Beiträge von dean

    Es gibt gute und schlechte Bücher. Viele liest man nur einmal, dann stauben sie im Regal vor sich hin. Manche, bei denen man nur bis Seite 33 gekommen ist, wandern auf den Speicher in die große Kiste. Weggeworfen habe ich, glaube ich, noch kein Buch. „Implantiert“ wird das erste sein, bei dem es mir sogar noch Spaß macht, den Deckel der Mülltonne anzuheben.


    Zum Inhalt:
    Genetiker entwickeln eine DNA, die Millionen von Schwerkranken wieder hoffen lässt. Daraus lassen sich Lebewesen züchten, die als Organreservoire für Implantationen dienen können. Doch das Experiment, höchst illegal und auf einer entlegenen Station in der Arktis (wie originell!) durchgeführt, hat einen tödlichen Ausgang: Die Kreaturen sind perfekte Raubtiere, und plötzlich steht der Mensch nicht mehr an der Spitze der Nahrungskette.


    Schon die erste Szene wirkt wie ein B-Movie in bester Roger-Corman-Tradition: billig und weitgehend sinnfrei – alle warten auf das große Gummimonster. Sigler lässt seine Figuren, von denen man auf Seite 60 immer noch nicht recht weiß, wer sie eigentlich sind und was sie im Roman zu suchen haben (weiter bin ich übrigens nicht gekommen – also gilt die Kritik nur für diese 60 Seiten), nach der Holzpuppenschauspielerart eines Chuck-Norris durch zusammenhanglose Szenen stolpern – cool bis zum Umfallen und immer einen Spruch auf den Lippen, in dem mindestens einmal das Wort „fuck“ vorkommt. Wenn der Autor wenigstens einen Mindestwortschatz besitzen und die Handlung einigermaßen erträglich vorantreiben würde, wäre ich vielleicht über Seite 60 hinausgekommen. Aber so nicht, Herr Sigler!
    Das Wort ,Eier’ zählt zu Siglers Lieblingsworten. Es kommt häufig in Sätzen vor wie: „Ich würde mich ganz tief reinhängen, bis zu den Eiern“ oder in Überschriften wie „ 7. November. Sie hat Eier.“ Interessant finde ich auch die Namen der Akteure. Da gibt es zum Beispiel einen Dr. Rhumkorrf. (Nein, das ist kein Tippfehler von mir)
    Es ist mir wirklich unbegreiflich, wie ein bedeutender großer deutscher Verlag einen solchen Schrott herausbringen kann. Schade, dass man Bücher nicht so einfach umtauschen kann, wenn man als Leser nicht mit ihnen zufrieden ist.
    „Implantiert“ist mit Abstand das schlechteste Buch, das ich je gelesen habe und mit Sicherheit das letzte von Scott Sigler.

    Als ich heute morgen die Frankfurter Buchmesse besuchte, hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art. Ich hatte noch keine Halle betreten, als mir jemand einen Flyer in die Hand drückte: "Verlag sucht Autoren". Hinter dieser aggressiven Werbung steckte der Wagner-Verlag - vielen sicher bekannt als DKZ-Verlag. ich habe den Flyer eingesteckt und am Stand von Wagner in Halle 3 wieder auf den Tisch gekrümelt. Hat einer von euch ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Dean

    In den 80ern habe ich die Bücher von Koontz verschlungen. Er schreibt schnell und spannend und erschafft lebendige Figuren. Von seinen neueren Büchern wie z.B. Todesregen bin ich dagegen maßlos enttäuscht - vor allem von seiner Odd Thomas-Reihe. Fast glaubt man, das habe jemand anderes geschrieben.


    Dean

    Tom


    Interessant. Ich saß als Kind von vier Jahren immer vor dem alten Dampfradio meines Vaters, der außerdem Schifferklavier und Orgel spielte. Ich konnte nach kurzer Zeit alles, was im Radio lief, auf die Tasten übertragen - nur aus dem Gedächtnis heraus. Meine Eltern lesen sehr viel und haben das immer getan. In beiden Bereichen, Musik und Schreiben, war ich früh sehr aktiv - wobei das Schlagzeig das Schreiben viele, viele Jahre verdrängte, weil es als Jugendlicher einfach angesagter war, auf ein Arsenal von Trommel drauf zu hauen und auf der Bühne zu stehen.
    Ich fand den Artikel sehr plausibel. Ich habe immer die Erfahrung gemacht, wenn ich mich lange genug mit einer Sache auseinander setze, klappt's irgendwann. Aber Du hast natürlich Recht: Ob ich dann mit Meistern dieses Fachs gleichziehen kann - keine Ahnung.

    Hallo Tom


    Zitat

    b einem gewissen Punkt aber trennen sich Spreu und Weizen, und der Trennungsfaktor heißt nun einmal: Talent.




    Diesen Punkt würde ich gerne näher beleuchten. Vor kurzem las ich einen sehr interessanten Artikel - ich weiß nicht mehr, ob Stern oder Focus - , der sich um das vielzitierte Talent drehte und sich mit meiner Erfahrung weitestgehend deckte.
    Fazit: So etwas wie Begabung oder Talent gibt es nicht.
    Man hat in langen Jahren sehr viele Musiker, Schriftsteller und auch Sportler aus dem Spitzenbereich untersucht. All jene, die sehr erfolgreich sind, hatten bereits als Kleinkind Kontakt zu ihrem Fach. Es hat sich gezeigt, dass es ungeheuer wichtig ist, im frühen Kindesalter z.B. mit dem Klavierspielen zu beginnen - allerdings muss das freiwilig geschehen, es macht keinen Sinn, die Kinder als Baby auf den Tennisplatz zu zwingen, um 20 Jahre später die Millionen abzukassieren.
    Es geht letztlich darum, dass diese frühe Kindheitsphase ein Zeitfenster darstellt, in dem wichtige Weichen gestellt werden. Hinzu kommt nun jahrelanges, hartes Training. Ein wie immer geartetes Talent spielt überhaupt keine Rolle, sondern die exzessive Beschäfting mit einer Sache führt zur späteren Glanzleistung. Das gilt übrigens sogar für Sportler. Man hat festgestellt, dass selbst spezielle körperliche Anlagen, die z.B. ein Sprinter benötigt, vom Körper herausgebildet werden, wenn man früh genug anfängt.
    Auch für Seiteneinsteiger ist das später noch möglich, aber ungemein schwieriger. Und sie werden in den allermeisten Fällen niemals die Perfektion derjenigen erreichen, die bereits als Kind "bei der Sache" waren. Logischerweise haben jene einfach einen riesigen Zeitvorsprung.
    Wie viele erfolgreiche Autoren spürten bereits den Wunsch zu schreiben, als sie zum ersten Mal einen Stift halten konnten? Ich wette, die meisten.
    James N. Frey scheibt: "Es macht die Sache nicht leichter, wenn man glaubt, Talent zu besitzen. Im Gegenteil, es wird noch viel schwerer."
    Es grassiert eben immer noch der Mythos vom Autoren, den eines Nachts die Muse küsst und der innerhalb kurzer Zeit ein Meisterwerk schreibt, das zum Weltbestsller wird. In Wirklichkeit ist eben ganz anders, das werden mir sicher alle Autoren hier im Forum bestätigen. Um gut zu werden, muss man sehr sehr sehr viel arbeiten, selbstkritisch sein, die Ohren aufsperren, wenn Leute, die's können, Ratschläge erteilen. Wahrscheinlich ist es das größte Manko der DKZ-Autoren, dass sie auf ihr Talent vertrauen, weil es ihrer Meinung nach mehr nicht braucht. Und das ist ein großer Irrtum!
    Meine persönliche Meinung ist, dass einen Beharrlichkeit viel weiter bringt als Talent. Auch ein Gefühl für Sprache kann man lernen und ständig weiter entwickeln - wenn man viel liest.
    Eine Ausnahme würde ich machen: Ich kann noch so oft "Roxanne" von THE POLICE singen, eine Stimme wie Sting habe ich nicht und werde sie auch nie bekommen und die hoheh Töne liegen einfach jenseits der Möglichkeiten meiner Stimmbänder. (Wobei selbst das trainierbar ist)


    Dean

    Hallo Wolf,


    da gibt's noch etwas sehr, sehr Wichtiges zum Exposé zu sagen:


    Das Exposé ist KEIN Klappentext, der den Leser neugierig machen soll. Einen Lektor interessieren andere Sachen. Jegliche Geheimniskrämerei in einem Exposé ist tödlich, ebenso Nebenhandlungen. Der Lektor muss aus 1-3 Seiten ersehen können, welche und vor allem wessen Geschichte Du erzählen willst und wie Du das Dilemma, das am Anfang jeder Geschichte steht, auflöst. Es geht letztlich um die Quintessenz der Geschichte. Warum soll der Verlag viel Geld in dieses Manuskript stecken? Dazu braucht der Lektor alle relevanten Informationen.
    Außerdem gehören in ein Exposé (für einen Verlag wohlgemerkt) Titel, Umfang, Genre, evtl. Hinweise auf vergleichbare Titel, und Zielgruppe.
    Dann in der Tat ein kurzer Klappentext, eine Inhaltsangabe (das eigentliche Exposé) und etwas über den Hintergrund der Geschichte. Aber da gehen die Meinungen auseinander. Es bleibt auf jeden Fall eine Kunst.


    Dean

    Hallo Wolf,


    ich habe meinen ersten Roman auch über "romansuche" an den Mann gebracht. Letztendlich hat mir das den Einstieg ermöglicht. Auch meinen zweiten Roman hätte ich so an einen Verlag bringen können, aber ich hab's dann auf anderem Weg geschafft. Dennoch kann ich "romansuche.de" nur wärmstens empfehlen.


    Jaja, das Exposé. Das Exposé zeigt einem als Autor unerbittllich jede Schlamperei bei der Planung eines Romans auf - meistens im Nachhinein. Denn beim Exposé muss man einen Elefant durch ein Mauseloch quetschen und sich nur auf den wesentlichen roten Faden des Buches konzentrieren. Dann beschäftigt man sich unweigerlich mit der Frage, um was es denn nun eigentlich geht in dem Roman - und das bedeutet: alles Unwesentliche weglassen.
    Aber es lohnt sich, das Exposé-Schreiben zu perfektionieren, denn darüber verkauft man ein Manuskript. Lektoren lesen als erstes das Exposé. Wenn sie das nicht überzeugt, kann die Leseprobe noch so toll sein, die wird schon nicht mehr wahrgenommen.
    Versuch mal, von Büchern, die Du gelesen hast, ein Exposé zu schreiben. das kann ein gutes Training sein.


    Vielleicht hilft Dir das "Snowflake-Plotting", eigentlich eher ein Werkzeug zum plotten, aber zum Exposé-Schreiben auch ganz nützlich. Gib den Begriff mal in google ein.


    dean

    Es wäre schön und hilfreich, wenn sich an dieser Diskussion mal Autoren beteiligen würden, die für die Veröffentlichung ihrer Manuskripte bezahlt haben. Es wäre doch sehr interessant, mal deren Sicht zu sehen. Wir reden hier in der Tat von "außen" über deren Beweggründe. (Was aber nicht davon ablenken soll, dass die Praxis der DKZ-Verlage das Allerletzte ist)
    Es kann aber gut sein, dass sich keiner traut.
    Ich hatte heute Morgen ein langes Gespräch mit meinem Agenten, und wir kamen auch auf die Aktion ,Rico Beutlich’ zu sprechen. Nach seinen Erfahrungen gibt es neben den völlig talentfreien und sich überschätzenden Hobbyautoren auch eine große Anzahl, die absolut beratungsresistent und oftmals nicht bereit sind, auch nur ein Komma an ihren Manuskripten zu ändern. Mit solchen „Autoren“ will logischerweise kein richtiger Verlag zusammenarbeiten. Gut möglich, dass die DKZ-Verlage in diese Bresche springen, nach dem Motto: „Wir drucken alles, was Sie schreiben, genau so, wie Sie es haben wollen. Die anderen haben ja keine Ahnung!“


    Zitat

    Den Vergleich zu DSDS finde ich etwas schief. Man schaut bei DSDS eher in eine Anfängerschreibwerkstatt, nur dass man nicht unter sich ist, sondern dass ein Publikum sich an den mangelhaften Schreibversuchen vergnügt und sich über die Autoren lustig macht.


    Kein Amateurmusiker, der jahrelang daran gearbeitet hat, sich zu verbessern und eine gewisse Klasse erreicht hat, wird sich dazu herablassen, von einem Dieter Bohlen vorgeführt zu werden, nur um zum Klassenclown der Nation abgestempelt zu werden. Die Bewerber bei DSDS werden nach dem Kriterium des größtmöglichen Unterhaltungswertes ausgesucht, und dazu gehört in unserer heutigen Gesellschaft leider auch eine große Portion Schadenfreude. Man lacht über das Missgeschick und die Selbstüberschätzung eines anderen und verdient auch noch gut daran. Insofern ist DSDS ein recht guter Vergleich zu den DKZ-Verlagen.


    Dean

    Hallo magali


    Zitat

    'Aggressiv', ja, das Wort fällt immer, wenn man eine Meinung mit Nachdruck vertritt, sehr gern dann, wenn der Mensch, der die Meinung vertritt, weiblichen Geschlechts ist. Das geht auf alte Vorstellungen von Rollenverhalten bei den Geschlechtern zurück, ist heutzutage aber auch gesellschaftlich wieder im Kommen, da Harmoniebedürfnis gefördert wird, die Entwicklung eigener, unabhängier Meinungen aber nicht. Sobald man sich des Problems bewußt geworden ist, kann man sich aber abgewöhnen, jedes entschiedene Auftreten umgehend mit Angriffslust gleichzusetzen. Es sind zwei ganz unterscheidliche Verhaltensweise


    Also jetzt muss ich erstmal schlucken. Der Ton Deiner Beiträge weckte in mir lediglich den Verdacht, dass ihr beide offenbar früher bereits gegenteiliger Meinung wart und das auch deutlich zum Ausdruck brachtet. Darum benutzte ich das Wort ,aggressiv'.
    Ich bin immer dafür, mit offenen Karten zu spielen. Das ist mir lieber als falsche Höflichkeit, O.K. ;-)


    Daraus allerdings abzuleiten, ich sei eine Art männlicher Neandertaler und würde die Meinung einer Frau weniger achten als die eines Mannes, ist an den Haaren herbeigezogen. Im Übrigen habe ich gar nicht darauf geachtet, ob der Nickname ,magali' nun männlich oder weiblich ist, weil mir das in einer Diskussion gelinde gesagt scheißegal ist. Jedem sei selbstverständlich seine Meinung unbenommen, gleich welchen Geschlechts er ist.
    Höflichkeit im Umgang mit anderen Menschen steht allerdings meiner Meinung nach nicht einer Entwicklung eigener, unabhängiger Meinungen entgegen. (Wobei ich Dich nicht der Unhöflichkeit bezichtige, obwohl mich Dein versteckter Vorwurf, ich würde mich als Mann für etwas besseres halten, sehr trifft. Ich dachte, über so einen Blödsinn wären wir mittlerweile hinaus.)


    Wer mich kennt, weiß, dass ich skeptisches, vorurteilsfreies Denken sehr schätze. Die letzten beiden Bücher, die ich gelesen habe, waren übrigens von Carl Sagan "Der Drache in meiner Garage - oder die Kunst in der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven" und "Der Gotteswahn" des Evolutionsbiologen Richard Dawkins. Beide Autoren dürften für Ihr skeptisches Denken und ihr Anprangern von Meinungen ohne fundierte Argumentation, wie z.B. den rückwärts gewandten Kreationismus, bekannt sein.
    In diesem Sinne - laßt uns diskutieren - aber bitte auf gleicher Augenhöhe.
    Abgesehen davon muss mann (frau) natürlich ab einem gewissen Punkt einsehen, dass mann(frau) unterschiedlicher Meinung ist und das auch so bleibt. Das gibt's eben.


    Viele Grüße
    Dean

    Zitat

    Hallo, Dean. Das mit dem Respektieren anderer Meinungen wird hier ein wenig verzerrt dargestellt. Es ging um weltanschauliche Grundsätze, um die Vermischung von persönlicher Meinung und Person. Aber gut. Augenzwinkern



    Hallo Tom


    So was in der Art hatte ich mir fast schon gedacht. Das ist natürlich was ganz anderes. ;-)


    Zitat

    Eine Randbemerkung zum "Kult", den Rico - in gewissen Grenzen - ausgelöst hat: Man sollte nicht ignorieren, wie der entstanden ist. Zudem hebelt das nachgereichte "Gesamtmanuskript" die Argumentation, die "Verlage" hätten hier etwas "erkannt", doch eher aus


    Stimmt, das ist ein wenig untergegangen. Beziehen die Verlage sich bei ihrer nachträglichen Beurteilung eigentlich nur auf die besagten 9 Seiten? Wie rechtfertigen sie denn, dass ihr ihnen Fremdtexte untergejubelt haben und sie es nicht gemerkt haben?


    Dean

    Meine erste Reaktion auf die Aktion ,Rico Beutlich’ war die der meisten hier im Forum: „Super gemacht!“
    Mittlerweile bin ich etwas nachdenklicher geworden. Allerdings nicht, weil ich die Aktion schlecht finde, ganz im Gegenteil. Es ist immens wichtig, dass die Maschen der DKZ-Verlage publik gemacht werden. Dazu braucht man nun mal die Medien, anders geht es nicht. Nur über eine breite Präsens in den Medien kann man die Leute, die man gezielt ansprechen will, überhaupt erreichen.
    Wie wichtig Aufklärung ist, soll folgendes Beispiel zeigen:
    Als ich vor einem Jahr meinen ersten Roman veröffentlichte, war ich (und bin es immer noch) ein Greenhorn im Verlagsgeschäft. Da ich aber ein vorsichtiger Mensch bin, wenn es um Verträge u.ä. geht, versuchte ich, mich möglichst umfassend zu informieren. Google gibt heute beinahe alles her, unter anderem auch einen “Bund deutscher Schriftsteller“ – kostenlose Beratung wird versprochen, Förderung von Autoren usw. „Wow“, dachte, die helfen dir. Ich rief also dort an und stellte ein paar Fragen zu dem Autorenvertrag, den ich in der Hand hielt. Und siehe da, man sagte mir: „Das ist heute ganz normal, dass Autoren sich an den Kosten ihrer Bücher beteiligen.“ (Wobei ich nicht bei einem DKZ-Verlag veröffentlicht habe – darum ging es nicht. Ich habe nichts für die Veröffentlichung meines Romans bezahlt - im Gegenteil, ich bekam einen regulären Vorschuß)
    Nun kannte ich die Homepage von Andreas Eschbach, der von magali weiter oben ja genannt wurde. Da mir das alles sehr merkwürdig vorkam, schrieb ich Andreas Eschbach eine Mail und erkundigte mich nach dem „Bund deutscher Schriftsteller“. Erst mit seiner Antwort erfuhr ich dann, dass dieser Verband ein Anhängsel der DKZ-Verlage ist und nicht zu verwechseln mit dem „Deutschen Schriftstellerverband“.
    Dieses Beispiel soll zweierlei zeigen: Wie geschickt die DKZ-Verlage vorgehen, um ahnungslose Jungautoren anzulocken, was z.B. die Namensgebung ihrer Verlage und Institutionen anbelangt. Zum zweiten sollten wir das Engagement erfahrener Autoren, die sich die Mühe machen, Anfänger vor diesen Abzockern zu warnen, nicht abwerten – egal auf welchem Weg sie das tun. Und wenn dabei noch ein paar Cent für den Autorenkalender herauskommen, dessen Erlös wiederum in die Literaturförderung fließt, ist das sicherlich nicht so schrecklich verwerflich, dass man es unbedingt an den Pranger stellen muss.
    Nach meiner ersten Veröffentlichung stehe ich noch ganz am Anfang, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich bisher in keiner Branche ein so offenes und hilfsbereites Verhalten von „Kollegen“ erlebt habe. Schönen Dank dafür! Immerhin bemühen sich gestandene Autoren, Anfänger vor teuren Fehltritten zu bewahren. Dieses Verhalten verdient meiner Meinung nach erstmal Respekt und Anerkennung. Es könnte ihnen ja auch sch..egal sein – ist es aber nicht. – Hut ab! Ich werde mich nach Kräften daran beteiligen.


    Die Tatsache, dass Rico Beutlich rasant zur Kunstfigur avanciert, macht mich allerdings nachdenklich. Es zeigt, dass eine gut gemeinte Aktion auch nach hinten losgehen kann. Scheinbar ist kein Mist schlecht genug, um nicht noch Erfolg haben zu können. Mir fällt da die unterirdische Vermarktung eines „Maschendrahtzauns“ oder die Vorführung von talentfreien jungen Menschen bei DSDS ein, die nur dem Zweck der Schadenfreude dient, zum Leidwesen der „Opfer“. Das dies nun den DKZ-Verlagen auch noch das Argument in die Hand spielt: „Wir haben sofort erkannt, welches Potential in dem Manuskript steckt!“, ist bedauerlich, aber wohl unvermeidbar.


    Die Frage, ob man mit dieser Aktion oder einer anderen wie Fairlag Hobbyautoren davor schützen kann, den DKZ-Buden ihr Geld hinterherzuwerfen, ist fraglich. In der heutigen Zeit, in der Betrug und Abzocke jeden Morgen bereits im Briefkasten lauern, sollte man vielleicht von jedem Mitmenschen auch ein gesundes Maß an Skepsis und vor allem Eigenverantwortung verlangen. Wenn mir jemand für die Veröffentlichung meines Manuskriptes bis zu 20.000 Euro und mehr abverlangt, muss ich mich wirklich fragen, wie naiv manche Menschen sind. Wenn ich einen Gebrauchtwagen für soviel Geld kaufe und auch noch einen Kreditvertrag dafür unterschreibe, stehe ich auch in der Pflicht mir selbst gegenüber, beides auf Herz und Nieren zu prüfen – und mich zu fragen, ob mir das, was ich bekomme, das Geld auch wert ist.


    magali
    Warum beharkst Du Tom eigentlich so? Mir fällt da ein leichte Aggressivität auf – oder irre ich mich da?


    @ Tom
    Wenn Du schreibst, Du hast keinen besonderen Respekt vor den Meinungen anderer Leute, brauchst Du Dich natürlich nicht zu wundern, wenn Du angegriffen wirst. Du bist oft sehr direkt, was mir persönlich gut gefällt, auch wenn ich bei manchen Kommentaren schon mal schlucken muss. So viel Offenheit kann halt nicht jeder vertragen.


    Viele Grüße an alle


    Dean

    Hallo
    Hat irgendjemand mal was vom Schreibwettbewerb "Heyne-Magic Bestseller" gehört, der im Januar lief? Es hieß ja, der Gewinner würde auf der Leipziger Messe im März vorgestellt werden und im Sommer sollte dann das Buch erscheinen.
    Es würde mich interessieren, ob der Roman wirklich bei Heyne erschienen ist oder ob das Ganze nur eine PR-Aktion war.


    Dean

    Hallo


    Lesegewohnheiten werden sich verändern, ob uns das gefällt oder nicht. Man braucht sich nur den Siegeszug der CD, von mp3, Handy usw. anzuschauen.
    Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als ich zum ersten Mal eine CD hörte. Ich fand das Ding schrecklich, da war kein Knistern, kein Knacksen, alles klang steril und tot - meinte ich damals. Heute sind mp3-player und Handy nicht mehr wegzudenken. Alles, was sich an Information digitalisieren läßt, wird gemacht werden. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zueletzt in einem Laden eine CD gekauft habe.
    Ich selbst habe auch gerne ein richtiges Buch in der Hand und kann mir noch nicht vorstellen, wie man auf einem Handy einen ganzen Roman lesen kann. Und doch kommt diese Technik. In Japan und den USA ist man da schon wesentlich weiter. Das E-book hat dort in einem jahr bereits 20% des Buchmarktes erobert. Es wird auf jeden Fall interessant sein zu beobachten, wie die Leser E-books und Handy-Books annehmen.
    Es ist doch eine verlockende Vorstellung: Auf einem Handy kann ich 5ooo (!) Bücher mit in den Urlaub nehmen. Liege ich am Strand und hab nix zu lesen, kann ich mir einen Roman in Sekunden per SMS herunterladen.
    Ich hab's noch nicht ausprobiert und bin wie die meisten hier skeptisch. Aber kommen wird's, verlaßt euch drauf


    Dean

    Namen sind sehr wichtig für mich, zumindest für die Hauptfiguren. Als ich meinen letzten Roman begann, hatte ich während der ersten Kapitel ständig das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Bis ich den Namen der Hauptfigur änderte - er passte einfach nicht. Der Leser mag das später nicht, oder nur unterschwellig wahrnehmen, aber für mich ist der passende Name der Zugang zur Figur.
    Manchmal spiele ich mit Buchstaben, stelle Wörter um, bis mein Gefühl mir sagt, dass es passt. Oder ich guck einfach in die Luft, das passiert auch. Im Telefonbuch blättern kann auch sehr hilfreich sein.
    In meinem neuen Roman gibt es einen Typ, der Berksen heißt. Eigentlich ist er lammfromm, aber er ist groß, stark und sieht aus, als hätte man einen Gorilla in einen Armani-Anzug gesteckt. Als ich mich mit der Figur beschäftigte, spukte ständig das Wort "Berserker" durch meinen Kopf. Ich begann die Buchstaben hin und her zu schieben, bis daraus "Berksen" entstand. Das war für mich die Initialzündung, um der Figur Leben einzuhauchen.


    Dean

    Hallo Tom,


    Mmm. in meinem Autorenvertrag gibt's sogar eine Klausel, in der der Verlag mir juristische Unterstützung zusagt, falls es Probleme gibt. Aber ich muss nochmal genau nachlesen - kann sein, dass Du Recht hast. Soweit ich weiß, verpflichte ich mich als Autor natürlich , die Rechte Dritter nicht zu verletzen usw.
    Ich habe diesen Punkt hervorgehoben, weil er meiner Meinung sehr deutlich zeigt, wie scheißegal dem Novum-Verlag das Buch als solches ist - er hat ja sein Geld gemacht.
    Besäßen die Leute von Novum auch nur einen Funken Anstand, hätten sie den Autor sofort auf eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam gemacht und die Finger von der Sache gelassen.


    Was anderes ist mir gerade noch aufgefallen: Das Buch kostet sage und schreibe 18,50€!!!
    Daran erkennt man doch, dass sie nie ernsthaft damit gerechnet haben, das Ding auch zu verkaufen. Das ist eine vollkommen unrealistische Preisgestaltung für das Taschenbuch eines unbekanmnten Autors.
    Aber was soll's? Wir sind uns hier wohl alle einig, worum es denen geht.


    Dean

    Ich wollte mich schon seit zwei Tagen an diesem Thread beteiligen, aber sowie ich meine Finger auf die Tastatur legte, war ich sprachlos. (Für einen Autor eine unangenehme Vorstellung).
    Zum einen erschreckt mich die grenzenlose Naivität des Autors (siehe seinen Beitrag auch in amazon). Dass die Welt voll Lug und Betrug ist, sollte man auch mit 26 schon gemerkt haben. Frei nach dem Motto: „Wenn Arschlöcher fliegen könnten, wäre die Welt ein einziger Flugplatz.“ Jedes Mal, wenn einem allzu bereitwillig ein Vertrag unter die Nase gehalten wird, sollte man bereits misstrauisch werden.


    Und jetzt zum Novum Verlag:
    Normalerweise bemühe ich mich stets um höfliche Zurückhaltung, aber dieser Fall macht mich verflucht wütend. Hier wird die Naivität eines Menschen schamlos und in geradezu verbrecherischer Weise ausgenutzt um Kasse zu machen. Mag sein, dass der Vertrag formaljuristisch in Ordnung ist, aber selbst davon bin ich nicht überzeugt. Tom hat vermutlich Recht, so einfach kann es sich der Novum-Verlag nicht machen. Ein halbwegs geschickter Anwalt nimmt diesen Vertrag Wort für Wort auseinander.


    Mit diesem Beispiel hat sich die DKZ-Bude Novum-Verlag uns viel Arbeit abgenommen – schönen Dank! Denn der Fall zeigt am Besten, dass es ihnen in der Tat vollkommen gleichgültig ist, was aus dem gedruckten Buch, sprich dem Autor wird. Sie haben ihren Gewinn in der Tasche, nach mir die Sintflut. Der schöne Zusatz im Vertrag, dem Autor die Verantwortung für mögliche Urheberrechtsverletzungen aufzubürden, zeigt das noch einmal in aller Deutlichkeit. Man hat also von vorneherein versucht, sich den Rücken freizuhalten, weil man natürlich wusste, dass nicht jeder Hobbyschreiber mal so eben einen Star-Trek-Roman veröffentlichen darf. Aber was soll’s? Die Kohle stimmt und mit allem, was danach kommt, hat man ja nichts mehr zu tun.
    Ich hoffe inständig, dass Paramount von der Sache Wind bekommt und dem Novum-Verlag den Arsch aufklagt, bis dieser Laden von der Bildfläche verschwindet und die Abzockerei aufhört.
    Und dem Autor wünsche ich, dass er zu der Einsicht gelangt, sehr naiv gehandelt zu haben. Ich hoffe, er geht bei seinem nächsten Projekt mit etwas mehr gesunder Skepsis zu Werke. Etwas mehr Befähigung zur Selbstkritik wäre auch nicht schlecht. (Und er belegt vielleicht mal einen Nachhilfekurs in Rechtschreibung).


    Das fällt mir in letzter Zeit auch hier im Forum immer mehr auf: Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn sich auch junge Leute von dem Fieber „Schreiben“ anstecken lassen – ganz im Gegenteil – das verdient Respekt und Unterstützung. Aber ich staune immer wieder, wie erbrechend schlecht es um die Rechtschreibung bestellt ist. Ich kann mich nicht erinnern, mit 14 oder 15 derart viele Fehler in wenigen Sätzen untergebracht zu haben. Wenn man auch entfernt daran denkt, ein Buch zu schreiben – und sei es nur als Hobby – sollte man sich ein bisschen mit dem nötigen Handwerkszeug versehen. (Und ich rede jetzt nicht von ein paar Kommafehlern – die mache ich auch)


    Übrigens zeigt dieser Thread, der ja eigentlich abgebrochen werden sollte, wie notwendig Aufklärung ist. Je mehr dieser Fälle an die Öffentlichkeit gelangen und breitgetreten werden, um so besser.


    Dean


    Ah, gerade habe ich gelesen, dass die Rechteinhaber informiert werden – sehr gut!

    "Oft tut eine Figur etwas, das einfach für die Geschichte nötig ist. Ein Großteil der Leser wünscht sich aber einen "perfekten" Helden, der das verkörpert, was sie gern wären. Dann sind sie enttäuscht, wenn eine Figur nicht so heroisch handelt."


    Mir ist da noch ein Beispiel für einen sehr ausgefallenen Romanhelden eingefallen - ich komme nur nicht mehr auf den Titel. Der Roman ist von James Herbert.
    Herbert beschreibt in der Geschichte seinen Helden als Privatdetektiv, der schwer behindert ist. Ich weiß nicht mehr genau wie, aber der Typ wurde als halbes Monster beschrieben.
    Obwohl die Story gut war und James Herbert ein toller Schriftsteller ist, hab ich das Buch irgendwann zugeklappt. Ich konnte mich an diese Figur absolut nicht gewöhnen. Das vielleicht als Beispiel, was passieren kann, wenn sich ein Autor zu weit von den einschlägigen Vorstellungen eines Romanhelden entfernt.


    Dean