Beiträge von newmoon

    Erzählfreude pur - mit der „Totengräber“ – Reihe entführt Oliver Pötzsch den Leser ins Wien

    des neunzehnten Jahrhunderts. Felix Austria! Vorab kann schon verraten werden, dass

    auch diese Fortsetzung gelungen ist.

    Worum geht’s?



    Wir schreiben das Jahr 1894. Der distinguierte Inspektor Leopold von Herzfeldt ist wieder in Aktion. Ein renommierter Ägyptologe ist tot aufgefunden worden. Pikant: Seine Leiche befindet sich im Kunsthistorischen Museum, einbalsamiert in einem Sarkophag. Dieses Detail macht auch Augustin Rothmayer neugierig – der Tod ist buchstäblich sein Metier, er möchte alles über das Konservieren von Verstorbenen erfahren. Zwar ist der Totengräber vom Zentralfriedhof ein Eigenbrötler, doch schenkt der belesene, kluge Hobbyautor den Gerüchten rund um einen ominösen Fluch keinen Glauben –in seinen Augen muss ein Mord geschehen sein. Auch die Tatortfotografin Julia Wolf lässt sich nicht hinter’s Licht führen, und bald schon überschlagen sich die Ereignisse …


    Die Reihe liest sich einfach gut! Zwar verwendet der Autor auch bekannte und beliebte Erzählelemente (ein Hochdeutsch parlierender „Piefke“ in Wien, Klassenunterschiede, Helden & Außenseiter), doch es gelingt ihm, der spannenden Geschichte einen ganz eigenen Touch zu verleihen. Histofans kommen hier voll auf ihre Kosten, obwohl die story nicht ganz ohne Längen auskommt. Stellenweise hätte ich das Ganze als Autor ein wenig abgekürzt. Die Atmosphäre des neunzehnten Jahrhunderts (Spiritismus!) wird gut eingefangen, schillernde Figuren agieren vor traumhaft-schauriger Kulisse.

    Es bleibt natürlich nicht bei einem Todesfall– als reihenweise junge Männer aus den Randbezirken Wiens ermordet werden, ist klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt (hier musste ich an die Netflix – Serie „The Alienist“ denken. Sie basiert auch auf einer Buchvorlage ).

    Der historische Kriminalroman ist stellenweise morbide und nichts für schwache Nerven. Die Figurenzeichnung und die Charakterisierung der handelnden Personen ist jedoch schwer zu toppen, der Roman ist ferner ein Sittengemälde. Auch die Geschichte des Antisemitismus wird tangiert, antijüdische Ressentiments gab es schon vor Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer noch nichts von den berühmt – berüchtigten (inhumanen!) `Völkerschauen` gehört hat, kann hier noch etwas lernen.

    Über das Nachwort des Autors habe ich mich besonders gefreut.

    Am 30. Oktober 1961 schließt die Bundesrepublik Deutschland das Anwerbeabkommen mit der Türkei ab. Die Vermittlung von türkischen Arbeitnehmern nach Deutschland wird gesetzlich geregelt & in die Wege geleitet.

    Dieses Anwerbeabkommen bildet den historischen Hintergrund von Fatma Aydemirs sozialkritischem Roman „Dschinns“.


    Worum geht’s?

    Erzählt wird aus dem Leben einer sechsköpfigen Migrantenfamilie.

    Nach 30 Jahren Plackerei hat sich der „Gastarbeiter“ Hüseyin Yilmaz endlich seinen Lebenstraum erfüllt. Ein Haus in der Heimat! Eine Wohnung in Istanbul, um genau zu sein. Er freut sich auf den Lebensabend am Bosporus, doch als er die Wohnung einrichten will, um sie stolz seinen Liebsten in Deutschland zu präsentieren, stirbt er an einem Herzinfarkt. Familiennachzug einmal anders, um es zynisch zu formulieren. Seine Frau Emine und seine vier Kinder müssen also in die „Heimat, fremde Heimat“ um die Beerdigung zu organisieren.

    Jedes Familienmitglied erzählt in „Dschinns“ seine Geschichte. Die Form spiegelt dabei den Inhalt wider. Aydemir arbeitet mit Rückblenden, um ihre Erzählung zu entfalten. Die vier Yilmaz-Kinder sind sehr unterschiedlich, sie haben verschiedene Probleme, aber alle sind sie geprägt von der Sprachlosigkeit innerhalb der Familie und dem (verinnerlichten) Anpassungsdruck von außen. Deutschland ist der Lebensmittelpunkt der Kinder und doch keine richtige Heimat. Die Wurzeln liegen in der Türkei, aber auch sie ist kein Refugium. Haben die Yilmaz-Kinder also zwei Heimatländer – oder kein einziges? Das Nesthäkchen Ümit hat mit der türkischen Sprache Schwierigkeiten und Identitätsprobleme (wenn man es denn als Problem definiert, was ihn beschäftigt). Sein Bruder Hakan ist auf den ersten Blick ein Klischeemacho und Nichtsnutz. Die Schwestern Peri und Sevda haben unterschiedliche Bildungsbiographien. Privilegien, die den Charakter formen.

    Als Hüseyin stirbt, erfahren die Kinder en passant etwas über ihre kurdischen Wurzeln, und die ängstliche Mutter Emine, die von vielen Menschen für einfältig gehalten wird, hat ihren deutschen Mitbürgern die Bilingualität voraus, obwohl sie kein Deutsch spricht.

    „Dschinns“ ist auch ein Spiel mit Klischees, aber vor allem ist er ein kraftvoller Familienroman und eine soziologische Analyse. Die Autorin versucht, alle derzeit gesellschaftlich relevanten Themen (Gender, Feminismus, Rassismus, Klassismus) in die Geschichte zu integrieren, daher wirkt die Handlung stellenweise etwas überladen (die Erzählung ist natürlich character – driven).

    Insgesamt ist „Dschinns“ aber ein absolut glaubwürdiger Roman, der tiefe Wahrheiten transportiert und teilweise traurig macht. Man muss kein türkisch-muslimisches „Gastarbeiter(enkel)kind“ sein, um die Geschichte zu verstehen. Menschen mit Migrationshintergrund werden beim Lesen vielleicht ein Déjà-vu haben, Menschen ohne Migrationshintergrund werden eventuell etwas Neues lernen. Eins ist sicher: „Dschinns“ regt zum Nachdenken an & geht unter die Haut.


    5 von 5 Eulen!


    ASIN/ISBN: 3446269142

    Abenteuer in Oz



    Mit „Papier und Blut“ hat Kevin Hearne den zweiten Band aus der Reihe „Die Chronik des Siegelmagiers“ vorgelegt. Gewidmet ist es den „Aussies“. Ich habe mich über das Glossar am Ende der Geschichte gefreut.

    Der erste Band gefiel mir richtig gut – bei Kevin Hearne gibt es keine Altersdiskriminierung, der Autor sagt dem Jugendwahn in der Unterhaltungsliteratur den Kampf an. Sein Protagonist Al McBharrais aus Glasgow ist schon etwas älter, aber er ist trotz mancher Wehwehchen gewitzt und schlau! Als „Siegelmagier“ kann er magische Siegel – aka Zaubersprüche – erschaffen. Die Signal – App ist auch wieder am Start. Der Versuch, einen Nachfolger auszubilden, geht jedoch gründlich daneben – die Lehrlinge verschwinden (siehe Band eins!).

    Als wieder eine Person verschollen ist, muss Al nach Australien aufbrechen. Mit von der Partie sind die schlagfertige Nadia, Buck Foi (Achtung Wortspiel), der fluchende Hobgoblin & ein Druide und sein treuer Hund Oberon. Alte Bekannte lassen grüßen. (Es handelt sich bei der Serie rund um Al streng genommen um einen ‚Ableger‘ der populären „Eiserne[n] Druide[n]“ – Reihe von Kevin Hearne. Obwohl ich diese vor der Lektüre nicht kannte, hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten).

    Man muss den Auftaktband aus der „Chronik des Siegelmagiers“ nicht gelesen haben, wenn man sich in dieses Fantasy – Abenteuer stürzen möchte. Zu Beginn der Geschichte gibt es nämlich ein „was bisher geschah“, also eine Zusammenfassung der Ereignisse aus „Tinte und Siegel“, was auch ein wenig an TV – Serien erinnert. Und es geht auch einigermaßen cineastisch in „Papier und Blut“ zu: Der Roadtrip ist ein wilder Ritt, Kevin Hearne brennt ein wahres Action – Feuerwerk ab. Unsere Helden müssen gefährliche Situationen meistern, doch es gelingt ihnen, mit einem blauen Auge zu entkommen. Dieser Aspekt der Geschichte gefiel mir nicht so gut, für meinen Geschmack hätte es ruhig ein wenig komplizierter und weniger smooth sein dürfen. Es gibt einen Hauptplot und diverse Nebenhandlungen (meines Erachtens schweift der Autor ab). Davon abgesehen hat mich „Papier und Blut“ aber prima unterhalten, und ich habe Lust bekommen, auch „Gehetzt: Die Chronik des Eisernen Druiden“ zu lesen.

    4 von 5 Eulen!


    ASIN/ISBN: 3608982043

    Das Cover des Buches ist ein richtiger Eyecatcher, auch der Titel macht neugierig: „Das verschlossene Zimmer“ (der Originaltitel ‘Secrets my father kept‘ ist in meinen Augen jedoch aussagekräftiger).


    Worum geht’s?


    Krakau 1939: Die Zeichen stehen auf Sturm, der Überfall auf Polen steht kurz bevor. Die siebzehnjährige Marie Karska hat jedoch ganz andere Probleme – sie möchte gerne wissen, wer ihre Mutter war. Zwar kümmert sich ihr Vater Dominik (ein angesehener Arzt) aufopferungsvoll um den Teenager, aber manche ihrer Fragen beantwortet er einfach nicht. Also bricht Marie kurzerhand in das Schlafzimmer ihres Vaters ein. Sie macht eine unglaubliche Entdeckung & bald überschlagen sich die Ereignisse …

    Der Beginn des Romans konnte mich noch fesseln. Die Autorin bringt durch den Einsatz von zwei Zeitsträngen zu Beginn Spannung in das Geschehen. Wir erfahren auch etwas über das Leben von Helena (Maries Mutter). Meine anfängliche Faszination ließ leider schnell nach – manche Handlungsstränge verliefen im Sande, die Figuren sind nicht wirklich „rund“, sie agieren teils unlogisch und auf unglaubwürdige Art und Weise. Da Marie ihren Freund Ben heiraten will, konvertiert sie zum Judentum, ohne sich der Gefahren durch den aufziehenden Krieg überhaupt bewusst zu sein. Sie ist sehr naiv, ihr Vater Dominik hingegen ist einerseits sensibel und hilfsbereit, andererseits streng und unnahbar, dies kommt der Handlung doch sehr entgegen. Im Roman passen viele Elemente einfach nicht zusammen, dies sieht man schon an Kleinigkeiten. Auch das pacing war nicht „meins“ – nach einem rasanten Einstieg in die Geschichte wird die Erzählung arg in die Länge gezogen, um dann mit einem wahren Paukenschlag zu enden. Es soll wohl schriftstellerische Raffinesse bewiesen werden, dabei konnte mich der Roman weder inhaltlich noch handwerklich überzeugen, es gibt diverse Logiklöcher und manche Sätze der Autorin wirken (wenn man es wohlwollend betrachtet) unfreiwillig komisch. Trotz tragischer Ereignisse fehlt es an wahrem Tiefgang. Die Autorin ist jedoch ganz am Puls der (heutigen) Zeit.


    Fazit:


    Von Rachel Givneys Geschichte hatte ich mir im Vorfeld viel versprochen. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Schade um die Zeit!

    2 / 5 möglichen Eulen.


    ASIN/ISBN: 3785727860

    Mit der „Donnerstagsmordclub“ – Reihe rund um Hobby – Detektive im Seniorenalter (70 plus) schreibt Richard Osman gegen den `Jugendwahn‘ (man denke etwa an das Young – Adult – Genre, das sich bestens verkauft) und gegen die Altersdiskriminierung in der Film – und Unterhaltungsliteraturbranche an. Eigentlich ist die Serie auch ein Plädoyer für ein Miteinander der Generationen, denn auch in einem „alten“ Körper steckt ein wacher Geist.

    „Der Mann, der zweimal starb“ ist der zweite Band der Erfolgsreihe.

    Worum geht’s?

    Schauplatz Großbritannien:

    Das Ermittlerquartett ist wieder gefragt! Ron, Joyce, Ibrahim und nicht zuletzt die Ex-Agentin Elizabeth müssen einen heiklen Fall aufklären. Oft werden die Protagonisten, die im englischen Seniorenheim“ Coopers Chase“ leben, unterschätzt. Doch Elizabeth‘ alter Freund Marcus Carmichael, auch ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter, gehört nicht zu der Sorte Mensch ( Der Ex von Elizabeth, Douglas, hat ein großes Problem). Die Mafia ist ihm auf den Fersen, da er Diamanten im Wert von zwanzig Millionen Pfund „einkassiert“ hat. Also bittet er die rüstigen Rentner um Hilfe. Natürlich mischen auch DCI Chris Hudson und Donna De Freitas wieder kräftig mit – die britische Polizei und der ominöse Bogdan sind also mit von der Partie!

    Geschickt verbindet der Autor eine spannende story mit leiser Gesellschaftskritik, Themen wie der Tod oder auch körperlicher Verfall sind ebenso Teil der Geschichte wie die Einsamkeit im Alter. Mal augenzwinkernd, mal sarkastisch ist der Ton, herrlich britisch der Humor. Als Leser/in rätselt man gerne mit, die Geschichte macht einfach Spaß! Beim Lesen musste ich oft schmunzeln, wenn die leicht bessserwisserische Art eines Protagonisten trocken mit „Es ist mir ein Rätsel, warum Du nie geheiratet hast“ kommentiert wird, amüsiere ich mich köstlich. Die Figuren haben Ecken und Kanten, eine rasante Rahmenhandlung lässt keine Langeweile aufkommen. Es wird nie albern, trotz ernster Themen wird nicht auf die Tränendrüse gedrückt. So muss ein guter Detektiv-Krimi sein! „Der Mann, der zweimal starb“ kann auf ganzer Linie überzeugen.


    Volle Punktzahl!


    ASIN/ISBN: 3471360131








    Die Landschaftsbeschreibungen in Kira Mohns Roman „Wild like a River“ gefielen mir unheimlich gut. Daher wollte ich auch gerne „The Sky in your Eyes“ mit Schauplatz Island lesen.

    Worum geht’s in der New-Adult-Story?

    Nach einer schmerzhaften Trennung lernt die übergewichtige Elin, die schon immer „pummelig“ war, in einem Vegetarier-Kochkurs den gutaussehenden Jon kennen. Nach ihrem Beziehungsaus musste Elin wieder bei ihren Eltern einziehen, und in der Rechtsanwaltskanzlei, in der sie arbeitet, stehen ebenfalls Veränderungen an – der Sohn ihres Vorgesetzten soll Elins neuer Chef werden. Da Elins beste Freundin in Frankreich weilt, bleiben den jungen Frauen nur lange Telefonate.

    Als Jon ihr „Kochpartner“ wird und sie zu einem Rendezvous einlädt, kann Elin es kaum glauben – ausgerechnet Jon mit seinem Modelkörper findet Gefallen an ihr?

    Der Grundgedanke des Romans ist richtig und wichtig. Bodyshaming und Selbstakzeptanz stehen im Fokus der Geschichte. Kira Mohns Herangehensweise war mir jedoch zu formelhaft – nach Einleitung und Hauptteil werden im Finale alle Konflikte regelrecht abgehakt und aufgelöst. Der Stil der Autorin ist sehr nüchtern. Daher gibt es keinen Kitsch, aber auch keine Romantik, obwohl es durchaus explizite Szenen gibt. Der Roman liest sich wie ein Aufsatz oder wie ein Bericht. Die Naturbeschreibungen haben mich enttäuscht, sie wirken nicht wirklich authentisch, das typisch nordische Flair kam bei mir leider nicht an. Bis auf Elin bleiben alle Figuren eindimensional, man spürt die Chemie zwischen ihr und Jon nicht, da er nicht näher beschrieben wird (edel und schön ist er). Mir war auch von Anfang an klar, welches Geheimnis Elins Freundin Sophia verbirgt.

    „The Sky in your eyes” ist keine Wohlfühllektüre. Zwar gehören Katastrophen und Konflikte zum NA-Genre, man wird keinen Vertreter dieser Gattung ohne dramatische Ereignisse finden, Kira Mohn übertreibt es jedoch mit den „Baustellen“: Mental health, Bodyshaming, schwierige Mütter, Gewalt in der Beziehung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Es ist anstrengend und es macht schlechte Laune, dies so geballt zu lesen. Elins Gedanken kreisen immer wieder um ihre Selbstzweifel. Am Ende gelingt es ihr jedoch, auch einmal „Nein“ zu sagen und sich endgültig von ihrem toxischen Ex zu lösen, was ich klasse fand. Gleichzeitig löst sie auch alle anderen Probleme (mit Jons Hilfe); sie krempelt ihr Leben komplett (ins Positive) um, das fand ich unrealistisch. Auch das Ende ist irgendwie „trocken“. Ich finde ferner die Botschaft des Romans problematisch, da die Protagonistin erst durch die Liebe eines Adonis aufblüht. Es ist jedoch toll, dass die Hauptfigur sich nicht physisch verändern muss, um liebenswert zu sein. Makeover ade! Dieser Aspekt gefiel mir gut. Die Rezepte im Anhang fand ich überflüssig. Während der Lektüre musste ich an den YA-Roman „Kissing Chloe Brown“ von Talia Hibbert denken, da in diesem Buch das Thema Selbstfindung inhaltlich und stilistisch besser präsentiert worden ist.

    Fazit: „The Sky in your Eyes“ ist der Auftaktband zu einer neuen zweiteiligen Reihe.

    Leider hat sich meine Leseerwartung nicht erfüllt, Kira Mohns schnörkelloser Erzählstil ist wohl einfach nicht mein Fall.


    2,5 von 5 Eulen.


    ASIN/ISBN: 3499006634

    Postkartenidylle


    Als die Lebensmitteltechnikerin Mina Campbell ihrem Freund vor versammelter Mannschaft einen Heiratsantrag macht und ihr Liebster prompt ablehnt, fällt sie aus allen Wolken, da klar ist, dass ihre ehemals beste Freundin eine Affäre mit Minas Beau begonnen hat. Zu allem Überfluss landet der missglückte Antrag auch noch im Internet, Mina wird zur Lachnummer und auch beruflich geht es für die junge Frau bergab. Wie gut, dass Minas Patentante (und Chalet - Fee) Amelie in der Schweiz der rettende Anker ist, auch wenn sie nicht mehr in Basel wohnt! Kurzerhand reist die junge Frau in die Alpenrepublik, dort warten kulinarische Abenteuer auf den vom Pech verfolgten Wirbelwind (ihrem Exfreund war Mina zu spontan). Auch für die Liebe gibt es eine neue Chance…

    „Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist der sechste Band der „Romantic Escapes“-Reihe von Julie Caplin. ( Nicht alle Bände in’s Deutsche übersetzt, schade eigentlich).Es ist eine Wohlfühllektüre zum Entspannen, natürlich ist die Liebesgeschichte auch ein wenig vorhersehbar, dies hat mich jedoch nicht gestört. Ich hätte als Autorin die Erzählung jedoch ein wenig gestrafft, da es einige Längen im plot gibt. Ich hätte mir auch richtig „urige“ Schweizer in der Geschichte gewünscht; zwar gibt es süße Szenen, Après – Ski -Romantik (die Protagonistin mausert sich in Rekordzeit von der blutigen Anfängerin zur versierten Wintersportlerin), haufenweise Schweizer Schokolade, leckeres Fondue, Rösti und Raclettekäse, aber eben auch einen „Luke“ und keinen „typischen“ Urs. Ich war dennoch nicht gelangweilt, da meine Erwartungen nicht enttäuscht wurden. Es gab kein unnötiges Drama und keine absurden Wendungen, dies gefiel mir gut, da ich im Vorfeld auf der Suche nach einer leichten Lektüre war. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, der Stil der Autorin Julie Caplin ist eingängig, aber nicht zu simpel für meinen Geschmack. „Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist ein stimmungsvoller Schmöker, der den Leser oder die Leserin vom grauen Großbritannien in die schöne Schweiz führt. Die volle Ladung Postkartenidylle trifft auf eine Prise Landeskunde. Schön ist die kleine Karte im Buch. Die begeisterte Hobbyköchin Mina findet in der Schweiz sowohl ihr berufliches als auch ihr privates Glück. Ende gut, alles gut!

    Von mir gibt es 3,5 von insgesamt fünf möglichen Eulen!


    ASIN/ISBN: 3499006316

    „Unter den Bediensteten, das wusste sie, wurde immer noch heftig über die tote Cynthia Harris am Pool spekuliert.“


    Vorab:

    Die Umschlaggestaltung des Buches gefällt mir unheimlich gut, sie passt perfekt zum ersten Band der Reihe! Der Wiedererkennungswert ist hoch. Das Cover der deutschen Ausgabe von „Die unhöfliche Tote“ gefällt mir sogar noch besser als das englische Originalcover.


    Nach der Lektüre von „Das Windsor- Komplott: Die Queen ermittelt“ war ich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe ‚Die Fälle Ihrer Majestät‘. Nun schickt die Autorin SJ Bennett erneut das Ermittlerduo Elizabeth Regina & Rosemary 'Rozie' Oshodi in’s Rennen.


    Worum geht’s im zweiten Fall der Detektivinnen?

    Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, die Erzählung umfasst insgesamt fünfzig Kapitel.

    Die Königin von England vermisst ein Ölgemälde, welches die „Britannia“ zeigt, das Brexitreferendum unter Theresa May sorgt für Turbulenzen, und zu allem Überfluss wird auch noch die Leiche einer Haushälterin am Swimmingpool aufgefunden. Als die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, stellt sich heraus, dass die Tote nicht wirklich beliebt war, und dass Drohbriefe die Bediensteten bedrücken. Die patente Assistentin der Queen stellt (mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Chefin) bald geheime Nachforschungen an, da der Fall immer mysteriöser wird …

    Cosy- Crime - Fans kommen bei „Die unhöfliche Tote“ voll auf ihre Kosten, auch Royalisten dürften ihren Spaß haben – SJ Bennett zeichnet ein positives (fiktives!) Bild der englischen königlichen Familie, kritische Distanz darf man nicht erwarten, da die Autorin ein großer Fan der britischen Regentin ist & diese entsprechend liebevoll in Szene setzt. Besonders gut gefielen mir die Wortgefechte, die sich die Queen mit ihrem Ehemann Philip liefert. Der britische Humor ist immer für einen Lacher gut. Für meinen Geschmack hätte es aber ruhig noch mehr banter sein dürfen, stellenweise hätte ich die Geschichte auch etwas gestrafft und peppiger erzählt. Der Stil der Autorin SJ Bennett liest sich zwar durchaus flüssig, aber auch etwas simpel. Insgesamt gefiel mir „Die unhöfliche Tote“ jedoch etwas besser als der Auftaktband („Das Windsor-Komplott“), da der Krimi mich gut unterhalten hat. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Fall! Von mir gibt's vier von insgesamt fünf möglichen Eulen.


    ASIN/ISBN: 342622741X

    „Ein Jahr lang waren wir glücklich".

    Das sagt der Ich-Erzähler, der seine Freundin zunächst unter Pseudonym eroberte, denn er ist eigentlich gar kein englischer Schriftsteller. Die Protagonisten schweben nicht mehr auf Wolke sieben. Worum geht's also in „Die Zeit der Kirschen"? Wunsch oder Wirklichkeit, Kunst oder Kommerz?



    Fortsetzungen sind selten so gut wie die Auftaktwerke, das gilt für Filme, aber auch für literarische Texte. „Die Zeit der Kirschen“ von Nicolas Barreau ist ein gutes Beispiel für diese These. Zwar handelt es sich um einen lesenswerten und durchaus charmanten Unterhaltungsroman,er kommt aber nicht ganz an „Das Lächeln der Frauen“ heran. Die Geschichte rund um ein französisches Liebespaar geht in die zweite Runde. Der Alltag ist eingekehrt beim gefeierten Autor und der patenten Köchin. Als diese unversehens eine Auszeichnung erhält und sich die Ehrung letztendlich als Verwechslung entpuppt, ist guter Rat teuer. Denn der Koch und Preisträger weckt das Interesse seiner Konkurrentin. Professionelle Kameradschaft oder romantische Gefühle? Plötzlich merkt der Autor Andre , dass die Liebe seiner Angebeteten keine Selbstverständlichkeit ist!Schon längst hätte er seiner Liebsten einen Heiratsantrag machen können,tja! Und dann tut er es ausgerechnet am Valentinstag. Es kommt zu Eifersucht und Konkurrenz…

    Der Stil des Autors liest sich sehr angenehm und flüssig, aber auch gefällig. Nicolas Barreau schrammt für mein Empfinden haarscharf am Paris-Kitsch und am Frankreich-Klischee vorbei. Die Protagonistin ist natürlich wunderschön. Müssen Frauen immer gute Köchinnen sein? Fragen über Fragen! Trotz kleiner Schwächen hat mich der Belletristikroman aus Nicolas Barreaus Feder gut unterhalten, ich habe die Lektüre nicht bereut! Es schadet allerdings nicht, „Das Lächeln der Frauen“ zu kennen, obgleich der hier vorliegende Roman auch als stand alone funktioniert.

    Fazit

    Für „Die Zeit der Kirschen“ von Nicolas Barreau vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Eulen!

    ASIN/ISBN: 3463000164

    „Und interessant, ja, das ist mein Retter durchaus."


    Hinter dem Pseudonym „Anne Hertz" verbirgt sich ein patentes Autorinnenduo. Beim Blick auf das Cover von „Bis ans Ende aller Fragen“ habe ich sofort Lust auf die Lektüre des Unterhaltungsromans, der sich wohl primär an eine weibliche Leserschaft richtet, bekommen. Die Umschlaggestaltung ist unaufdringlich, aber ansprechend. Man wird nicht mit Nackenbeisser-Ästhetik belästigt, da hat der HarperCollins- Verlag ganze Arbeit geleistet.

    Worum geht's in der Geschichte?

    Wir erhalten Einblick in das Leben von Maxi. Die Protagonistin ist Anfang vierzig, und ihre Bilanz fällt ernüchternd aus. Ihr Freund hat ihr den Laufpass gegeben und sie gegen eine jüngere Gespielin eingetauscht. Ihren Kinderwunsch kann die sympathische Frau wohl zu den Akten legen. Karriere gemacht hat Maxi auch nicht, sie arbeitet in einem stinknormalen Café in Norddeutschland. Sie ist nicht „Kinderärztin mit eigener Praxis“ geworden, wie sie es sich einst erträumte. Null Glamour! Da kommt Maxis Nichte die Idee, ihre Tante in eine Trauergruppe einzuschleusen. Und tatsächlich gibt es in dieser Gruppe einen Witwer, der Maxi gefällt. Als sie jedoch flunkern muss und selbst die trauernde Witwe mimt (was natürlich gelogen ist), überschlagen sich die Ereignisse…

    Geht es nicht vielen Frauen so wie Maxi? „Bis ans Ende aller Fragen“ ist jedoch keine deprimierende Angelegenheit. Die Erzählung ist durchaus humorvoll, verzichtet jedoch auf dümmliche Kalauer; dies gefiel mir ausgesprochen gut. Eine Ich-Erzählerin führt durch das Geschehen, über die Tagebucheinträge einer Teenie-Maxi musste ich richtig schmunzeln! Jugendlicher Enthusiasmus aus dem Jahr 1991 trifft auf die Realität eines neuen Jahrtausends. Den schwärmerisch-naiven Ton eines Teenagers hat Anne Hertz (es handelt sich wie gesagt um zwei Schriftstellerinnen) perfekt getroffen. Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet. Maxis Objekt(ihre Nichte nennt ihn „Mcsexy") der Begierde, Gregor Blomberg, ist ein kultivierter Familienvater, der sich rührend um seine zwei Kinder kümmert. Maxi ist eine Chaotin, die das Herz am rechten Fleck hat. Die Handlung ist abwechslungsreich und spannend. Der Stil ist eher simpel. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens hat mich die Geschichte prima unterhalten, es ist eine Story zum Träumen und Entspannen, einfach perfekt für den Strandkorb!

    ASIN/ISBN: 3749902526

    Eine Liebe in London


    "Warum bist Du eigentlich so menschenscheu?“


    Auf 248 Seiten erzählt Judith Pinnow ihre Geschichte. Daher ist „Dein Herz in tausend Worten“ die perfekte Strandlektüre, da man den Roman flott lesen kann.

    Worum geht’s?

    Ein Blick auf den Untertitel verrät den Handlungsort: „Eine Liebesgeschichte in Notting Hill.“

    Die Verlagsassistentin Millie ist introvertiert und sehr schüchtern, an ihrem Arbeitsplatz ist sie daher das Mädchen für alles. Neben ihren offiziellen Aufgaben rettet sie heimlich abgelehnte Manuskripte. Ein Manuskript gefällt ihr so gut, dass sie beschließt, Auszüge des Romans in Zettelform in Cafés zu deponieren. Als der Autor J. Abberwock alias William Winter entdeckt, dass Exzerpte seines Werks die Runde machen, fühlt er sich veräppelt, er glaubt an einen grausamen Scherz. „Dein Herz in tausend Worten“ ist eine Liebesgeschichte, in der sein ganzes Herzblut steckt. Eine Begegnung mit Millie ändert jedoch alles, denn die sensible junge Frau lebt für die Literatur…

    Der Beginn des Romans gefiel mir unheimlich gut. Die Figuren sind interessant. Felix, Millies Bruder, ist ein echter Sympathieträger. Er unterstützt und ermutigt „Milliepanilli“ und versucht, sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Wenn Millie bemerkt, dass ihr „eine Freundin“ fehlt, kann man das als Leser/in nachvollziehen; Pinnow beschreibt die Schwierigkeiten, die zurückhaltende Menschen haben, mit scharfem Blick. Auch das setting - London – ist perfekt. Stilistisch und sprachlich hatte ich mir vor der Lektüre jedoch mehr erhofft. Die Perspektivwechsel fand ich nicht wirklich gelungen, es wird aus Sicht einer Ich-Erzählerin und aus dem Blickwinkel eines auktorialen Erzählers berichtet. Meines Erachtens gerät der Erzählfluss durch diese Technik ins Stocken, auch inhaltlich ging es im Mittelteil der Geschichte langsam voran, daher hätte ich als Autorin den plot (trotz der Kürze des Romans) gestrafft. Die Idee, Außenseiter als Protagonisten ins Rennen zu schicken, finde ich dennoch kreativ, da die melancholischen Aspekte zu Beginn verhindern, dass das Ganze zur zuckersüßen Farce gerät. „Dein Herz in tausend Worten – eine Liebesgeschichte in Notting Hill“ ist ein kurzer Liebesroman, der mit einer guten Grundidee punkten kann. Tolle Schauplätze laden zum Träumen ein, die Protagonisten sind Menschen mit Stärken und Schwächen, dies macht sie als Figuren glaubwürdig.

    „Dein Herz in tausend Worten“ ist eine bittersüße Lovestory für Zwischendurch.


    ASIN/ISBN: 3548062970

    „In Wahrheit ist es nämlich so: Ohne Andy verknallt zu sein, ist sinnlos.“


    „Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ ist ein witziger Liebesroman. Als Leser/in hat man das Gefühl, mittendrin statt nur dabei zu sein, da eine Ich-Erzählerin durch das Geschehen führt. Die Handlung ist in den USA angesiedelt.


    Worum geht’s?


    Anderson ist Kates bester Freund. Gemeinsam besuchen sie die Theater – AG an der Highschool, Musicals sind ihre Leidenschaft. Nie hätte Kate Garfield gedacht, dass sie einmal mit dem feinsinnigen Anderson streiten würde, als jedoch der Beau Matt Olson auftaucht, hängt der Haussegen schief: Sowohl Kate als auch Anderson (der laut Kate einen exzellenten Geschmack in allen Dingen hat) haben ein Auge auf den Jungschauspieler geworfen…

    „Kate in Waiting“ ist typischer Jugendroman. Nerds vs. Sportler, Highschooldrama, Freund &Feind, wechselnde Allianzen: Diese Themen gehören zum Genre wie die Faust auf’s Auge. Neu ist der LGBTIA-Aspekt, der bewirkt, dass die Geschichte am Puls der Zeit ist. Die Figuren sind divers, die Handlung ist zwar abwechslungsreich, aber auch ein wenig vorhersehbar. Ich mochte die Sprache und den humorvollen Stil der Autorin. „Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ ist eine Erzählung, die sehr unterhaltsam ist, das Tempo erinnert an Netflix – Teenie – Dramen oder auch an die Serie „Glee“. Die Kapitelüberschriften („Ouvertüre“) passen perfekt zum Thema, die liebevolle Ausarbeitung durch Becky Albertalli (die Autorin war mir vor der Lektüre unbekannt) überzeugt. Die Figuren haben Ecken & Kanten, sie verhalten sich nicht immer logisch oder rational, als Leser/in kann man sich auf eine geballte Portion Drama gefasst machen, es gibt aber auch lustige Szenen: Teenager in Nöten! Wie die Geschichte endet, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.


    Fazit: Dieses Jugendbuch ist für die Hauptzielgruppe genau das Richtige.

    „Kate in Waiting – Liebe ist (nicht) nur Theater“ von Becky Albertalli ist ein Roman über das Erwachsenwerden, in welchem die Sorgen & Nöte von Teenagern mit sehr viel Empathie in den Mittelpunkt gerückt werden. Von mir gibt’s dreieinhalb von insgesamt fünf möglichen Eulen.


    ASIN/ISBN: 3426527960

    „Du bist so beschäftigt damit, eine Version von dir selbst zu finden, die es nicht mehr gibt, dass Du verpasst, was vor deiner Nase liegt“.

    Chelsea – „Chels“- ist empört: Ihr Vater will nach dem Tod der Mutter wieder heiraten, während ihr Leben seit der Tragödie zum Stillstand gekommen ist. Ihre Schwester hat mit dem Vorhaben des Vaters kein Problem. Chelsea kommt in's Grübeln- zuletzt war sie während der Europa – Rundreise, die sie nach dem College unternahm, so richtig glücklich – und verliebt! Ihr Leben besteht mittlerweile nur noch aus Arbeit, und im Job gibt es Mitarbeiter, die Chels richtig auf die Nerven gehen!

    Was ist aus der lebensfrohen jungen Frau geworden? Die Protagonistin möchte ihre Unbeschwertheit aus früheren Tagen zurück, ihr altes Ich.

    Eine Reise in die Vergangenheit soll ihr dabei helfen, doch sie ahnt nicht, dass es auch eine Reise zur Selbstakzeptanz werden soll…

    Das Motto der Geschichte könnte „Chelsea sucht das Glück“ lauten.

    „Irgendwo ist immer irgendwer verliebt“ von Jenn McKinlay ist eine RomCom in Buchform. Ein ChickLit-Roman zum Träumen und Entspannen, ich habe in dem Genre allerdings schon Besseres gelesen. Der Handlungsverlauf ist arg vorhersehbar. Ich liebe unerwartete Wendungen, die einer Geschichte Pep verleihen, daher war ich etwas enttäuscht, als ein unvorhersehbarer plot twist ausblieb. Es hat jedoch Spaß gemacht, Chelsea auf ihrer Reise zu begleiten. Der Trip nimmt allerdings nicht den Großteil der Geschichte ein, daher sollte man als Leser/in keine klassische Road-Novel erwarten. Ein Single, der nach Liebe sucht, ist in dem Genre zwar nichts Neues, aber immer wieder ein unterhaltsamer „Aufhänger“ für eine Erzählung. Die Autorin greift auf bekannte und beliebte Tropen des Liebesroman-Genres zurück, was im Prinzip ein guter Ansatz ist. Die Erzählperspektive – Chelsea selbst führt durch das Geschehen – mochte ich sehr gerne.

    Ich finde aber, dass Jenn McKinlay mehr aus dem plot hätte machen können, auch wenn ich zugeben muss, dass es durchaus Potential für Tiefgang in der Geschichte gibt, ob dieses genutzt wird, steht jedoch auf einem anderen Blatt. So bleibt es bei einem Roman der zwar schnell gelesen, aber auch schnell wieder vergessen ist.



    ASIN/ISBN: 3423230282

    „Ich bin ganz genau da, wo ich sein will, Sir, “ […]


    Die Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ geht mit „Lady Churchill“ in die zweite Runde. Der erste Band ist Mileva Marić gewidmet („Frau Einstein“).

    „Lady Churchill“ von Marie Benedict ist eine Romanbiographie beziehungsweise ein Stück biographische Fiktion. Eine in allen Details historisch korrekte Darstellung darf man als Leser daher nicht erwarten, und auch keine quellenkritische Analyse.

    Eine Ich-Erzählerin, Clementine Churchill (1885-1977), führt durch das Geschehen, denn es soll nicht ihr berühmter Mann Winston Churchill im Mittelpunkt stehen, sondern seine Frau Clementine.

    1908 heiratete Clementine Hozier Winston Churchill. Laut Marie Benedict war sie diejenige, die ihren Mann zu Höchstleistungen motivierte. Man erfährt, dass Clementines Kindheit nicht gerade glücklich war, da ihre Mutter nicht besonders an ihrem Nachwuchs interessiert war, wichtiger waren ihre Affären. Interessant ist, dass auch Clementine keinen besonders guten Draht zu ihren Kindern hatte, da sie sich lieber ihren Projekten widmete und sozusagen „mitregierte“. Schon früh setzte sich Clementine für das Frauenwahlrecht ein, sie war eine Feministin der ersten Stunde, diese Tatsache kann man nur positiv bewerten.

    Die Autorin präsentiert eine Chronologie der Ereignisse; diese Art der Darstellung konnte mich leider nur bedingt fesseln, da es auch zu Längen in der Erzählung kommt. Der Zweite Weltkrieg nimmt sehr viel Raum in der Erzählung ein, was nicht schlecht ist, die Zeit nach dem Kriege kommt meines Erachtens jedoch etwas zu kurz.

    Während der Lektüre hatte ich das Gefühl, dass die Personen/Figuren nicht unbedingt als Kinder ihrer Zeit gesehen werden, ich halte es für nicht ganz unproblematisch, heutige Maßstäbe beziehungsweise Wertvorstellungen an die Handlungen historischer Persönlichkeiten anzulegen. In erster Linie will „Lady Churchill“ unterhalten.

    3/5

    ASIN/ISBN: 3462053817

    Eine runde Sache


    Irland, 1904:

    Die zwanzigjährige Nora Barnacle hat es von Galway nach Dublin verschlagen, wo sie als Zimmermädchen in einem Hotel anheuert. Eines Tages begegnet sie James „Jim“ Joyce. Obwohl Barnacle & Joyce aus verschiedenen sozialen Schichten stammen, verbindet sie sofort eine starke erotische Anziehungskraft. Joyce ist ein unangepasster Künstler, Nora wird zu seiner Muse, er weigert sich zunächst, sie zu heiraten. Die praktisch veranlagte Nora ist lange Zeit die Hauptverdienerin der Familie, sie folgt ihrer großen Liebe James durch ganz Europa. Zu den Stationen gehören Triest, Zürich und Pula; fern der Heimat kämpfen Nora, James und ihre Kinder um’s Überleben, als mittelloser Schriftsteller kann der Mann die Familie kaum ernähren, seine Anstellung als Lehrer ist nicht von Dauer. Immer ist es Nora, die einspringt, auch, als James sich dem Alkohol hingibt und sein gesundheitlicher Zustand sich rapide verschlechtert.

    Die Durststrecke endet erst, als der berühmte Roman „Ulysses“ publiziert wird. Nora soll als „Molly Bloom“ in die Literaturgeschichte eingehen…


    Eine süßlich – kitschige Fleißarbeit (viele Romanbiographien fallen in diese Kategorie) oder eine feministische Abhandlung darf man bei „Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern“ nicht erwarten; der Originaltitel “Nora. A Love Story of Nora and James Joyce“ ist viel aussagekräftiger, da eine Amour fou geschildert wird. Wenn es um den körperlichen Aspekt dieser Liebesgeschichte geht, wird dieser sprachlich derb und unverblümt gezeigt.

    Auch den Roman „Ulysses“, in welchem ein Tag im Leben des Leopold Bloom (der 16. Juni 1904) geschildert wird, fanden viele Kritiker „vulgär“. Daher denke ich, dass die Autorin Nuala O’Connor ganz bewusst keine blumigen Formulierungen verwendet; ihre Ich-Erzählerin Nora nimmt auch das F-Wort in den Mund. Diese Art der Darstellung ist sicher nicht jedermanns Sache.

    Nuala O’Connors biographische Fiktion habe ich sehr gern gelesen, da Fakten auf unterhaltsame Art & Weise präsentiert werden, es gibt auch durchaus poetische Passagen und anrührende Szenen:

    „Für Jim bin ich Irland“, sagt Nora.

    O’Connors Roman ist in meinen Augen eine runde Sache, sie präsentiert am Ende der Erzählung ein Glossar der irischen Begriffe und räumt ein, manche Details zu „dramaturgischen Zwecken“ verändert zu haben. Auch die Lebenswege von Joyces Nachfahren streift sie im Anhang. Man muss also kein Anglist sein, um dieses Buch zu verstehen, da sich „Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern“ nicht an eine rein akademische Leserschaft wendet, dieser Ansatz gefällt mir gut. Man wird „zum Weiterlesen“ animiert und kann nach der Lektüre von „Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern“ zu einer kritischen Biographie greifen, wenn man möchte.

    Von mir gibt's die volle Punkt-bzw.Eulenzahl!


    ASIN/ISBN: 3458681426

    „Ich bin erst zwölf, doch Slim ist der Meinung, dass ich die krassen Geschichten schon abkann.“


    Brisbane, 1983:

    Elison Bell, dessen Bruder August stumm ist, hat es nicht leicht. Seine Mutter sitzt im Gefängnis, sein Stiefvater Lyle dealt, der leibliche Vater hat sich längst aus dem Staub gemacht, an dessen „Gesicht“ kann sich Eli „kaum erinnern“. Gibt es überhaupt einen ehrlichen Menschen im Umfeld des zwölfjährigen Jungen? Auch der Babysitter Slim nahm es nicht so genau mit dem Gesetz. Doch Eli ist fest entschlossen, ein guter Mensch zu werden, und er hat einen Traum – er möchte Journalist werden…


    Der Journalist Trent Dalton präsentiert mit „Der Junge, der das Universum verschlang“ zwar keine Autobiographie, seine Erlebnisse haben ihn jedoch zur Ausarbeitung des Romans inspiriert.

    Es ist keine idyllische (und erst recht keine romantisierende) Coming-of-Age story, die entworfen wird, da der Autor drastische Gewaltszenen in die Geschichte einbaut. „Der Junge, der das Universum verschlang“ ist sicher keine Wohlfühllektüre, das Australien des Protagonisten bietet keinen Strand - Kitsch, nach Buschromantik kann man lange suchen. Insofern ist es ein bedrückender Bericht, aber es gibt auch poetische Momente und durchaus humorvolle Passagen in der Geschichte, und natürlich, wie kann es bei einem Heranwachsenden anders sein, soll auch die Liebe noch eine Rolle spielen. Stil und Sprache machen die Geschichte so besonders; eine knappe, präzise Schilderung der Dinge darf man als Leser jedoch nicht erwarten: Eli fabuliert gerne, und so schweift er in seinem Bericht immer wieder ab. Traum und Wirklichkeit vermischen sich, man fragt sich oft, wie die knallharte Lebensrealität des Ich-Erzählers ihn nicht die Hoffnung verlieren lässt. Seine Situation ist schlecht, er muss einige Rückschläge einstecken, bevor es endlich aufwärts geht.


    Auch als sein

    Erzeuger wieder in das Leben der Familie tritt, stellt sich nicht unverzüglich ein happy ending ein: Vater Bell ist ein abgehalfterter Alkoholiker, aber er ist bereit, für seine Jungs zu kämpfen. Die Figurenzeichnung ist insofern filigran, da die Personen nicht auf ihre schlechten Eigenschaften reduziert werden; das macht ihre Handlungen nachvollziehbar. Beim Lesen durchlebt man eine Achterbahn der Gefühle, Elis Geschichte fand ich deprimierend, die Protagonisten waren mir jedoch nicht immer unsympathisch.


    „Der Junge, der das Universum verschlang“ ist ein lesenswerter Roman, der dem Leser Einiges abverlangt.


    ASIN/ISBN: 3749901414

    „Simonopios Ankunft hat uns für immer verändert. Sie war ein Wendepunkt in unserer Familie und würde später einmal über Leben und Tod entscheiden, aber das wussten wir damals natürlich noch nicht.“

    Sofia Segovia präsentiert mit „Das Flüstern der Bienen“ einen lesenswerten Mix aus Unterhaltung & Information. Die Figurenzeichnung gefiel mir ausgesprochen gut! Ich habe auch etwas über die Geschichte Mexikos erfahren, da auch die Revolution thematisiert wird.

    Worum geht’s?


    Linares (Nord-Mexiko) zu Beginn des 20. Jahrhunderts:

    Die Amme der Familie Morales, Nana Reja, scheint eines Tages verschwunden zu sein. Doch sie kehrt mit einem Baby zurück, das von einem Bienenschwarm umhüllt ist. Es gelingt der alten Amme, das kränkliche Kind (es wurde mit einer Gaumenspalte geboren) am Leben zu erhalten. Trotz der Warnungen der Dorfbewohner nehmen die Großgrundbesitzer Beatriz & Francisco Morales den Waisenjungen auf.

    Simonopio ist ein stummes, aber feinsinniges Kind; der Junge scheint eine besondere Gabe zu haben, so wird er zum Schutzengel seiner „Ziehfamilie“ und beeinflusst das Leben auf der Hacienda entscheidend. Doch es gibt Neider, die ihm sein Glück nicht gönnen…

    In „Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia wird die Geschichte Mexikos geschickt mit der Geschichte des Protagonisten verknüpft; die berüchtigte Spanische Grippe spielt auch eine Rolle.

    Simonopio erinnert an John Irvings Figuren, er ist der Prototyp des begabten Außenseiters. Während der Lektüre des Romans musste ich auch an die Werke einer Isabel Allende denken – der magische Realismus lässt grüßen, daher ist es nicht verwunderlich, dass die Erzählung stellenweise märchenhafte Züge aufweist. Dieses Stilmittel - man kann es lieben oder hassen- findet man auch in den Publikationen von Gabriel Garcia Marquez oder Gioconda Belli (sie selbst ordnet ihre Werke teilweise dieser literarischen Strömung zu).

    Sofia Segovia nimmt sich Zeit, um ihre Geschichte zu entfalten. Der plot ist nicht gestrafft, dies hat mich jedoch nicht gestört, da mir der bildhafte, fast poetische Ton der Autorin so gut gefiel, auch die nicht-lineare Technik (Es gibt zwei Erzählperspektiven, teils wird die Geschichte von Simonopios Bruder Francisco erzählt) konnte mich überzeugen. Neben den Protagonisten gibt es auch den klassischen Antagonisten.


    Fazit:

    „Das Flüstern der Bienen“ von Sofia Segovia ist ein farbenprächtiger historischer Roman, der mich trotz gewisser Längen gut unterhalten hat.

    Ich vergebe die volle Punktzahl.

    ASIN/ISBN: 3471360352

    Ich bin ein großer Fan der „Rivers of London“ – Reihe von Ben Aaronovitch und immer auf der Suche nach guter Urban Fantasy. Auch Kevin Hearnes neue Serie ist in Großbritannien angesiedelt: Der Siegelmagier Aloysius „Al“ MacBharrais aus Glasgow ist ein waschechter Schotte! Als Leser/in sollte man sich daher auf markige, gar derbe Sprüche einstellen: „Ich hab deine Oma bestiegen.“

    Der Protagonist hat ein Problem – eigentlich sollte er Nachwuchs ausbilden, doch alle seine Lehrlinge versterben auf mysteriöse Art und Weise. Nicht umsonst hält Al Rosinen für Teufelszeug. Sein Schüler Gordie erstickte, nachdem er einen Scone aß. Im Zuge seiner Nachforschungen erfährt Al, dass Gordie ein kriminelles Doppelleben führte und magische Wesen an den Meistbietenden verkaufte. Al argwöhnt, dass die Fae ihre Finger im Spiel haben könnten. Der Siegelmagier beginnt zu ermitteln…


    Bei Kevin Hearne gibt es keine Altersdiskriminierung! Al ist eigentlich schon im Rentenalter, aber noch längst nicht reif für’s Abstellgleis. Sein Schnurrbart ist sein Markenzeichen, außerdem hat er immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Mittels Geheimtinte fabriziert er die tollsten Zaubersprüche, aber er ist auch verflucht, um nicht den Hass der Menschen auf sich zu ziehen, kommuniziert er daher schriftlich (analog oder digital) mit seiner Umwelt. Seine Managerin Nadia behält stets einen kühlen Kopf, wenn die magischen Wesen Al das Leben schwer machen…


    „Tinte & Siegel“ ist ein gelungener Reihenauftakt - Kevin Hearne präsentiert den perfekten Mix aus realen & magischen Elementen. So spielt etwa die „Signal“ App eine nicht unerhebliche Rolle. Dies gefiel mir wirklich gut! Die magischen Wesen (etwa „Hobgoblins“) sind gut ausgearbeitet, es gibt Sympathieträger und Schurken. Obwohl man im Text den einen oder anderen Querverweis als Hommage an berühmte Fantasyautoren finden kann, liest sich „Tinte & Siegel“ nie wie ein billiger Abklatsch. Kevin Hearne gelingt es, eine in sich stimmige Geschichte zu erzählen und ein eigenständiges Werk zu erschaffen. Dabei kommt der Humor nicht zu kurz, es gibt skurrile Szenen und schräge Typen wie „Buck Foi“. Glücklicherweise nimmt der Autor sich selbst nicht allzu ernst, mit einem Augenzwinkern entwirft er den plot.

    Ich fühlte mich beim Lesen prima unterhalten, daher freue ich mich schon auf den nächsten Band der „Chronik des Siegelmagiers“ !


    5/5


    ASIN/ISBN: 3608982035

    Lilibet ermittelt


    „Man hatte genug Ärger mit der eigenen Familie“.


    Sophia Bennett ist primär als Jugendbuchautorin bekannt. Als SJ Bennett wagt sie mit „Das Windsor Komplott“ den Genrewechsel – Biographische Fiktion meets Cosy Crime!

    Worum geht’s?

    Großbritannien, 2016:

    Auf Schloss Windsor feiert die Königin von England ihren 90. Geburtstag. Anwesend ist die Crème de la Crème: Der Erzbischof von Canterbury, Dame Helen Mirren, Sir David Attenborough. Am nächsten Morgen folgt jedoch ein böses Erwachen – der junge russische Pianist Max Brodsky wird in pikanter Pose tot im Kleiderschrank aufgefunden.

    Als die britische Polizei und der MI5 bei den Ermittlungen auf Granit beißen (hat womöglich Wladimir Putin höchstpersönlich einen „Schläfer“ nach GB entsandt?) muss Königin Elizabeth II die Dinge selbst in die Hand nehmen. Gemeinsam mit ihrer Privatsekretärin Rozie versucht die Queen, Licht in’s Dunkel zu bringen…


    „Das Windsor Komplott“ ist der Auftaktband zu einer neuen Reihe. Die königliche Familie steht im Fokus, der eigenwillige Humor von Prinz Philip kommt nicht zu kurz, wird dem Original jedoch nicht gerecht. Auch die weltweite (Polit)Prominenz wird genannt, der amerikanische Expräsident Barack Obama und seine Ehefrau Michelle spielen natürlich auch eine Rolle. Der Roman ist ein Schmankerl für Fans der Serie „The Crown“, aber man sollte nicht alles, was Teil der Geschichte ist, für bare Münze nehmen, die Autorin arbeitet teils mit Klischees. Es ist bekannt, dass Königin Elizabeth sehr tierlieb ist, es ist also nicht verwunderlich, dass die britische Regentin im Roman als passionierte Reiterin dargestellt wird. Es gibt nette Szenen in der Geschichte, vor der Lektüre hatte ich jedoch mit einer skurrilen, schwarzhumorigen story gerechnet. „Das Windsor Komplott“ ist nicht unbedingt ein Spannungskracher, und irgendwie waren mir manche Passagen zu „zeitgeistig“. Als Autorin hätte ich die Geschichte definitiv gestrafft.

    Ich finde es auch schade, dass in der deutschen Übersetzung die Implikationen des englischen Originaltitels verloren gehen. Eine Krawatte spielt eine nicht unerhebliche Rolle im Krimi, außerdem ist diplomatisches Fingerspitzengefühl gefragt, um „den Knoten zu lösen“. Meines Erachtens werden die Feinheiten des Titels “The Windsor Knot“ durch die deutsche Übersetzung („Das Windsor Komplott“) nicht tradiert.


    Fazit:


    „Das Windsor Komplott“ von SJ Bennett ist ein solider, durchaus unterhaltsamer Auftaktband zu einer neuen Reihe.

    3/5


    ASIN/ISBN: 3426227401