Jasmin87
Aber gern.
Ich kopier mal meine Rezi:
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Ein siebzehnjähriges Mädchen zieht an einen Ort, an dem es viel regnet. Sie lernt einen unwiderstehlichen Jungen kennen, der sie erst ignoriert bzw. nicht leiden kann. Dann kommen sie sich näher. Und es stellt sich heraus, dass der Junge nicht das ist, was er zu sein scheint.
So ungefähr lautet der Inhalt des Schulaufsatzes „Twilight in Schottland“. Ups, sorry. Des Romans „MondSilberLicht“ von Marah Woolf, natürlich.
Ich mag "Twilight" nicht, aber ich habe absolut nichts dagegen, wenn jemand diese Geschichte nacherzählt. Wenn er/sie es gut macht – bitte. Im Fall von „MondSilberLicht“ ist das aber in die Hose gegangen.
Noch mal zum Inhalt: Emma Tate, 17 Jahre alt, hat gerade ihre Mutter verloren und muss zu ihrem Onkel nach Schottland ziehen. Bei der Rettung einiger gestrandeter Wale sieht sie ihn zum ersten Mal – den schönen Calum. Sie ist sofort von ihm fasziniert, er ignoriert sie jedoch. Doch nach und nach scheint er sich für sie zu erwärmen. Als ihr Onkel ihr verbietet, sich mit Calum zu treffen, sucht Emma nach einer Erklärung. Diese ist ziemlich phantastisch: Calum ist kein Mensch. Entsetzt zieht sich Emma von ihm zurück, vergessen kann sie ihn aber nicht.
Die Figuren haben Namen, sie laufen herum, sie reden – aber sie sind völlig leer, zweidimensionale angemalte Pappaufsteller und Stichwortgeber. Wie es in ihnen aussieht kann man als Leser nur raten. Emmas Mutter stirbt bei einem Unfall, Emmas Kummer darüber kommt nicht einmal ansatzweise rüber. Emma ist toll, sie kann so vieles: Sie malt, spielt Gitarre, wandert gerne, schwimmt und ist supergut in der Schule. Gleichzeitig wird sie sie ständig knallrot, stammelt und stolpert.
Die Verwandten, zu denen sie kommt, sind absolut perfekt. In dieser Familie herrscht so viel Friede-Freude-Eierkuchen, das einem davon übel werden kann. Bilderbuch pur. Als sie auch noch alle zusammen durch Schottland reisen und sich alle sooo toll verstehen, da wurde es mir zu bunt. Ich meine, gut, vielleicht gibt es solche Familien, in denen ein 18jähriger begeistert mit Mutter, Vater, drei Schwestern (17 und 9 Jahre) und Cousine durchs Land tourt, aber ich habe noch von keiner solchen gehört.
Dann gibt es da noch Calums Adoptiveltern. So nett und total nützlich für die Geschichte: die Mutter betreibt eine Buchhandlung (Emma liest für ihr Leben gern und die Bibliothek ist nicht zu gebrauchen) und der Vater ist ein ehemaliger Professor, der sich für die Geschichte und Mythologie Schottlands interessiert (besonders letzteres ist hilfreich für Emma).
Calum ist schön. Unnahbar. Schön. Perfekt. Hab ich schon schön erwähnt?
Die anderen Figuren, die für die Geschichte egal sind, sind eben dies. In der Schule findet Emma sofort eine Freundin (neben ihrer Cousine) und die Jungs sind alle an ihr interessiert, obwohl sie sich doch für eine graue Maus hält. An die Namen dieser Buchfiguren erinnere ich mich schon nicht mehr.
Das Buch enthält so einige Logikfehler und nicht ganz durchdachte Entwicklungen. Nur ein paar Beispiele:
In Schottland gibt es keinen Euro.
Emma ist ein Stadtkind. Sie war mit ihrer Mutter zwar oft wandern, aber das bedeutet noch lange nicht, dass man sie einfach in einem ihr fremden Land irgendwo absetzen, sie vor möglichen schlechten Wetter warnen und dann allein lassen kann. Logisch, dass sie sich verirrt und krank wird.
Obwohl Emma vor Schwäche schon auf dem Fußboden zusammengebrochen und offenbar schwer krank ist, wird die Tante erst richtig pflegeaktiv, als der Arzt eine Lungenentzündung feststellt ("[Bree] entwickelte auf der Stelle eine Energie, um mich gesund zu pflegen").
Emma bekommt ein paar Mal Krankenbesuch von Calum. Ihr Onkel ist damit einverstanden, dass sie und Calum zusammen Gitarrespielen üben, er erzählt Emma sogar selber davon. Aber als der Onkel die beiden zusammen sieht, rastet er aus und verbietet ihnen weitere Treffen. Eine Wahnsinnslogik.
Ein großes Rätsel war mir auch, warum die Emma und Calum sich ineinander verlieben.
Die Dialoge sind in den meisten Fällen eine Zumutung. Die Abschnitte wirken stellenweise unfertig. Der Schreibstil ist oberflächlich und wohl nur etwas für Lese- und Denkfaule.
Die letzten Seiten sind so phantastisch, dass es zuviel des Guten ist. Vampire, Elfen und andere Fabelwesen tagen alle zusammen einträchtig in einem großen Rat. Nee, da ist mir Elin, der Möchtergern-Böse noch am liebsten. Der tut wenigstens etwas Unerwartetes.
Es gibt aber auch Positives:
1. Calum ist kein Vampir
2. Calum ist kein Werwolf
3. Das Buch ist relativ kurz.
Empfehlung: Bloß nicht!
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Aeria