Beiträge von Finkennest

    Würde ich das Buch in der Buchhandlung in der Hand halten, würde ich "Welche Farbe hat die Liebe" von Cover und Klappentext her wahrscheinlich in Gedanken schnell in die Kategorie "Kitschiger Allerwelts-Frauenroman" einordnen.


    Allerdings kann ich nach der Lektüre diesen ersten Eindruck korrigieren. Katja Reuter erzählt mit herzerfrischender Leichtigkeit eine Geschichte, die viele Leserinnen wahrscheinlich persönlich gut nachempfinden können:


    Die Fotografin Jule lebt seit Jahren in ihrer Beziehung zu dem relativ erfolglosen Musiker Tom. Die Beziehung der beiden ist eingefahren, die rosarote Brille ist verschwunden und der anfängliche Märchenprinz Tom hat sich in einen ordnungsscheuenden Langweiler verwandelt. Da bekommt Jule von Ihrer besten Freundin Tina die Mitgliedschaft im Internetportal "Stayfriends" geschenkt, ein Geschenk, das sich bald als folgenschwer erweist...


    Katja Reuter schildert ihre Personen lebendig und realistisch und dennoch auf unterhaltsame Art witzig. Viele gut ausgearbeitete Nebenfiguren bereichern die Handlung, die zwar schon etwas vorhersehbar ist, was den Lesespaß aber keineswegs trübt.


    "Welche Farbe hat die Liebe" ist ein witzig-spritziger und dabei dennoch realistischer und hochaktueller Roman über die Liebe in den heutigen Zeiten und über die Werte, die im Leben wirklich zählen. Ein absoluter Geschenktipp für die beste Freundin!

    "Das Buch der Lügen" ist tatsächlich, wie bei Vorablesen angekündigt, ein "Überraschungsbuch", denn es passt in keine der gängigen Schubladen. Brad Meltzer ist es tatsächlich gelungen, eine Schatzsuche nach einem geheimnisvollen biblischen Relikt inklusive Verschwörung durch Geheimgesellschaft a la Dan Brown mit der Familiengeschichte des Superman-Erfinders Jerry Siegel zu verknüpfen und dabei noch den Beziehungen von Vätern und Söhnen sowie dem Gegensatz zwischen Lüge und Wahrheit auf den Zahn zu fühlen.


    Protagonist und stellenweiser Ich-Erzähler ist der junge Obdachlosenhelfer Cal, der als Neunjähriger den Tod seiner Mutter mit ansehen musste, und dessen Vater Lloyd dafür jahrelang ins Gefängnis kam. Als er seinen Vater scheinbar zufällig wiedertrifft, wird Cal plötzlich in eine rasante Schnitzeljagd nach dem "Buch der Lügen" (oder doch dem Buch der Wahrheit"? hineingezogen, bei der anscheinend sämtliche Beteiligten bereit sind, über Leichen zu gehen.


    Ich finde, die starke Integration der Superman-Geschichte in die Handlung ist sehr gut gelungen und durchaus passend, denn auf mich wirkt das ganze Buch wie ein einziger großer Comic, nur (fast) ohne Bilder: Die Handlung ist rasant, und die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass sich "Das Buch der Lügen" sehr gut und flüssig lesen lässt. Die Darstellung ist sehr bildhaft, dabei aber trotzdem nicht ausschweifend. Die Figuren sind etwas flach gezeichnet, aber das ist hier auch gar nicht tragisch, denn bei diesem einzigen großen Katz- und Maus-Spiel weiß eigentlich keine der Personen, wie die anderen denken und auf welcher Seite sie eigentlich stehen.


    Insgesamt ist "Das Buch der Lügen" eine wirkliche Empfehlung auch für Wenig-Leser, die gerne unterhalten werden möchten und nicht zu viel Tiefgang erwarten.


    I"Das Buch der Lügen" ist übrigens eines der wenigen Bücher, bei denen ich mir eine Verfilmung hervorragend vorstellen kann.

    Clara startet, nachdem sie Ihren betuchten Lebensgefährten Paul in flagranti im eigenen Bett erwischt hat, auf einen von ihrer Mutter gesponserten einwöchigen Selbstfindungstrip nach Arenal, Mallorca. Dort lernt sie nicht nur eine vierköpfige eingeschweißte Frauenclique kennen, in die sie sofort aufgenommen wird, sondern auch einen einheimischen Latin-Lover, zwielichte Geschäftsleute, geschmacksverirrte russische Millionäre und einige skurrile Gestalten mehr.


    Gaby Hauptmann hat einen zwar klischeehaften und anspruchslosen, aber dennoch frischen und fröhlichen Urlaubsroman vorgelegt. Ihre Personen sind zwar völlig ohne Tiefgang gezeichnet, so dass eine Identifikation mit ihnen von vornherein fast ausgeschlossen ist. Die Logik in der Handlung an sich und auch die Handlungsmotive der einzelnen Personen sind stellenweise sehr lückenhaft und unglaubwürdig, ja, fast absurd. Dennoch ist Gaby Hauptmann, gerade zum Schluss hin, der Spannungsaufbau gut gelungen, so dass sich die 300 Seiten gut in einem Rutsch durchlesen lassen.


    "Rückflug zu verschenken" ist eine ideale Urlaubslektüre, hervorragend für Leser geeignet, die einfach mal abschalten wollen vom Alltag und auf beste Art unterhalten werden wollen.

    Ein Jahr in einem buddhistischen Kloster in Japan zu verbringen - das klingt nach absoluter Stille, Kargheit und Abgeschiedenheit. Michaele Vieser durfte dies als erste westliche Frau erleben und schreibt ihre Erlebnisse in ihrem Buch "Tee mit Buddha" nieder.


    Obwohl die Autorin in Japan nicht das Klosterleben vorgefunden hat, das sie vor ihrer Abreise erwartet hatte, fügt sie sich schnell ein und lernt viele Dinge, über andere Menschen, aber auch über sich selbst und das Leben im allgemeinen.


    Ihr Erlebnisbericht ist nicht in streng chronologischer Reihenfolge dargestellt, die Kapitelaufteilung erfolgt aufgeteilt nach einzelnen Themen bzw. Personen, mit denen Michaela Vieser zu tun hatte. Diese Einteilung ist sehr hilfreich, denn so kann die Autorin auf jeden Lebensbereich, mit dem sie zu tun hatte (Kalligraphie, Kendo, Teezeremonie etc.) genau eingehen. Dabei schreibt sie jedoch immer leicht und locker, so dass man das Buch gut in einem Rutsch durchlesen kann, ohne sich auch nur an einer Stelle zu langweilen.


    Besonders spannend finde ich es, mitzuerleben, wie sich Michaela Viesers Einstellung gegenüber einzelnen Bereichen oder Personen im Verlauf Ihres Jahres verändert.


    So findet man in diesem Buch nicht nur viele interessante Informationen über Japan und seine Kultur, sondern auch jede Menge Lebensweisheiten, die zum Nachdenken einladen.


    Ein echter Tipp für alle, die sich für fremde Kulturen interessieren - und (nicht zuletzt wegen der tollen Aufmachung) auch eine schöne Idee zum Verschenken!

    Dieser Thriller haut einen wirklich um! Roger Smith schreibt über den gnadenlosen Alltag in den "Cape Flats" von Kapstadt, dass sich dem Leser die Haare sträuben!


    Jack Burn hat es mit Frau und kleinem Sohn nach Kapstadt verschlagen, man erfährt später, dass er ein gescheiterter Glücksspieler ist, der nun mit seiner Familie auf der Flucht vor der US-Polizei ist, da er dort einen Polizisten getötet hat. Hier kreuzt er den Weg des korrupten und tötungswütigen Polizisten Rudi Bernard, nachdem Burn zwei Kleingangster, die in sein Haus eingestiegen waren und sich an seiner schwangeren Frau vergreifen wollten, getötet und die Leichen fortgeschafft hatte.


    Kapstadt kennt man aus Hochglanz-Katalogen als "schönste Stadt der Welt" und als Gastgeber für die WM 2010, und nun zeichnet Smith ein Bild von dieser Metropole, dass sich von diesem traumhaften Kapstadt nicht deutlicher abheben könnte. Smith zeichnet die Einzelschicksale von Prostituierten, Drogenabhängigen, jugendlichen Schulschwänzern, Bandenmitgliedern und Polizisten einer erschütternden Deutlichkeit und verwebt diese zu einem dichten Netz, das sich durch die Straßen von Kapstadt zieht. All dies kann man unter einem einzigen Oberbegriff zusammenfassen: Hoffnungslosigkeit, denn aus diesem Sumpf aus Korruption und Brutalität, in dem die Menschen nicht mehr menschlich wirken, gibt es kein Entkommen.


    Dabei verwendet er eine sehr derbe und obszöne Sprache, die sehr gut zum Umfeld paßt, aber auf den Leser auch teilweise abstoßend wirkt.


    Insgesamt hat Smith hier einen wohldurchdachten und spannenden, aber auch ungeheuer brutalen Thriller vorgelegt, der den Leser von der ersten bis zur letzen Seite fesselt.

    Klaus-Peter Wolf hat ein äußerst ansprechendes Jugendbuch mit Tiefgang vorgelegt.


    Er schildert den Entführungsfall des 16-jährigen Robert Sonntag aus der Sicht des Opfers.


    Robert hat es, obwohl er Milionärserbe ist, nicht gerade leicht: Erst stirbt sein geliebter Opa, der Einzige, der ihn respektiert und sich um ihn gekümmert hat. Nach einem schweren Unfall mit Nahtoderfahrung erwacht er aus dem Koma und muß feststellen, dass seine Eltern sich getrennt haben. Schließlich wird er aus dem Internat, in dem er seit der Trennung seiner Eltern lebt, entführt. Es entwickelt sich nun ein Psychoduell zwischen Robert und seinem Entführer, einem hochgestellten Mitarbeiter seines Vaters. Bei diesem Kampf auf Leben und Tod steht ihm in den entscheidenden Momenten sein verstorbener Opa bei, der ihm den Mut gibt, auch in (scheinbar) ausweglosen Lagen nicht zu verzweifeln.


    "Licht am Ende des Tunnels" ist ein wunderbar vielseitiges Jugendbuch, denn neben dem spannenden Entführungsfall, bei dem Robert bis an die äußersten Grenzen des Möglichen geht, werden auch gesellschaftskritische und psychologische Aspekte beleuchtet. Besonders gelungen ist auch die eingebaute Auseinandersetzung mit Leben und Tod und der Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt.


    Die Sprache ist so einfach und klar, dass auch jugendliche Leser leicht bei der Stange bleiben.


    Alles in allem ein echter Tip für Jugendliche und Erwachsene!