Beiträge von Lipperin

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    Original von Iris
    Das irritiert mich auch ... weil es Gründe gibt, weshalb mich das irritieren darf ... :


    Sorry, nix capito. Aber lass Dich von mir nicht zu einer Erklärung drängen, die Du nicht abgeben möchtest.



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    Vielleicht könnte mir ja jemand erklären, warum ich, wenn ich an Caldus denke, ständig "Per me guinto è il di" aus Don Carlos im Kopf habe. Nein, das meine ich nicht ernst mit der Erklärung, aber die Musik ist da, immer wenn Caldus seinen Auftritt hat.
    Rodrigos Tod? Du liebe Zeit! Das ist eine klassische "Heularie" für mich ...


    Langsam fürchte ich, ich habe euch echt was angetan ...


    Hast du nicht. Vielleicht habe ich aber für die Arie eine Erklärung gefunden, wenn ich daran denke, wie Caldus für mich aussieht - nämlich ein ganz kleines bisschen so wie der junge D. Hvorostovsky.


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    Zu Amra sag ich ganz am Schluss was, okay? :-)


    Ach ja, bitte, so langsam macht mich das nämlich ganz wuschig.

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    Original von Iris
    Da wird auf einem Umweg schon wieder versucht, den Hochverrat, den dieser Mann beging, zumindest teilweise zu rechtfertigen, indem man ihm ein modern geprägtes Gerechtigkeitsempfinden andichtet, das seine Pläne moralisch notwendig aussehen lässt.


    Schält man mal die modernen Vorstellungen und die Hermannslegende von dieser Person, dann bleibt ein ehrgeiziger, machthungriger Herrscherspross, der innerhalb der römischen Welt nicht mehr weiter aufsteigen konnte und aus nächster Nähe den Aufstieg eines anderen Germanenfürsten, des Markomannen Marbods, zu einem mächtigen Regionalkönig hatte beobachten und aus dessen Fehlern lernen können. Diese Sicht mag zwar nicht schmecken und rückt Arminius in die Nähe der Saddam Husseins und anderer (Möchtegern-)Despoten, aber sie ist weitaus näher an damaligen Weltanschauungen und Vorstellungen als die des Freiheitshelden, der die Stämme einte, um gemeinsam eine völkerrechtswidrige Besatzung zu beenden.


    Vermutlich habe ich nicht einmal ein Zehntel von Deinem Wissen, aber je länger ich mich mit der Thematik beschäftigte, desto mehr glaube ich das auch. Es ist halt, wie es immer ist bei Aufständen, so will mir scheinen. Es hätte ja so gut gepasst, dass die Römer aus Germanien vertrieben worden sind, dann hatte man eben den ersten "deutschen Freiheitskämpfer". Aber dass das mit dem Vertreiben auch nicht so weit her ist, scheinen ja die neueren (selbstverständlich wieder sensationellen) Ausgrabungen zu belegen.

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    Original von Iris


    Wenn ich mal eben schleichwerben darf: Über das Nachher (aber darin eingebunden auch über das Vorher, Wieso, Warum, Weshalb und Außerdem) hab ich die Triologie geschrieben, die Heyne ganz hinten im Buch bewirbt. :grin


    Du darfst, die Bücher stehen schon auf meiner Wunschliste. Über Trilogie oder Triologie wundere ich mich jetzt gar nicht mehr, heißt schließlich Thiudgif hinten Thuidgif.
    Löst sich da eventuell auch das Rätsel um Amras Glauben? Entweder hab ich das komplett überlesen oder ich rätselrate mal fröhlich weiter.

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    Original von Bouquineur
    Ich find die Beschreibung von der Histo-Couch interessant und kaufen werde ich es auf jeden Fall :-)


    Na, dann verkauft die Gute doch schon ein paar Bücher, bei mir wird sie auch eines los. Das Thema finde ich allemal interessant.

    Der Schrecken geht weiter, die Leserin befindet sich mitten im Kampfgetümmel. „Ich will hier weg“ möchte ich rufen – und kann doch das Buch nicht aus den Händen legen.


    Seite 281 ff.: Caldus, ach mein armer Caldus, ich ahne Schlimmes für ihn. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass er fast meine Lieblingsfigur ist – obwohl er Römer ist?


    Thiudgif macht sich mit einer Reihe von Frauen auf den Weg. Wie gut es ist, sie dabei zu haben (Seite 283 f.); ich würde auch ganz gerne mal mit ihr durch „meine“ Wälder streifen (aber bitte ohne Horden egal welcher Couleur hinter uns).


    Das Wetter ist mal schlecht und mal ganz schlecht, ich ertappe mich dabei, dass auch mir fröstelt.


    Zu Seite 296: „Die Standartenträger mit ihren blitzenden Masken...“ Welche Soldaten trugen eigentlich diese Masken? Nur die Aquilifer? Die Abbildung einer „Reitermaske“ wurde ja vielfach veröffentlicht, ich stelle sie mir ähnlich vor.
    Den Begriff „Feldscher“, kennen wir den nicht auch aus dem dreißigjährigen Krieg?


    Seite 307: „Man tötete, weil der Feind einen selbst mit dem Tode bedroht ...“. Was für ein Mantra!


    „Der Mann hat nicht einmal gelogen...“ (Seite 310). Na, da bin ich doch beruhigt, dass mich mein Gefühl nicht völlig getäuscht hat.


    Der Schrecken wird noch schlimmer, ich beginne meine Vorstellungskraft zu verfluchen. „Du hast zu viel Fantasie“ sagt meine Mutter immer, Recht hat sie. In meinen Träumen

    und rauben mir schließlich den Schlaf. Die Cello-Suiten von Bach müssen her, sie helfen doch immer; aber diesmal nicht, oh nein, die falsche Aufnahme habe ich gegriffen (armer Alexander Kniazev, deinem Spiel höre ich an, dass auch du deine Schlacht noch nicht verwunden hast).


    Und ach, mein Caldus, ich beginne um ihn zu weinen.


    Seite 342: „Wenn die edelsten Opfer tot sind...“. Dazu Seite345: „Ich will, dass sie mich finden...“ Ich habe eindeutig Probleme mit diesem – ja, was ist das eigentlich? - „Ehrenkodex“, aber vielleicht aus der Sicht des Denkens der handelnden Personen nachvollziehbar. Helfen wird es wohl nichts, das ahne ich.


    Der Abschnitt endet damit, dass sich auch Annius auf die Socken macht, um zu flüchten (Sorry für die flappsige Ausdrucksweise, vielleicht meine Art mich zu wehren gegen die "Vereinnahmung des Buches" oder wie soll ich es anders nennen) und Thiudgif sich noch mit ihrer Truppe durch die Wälder schlägt.


    Den Rest und die Rezi versuche ich morgen zu formulieren. Für heute muss es reichen, sonst hilft mir nicht einmal mehr Bach.

    Wieso glaube ich eigentlich immer mehr, dass Annius sich unsterblich in Thiudgif verliebt hat :grin? Die Szenen, die die beiden zusammen haben, finde ich einfach nur zauberhaft. Auch oder gerade angesichts des Schreckens!


    Der Zug der Legionen und des Trosses ist immer öfter Angriffen ausgesetzt. Varus scheint immer noch nicht recht wahrhaben zu wollen, was eigentlich wirklich im Gange ist. Man redet sich ein, es seien ein paar Aufständige, mit denen man schon fertig werde. Seiten 210, 211: „Sie versuchen den Heereszug aufzuspalten...Aber sie sind wohl zu wenige, um das zu schaffen.“


    Seite 217: Der arme Bote, muss sich noch anblaffen lassen. Dazu Seite 222 erster Absatz: Ich glaube ja nicht, dass der Bote in alles eingeweiht ist, man wird ihn so instruiert haben, damit er unter Umständen nicht falsches sagen kann. So wird er zum "Handlanger" – und auch unter Folter könnte er nichts anderes sagen als das, was er schon gesagt hat. Genial!


    Seite 230: Es beginnt Vala zu dämmern, „... hört ihr, was sie schreien?...“ Nun hat der Feind einen gut bekannten Namen. Welch ein Schock muss das gewesen sein, besonders für Varus. Aber war es für Caldus Genugtuung, seine Warnungen bestätigt zu sehen? Ich glaube nicht, so schätze ich ihn nicht ein.


    Seite 247: „Welche Furien aus den tiefsten Tiefen des Orcus haben die Wilden das gelehrt?“
    ... „Wir...“
    Dieser Satz, der sich ähnlich noch einmal wiederholen wird im Laufe des Buches, ist für mich einer der Schlüsselsätze (auch für mein Verständnis dieser absoluten Niederlage einer so hochgerüsteten und durchschlagskräftigen Armee).


    Seite 256: „Du hast nichts falsch gemacht. Die Götter wollen es so. Wir können nur versuchen, es auszuhalten“.Welchen Trost kann man in diesen Worten finden, wenn man glaubt. Aber wehe, wenn der Glauben ins Wanken gerät, weil er dem Ansturm des Schreckens und der Schmerzen nicht gewachsen ist.


    Das Buch entwickelt eine unglaubliche Sogkraft. Über diese Schreckensszenarien zu lesen ist zwar schwer, ich weiß ja auch, wie die Geschichte ausgegangen ist, und trotzdem!
    Mein Respekt vor der Autorin wächst immer weiter; wenn es mir schon gruselt, manches zu lesen, wie dann erst darüber schreiben?


    Was mir allerdings zunehmend Kummer bereitet, ist mein Unvermögen, all das, was mich bewegt, was mich fesselt, was das Buch in mir auslöst in Worte zu fassen. Ich kann ihm mit meinen mageren sprachlichen Mitteln nicht gerecht werden. So bleibt mir nur Stammeln - und das bei meiner ersten Leserunde.

    Zwei Fragen bitte, fallen mir spontan ein - und ich kann jetzt einfach nicht mehr in meine Bücher oder sonstigen Unterlagen schauen:


    Einmal der Name der Schlacht: Varus-Schlacht. Ich bin mir nicht sicher, aber das ist doch eigentlich nicht Usus, eine Schlacht nach dem "Verlierer" zu benennen, oder? Ich kenne mich in militärischen Dingen überhaupt nicht aus, aber die paar Schlachten, an die ich mich erinnere, tragen Ortsnamen (Waterloo etc.).


    Frage 2 betrifft die Legionen: Die 17., 18. und 19. waren es, nicht wahr? Ich bilde mir ein, gelesen zu haben, dass diese Bezeichnungen nie wieder verwendet wurden?


    Ach ja, wenn ich schon dabei bin, Frage 3: Der Kopf des Varus wurde doch (mit allen Ehren?) im Rom (?) bestattet. War das "nur" seiner familiären Bindung an Augustus geschuldet? Oder war das so üblich oder sollten seine früheren Verdienste dadurch auch gewürdigt werden?


    Gestern war auch mein "Das-Buch-ist-zu-Ende"-Tag. Ich bin nicht nur fertig, sondern völlig fertig. Mit mehr als ein bisschen Mühe habe gestern meine Eindrücke zum zweiten Leseabschnitt geschrieben, für die restlichen brauche ich noch ein bisschen Abstand.


    Deine Musik-Emfehlung hatte ich heute morgen in der Hand, hab sie aber zugunsten Verdis Requiem wieder weggestellt. "Tag der Rache, Tag der Sünden, wird die Welt in Flammen zünden." Diese donnernden Chöre, meine Güte, ja, das war meine gedachte musikalische Untermalung der Schlachtenszenen (oder sollte man Abschlacht-Szenen sagen?).

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    Original von Iris


    Wie gesagt: Die "hard facts" bieten da auch nichts. Bei Tacitus (Annalen I,55) finden wir nur, dass Segestes Varus vergeblich gewarnt habe. Ausgestalten muss ein Autor das dann schon selbst, und ich behaupte ja nicht, dass es so und nur genauso gewesen sei, halte das aber bei meiner Einschätzung der Charaktere für durchaus möglich und wahrscheinlich.


    Oha ... Hat der NDR den Film produziert? :wow;


    Ich fand die Ausgestaltung große Klasse! Irritiert hat mich eben nur, dass Film und Buch halt die Szene fast gleich darstellen. Und - auch wenn ich noch so viel nachgrübele - im Film muss es eigentlich gewesen sein, weil ich kein anderes Varus-Buch oder keinen anderen Varus-Film in letzter Zeit gelesen bzw. gesehen habe.
    Aber was hat jetzt der NDR damit zu tun?
    Ich hatte schon die Vermutung, die Filmemacher haben Dein Buch gelesen.



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    Gut, ihre Strenge gibt ihr vermutlich ihr Glauben vor, aber welchen Glaubens ist sie denn nun? Ganz spontan fiel mir jüdisch ein, ich bin mir aber nicht mehr sicher.


    :gruebel



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    Der arme Caldus hingegen, er tut mir leid.
    Du ahnst nicht, wie leid er mir getan hat!


    Vielleicht könnte mir ja jemand erklären, warum ich, wenn ich an Caldus denke, ständig "Per me guinto è il di" aus Don Carlos im Kopf habe. Nein, das meine ich nicht ernst mit der Erklärung, aber die Musik ist da, immer wenn Caldus seinen Auftritt hat.


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    Überhaupt der Begriff der "Ehre": wie viel unsinniges Handeln, wie viel Blutvergießen, wie viel Leid hat dieser Begriff doch durch die Jahrhunderte heraufbeschworen.
    Weniger der Begriff von Ehre an sich, als verzerrte, übersteigerte Vorstellungen davon. Wir neigen heute dazu, Begriffe absolut, als Wort, zu begreifen, nicht mehr graduell, und indem wir alle ethischen Begriffe als "gefährlich" ablehnen, schütten wir letztendlich das Kind mit dem Bade aus. ;-)


    Überzogene Vorstellungen von "Ehre" können in einem militarisierten oder kriegerischen Umfeld zu fürchterlichen Dingen führen. Andererseits hat dieser Begriff auch etwas mit dem zu tun, was wir die "Würde des Menschen" nennen.


    Eben, Würde ist ein Begriff, den ich mehr als akzeptiere.
    Und mit dem, was aus der Ehre wurde, habe ich mehr als Schwierigkeiten.


    Edit: Irgendwann lerne sogar ich das mit dem Zitieren. Es dauert nur noch ein bisschen.

    Zitat

    Original von Iris


    Ich bin ja auch eher für Bach, wenn 's um Überreizung geht, aber diese Aufnahme ist wirklich genial!


    Jaha, ist sie.


    BTW: Ich hab es im Anschluss an Solomon noch mit den Cello-Suiten versucht, in der Interpretation von Alexander Kniazev - warum er mir allerdings angesichts seines Spielstils und seines Schicksals nicht geholfen hat, sollte mich doch eigentlich wirklich nicht wundern. Manchmal bin ich halt :bonk

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    Original von SiCollier
    Mag sein, aber mein Bedürfnis um diese Schlacht ist erst mal gestillt. Jetzt brauche ich etwas Abstand dazu, dann vielleicht ein Sachbuch.


    Keine Sorge, ich will Dir das Buch nicht aufdrängen! :-)
    Der Hinweis auf die ARTE-Empfehlung war nur ein allgemeiner Hinweis.


    So wie ich mich kenne, wird mit die Thematik noch lange beschäftigen, und weil ich über das Vorher und Nachher, das Wieso, Warum, Weshalb und Außerdem mehr wissen will, hab ich mir halt zwei Bücher besorgt, die mir vielleicht ein bisschen Aufklärung bringen.

    Mit ein paar Stunden Abstand versuche ich mal meine Gedanken zum zweiten Teil auszudrücken:
    Die Szene, in der sich Arminius zur Anklage des Segestes äußert: Ich habe so auf die Schnelle nichts gefunden, dass dies genau wie die Warnung S. von den antiken Berichterstattern beschrieben wird. Allerdings wird diese Szene, wenn ich mich recht erinnere, auch in dem Film so dargestellt. Geschickt, ob nun erfunden oder nicht, ist das ja allemal - ob es wohl ein besseres Mittel gibt, der Anklage den Wind aus den Segeln zu nehmen?
    Schmunzeln muss ich immer wieder über die - hm, wie drücke ich das jetzt aus - "Niedersetzgewohnheiten" der hohen Herren; muss doch erst ein Sklave die Gewänder in schöne Falten legen, das auch bloß alles am rechten Ort saß.


    Ein bißchen zwiespältig hinterlässt mich Amra, welche Rolle sie noch im Buch zu spielen hat, weiß ich ja schon. Sie betet zu einem "eifersüchtigen Gott", ist "in einen dunklen Mantel gehüllt, unter dem das streng zurückgekämmte Haar verschwand". Gut, ihre Strenge gibt ihr vermutlich ihr Glauben vor, aber welchen Glaubens ist sie denn nun? Ganz spontan fiel mir jüdisch ein, ich bin mir aber nicht mehr sicher.


    Der arme Caldus hingegen, er tut mir leid. Edelster Abstammung, vermutlich mit großen Erwartungen nicht nur seiner Familie gestartet ins "Berufsleben", hat er einen ungeheuren Verdacht geäußert, wird dabei abgekanzelt und wird dafür büßen, etwas ausgesprochen zu haben, was einfach aus Sicht der Römer nicht denkbar ist. Er möchte sich auszeichnen, Ehre erringen, und darf doch nicht. Gut, dass er noch nicht weiß, was ich schon gelesen habe. :-)
    Überhaupt der Begriff der "Ehre": wie viel unsinniges Handeln, wie viel Blutvergießen, wie viel Leid hat dieser Begriff doch durch die Jahrhunderte heraufbeschworen. Ich habe mir mittlerweile verboten, länger darüber nachzudenken, weil ich sonst verzweifeln würde.


    Der Abzug hat nun auch begonnen. Ich fand es unglaublich interessant zu lesen, wie alles geordnet wird, wer vorausgeschickt wird und warum. Welch ein immenser Aufwand steckt hinter diesen Planungen?
    Und prompt beginnt das schlechte Wetter. Ein Spaziergang im sanften Landregen mag ja hin und wieder ganz nett sein, förderlich auch der Gesundheit, sagen manche, aber so ein Marsch mit Gepäck, etwa 20 km pro Tag, bei Sturm und Regen und Kälte? Die Leute mussten ganz gut bei Kräften sein. Die nächste Frage, die sich mir aufdrängte, galt dem Schuhwerk. Unter diesen genagelten Sandalen (?)/Stiefeln (?) der Soldaten kann ich mir ja noch so einigermaßen etwas vorstellen, aber wie waren die Füße der Zivilisten, ob nun Sklaven, Freigelassene, Angehörige, Kinder, bekleidet? Oder gar teilweise gar nicht?


    Die Geschichte, die dieses Buch erzählt, nimmt mich mehr und mehr gefangen, lässt mich nicht mehr los, ob ich will oder nicht, ich muss weiterlesen. Was mich ein bisschen verstört hat, war die Beschreibung, dass der Tross außerhalb des Lagers bleiben musste. Offensichtlich gab es für die Leute, die außerhalb des Lagers bleiben mussten, ja nicht einmal eine Bewachung.


    In diesem zweiten Abschnitt nimmt das Unheil also seinen Lauf.

    Zitat

    Original von SiCollier


    Nun ja, soweit ich weiß, haben die Römer die Germanen nun mal als Barbaren bezeichnet. Da finde ich es nur richtig, daß in einem aus Römersicht geschriebenen Buch auch dieser Ausdruck verwendet wird.


    Und zum Angebot: nein, so schnell bestimmt nicht. Ich bin ja schon ziemlich weit im Buch und weiß derzeit nur eines sicher: so schnell lese ich zu dem Thema kein Buch mehr. Nicht weil das hier schlecht, sondern zu gut ist. Ich muß die Schlacht nicht zwei Mal schlagen. Das überstehen meine Nerven nicht.


    Iris hat das mit den Barbaren schön erklärt. Aber deshalb mag ich das Wort immer noch nicht.


    Das Buch von Märtin wurde übrigens auch von ARTE anlässlich des Film empfohlen.


    Mein überreiztes Hirn besänftigt im Moment Solomon, er spielt mir Bach vor. Das ist jetzt genau das Richtige!

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    Original von Iris
    Dankbar bin ich Iris, dass sie sich nicht in die mittlerweile unleidliche Diskussion "Wo hat die Schlacht stattgefunden" einklinkt, sondern sich auf die Wälder etc. beschränkt. Mit Sicherheit gibt es viele Argumente für oder gegen den einen oder den anderen Ort, aber lassen wir das an dieser Stelle.
    Ich sag mal so: Für das Ereignis an sich und seine menschlichen Folgen ist der genaue Ort von geringer Bedeutung -- zumal er heute völlig anders aussieht/-sähe als damals. Den Betroffenen war (und ist?) es vermutlich egal, wie der Ort, an dem sie abgekragelt wurden, hieß.


    Ehrlich gesagt, ist mir das mittlerweile auch egal. Was mich zunehmend stört, ist die Verbissenheit, mit der die eine oder andere Seite ihre Argumentation in Angriff nimmt, teilweise buchstäblich.




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    Das geht auf die fleißige Arbeit des Würzburger Althistorikers Dieter Timpe zurück, der in mehreren kurzen, aber sehr sehr präzisen und gut lesbaren Studien vom Forschungsgegenstand Arminius den Staub der nationalistischen Legendenbildung abgeklopft hat (Arminius-Studien, Heidelberg 1970; Der Triumph des Germanicus, Köln 1968; Romano-Germanica, Stuttgart 1995).
    Timpe wies anhand der Quellen nach, dass die Varusschlacht und die sich daran anschließenden Aufstände im Kern auf meuternde germanische Hilfstruppen zurückgingen. Dieser These haben sich inzwischen nahezu alle deutschen Althistoriker, die sich mit dieser Materie befassen, weitgehend angeschlossen.


    Timpe, ja der Name ist mit ein Begriff. Ich denke, mit dieser Materie muss ich mit ein bisschen näher befassen. Grob vereinfacht klingt das jetzt so für mich: Der Aufstand ging von meuternden germanischen Hilfstruppen aus, nahm immer größere Ausmaße an und erfasste schließlich ziemliche viele der germanischen Stämme, die vermutlich letztlich alle ihr eigenes Süppchen kochten. Das würde - zwar nicht zwangsläufig, aber doch in Maßen - darauf hindeuten, dass die "Vertreibung der Römer" aus Germanien nicht von Anfang an das Ziel war. Oder denke ich da mal wieder völlig falsch?


    Zitat

    [Ein bisschen irritierend finde ich die Arroganz der Römer, die sich so überhaupt nicht vorstellen können, was alles passieren kann


    Das ist wenig verwunderlich, wenn man obige These voraussetzt und nicht die Hermannslegende mit ihrer "gemeingermanischen Empörung". :grin


    Da hab ich mich ein bisschen verschwommen ausgedrückt. Eigentlich irritiert mich diese Arroganz bei jeder "Besatzungsmacht", zu jeder Zeit.



    Zitat

    Die einzig mögliche Wahrheit nehme ich allerdings nicht in Anspruch! :-)


    Nö, die erwarte ich auch nicht. :lache Toll umgesetzt finde ich sie aber allemal!

    Zitat

    Original von Charlie
    Und ich bin immer noch nicht und noch lange nicht und vielleicht nie darueber hinweg, dass ich "Tschingis Aitmatow" und "John Updike" nicht mehr in die Liste schreiben darf.


    Alles Liebe von Charlie


    Arme Charlie :keks, bei Aitmatow geht es mir auch so.


    Und wenn das mit dem "Varus" so weitergeht, setzt ich Iris Kammerer auch noch auf meine Liste. (Viel muss vielmehr darf ich ja nicht mehr lesen und ich kann mir fast nicht mehr vorstellen, wie sich Iris meine bisher aufgestaute Sympathie versemmeln will)

    Meine Güte, seid ihr alle schnell (und früh).


    Also denn *räusper*, jetzt ich: Das Buch macht süchtig, soviel steht mal fest. Ich konnte und konnte gestern einfach nicht aufhören und bin - unwesentlich - über den ersten Teil hinaus (Seite 356).


    Meiner üblichen Lesegewohnheit folgend bin ich mit dem Nachwort angefangen und das war auch gut so. Dankbar bin ich Iris, dass sie sich nicht in die mittlerweile unleidliche Diskussion "Wo hat die Schlacht stattgefunden" einklinkt, sondern sich auf die Wälder etc. beschränkt. Mit Sicherheit gibt es viele Argumente für oder gegen den einen oder den anderen Ort, aber lassen wir das an dieser Stelle.


    Auf den ersten Seiten lernen wir gleich etliche der handelnden Personen kennen, mit den römischen Namen hatte auch ich so meine Schwierigkeiten. Glossar und Namensverzeichnet habe ich kopiert und trage sie mitsamt dem Buch mit mir herum. Der Sklavenmarsch, das Würfelspiel, auch der Hinweis auf die Unberührtheit und den damit höheren Wert Thuidgifs, das sind Sachen, bei denen sich mir auch in diesem Buch der Magen einfach nur umdreht. Dass das nicht allein Vorrecht der Römer war, ist mir dabei durchaus bewusst.


    Die Hinweise auf die "Barbaren" und ihr Handeln (wenn ich etwas nicht mag, dann dieses Wort) auf Seiten 19 ("Es sind keine Hunde..." etc.) und Seiten 33 ("Härte..." f.): Selbst wenn ich den Ausgang der Varus-Schlacht nicht kennen würde oder ich das Buch nicht schon so weit gelesen hätte, würden mir diese beiden Stellen doch wie ein Menetekel vorkommen.


    Seiten 64, 65, der "Ausbruch" von Arminius: Wie lange wohl gärt es in ihm, seit wann haben sich die ersten Gedanken an Aufstand nicht nur in ihm eingenistet. Ein Aufstand dieses Ausmaßes brauchte doch mit Sicherheit einiges an Zeit zur Vorbereitung, schon allein eingedenkt der Tatsache, wie zum Teil feindlich sich die germanischen Stämme gegenüberstanden. Denn die cheruskischen Hilfstruppen konnten diese kriegerischen Handlungen ja sicherlich nicht allein bewältigen. Meines Wissens gibt es (oder gab es, ich habe das nur am Rande verfolgt) auch eine Diskussion dergestalt, dass der Aufstand der Germanen mitsamt der Schlacht nicht wirklich der Befreiung und Vertreibung der Römer diente, sondern dass alles von aufständigem römischen Militär ausging. Das kann ich mir zwar nur bedingt vorstellen, aber vielleicht weiß Iris mehr darüber?
    (Darf ich die Frage eigentlich hier stellen oder gehört die zum Fragen-Thread?)


    Ein bisschen irritierend finde ich die Arroganz der Römer, die sich so überhaupt nicht vorstellen können, was alles passieren kann (beispielhaft sei Seite 71 genannt ("Wir erwarten keine Kampfhandlungen..."), frei nach dem Motto "was nicht sein darf, ist auch nicht". Auf mich macht es fast den Eindruck, sie fürchten den Ehrgeiz des Arminius mehr als die "Barbaren" an sich.


    Zum Abschluss des ersten Lese-Abschnitts die "Anklage" des Segestes. Dazu hab ich noch eine Frage an Iris: Meines Wissens wird von Cassius Dio von diesen Warnungen berichtet, niedergeschrieben *mal scharf nachdenk* irgendwann 3. Jahrhundert. Darf die geneigte Leserin das als "künstlerische Freiheit" interpretieren? Sprich= Als wie autentisch darf man diese Szene ansehen? Gibt es zu dieser Szene (und quasi der ersten des anschließenden zweiten Lese-Teils) noch andere Quellen?


    @all: In meinem Besitz befinden sich:
    Ralf-Peter Märtin "Die Varus-Schlacht" (4. Auflage aus Januar 2009)
    sowie
    Christian Pantle "Die Varus-Schlacht" (auch aus 2009)
    Selbstverständlich :grin bin ich nicht mit allem, was in beiden Büchern steht einverstanden, lesenswert finde ich sie allemal.
    Falls Bedarf besteht, kann ich sie wandern lassen.

    "Nie" ist ein sehr großes Wort, wenn auch nur mit wenigen Buchstaben.
    Aber da auch meine Lebens- und damit Lesezeit begrenzt ist, stehen die Chancen für Dan Brown und Hera Lind, nie wieder eines ihrer Bücher in meiner Hand zu sehen, sehr gut.
    Ansonsten hoffe ich mir meine Neugierde weiter erhalten zu können - neues Buch, neues Glück - oder wie hieß dieses Sprichwort?

    Zitat

    Original von Mrs Bean



    Bin ich hier aus Versehen beim Treffen der Sucht-Gruppe gelandet? :gruebel Kinder, Schnüffeln - an welcher chemischen Substanz auch immer - ist nicht gut fürs Gehirn! :nono :lache Ich verordne euch hiermit strikte Abstinenz bis zum 1. April!! ;-)
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    Das Schnuppern an Büchern ist sogar ausgesprochen wohltuend für's Hirn, jedenfalls für meines, da fällt mir dann immer gleich wieder ein, was diese komischen schwarzen Linien und Zeichen eigentlich zu bedeuten haben. :lache