Abbildungsnachweis

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Rammelsberg und Goslar, 1472 bis 1486


    Inhalt

    Die Familie Fredemann, der die Geschwister Cordt und Anna angehören, betreibt schon seit Generationen das sogenannte „Katzenloch“, eine Grube im Rammelsberg, in dem Erz, Kupfer und Silber abgebaut werden. Doch mit dem Abbau geht es nicht gut voran, denn Wassereinbrüche haben tiefer gelegene Teil des Bergwerks unzugänglich gemacht. Nicht nur die Familie des Grubenmeisters Fredemann, sondern vor allem die Familien der einfachen Bergknappen, die im ärmlichen Bargedorp (Bergdorf) bei Goslar leben, geraten in existenzielle Not. Diese Situation will die wohlhabende Goslarer Kaufmannsfamilie Botken nutzen, um das Katzenloch in ihren Besitz zu bringen. Die Fredemanns wollen sich von ihrer Grube nicht trennen, obwohl sie hoch verschuldet sind. Als Cordt in einem verlassenen Schacht einen Schatz findet, hofft er auf ein Ende seiner Probleme, doch er und seine Schwester werden beim Versuch, den Schatz ungesehen zum Einschmelzen abzutransportieren, überfallen und ausgeraubt. Dennoch hat der Überfall auch sein Gutes, denn auf der Flucht vor den Räubern begegnen die Geschwister einem italienischen Mineralogen, der sich in einem verlassenen Bergdorf niedergelassen hat und dort Studien zur vereinfachten Gewinnung von Silber aus Erz betreibt. Cordt lernt bei diesem Mann das neue Seigerverfahren kennen und erkennt sogleich die Möglichkeiten, durch die schnellere Gewinnung von hochwertigem Silber aus Erzbrocken seinem Katzenloch zu neuer Blüte zu verhelfen.

    Auch für das Problem der „abgesoffenen Gruben“ gibt es neue technische Lösungsansätze: Durch die sogenannte „Heinzenkunst“, ein großes hölzernes, mit Muskel- oder Wasserkraft betriebenes Rad, mit dessen Hilfe man das Wasser aus den unteren Ebenen des Bergs nach oben (be)fördern und quasi abpumpen kann, können tief liegende Stollen, in denen das für das Seigerverfahren benötigte Blei gefördert werden kann, wieder nutzbar werden. Cordts Widersacher Sixtus Botken gibt jedoch nicht so schnell auf…


    Beurteilung

    „Feuer und Erz“ ist in drei Teile gegliedert und verfolgt das Schicksal der Grubenmeisterfamilie Fredemann und ihrer Bergarbeiter über die Jahre von 1472 bis 1486. Der gut recherchierte Roman schildert überaus anschaulich die Praktiken und Probleme des Bergbaus im späten 15. Jahrhundert sowie die politischen Verstrickungen zwischen Goslar und dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Goslarer Ratsherren hatten den Bergbau am Rammelsberg lediglich als Pfand von den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel erhalten, was zu wiederholten Konflikten führte, als die Herzöge, hier Herzog Wilhelm, dieses Privileg widerrufen wollten. Jedem der drei Teile des Romans ist ein schöner Holzschnitt zum mittelalterlichen Bergbau vorangestellt.

    Der Leser erfährt interessante Details über technische Fortschritte im Zusammenhang mit der Arbeit in den Gruben des Rammelsbergs an der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit. Die vielen Fachbegriffe zum Bergbau werden laienverständlich in einem umfänglichen Glossar erläutert.

    Die Protagonisten sind größtenteils fiktiv, allerdings hat der Autor ihnen reale Namen von Goslarer Familien des 15. Jahrhunderts gegeben und ihre Charaktere glaubwürdig und ohne ausufernde Schwarzweißmalerei ausgestaltet. Einige Romanfiguren sind historische Persönlichkeiten, so zum Beispiel der Montanunternehmer Johann Thurzo, der mit den Augsburger Fuggern Geschäfte machte und dessen Besuch in Goslar belegt ist. Mit seiner (fiktiven?) Nichte Katharina Thurzo und Cordts Schwester Anna bietet der Roman zwei starke, selbstbewusste weibliche Persönlichkeiten auf.


    Fazit

    Ein sehr fesselnder, gut recherchierter historischer Roman, der den interessierten Leser möglicherweise inspiriert, das Bergbaumuseum Rammelsberg (UNESCO-Weltkulturerbe) und die schöne Altstadt von Goslar zu besuchen – uneingeschränkt lesenswert!

    10 Punkte


    ASIN/ISBN: B0CLFSKKHV

    Edit: Link entfernt. €nigma ich hatte dich schon mal gebeten, die Verlinkungen in ein anderes Forum zu unterlassen.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Bei der Autopsie eines Verkehrsopfers entdeckt Gerichtsmedizinerin Dr. Hove etwas Seltsames. Tödliche Wunden unter der Haut, die nicht vom Unfall stammen können. Sie ist auf das Werk eines Serienkillers gestoßen. Unbemerkt und mit enormer Expertise lässt er jeden seiner brutalen Morde wie ein zufälliges Unglück aussehen. Dr. Hove meldet ihren Verdacht Robert Hunter und Carlos Garcia vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit. Die Detectives stehen vor einem Problem. Wie ermittelt man in einer Mordserie, wenn die Opfer nicht bekannt sind? Wie fängt man einen Killer, wenn es keinen Tatort gibt? Wie stellt man einen sadistischen Jäger, der ausgesprochen vorsichtig vorgeht? Wie hält man einen Unsichtbaren auf, dessen Existenz nicht zu beweisen ist?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Mittlerweile lebt Chris Carter als Vollzeit-Autor in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.


    Allgemeines

    13. Band der Reihe um Hunter & Garcia

    Titel der Originalausgabe: „The Death Watcher“, ins Deutsche übersetzt von Sybille Uplegger

    Erschienen am 30.05.2024 bei Ullstein als TB mit 432 Seiten

    Gliederung: Kriminalroman in 69 Kapiteln – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Los Angeles in der Gegenwart


    Inhalt

    In Los Angeles ist ein Serienkiller am Werk, dessen Treiben jahrelang unentdeckt geblieben ist. Weit entfernt davon, seine Taten zur Schau zu stellen, bemüht er sich vielmehr, die Ermordeten als Opfer von Unfällen oder Selbstmorden zu inszenieren. Eher zufällig entdeckt die Gerichtsmedizinerin bei der Obduktion eines Toten, dass dieser Verletzungen hat, die nicht mit dem Unfallgeschehen kompatibel sind und dass der Verstorbene bereits tot gewesen sein muss, als er verunfallte.

    Noch während Hunter und Garcia im Falle des vermeintlichen Unfallopfers ermitteln, taucht in der Rechtsmedizin eine weitere Leiche auf, bei der es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.

    Für Hunter und Garcia stellt sich die schwierige Aufgabe, ein Motiv für diese verdeckten Morde zu eruieren, denn sonst ist es fast aussichtslos, dem äußerst intelligent agierenden Killer auf die Spur zu kommen.


    Beurteilung

    Auch in diesem Band hält sich der Autor an sein altbewährtes Rezept, dessen Zutaten aus kurzen Kapiteln mit Cliffhangern, Perspektivwechsel und steiler werdendem Spannungsboden bestehen. Die aus den Perspektiven von Hunter und Garcia geschriebenen Kapitel schildern realitätsnah die fortlaufenden Ermittlungen und würdigen hier auch das Rechercheteam, das den beiden Detectives unermüdlich Daten liefert. Andere Kapitel, die die Spannung noch stärker vorantreiben, sind aus der Perspektive des Täters geschildert und zeigen, wie dieser Killer Jagd auf seine Opfer macht. Auch über die Vorgeschichte der Opfer gibt es einige Kapitel, die dazu dienen, den Leser mit diesen Menschen vertraut zu machen und eventuell Empathie zu wecken. Letzteres ist jedoch nicht so leicht, denn diese Artikel geben auch Rückschlüsse auf das Motiv des Täters, das man in gewisser Weise nachvollziehen kann.

    Hier wird – wie so oft – ein leider stets vorhandenes gesellschaftliches Problemfeld thematisiert, die Schilderungen hierzu sind sehr bedrückend und deprimierend, zumal sie nicht rein fiktional sind.

    Zum Ende des Krimis steigt die Spannung rasant, allerdings werden hier Umstände geschildert, die in dieser Form nicht glaubwürdig anmuten.

    Der Erzählstil ist anschaulich und prägnant, stellenweise auch schonungslos direkt und nichts für schwache Nerven, wobei die dargestellte Brutalität kein Selbstzweck ist.


    Fazit

    Spannende Unterhaltung mit leider durchaus realem gesellschaftlichen Bezug!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3548064485

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Seit vier Jahren hat Anna Ogilvy ihre Augen nicht mehr geöffnet. Nicht seit jener Nacht auf der Farm, wo man sie im Tiefschlaf gefunden hat, ein Küchenmesser in der Hand, die Kleidung blutverschmiert. Neben den Leichen ihrer beiden besten Freunde. Die einen halten Anna O. für unschuldig, die anderen für eine kaltblütige Mörderin. Aber nichts und niemand hat sie aus ihrem Albtraum wecken können. Bis jetzt.

    Dr Benedict Prince ist Psychologe und Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden. Bei Nacht und Nebel wird er in die Schlafklinik The Abbey gerufen. Dort hat man die berühmteste Verdächtige des Landes eingeliefert: Anna Ogilvy, 29. Das ganze Land spekuliert: Hat Anna die Tat wirklich begangen? Hat sie dabei geschlafwandelt? Wie steht es dann um ihre Schuld? Und warum ist sie seitdem nicht mehr aufgewacht?

    Ben hat eine gewagte Theorie, wie er Anna wecken könnte. Doch Ben wird beobachtet. Vom Justizministerium. Von seiner Ex-Frau, die als Kommissarin damals als Erste am Tatort war. Von Annas Mutter, früher eine einflussreiche Ministerin. Von einer Bloggerin, die Annas geheime Aufzeichnungen besitzt. Und vielleicht auch von dem mysteriösen Patienten X, dem Anna auf der Spur war. Ben bleibt nicht viel Zeit. Und er ahnt nicht, in welcher Gefahr er schwebt.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Als Matthew Blake hörte, dass der Mensch im Durchschnitt 33 Jahre des Lebens schlafend verbringt, spürte er den Sog einer Geschichte. Er begann zum Thema »Schlaf und Verbrechen« zu recherchieren und auch über das mysteriöse Resignationssyndrom. Was ihn zu der spannenden Frage führte: Wenn jemand beim Schlafwandeln einen Mord begeht, ist er dann schuldig oder unschuldig? Die Idee zu »Anna O.« war geboren – und elektrisierte Menschen weltweit. Die Rechte am Manuskript wurden innerhalb von 48 Stunden auf alle Kontinente verkauft, der Roman erscheint in über 30 Ländern weltweit. Matthew Blake studierte Anglistik an der Durham University und am Merton College in Oxford und arbeitete als Rechercheur und Redenschreiber für das britische Parlament.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „Anna O“, ins Deutsche übersetzt von Andrea Fischer

    Erschienen am 26.06.2026 bei FISCHER Scherz als TB mit 480 Seiten, am 01.06,2024 als E-Book

    Gliederung: Prolog – Roman in fünf Teilen mit insgesamt 82 Kapiteln – Danksagung

    Größtenteils Ich-Erzählung von Dr Prince und Anna O (in Tagebuchform), stellenweise Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: hauptsächlich London in der Gegenwart, Rückblick auf 2019 in Annas Aufzeichnungen


    Inhalt und Beurteilung

    Im Sommer 2019 wurde die seinerzeit 25-jährige Anna O schlafend und mit einem blutigen Messer in der Hand aufgefunden, offensichtlich hatte sie (im Schlaf) zwei Freunde und Kollegen in ihrem Startup mit jeweils zehn Messerstichen getötet. Obwohl Anna sich nicht in einem Koma befindet, ist es seit vier Jahren niemandem gelungen, sie aufzuwecken.

    Die Justiz hat ein Interesse daran, dass Anna aus ihrem rätselhaften Zustand aufwacht und vor Gericht gestellt werden kann, aber es gibt auch Menschen, die sie für unschuldig halten, da sie Täter, die im Zustand des Schlafwandelns Verbrechen begehen, für schuldunfähig halten. Als Anna in eine renommierte Schlafklinik in der Harley Street verlegt wird, versucht der Schlafexperte Dr. Benedict Prince mit ganz neuen Ansätzen, die Patientin wieder zu Bewusstsein zu bringen.

    Die Thematik des Romans um Parasomnie und das Resignationssyndrom ist sehr interessant. Es geht um die Schuldfrage bei Verbrechen, die möglicherweise in einem Zustand des Schlafwandelns begangen wurden, bzw. um die Frage, ob und inwiefern es überhaupt möglich ist, in diesem Zustand Straftaten zu verüben, ohne aufzuwachen. Wie es sich herauskristallisiert, ist Anna vor dem Doppelmord durch diverse Umstände traumatisiert gewesen, hier stellt sich die Frage, ob der Tiefschlaf auf ein Resignationssyndrom zurückgeht, ob Anna sich gewissermaßen aus der unangenehmen Realität und damit der aktiven Teilnahme am Leben „verabschiedet“ hat.

    Der Roman setzt sich aus der Ich-Erzählung von Ben(edict Prince) und Rückblenden in Form von Annas Tagebuchaufzeichnungen zusammen, die einander abwechseln. Es kommen jedoch auch Kapitel vor, die in der dritten Person beschrieben sind und die Perspektiven anderer Personen schildern.

    Insgesamt ist der Roman durch zu viele Handlungsstränge, unwahrscheinliche Umstände und einen allzu konstruierten Plot überfrachtet, das gilt vor allem für die letzten Kapitel, die sehr unglaubwürdig wirken.

    Der Erzählstil ist anschaulich und stellenweise spannend, manche Kapitel hätten jedoch kürzer gehalten werden können. Durch die Perspektiv- und Richtungswechsel in der Erzählung ist es manchmal etwas mühsam, der Handlung zu folgen – auf jeden Fall erfordert die Lektüre Konzentration.


    Fazit

    Ein Roman mit einer interessanten psychologischen Thematik, der leider in seiner Umsetzung nicht komplett überzeugen kann!

    5 Punkte

    ASIN/ISBN: B0CRVCK2QK


    Edit: Auch hier: Link zu einem anderen Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Detective Inspector Ben Kitto hat sich freiwillig bei der Seenotrettung der Scilly-Inseln gemeldet und wird zu einem persönlichen Einsatz gerufen: Jez Cardew, ebenfalls Mitglied des Rettungsteams der Inselgruppe, ist auf See verschollen. Er ist ein erfahrener Kapitän und gefeierter Held - der nun selbst in Lebensgefahr ist.

    Als Jez’ Boot zwischen St. Mary’s und St. Agnes gefunden wird, ist Ben klar, dass Jez einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein muss. Und je mehr Ben sich in den Fall stürzt, umso näher kommt er selbst den gefährlichen Fluten.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Kate Penrose kennt die Scilly-Inseln vor der Küste Cornwalls wie ihre Westentasche. Seit Kindertagen verbringt sie fast jeden Sommer dort und ist jedes Mal aufs Neue fasziniert von dem atemberaubenden Naturparadies. Die Idee für eine Krimiserie mit diesem einzigartigen Schauplatz kam ihr spontan bei einem Restaurantbesuch, und aus ein paar hastig hingekritzelten Stichworten auf der Speisekarte wurde einige Monate später der erste Insel-Krimi. Kate Penrose, die auch unter dem Namen Kate Rhodes schreibt, lebt mit ihrem Mann, dem Autor David Pescod, in Cambridge am Ufer des River Cam.


    Allgemeines

    Siebter Band der Reihe um Ben(esek) Kitto

    Titel der Originalausgabe: „Hangman Island“, ins Deutsche übersetzt von Birgit Schmitz

    Erschienen am 29.05.2024 im Fischer Verlag als broschiertes TB mit 416 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen mit insgesamt 67 Kapiteln – Danksagung

    Ich-Erzählung von Ben Kitto, eingeschobene Kapitel als Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Sam Austell

    Handlungsorte und -zeit: mehrere der Scilly Inseln, August 2022


    Inhalt

    Ben Kitto ist Mitglied des auf den Scilly-Inseln sehr wichtigen Teams der Seenotrettung; er ist erschüttert, als einer seiner Kameraden vermisst wird. Der spurlos verschwundene Jez Cardew ist seit einer spektakulären Rettung, für die er eine besondere Medaille erhielt, eins der angesehensten Teammitglieder. Als sein Boot führerlos auf dem Meer gefunden wird, fürchten Ben und seine Kollegen, dass der erfahrene Kapitän Jez nur einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein kann – eine These, die sich leider bestätigt. Jez hat vor seinem Tod einen anonymen Brief mit einer Broschüre des Rettungsteams sowie einem handschriftlichen Zitat aus Shakespeares „Der Sturm“ und der Zeichnung eines Galgenmännleins erhalten. Auch einige andere Mitglieder des Rettungsteams, darunter Ben Kitto, haben solche Briefe erhalten. Es sieht so aus, als habe jemand einen Hass auf die Seenotretter; diese sind alarmiert und fürchten, dass es bald einen weiteren aus ihrer Runde treffen könnte. Unter besonderen Verdacht gerät Sam Austell, ein Freund des Ermordeten, der vor kurzem nach einem dreijährigen Gefängnisaufenthalt wegen Drogendelikten auf die Scilly-Inseln zurückgekehrt ist und dem nicht jeder glaubt, dass er ein neues Leben beginnen will. Aber es gibt auch weitere Verdächtige, denn Jez war nicht nur ein „Held“, sondern fand auch großen Anklang bei den Frauen, was einigen Männern extrem missfiel…


    Beurteilung

    Wie gewohnt weist auch der siebte Band der Reihe zwei Erzählperspektiven auf. Der größte Teil des Romans ist als Ich-Erzählung des Protagonisten Ben Kitto gehalten, der vor drei Monaten Vater geworden ist und jetzt kurz vor der Hochzeit mit seiner Verlobten Nina steht. Die Hochzeitsvorbereitungen werden durch den Mordfall empfindlich gestört. Der zweite Handlungsstrang berichtet aus der Perspektive des ehemaligen Häftlings Sam Austell, der sich allerlei Vorurteilen und Verdächtigungen ausgesetzt sieht. Er ermittelt auch auf eigene Faust, da er inzwischen den Drogen und dem Alkohol entsagt hat und sich ein neues Leben aufbauen will, dafür muss allerdings zuerst der Verdacht gegen ihn ausgeräumt werden. Er fühlt sich auch seinem toten Freund verpflichtet, der ihm als einer von Wenigen vorbehaltlos gegenübergetreten ist.

    Ben Kitto tritt in diesem Band nicht so naiv und unbedarft auf wie zuvor, vielmehr ermittelt er sehr ergebnisoffen und es ist eher Pech als eigenes Verschulden, dass er erneut in Lebensgefahr gerät. Der sympathischste Protagonist, Bens loyaler Wolfshund Shadow, ist wie immer an seiner Seite.

    Der Erzählstil ist größtenteils ruhig und erfreut durch schöne Beschreibungen der Insellandschaft. Stellenweise, besonders gegen Ende, kommt deutlich mehr Spannung auf. Nicht nur Ben Kitto, sondern auch der Leser wird überrascht, da die Identität des Täters nicht schnell zu erschließen ist. Erst mit dieser Enthüllung wird auch das Tatmotiv nachvollziehbar.

    Der Fall ist in sich abgeschlossen, sodass man den siebten Band auch ohne Vorkenntnisse lesen kann.


    Fazit

    Ein unterhaltsamer, eher ruhiger Kriminalroman mit schönen Naturbeschreibungen und einem sympathischen sechsbeinigen Protagonisten-Gespann, ideale Urlaubslektüre!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3596709997

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Als Gustav Heller, Kriminalrat der Königlichen Polizei in Dresden, den Sommertag 1879 mit einem Ausritt an der Elbe beginnen will, zerreißt ein infernalischer Knall die Stille. Auf dem Fluss ist der Kessel eines Frachtdampfers explodiert, Tote und Verletzte treiben im Wasser. Beherzt reitet Heller in den Fluss und zieht einen Schwerverletzten an Land. Der mutige Retter wird wenig später zum Ermittler in einem diffizilen Fall von Sabotage, Erpressung und Mord. Zwei Dampfschiffreedereien kämpfen erbittert um die königliche Schifffahrtslizenz auf der Elbe. Hellers hartnäckigen Nachforschungen erregen den Unwillen seines Vorgesetzten. Als auch seine Familie in Gefahr gerät, sucht Heller kurzerhand Hilfe beim sächsischen König …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Frank Goldammer, Jahrgang 1975, ist gelernter Handwerksmeister und begann schon früh mit dem Schreiben. Die Bände seiner historischen Kriminalromanreihe über den Dresdner Kommissar Max Heller landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Goldammer lebt mittlerweile als freier Autor in seiner Heimatstadt Dresden.


    Allgemeines

    Erster Band einer neuen Reihe um Kriminalrat Gustav Heller

    Erschienen bei dtv am 16. Mai 2024 als TB mit 400 Seiten

    Gliederung: Roman in 24 Kapiteln – Leseprobe des Folgebandes „Haus der Geister“ (Frühjahr 2025)

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive des Protagonisten Gustav Heller

    Handlungsort und -zeit: Dresden und Umgebung, 1879


    Inhalt

    Im Sommer 1879 konkurrieren zwei Unternehmer um die Konzession für die Dampfschifffahrt auf der Elbe: Freiherr von Kelb, ein alteingesessener Adeliger, und Alwin Engelbrecht, ein aus Hamburg zugezogener Bürgerlicher und erfolgreicher Selfmademan. Kriminalrat Gustav Heller ist zufällig in der Nähe, als es zu einer Kesselexplosion auf einem Dampfschiff des Freiherrn Kelb kommt, bei dem einige Besatzungsmitglieder ums Leben kommen oder schwer verletzt werden. Einen der Verletzten rettet Heller selbst aus dem Wasser und sorgt für dessen ärztliche Versorgung. Als er sich am nächsten Tag nach seinem Wohlergehen erkundigen will, stellt sich heraus, dass der Verletzte einen falschen Namen angegeben hat und nun verschwunden ist. Das macht Heller in Bezug auf den tragischen Unfall misstrauisch und er beschließt, in diesem Unfall oder vielleicht Sabotageakt zu ermitteln. Mit diesen Ermittlungen stößt er in ein Wespennest, da er auch vor hochgestellten Persönlichkeiten keinen übermäßigen Respekt hat und ohne Ansehen der gesellschaftlichen Stellung Verdächtige ins Visier nimmt, was ihn nicht nur Schmähungen – er sei nur auf den Adel neidisch oder sogar ein Sozialdemokrat – aussetzt, sondern ihn und seine Familie in Lebensgefahr bringt…


    Beurteilung

    Bei Kriminalrat Gustav Heller handelt es sich um den Großvater von Max Heller, der dem Leser aus der im Dresden der 1940er bis 1960er Jahre spielenden Reihe bekannt ist.

    In der neuen Reihe gibt der Autor einen Einblick in die im Wandel begriffene Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts, eine Zeit, in der sich das Leben der Menschen durch technischen Fortschritt (Fabriken, Dampfschifffahrt) verändert und auch die tradierten Privilegien des Adels immer mehr in Frage gestellt werden. Der härteste Vorwurf im Königtum Sachsen ist die Beschuldigung, ein Sozialdemokrat zu sein, der durchaus ernste Konsequenzen für die berufliche Karriere des Beschuldigten haben kann. König Albert von Sachsen wird aber in positivem Licht dargestellt.

    Gustav Heller ist ein äußerst integrer Mensch, der sich durch „höhergestellte“ Persönlichkeiten nicht einschüchtern lässt und es auch mit Kollegen und Vorgesetzten aufnimmt, wenn diese ihn daran hindern wollen, der Wahrheit und Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Dabei ist er aber kein perfekter Held, er sitzt Irrtümern auf und verhält sich manchmal unüberlegt und undiplomatisch.

    Die Handlung des Krimis ist intelligent konstruiert und glaubwürdig, der anschauliche Erzählstil versetzt den Leser ins ausgehende 19. Jahrhundert. Stellenweise kommt auch viel Spannung auf.

    Interessant ist auch die Schilderung von Ermittlungen in einer Zeit, als der Erkenntnisgewinn aus Obduktionen ohne moderne forensische Methoden noch überschaubar ist – diese Szenen werden detailliert und recht unappetitlich präsentiert.


    Fazit

    Ein vielversprechender Einstieg in eine neue Reihe um einen authentisch wirkenden, sympathischen Protagonisten – intelligente Unterhaltung!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3423263857

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Essen, 1882. Der begehrteste Junggeselle des Ruhrpotts heiratet eine alte Jungfer: Für Fritz Krupp und die gleichaltrige Margarethe ist es eine Liebeshochzeit, doch die feine Gesellschaft sieht in der Braut keine gute Partie. Margarethe beweist allerdings schnell, was in ihr steckt. Sie muss sich nicht nur um die wachsende Familie kümmern, sondern wiederholt für ihren kränklichen Gatten auch in beruflichen Belangen einspringen. Für sie ist völlig klar: Fritz ist ihr Seelenverwandter, für ihn würde sie alles tun. Gleichzeitig verlangen ihr Mann, das Unternehmen und die Krupp-Dynastie alles von ihr ab. Für Margarethe wird ihre Ehe zur Lebensaufgabe, Erfüllung und Herausforderung zugleich.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Melanie Metzenthin wurde 1969 in Hamburg geboren, wo sie auch heute noch lebt. Als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie hat sie einen ganz besonderen Einblick in die Psyche ihrer Patienten, zu denen sowohl Traumatisierte als auch Straftäter gehören. Bei der Entwicklung der Figuren ihrer historischen Romane greift sie auf ihre beruflichen Erfahrungen zurück.


    Allgemeines

    Erschienen im Piper Verlag am 3. Mai 2024 als TB mit 416 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in zwei Teilen mit insgesamt 41 Kapiteln – Nachwort

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Margarethe Krupp

    Handlungsort und -zeit: größtenteils Essen, 1878 bis 1907 (Prolog 1931)


    Inhalt

    Der biographische Roman zeichnet das Leben der Margarethe Krupp (1854 – 1931) nach, wobei nicht ausschließlich ihre Ehe mit dem Unternehmer Friedrich Alfred Krupp (1854 – 1902), sondern auch Margarethes Leben vor der Eheschließung im Mittelpunkt steht.

    Margarethe ist eine starke Persönlichkeit. Als Tochter eines Freiherrn und einer Gräfin sollte sie eigentlich kein anderes Ziel als die Ehe mit einem standesgemäßen Mann erstreben, sie besucht jedoch das Lehrerinnenseminar und geht als Hauslehrerin bei einer wohlhabenden bürgerlichen Familie zunächst nach England und nimmt anschließend eine Stelle als Gouvernante in einem Adelshaus an. Erst mit 28 Jahren – zu dieser Zeit gilt man in diesem Alter bereits als „alte Jungfer“ - heiratet sie Friedrich Alfred Krupp, genannt Fritz, mit dem sie schon länger eine Freundschaft und „Seelenverwandtschaft“ verbindet. Das Ehepaar bekommt zwei Töchter, Bertha und Barbara; Margarethe beschränkt sich jedoch nicht auf den Haushalt und die Erziehung der Kinder, sondern unterstützt ihren Mann, wo sie kann. Die Krupps unterhalten gute Kontakte zum Kaiserhaus, geschäftliche Kontakte werden bei zahllosen großen von Margarethe organisierten Empfängen geknüpft.

    Fritz ist nicht sehr stressresistent, er entzieht sich seinen ehelichen und beruflichen Verpflichtungen immer mehr und verbringt viel Zeit auf Capri, wo er sich nicht nur der Meeresbiologie, sondern auch Vergnügungen hingibt, die dem Ansehen der Familie gefährlich werden.


    Beurteilung

    Wie die Autorin im Nachwort erläutert, hat sie sich beim Verfassen des Romans auf die Biographie der Margarethe Krupp von deren Urenkelin, Diana Maria Friz, gestützt. Herausgekommen ist ein sehr gut recherchierter biographischer Roman, über dessen viele faktengetreue und wenige fiktive Anteile im Nachwort informiert wird. Man merkt dem Werk an, dass Melanie Metzenthin Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist: Sehr einfühlsam stellt sie die Ehe des Unternehmerpaares und die zunehmende Entfremdung der Eheleute dar. Die Ausgestaltung der Charaktere der Hauptfiguren ist differenziert und vor dem Hintergrund der Zeit auch glaubwürdig, heute würde man Margarethe vielleicht als naiv oder sehr „realitätsverdrängend“ empfinden. Sie ist eine überaus interessante Persönlichkeit, einerseits eine kühle und rationale Geschäftsfrau, andererseits eine Frau mit sozialem Gewissen und großem Einfühlungsvermögen gegenüber Kindern. Im letzten Abschnitt kommt ihr Projekt Margarethenhöhe, ein von ihr initiiertes Wohnviertel mit sozialem Wohnungsbau für Arbeiter, zur Sprache.

    Der Roman gibt auch einen guten Einblick in gesellschaftliche und politische Verhältnisse und Entwicklungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.

    Der anschauliche und einfühlsame Erzählstil vermittelt dem Leser das Gefühl, Margarethe persönlich kennengelernt zu haben.


    Fazit

    Ein gründlich recherchierter intimer Einblick in das Leben und die Ehe der Margarethe Krupp, uneingeschränkt empfehlenswert!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3492063977


    Edit: LInks zu einem anderen Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    London, 1847. In a quiet house in the countryside outside London, the finishing touches are being made to welcome a group of young women. The house and its location are top secret, its residents unknown to one another, but the girls have one thing in common: they are fallen. Offering refuge for prostitutes, petty thieves and the destitute, Urania Cottage is a second chance at life - but how badly do they want it?

    Meanwhile, a few miles away in a Piccadilly mansion, millionairess Angela Burdett-Coutts, one of the benefactors of Urania Cottage, makes a discovery that leaves her cold. Her stalker of ten years has been released from prison, and she knows it's only a matter of time before their nightmarish game resumes once more.

    As the women's worlds collide in ways they could never have expected, they will discover that freedom always comes at a price . . .


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Stacey Halls was born in 1989 and grew up in Rossendale, Lancashire. She studied journalism at the University of Central Lancashire and has written for publications including the Guardian, Stylist, Psychologies, the Independent, the Sun and Fabulous. Her first book, The Familiars, was the bestselling debut hardback novel of 2019, won a Betty Trask Award and was shortlisted for the British Book Awards Debut Book of the Year. The Foundling, her second, was a Sunday Times bestseller, as was her third Mrs England. Mrs England was longlisted for the Portico Prize, the Walter Scott Prize and won the Women's Prize Futures Award.


    Allgemeines

    Erschienen bei Manilla Press am 11. April 2024 als HC mit 400 Seiten

    Gliederung: Roman in 20 Kapiteln – Historisches Nachwort – Danksagungen – Reading Group Questions – Brief der Autorin an die Leser

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: London und Umgebung, 1847


    Inhalt und Beurteilung

    Auf Initiative von Charles Dickens und Angela Burdett-Coutts wird 1847 das Urania Cottage eröffnet, ein Haus, in dem „gefallene“ junge Frauen (Prostituierte, Kleinkriminelle, alleinstehende Arme) Aufnahme finden und in Haushaltstätigkeiten, schulischen Grundfertigkeiten und Religion unterwiesen werden. Im Idealfall sollen die Frauen nach beendeter „Ausbildung“ nach Australien auswandern und sich dort ein ehrliches Leben aufbauen können.

    Unter der Aufsicht einer engagierten „Hausmutter“ leben die jungen Frauen im Urania Cottage zusammen, allerdings ist nicht jede von ihnen glücklich und einige verlassen ihren Zufluchtsort trotz der ungewissen Zukunft. Der Roman verfolgt die Lebensgeschichten einiger dieser Romanfiguren und thematisiert dabei gesellschaftliche Missstände im England des 19. Jahrhunderts. Dabei sticht besonders die Schutzlosigkeit und mangelnde soziale Absicherung der Arbeiterschicht, speziell der Frauen, ins Auge. Ohne Ausbildung und regelmäßiges Einkommen bleibt oft nur die Prostitution, um zu überleben, wobei manche Frauen nicht freiwillig, sondern durch Tricks und Täuschung in dieses Milieu geraten – ein zeitloses Phänomen! Auch junge Frauen, die eine Anstellung in einem Haushalt finden, sind nicht selten Ausbeutung ausgesetzt.

    Selbst eine reiche Erbin wie die Philanthropin Angela Burdett-Coutts ist als unverheiratete Frau von männlichem Schutz abhängig. Sie wird (in einem fiktiven Handlungsstrang) bereits seit zehn Jahren von einem besessenen Stalker verfolgt und benötigt Schutz durch einen Polizisten als „Bodyguard“ und einen befreundeten Duke.

    Der Roman, der in seiner anschaulichen Erzählweise und mit dem stetigen Perspektivwechsel zwischen den Protagonistinnen kurzweilig zu lesen ist, ist im Hinblick auf den Inhalt weitestgehend an den historischen Fakten orientiert. Über die fiktiven Ergänzungen gibt die Autorin in einem interessanten Nachwort Aufschluss. Wer sich für die gesellschaftlichen und sozialen Zustände in London um die Mitte des 19. Jahrhunderts interessiert, ist mit „The Household“ gut beraten.


    Fazit

    Ein weiterer sehr lesenswerter, auf historischen Fakten fußender Roman aus der Feder von Stacey Halls!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 1838776818


    Edit: Links zu einem anderen Forum wurden entfernt

    .

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Die wilde Schönheit der Nordseeküste, ein geheimnisvolles Schiffswrack und zwei Frauen, verbunden durch das Meer

    St. Peter, 1955: Tillas Welt ist das Meer. Sie will nicht heiraten, sondern tauchen. Nicht eingeengt werden, sondern die Freiheit der Wellen spüren. Dabei entdeckt sie in der Tiefe der Nordsee ein altes Schiffswrack, von dem sich die Fischer seit Generationen Legenden erzählen. In Tilla wächst der unbändige Wunsch, seine Geheimnisse zu lüften.

    Auf einer Nordseeinsel, 1633: Die junge Nes sucht mit ihrer Mutter in einem Beginenkonvent Zuflucht vor ihrer Vergangenheit. Doch bald wenden sich die Inselbewohner gegen die Frauen und gefährliche Anschuldigungen machen die Runde. Zeitgleich taucht am Horizont ein geheimnisvolles Schiff auf, das Rettung oder Verderben bedeuten könnte ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Für Rebekka Frank steckt das Meer voller Geschichten. Wenn sie nicht gerade selbst in seinen Tiefen taucht, schreibt sie darüber. Sie hat Theaterwissenschaft und Germanistik studiert und lebt mit ihrem Mann und ihrem Hund auf dem Land in Nordhessen. Auf Instagram und TikTok ist sie unter @rebekka.mit.k zu finden.


    Allgemeines

    Erschienen bei ‎ FISCHER Krüger am 24.04.2024 als HC mit 576 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in 65 Kapiteln – Nachwort – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: St. Peter, 1955 bis 1966 und Nordseeinsel Strand 1633 bis 1634


    Inhalt

    1955: Die Familie von Tilla Puls führt ein Restaurant in St. Peter am Strand. Ihre Großmutter erzählt ihr die Legende von einem Segelschiff, das vor Jahrhunderten in Küstennähe gesunken ist und dessen Glocke in Sturmnächten zu hören sein soll. Tilla, deren Vater im Krieg Kampftaucher war, wünscht sich nichts sehnlicher, als ebenfalls das Tauchen zu erlernen und nach dem Wrack zu suchen. Einige Jahre später studiert Tilla in Hamburg Vor- und Frühgeschichte und sie hofft, im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts das Wrack und die Geschichte seines mysteriösen Untergangs erforschen zu können.

    1633: Nach einer Familientragödie kommen die junge Nes Dorn und ihre Mutter auf der Insel Strand an und finden Unterschlupf in einem Beginenkonvent, der von Nes´ Großmutter Kreske geleitet wird. Auf der Insel verschwinden immer wieder auf unerklärliche Weise Kinder; die Inselbewohner verdächtigen die Beginen, die ihnen wegen ihres außergewöhnlichen Lebensmodells suspekt sind, etwas mit den Vermisstenfällen zu tun zu haben. Die unerschrockene Nes will die Beschuldigungen entkräften und beginnt selbst zu „ermitteln“. Ihr fällt auf, dass die Kinder teilweise vermisst werden, wenn ein Segelschiff, das Waren auf die Insel bringt, vor der Küste geankert hat…


    Beurteilung

    Die Handlung des Romans setzt sich aus zwei zeitversetzten Handlungssträngen zusammen, die einander kapitelweise abwechseln. Beiden Handlungssträngen gemeinsam sind die Thematisierung von Sturmflutkatastrophen (Burchardiflut von 1634, Sturmflut von 1962) sowie die Lebensschilderungen von zwei jungen Protagonistinnen, die zwar durch 300 Jahre getrennt sind, sich aber beide als entschlossene, mutige und unkonventionelle junge Frauen erweisen. Durch den stetigen Wechsel der Zeitebene gestaltet sich die Lektüre trotz des relativ großen Umfangs sehr kurzweilig und spannend.

    Der Handlungsstrang im 17. Jahrhundert erinnert nicht selten an einen Krimi und gibt auch interessante Einblicke in die Organisation eines Beginenkonvents. Die im 20. Jahrhundert spielende Geschichte schildert anschaulich – und teilweise in den Unterwasserszenen auch sehr spannend – die Fortschritte und Vorgehensweisen des Wracktauchens. Außerdem bietet sie einen Eindruck vom Studentenleben der 1960er Jahre und den Schwierigkeiten, denen sich weibliche Studenten zu dieser Zeit immer noch ausgesetzt sehen, sei es durch männliche Kommilitonen oder durch Dozenten, die Frauen für intellektuell studienuntauglich halten.

    Interessant sich auch die Einblicke in die Anfänge der Unterwasser-Archäologie, die durch verbesserte technische Fortschritte ermöglicht werden.

    Die Charaktere der Romanfiguren sind gründlich ausgearbeitet und weitgehend realistisch, Nes und Tilla verhalten sich allerdings manchmal zu irrational, bzw. leichtsinnig.

    Ein informatives Autorennachwort zu Fakten und Fiktion rundet den Roman ab.


    Fazit

    Ein überaus fesselnder historischer Roman auf zwei Zeitebenen, in dessen Mittelpunkt zwei mutige junge Frauen stehen, dessen Protagonistin aber auch die Nordsee ist!


    9 Punkte


    Edit: Links zu einem anderen Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    In jedem von uns steckt etwas Dunkles - was passiert, wenn es geweckt wird?

    Ex-Polizist Alex hat ein gutes Leben. Er hält seiner Frau in ihrem Job den Rücken frei, kümmert sich liebevoll um seine kleine Tochter. Bis ein mysteriöser Typ ihn unter Druck setzt. Alex soll einen Auftragsmord begehen. Sonst wird seiner Familie Schlimmes passieren. Alex beginnt ein verzweifeltes Spiel: er gibt vor, das zu sein, was er nie und nimmer ist: ein Killer. Aber die Gefahr weckt etwas Dunkles in ihm. Wird er Grenzen überschreiten? Zu was für Taten ist Alex wirklich fähig?


    Autor (Quelle: Amazon)

    Das Unbekannte in uns, die Abgründe ganz normaler Menschen haben Thrillerautor Max Reiter schon lange fasziniert. In »Erinnere dich!« ging es ihm um die Art, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen. Dies spielt auch in seinen Kriminalromanen aus dem München der 1950er Jahre, die er unter seinem richtigen Namen Andreas Götz veröffentlicht hat, eine wichtige Rolle. In »Der Killer in dir« folgt er dem Bösen im Alltäglichen mit höchster Thrillerspannung.


    Allgemeines

    Erschienen am 10.04.2024 als E-Book und am 24.04.2024 bei FISCHER Scherz als TB mit 320 Seiten

    Gliederung: Prolog in Briefform – Hauptteil in nach Monaten und Daten gegliederten Kapiteln – Epilog

    Größtenteils Ich-Erzählung des Protagonisten in Tagebuchform, Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive des Protagonisten

    Handlungsort und -zeit: Berlin, in der Gegenwart (Mai bis Dezember)


    Inhalt

    Nachdem Alex, der früher beim LKA arbeitete, bei einem Einsatz einen Kriminellen in Notwehr erschießen musste, hat er seinen Beruf aufgegeben und sorgt nun als Hausmann für das Wohl seiner Frau Martha, die selbstständige Friseurmeisterin ist, und der gemeinsamen fünfjährigen Tochter Sonja.

    Eines Tages spricht ihn ein Mann namens Kurt Wonnegast in einem Café an. Wonnegast ist davon überzeugt, dass Alex kein harmloser Familienvater, sondern in Wirklichkeit ein „renommierter“ Auftragskiller ist. Da über diesen Killer außer seiner sauberen und präzisen Arbeitsweise nichts bekannt ist, wird er in kriminellen Kreisen einfach „der Ausputzer“ genannt.

    Wonnegast lässt sich nicht von seiner Theorie zum Ausputzer abbringen und fordert von Alex, in seinem Auftrag einen Menschen umzubringen – im Falle einer Weigerung oder einer Benachrichtigung der Polizei würde seine Familie den Preis zahlen…


    Beurteilung

    „Der Killer in dir“ beschreibt, wie ein liebevoller Familienvater durch die Bedrohung seiner Frau und seines Kindes erpresst und unter Druck gesetzt wird. Alex sieht sich mit zwei schrecklichen Szenarien konfrontiert, er kann entweder mit dem kriminellen Auftraggeber kooperieren und seine Familie schützen oder er wird zum „Ausputzer“, der er eigentlich nicht ist und kann weiter sein Familienleben genießen. Durch sein Dilemma verstrickt sich Alex immer mehr in ein Netz von Lügen und Täuschungen, was nicht nur sein Familienleben, sondern auch seine Freundschaft mit seinem Ex-Kollegen Bruckner beeinträchtigt. Bruckner ist ein penibler Polizist, der hartnäckig in den Kreisen ermittelt, in die Alex unfreiwillig geraten ist. Die Veränderung, die Alex im Laufe der Zeit durchmacht, wird sehr gut dargestellt, es kommt eine ungeahnt neue Seite an ihm zum Vorschein. Letztlich belügt er nicht nur Andere, sondern auch sich selbst.

    Die Thematik der Veränderung eines Menschen in einer Zwangslage ist durchaus fesselnd, jedoch lässt der Krimi in Bezug auf Realitätsnähe doch einiges zu wünschen übrig. Alex hätte eine dritte Option gehabt. Vor allem das Ende des Romans ist zwar überraschend, aber wenig glaubwürdig und wirkt recht konstruiert.


    Fazit

    Spannende Unterhaltung um die Veränderung eines Charakters unter großem psychischen Stress, in der Umsetzung jedoch nicht sehr realitätsnah!

    6 Punkte

    ASIN/ISBN: B0CL8FQX4P

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ich habe mit dem Leben bezahlt. Mit deinem.

    Im Königswald wird eine bizarr arrangierte Leiche gefunden, halb Mensch, halb Tier. Art Mayer und Nele Tschaikowski identifizieren die Tote als Charlotte Tempel – eine gefeierte Wohltäterin, bei allen beliebt und für den wichtigsten Medienpreis des Landes nominiert.

    Schnell gerät Tempels einundzwanzigjährige Tochter unter Verdacht: Leo ist rebellisch, unberechenbar und zeichnet ein ganz anderes Bild ihrer Mutter. Doch Art Mayer zweifelt an ihrer Schuld.

    Bis eine zweite Frau aus dem Kreis der Nominierten stirbt. Zunächst deutet nichts auf Leo, doch dann taucht ein mysteriöses Tonband mit belastendem Inhalt auf. Wer ist Leo – ein Opfer der Umstände? Oder die jüngste Serientäterin von Berlin, unterwegs zu ihrem dritten Opfer?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.


    Allgemeines

    Zweiter Band der Art Mayer- Reihe

    Erschienen am 27.03.2024 im Ullstein Verlag als TB mit 512 Seiten

    Gliederung: Prolog – 46 Kapitel – Epilog -Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven, Tonaufzeichnungen auf Kassette als Ich-Erzählung

    Handlungsort und -zeit: Berlin, in der Gegenwart, mit Rückblenden um 22 Jahre


    Inhalt

    In einem Jagdgebiet im Wald wird die bizarr arrangierte Leiche der reichen Wohltäterin Charlotte Tempel aufgefunden, sie wurde an einen Baum gefesselt und an einem Hirschgeweih fixiert. Zwischen der Toten und ihrer 21-jährigen Tochter Leo kam es immer wieder zu Konflikten, Leo verachtete den luxuriösen Lebenswandel der Mutter und ist bei den Umweltaktivisten engagiert, wobei sie es mit den Gesetzen nicht immer genau nimmt. Aufgrund des schlechten Verhältnisses der beiden Frauen gerät Leo als Erste ins Visier der Polizei, Art Mayer ist allerdings nicht von ihrer Schuld überzeugt.

    Die Ermittlungen müssen ausgeweitet werden, als eine bekannte TV-Moderatorin, die – wie die ermordete Wohltäterin – ebenfalls für einen Medienpreis nominiert worden ist, auf ähnliche Weise umgebracht wird.

    Leo findet im Safe ihrer Mutter eine Hörkassette mit der Beschriftung „Für dich“, auf der eine unbekannte Schwangere, die sich „Bell“ nennt, mit ihrem ungeborenen Baby spricht. Sie erklärt, wie es dazu kommt, dass sie, eine noch minderjährige Schülerin, und ihr Freund „Bo“ das Baby nicht behalten dürfen und mit welchen rabiaten Mitteln dieser Verzicht durchgesetzt werden soll…


    Beurteilung

    Der zweite Teil der Reihe setzt inhaltlich den ersten in Bezug auf die Lebenswege von Art Mayer und seiner jungen schwangeren Kollegin Nele Tschaikowski fort. Deshalb ist es günstig, den ersten Teil „Der Morgen“ zuvor gelesen zu haben, es ist aber nicht unbedingt erforderlich, da der Kriminalfall in sich abgeschlossen ist.

    Vor einem zeitgeschichtlich sehr aktuellen Hintergrund (Aktionen der Klimakleber in Berlin) präsentiert der Autor einen spektakulären Kriminalfall, der ein wenig zu konstruiert ist, um völlig realistisch zu wirken, der aber reale Formen krimineller Machenschaften thematisiert. Durch Perspektivwechsel und Cliffhanger ist dieser anschaulich geschriebene Roman trotz des beachtlichen Umfangs sehr geschmeidig zu lesen und schwer aus der Hand zu legen. Die Spannung speist sich nicht nur aus den außergewöhnlich inszenierten Morden, sondern auch durch diverse Umstände im Leben der Protagonisten. Art Mayer ist Diabetiker, was ihn wiederholt in Lebensgefahr bringt und Nele Tschaikowski ist mit ihrer ungeplanten Schwangerschaft nicht völlig im Reinen. Sie weiß nicht, wie sie ihrem Lebensgefährten verständlich machen soll, dass sie ihre Arbeit bei der Polizei nicht aufzugeben gedenkt.

    Sehr fesselnd ist die Geschichte von „Bell und Bo“, die dem Leser einen Wissensvorsprung vor den Ermittlern verschafft. Das Schicksal einer schwangeren jungen Frau, die massiv unter Druck gesetzt wird, berührt sehr.


    Fazit

    Nicht in jeder Hinsicht realitätsnahe, aber sehr fesselnde Unterhaltung um zwei sympathische Protagonisten, die schon Vorfreude auf den dritten Band weckt!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3864932629

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Bacharach 1817. Die mittellose Waise Julie arbeitet als Magd im Gasthaus ihres Vormunds. Ein geheimnisvoller Zauber geht von ihr aus, und ihre außergewöhnliche Schönheit sorgt immer wieder für Eifersucht und Streit. Der Pfarrer fordert gar, dass sie den Ort verlässt.

    Auch Johann hat Eltern und Geschwister verloren. Er kehrt seinem Heimatdorf den Rücken, um in Karlsruhe bei der Rheinbegradigung sein Auskommen zu finden. Nach einem entsetzlichen Ereignis verlässt er die Großbaustelle und wird Schiffer auf dem breiten Fluss.

    Julie und Johann lernen sich kennen. Sie ahnen nicht, welche Schatten die Vergangenheit auf sie werfen wird. Am sagenumwobenen Loreley-Felsen nimmt das Schicksal seinen Lauf.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Die Bestseller-Autorin Susanne Popp wurde in Speyer am Rhein geboren und ist im Südwesten Deutschlands mit Blick in die Rheinebene aufgewachsen. Der Rhein als Fluss der Mythen und Legenden, als Sehnsuchtsort der Romantik und als Transportweg von den Alpen bis zum Meer hat sie seit jeher fasziniert. In den Romanen rund um die Figur der Loreley finden sowohl überraschende historische Fakten als auch märchenhafte Elemente ihren Platz. Susanne Popp hat zuletzt mit »Die Teehändlerin«, eine Trilogie über das Familienunternehmen Ronnefeldt, zahlreiche Leserinnen begeistert. Sie lebt heute mit ihrem Mann am Zürichsee in der Schweiz.


    Allgemeines

    Erschienen im Fischer Verlag als E-Book am 1. März 2024 und als TB mit 464 Seiten am 27. März 2024

    Gliederung: Prolog - Hauptteile nach verschiedenen Jahren geordnet, mit nummerierten Kapiteln – Epilog – Nachwort – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Bacharach und weitere Orte im Rheinland, 1817 bis 1828 (Prolog 1801)


    Inhalt

    Nachdem Julie zur Waise geworden ist, wird der Wirt eines Gasthauses in Bacharach ihr Vormund, in diesem Gasthaus muss sie hart für ihren Unterhalt arbeiten. Sie wird nicht besonders freundlich behandelt, doch das ist nichts gegen das Verhalten des Dorfpfarrers, der sie zu verabscheuen scheint, obwohl sie ein gehorsames und sehr hübsches Mädchen ist. Schließlich verlangt er sogar, dass Julie den Ort verlassen muss, ihr bleibt nur die Wahl, für einen Köhler zu schuften oder einen wesentlich älteren Fährmann zu heiraten.


    Johann gibt nach dem Tod seiner kleinen Schwester, die seine letzte Angehörige war, die Arbeit bei einem Bauern auf und will sich sein Geld auf den Baustellen der Rheinbegradigung 1817 verdienen. Da er lesen und schreiben kann, bleibt ihm die härteste Knochenarbeit erspart und er kann stattdessen seine Vorgesetzten unterstützen. Diese privilegierte Stellung verschafft ihm jedoch nicht nur Freunde. Nach einem traumatischen Ereignis und einem längeren Auslandsaufenthalt wird er Schiffer auf dem Rhein. Bei dieser Tätigkeit lernt er Julie kennen, die inzwischen eine Rheinfähre betreibt.


    Beurteilung

    Cover und Kurzbeschreibung suggerieren einen leichten Frauen- oder Liebesroman, es handelt sich bei „Loreley-Die Frau am Fluss“ jedoch um einen gut recherchierten historischen Roman vor dem Hintergrund der Rheinbegradigung von 1817 und dem Aufkommen der damals revolutionären Dampfschifffahrt auf dem Rhein. In diesem Zusammenhang begegnet der Leser historischen Persönlichkeiten wie dem Ingenieur Johann Gottfried Tulla, nach dessen Plänen die Rheinbegradigung gestaltet wurde und dem Unternehmer Peter Heinrich Merkens, unter dessen Leitung 1825 die Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrt-Gesellschaft gegründet wurde. Elisabeth Merkens, über deren Leben es nicht allzu viele Informationen gibt, tritt im vorliegenden Roman als mütterliche Freundin von Julie auf, während ihr Mann Peter Johanns Arbeitgeber wird. Die Informationen zum Großbauprojekt und die Fortschritte bei der Konstruktion der Dampfschiffe – das erste von ihnen hatte nur 12 PS und kam nicht gegen die Strömung an – sind äußerst interessant.

    Erst etwa zur Hälfte des Romans begegnen Julie und Johann einander, jetzt kommen auch Liebe und Intrigen ins Spiel, Julie hat einen „Stalker“ der immer wieder für eine ansteigende Spannungskurve sorgt. Die letztlich ungeklärte Herkunft Julies bringt einen Hauch des Mysteriösen mit sich.

    Die Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet, auch wenn bei Julie ihre Schönheit ein wenig zu stark betont wird. In ihrer perfekten Gestalt gleicht sie einer Frau, die der Pfarrer früher kannte und offenbar fürchtete, doch auch der Dichter Clemens Brentano, der zum Bekanntenkreis des Ehepaares Merkens zählt, trägt eine Zeichnung dieser unbekannten Frau mit sich herum.

    Ein Nachwort der Autorin mit Hintergrundinformationen und Literaturempfehlungen rundet diesen lesenswerten Roman ab und weckt Vorfreude auf den zweiten Band, der chronologisch vorher angesiedelt ist und sich mit Julies geheimnisvoller Herkunft befassen wird.


    Fazit

    Ein unterhaltsamer, aber auch informativer historischer Roman – empfehlenswerte Lektüre!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: B0CL7YTF38


    Edit: Links zu einem anderen Forum entfernt.

    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    Der Kunsthistoriker Benedikt Oswald wird von einem Freiburger Kollegen gebeten, in einem Schwarzwalddorf ein Gutachten über den Erhalt einer Kapelle zu erstellen. Doch es kommt anders. Vom Tag der Anreise an findet er sich einer seltsamen Welt gegenüber.

    Ereignisse aus ferner Vergangenheit werden lebendig, die Gegenwart verwirrt ihn. Die unscheinbare Kapelle mit der Statue der Heiligen Barbara öffnet ihm einen Weg, auf dem nichts ist, wie es scheint. Und dann gibt es die geheimnisvolle Witwe, mit der er sich auf unerklärliche Weise verbunden fühlt.


    Autor (Quelle: Amazon)

    Thomas Erle, in Schwetzingen geboren, verbrachte Kindheit und Jugend in Nordbaden. Nach dem Studium in Heidelberg zog es ihn auf der Suche nach Menschen und Erlebnissen rund um die Welt. Es folgten 30 Jahre Tätigkeit als Lehrer, in den letzten Jahren als Inklusionspädagoge. Parallel dazu entfaltete er ein vielfältiges künstlerisches Schaffen als Musiker und Schriftsteller. Seit Ende der 90er Jahre verfasste er zahlreiche Kurzgeschichten, von denen die erste 2000 veröffentlicht wurde. 2008 erschien sein erster Kurzkrimi. 2010 gehörte er zu den Preisträgern beim Freiburger Krimipreis, 2011 folgte die Nominierung zum Agatha-Christie-Krimipreis. Thomas Erle ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt am Rande des Schwarzwalds bei Freiburg.


    Allgemeines

    Erschienen am 10. Januar 2024 im ‎ Gmeiner-Verlag als TB mit 250 Seiten

    Gliederung: Roman in 8 Kapiteln – Epilog

    Ich-Erzählung von Benedikt Oswald

    Handlungsort und -zeit: Schwarzwald, in der Gegenwart


    Inhalt und Beurteilung

    Der Kunsthistoriker Benedikt Oswald erhält den Auftrag, im Schwarzwalddorf Todtnauberg eine alte Kapelle zu begutachten und ihren Erhaltungswert zu beurteilen. Diese Kapelle ist der Heiligen Barbara gewidmet, die künstlerisch wertvolle, im Mittelalter geschaffene Statue der Heiligen ist jedoch längst entfernt und in eine kunsthistorische Sammlung nach Karlsruhe gebracht worden. Die jetzt in der Kapelle ausgestellte Statue ist seelenlos und nicht von großem Wert. Die Bewohner des Ortes planen den Abriss der Kapelle und die Errichtung einer Touristenanlage.

    Während seines Aufenthalts in Todtnauberg wird Benedikt Oswald immer wieder von seltsamen, mit Schwindel einhergehenden Visionen / Halluzinationen heimgesucht. Er hört die (längst entfernte) Glocke der Kapelle, er sieht die mittelalterlichen Besucher in den Kirchenbänken und er „erlebt“ den Großbrand eines Bauernhofes, der vor ein paar Hundert Jahren dort stattgefunden hat.

    Außerdem begegnet er im Dorf einer aus der Dorfgemeinschaft ausgegrenzten jungen Witwe, zu der er sich extrem hingezogen fühlt.

    Alle diese Erlebnisse werden in durchaus anspruchsvoller und farbenprächtiger Erzählweise anschaulich geschildert, lassen aber irgendwie den roten Faden vermissen. Es bleibt unerklärlich, weshalb ausgerechnet der eigentlich faktenorientierte Kunsthistoriker „Einblick“ in vergangene Ereignisse erhält, zumal er zu dem Ort keinerlei Bezug hat. Auch die Beziehung zu der Witwe, die sich in zwei oder drei kurzen Begegnungen erschöpft, verläuft irgendwie sang- und klanglos im Sande.

    Selbst der anvisierte „Knalleffekt“ im Epilog verpufft ohne Nachhall und lässt den Leser mit der Frage zurück, was der Autor mit seiner Geschichte transportieren will.

    Das ist bedauerlich, denn der Erzählstil des Autors ist durchaus bestechend, es gelingt ihm eine überaus atmosphärische Darstellung der winterlichen Landschaft des Schwarzwälder Bergdorfes, die dem sehr schönen Cover des Romans entspricht.


    Fazit

    Eine thematisch ansprechende Geschichte, deren Potenzial nicht ausgeschöpft wurde und die manchen Leser ratlos zurücklassen dürfte – sprachlich jedoch sehr gelungen!

    6 Punkte

    ASIN/ISBN: 3839205808


    Edit: Link zu einem anderen Forum entfernt.