Ich bin eben mit dem ersten Abschnitt fertig geworden und immer noch sehr positiv angetan. Der Schreibstil, der mir schon in der Leseprobe ausnehmend gut gefallen hat, liegt mir auch nach 70 Seiten noch. Obwohl ich wirklich denke, den haßt oder liebt man. Und ob ich 400 Seiten in diesem lakonischen, neutralen Ton dann noch so toll finde, kann ich noch nicht einschätzen.
Aber bis jetzt gefällt mir diese kurzangebundene Kaltschnäuzigkeit der Schreibe von Herrn Aichner sehr gut. Passt zur Hauptfigur Blum wie die Faust auf´s Auge!
Die Geschichte fängt ja nun mit Marks Tod so richtig an. Wenn Blum, wie schon zu Anfang des Buchs klar wird, mindestens 2 Leichen im Keller (mal abgesehen von den Üblichen
) hat, wieviele hat dann ihr Mann? denn das Mark so ganz ohen Fehl und Tadel ist, kann ich mir nicht vorstellen. Sein Vorgesetzter Massimo ist mir jetzt schon unsympathisch, da geht es mir ganz genauso wie Holly. Der weiß was. Obwohl ich mir bei Reza auch nicht so sicher bin, ob sich hinter seiner Trauer und augenscheinlichen Ruhe doch mehr verbirgt, als man vermutet.
Blum finde ich, wie gesagt, sehr einprägsam und auf ihre schräge Art sympathisch. Nun, dass sie ihre Adoptiveltern hat absaufen lassen, spricht nicht für sie - auch, wenn man den Beiden wohl niemals ein Kind hätte anvertrauen dürfen. Nach dem, was sie mit Blum gemacht haben, war diese Methode, sie loszuwerden, ja noch verhältnismäßig harmlos. Dass sie deswegen ein ernstes und schon fast "liebes" Interesse an der Arbeit mit den Toten entwickelt hat, wundert mich nicht. Ich finde es auch nicht so sonderlich "pervers", dass sie an Bord des Bootes nackt war, als ihre "Eltern" draußen paddelten - ich sehe es eher als eine Art von Rebellion, die nun endlich - über Jahre angestaut - ein Ventil gefunden hat und Blum für sich selbst damit einfach ein Zeichen setzen will. Ab jetzt wird alles anders, sozusagen.
Zum Glück ist auch in diesen Beschreibungen der Ton kalt und nüchtern - denn gerade die Passagen machen mir das Buch etwas schwer. Es sind so Abschnitte und Eindrücke dabei, auf die würde ich am liebsten verzichten, muss ich sagen. Wäre das Buch anders geschrieben, würde ich da auch quer lesen, aber so geht es noch. Da ist auch jeder anders gestrickt, zum Glück, aber bei dem ein oder anderen Todesfall in der eigenen Familie kann man sowas wahrscheinlich nicht mehr objektiv lesen. Ich hoffe mal, Blum konzentriert sich jetzt im weiteren Verlauf auf die Todesursache ihres Mannes und auf ihre Rache. Mit geplanter Mördelei kann ich besser leben, als mit der Beschreibung des Kühlraumes und der Behandlung der Toten.
Dann schauen wir mal weiter, was da noch passiert...