„Lektionen“ von Ian McEwan beginnt mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Wir Leser begleiten den Protagonisten Roland Baines. Er wurde (ebenso wie der Autor) im Jahre 1948 geboren. Als Sohn eines Armeeoffiziers wächst er zunächst in Libyen auf - Im Roman wird seine Vita erzählt. Schlaglichtartig werden dabei die großen Ereignisse der Weltgeschichte beleuchtet – Kubakrise, Tschernobyl, Mauerfall, Pandemie, just to name a few. Das hört sich zunächst langweilig an – doch die Geschichte hat es in sich! Trotz gewisser Längen konnte mich die Erzählung begeistern, da der Autor ethisch-moralische Fragen aufwirft, die zum Nachdenken anregen. Mit großer Sensibilität und feinem Fingerspitzengefühl wird der plot entworfen. Rolands deutsche Frau Alissa lässt ihn und den kleinen Sohn Lawrence sitzen, um sich selbst zu verwirklichen (ich musste unwillkürlich an Michel Houellebecqs Romane denken). Doch dies ist nicht das einzige schlimme Ereignis, das Roland verarbeiten muss. Als vierzehnjähriges Kind wurde er in einem englischen Internat von seiner Klavierlehrerin missbraucht. Und erst spät wird ihm klar, wie sehr ihn dieses Erlebnis, für welches er lange nicht die richtigen Worte fand, geprägt hat und dass es eigentlich der Grund für seine Gelegenheitsarbeiten (unter anderem ist Roland Barpianist) ist. Auch Rolands Beziehungen zu Frauen gestalten sich schwierig, aber McEwan verfällt nie in Schwarzweißmalerei. Wie im richtigen Leben gibt es im Dasein des Helden Höhen und auch viele Tiefschläge. McEwans Geschichte ist insofern kein „Wohlfühlbuch“, aber es ist definitiv große Literatur, die der Autor präsentiert. Als Leser leidet man mit den Figuren, man erlebt aber auch die schönen Momente und man kommt definitiv ins Grübeln. Die nicht-lineare Erzählweise gefiel mir sehr gut, eine bloße Aneinanderreihung von Ereignissen hätte mich schnell gelangweilt; die verschiedenen Zeitebenen hielten mich ‚bei der Stange‘. Der Stil ist mal poetisch, mal banal, aber immer lesenswert! Ich spreche gerne eine Empfehlung aus.
Beiträge von newmoon
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Ich glaube, ich bin bei Folge 5 oder 6 von The Crown............und ich zum Beispiel empfinde die Darstellung von Diana als "too much", von allem etwas zu viel. Zuviel Augenaufschlag etc.
Toll finde ich die Darstellerin von Margaret und an Elizabeth und Philip habe ich mich zwischenzeitlich gewöhnt obwohl sie mir beide besonders am Anfang der Staffel zu alt erschienen.
Überhaupt hat mich die Staffel noch nicht so richtig gepackt, ich hoffe, das kommt noch............
Spannend! Mit Margaret kann ich mich überhaupt nicht anfreunden, HB Carter war für mich Klassen besser.
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Ui, die Besetzung der fünften Staffel von "The Crown" ist ganz schön gewöhnungsbedürftig. Wir haben erst eine Folge gesehen, aber Charles wirkt sehr dandyhaft, Diana ist riesig, und die fünfundsechzigjährige Elsbett ... na ja. War allerdings sowieso ein äußerst gemächlicher Einstieg - dafür gab's tolle Bilder und schöne Einstellungen. Mal schauen, wie es weitergeht.
Das glatte Gesicht von Imelda Staunton finde ich sehr gewöhnungsbedürftig...und bei Prinz Phillip habe ich immer Game of Thrones im Kopf...Diana finde ich super getroffen, die Mimik, der Augenaufschlag...große Klasse.
Ich habe "The Mentalist" gesehen und bin angenehm überrascht. Dachte im Vorfeld, es sei "Hellseherkram" und wollte es nicht gucken. Jetzt weiss ich nicht, was ich als Nächstes "bingen" soll...
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Ich fühle mich jetzt inspiriert, dieses (verlängerte) Wochenende auf meine Flasche Rotwein zu verzichten und statt dessen diesen Roman zu lesen. Außer (gerüchteweise) Voltaire beziehen sich in diesem Thread alle auf die Leseprobe oder einen Ausschnitt. Gott, da gibt es eine Analsex-Szene, wirklich schlimm. Wie sehr sind wir alle empört. Der typische, um das moralische und qualitative Heil der deutschen Literatur besorgte Leser, wird fast in jedem Jahr lieber zur Flasche als zum preisgekrönten Buch greifen. Antje Ravik Strubel? Anne Weber? Kann ich mir bei den Kritikern in diesem Thread schwer auf dem Nachttisch liegend vorstellen. Der Deutsche Buchpreis ist kein Publikumspreis, genauso können wir uns jedes Jahr über die Qualität beim Bachmannpreis echauffieren. Das ist langweilig.
Welcher Roman hätte es denn literarisch/dramaturgisch qualitativ eher verdient?
"Dschinns" von Aydemir! Stilistisch und inhaltlich top. Und es kommt auch eine queere Figur vor. Gesellschaftskritisch ist es auch.
Voltaire hat schon Recht , der Preis spiegelt zunehmend den Zeitgeist. Das war bei "Herkunft" von Saša Stanišić schon so. Ich fand das Buch gar nicht übel, hatte aber mehr erwartet...
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Eigentlich denke ich, dass die Serie nichts für mich ist, aber Jensen Ackles ist schon ein Argument.
Aber hallo,definitiv ist er das. Ich mach immer die Augen zu, wenn es zu brutal wird...
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unspektakulärer Auftaktband
Noch vor wenigen Jahren wäre Serafina „Fina“ Plank mit ihrer Körpergröße von 1,60 m nicht als Polizistin eingestellt worden. Als Frau in einer Männerdomäne arbeitet sie jedoch bei der Wiener Mordkommission, wo sie als einzige weibliche Ermittlerin einen schweren Stand hat- Kollege Oliver macht ihr mit chauvinistischen Sprüchen das Leben schwer. Als eine berühmt-berüchtigte Ansagerin des privaten Fernsehsenders „Quick TV“ unfreiwillig live ihre eigene Ermordung ankündigt und kurz darauf tatsächlich tot aufgefunden wird, muss Fina ihr ganzes Können unter Beweis stellen…
Mit „Stille blutet“ hat Ursula Poznanski den Auftaktband zur „Mordgruppe 1“ – Reihe vorgelegt. Der Roman wird vom Verlag als Thriller vermarktet. Richtig spannend wurde der plot aber erst, nachdem ich circa 73 Prozent der Geschichte gelesen hatte, daher würde ich das Ganze eher als Krimi bezeichnen. Von einem Thriller erwarte ich definitiv mehr Tempo und Nervenkitzel. Es gibt einen auktorialen Erzähler und eine ominöse zweite Erzählstimme, welche jeweils mit Trakl-Zitaten angekündigt wird.
Die Figurenzeichnung ist leider einigermassen konventionell gehalten. Auch die auftretenden Konflikte kennt man bereits aus anderen Krimis – ein sexistischer „Platzhirsch“ mobbt seine junge Kollegin, es gibt den Aufsteiger mit ausländischen Wurzeln, der Hauptverdächtige ist nicht unbedingt sympathisch und arbeitet in der oberflächlichen Werbebranche. Poznanski schneidet viele Themen an und vertieft doch kein einziges. Die Gefahr, die von den neuen Medien ausgeht und die Macht von Influencern und Bloggern wird angeprangert. Virtuelle Shitstorms und Hashtags (#inkürzetot) beeinflussen das reale Leben. Um tatsächlich am Puls der Zeit zu sein, hätte Poznanski woke Kampagnen und das Gendern ins Visier nehmen müssen – so wirkt das Ganze fast ein wenig altmodisch.
Die Protagonistin Fina war mir sympathisch, wenn sie sich jedoch als pummelige Polizistin nicht traut, in der Öffentlichkeit zu naschen und im stillen Kämmerlein an ihren Exfreund denkt, schmälert dies das Lesevergnügen. Ich als Leserin war leicht genervt, obwohl die Absicht der Autorin sicher edel ist – bodyshaming ist doof. Insgesamt fehlt es einfach an Raffinesse. Die Auflösung war wirklich konstruiert, es gibt unglaubwürdige Elemente in der Geschichte. Mit einem Cliffhanger lässt sich Poznanski ein Hintertürchen offen, was zwar spannend, erzähltechnisch aber nicht besonders elegant ist. Auch die Identität der geheimnisvollen zweiten Erzählstimme wird nicht enthüllt, dies soll den Leser oder die Leserin offensichtlich bei der Stange halten. Das österreichische setting fand ich dennoch klasse. Die Grundidee – Mord mit Ankündigung- weckte sofort mein Interesse. Leider konnte die Umsetzung nicht halten, was der ‚Aufhänger‘ versprach, dabei hätte die Autorin aus dem Stoff viel mehr machen können. Der Roman wirkt auf mich wie mit „angezogener Handbremse“ oder wie „nebenher“ geschrieben. Georg Trakl hat das Ganze in meinen Augen „gerettet“. Ich hoffe, dass Ursula Poznanski sich in Zukunft mehr Mühe geben wird; Fina Plank ist eine Figur mit Potential und Wien als Handlungsort ist schwer zu toppen. Auf Band zwei der Reihe bin ich trotz diverser Kritikpunkte gespannt!
3/5 -
Solider Reihenauftakt
Vorab:
Die Umschlaggestaltung ist besonders gelungen & die perfekte Einstimmung auf den Schmöker!
Hinter dem Pseudonym „Charlotte Blum“ verbergen sich die Autorinnen Dorothea Böhme & Regine Bott. Gemeinsam haben sie den Roman „Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders“ geschrieben und das Ganze als Reihe („Alma Täuber ermittelt“) angelegt.
Worum geht’s?
Die Kurstadt Baden – Baden ist der Hauptschauplatz der Geschichte. In den 1920er Jahren gibt es natürlich weder Handy noch Internet, und so vermittelt die Protagonistin Alma Täuber 1922 als ‚Fräulein vom Amt‘ Telefongespräche. Gemeinsam mit ihrer Freundin Emmi lebt sie in einer Wohnung, nach dem Ende der harten Kriegsjahre liegt Aufbruchstimmung in der Luft, doch die beiden haben natürlich eine strenge Vermieterin, die Herrenbesuch nicht gerne sieht & Wert auf Sauberkeit legt.
Eines Tages belauscht Alma (verbotenerweise) ein Telefongespräch mit verdächtigem Inhalt. Als dann ein Mord geschieht, ist ihre Neugier endgültig geweckt. Alma geht zur Polizei, doch nur Kommissaranwärter Ludwig Schiller ist bereit, Alma zu glauben…
Der historische Kriminalroman kann vor allem in Sachen Alltags – und Sozialgeschichte punkten, interessante Einblicke in eine längst vergangene Epoche werden geboten, von gut besuchten Kurhotels und illegalen ,Spielhöllen‘ ist die Rede. Es ist leicht, die story zu verfolgen, sprachlich und stilistisch hatte ich mir allerdings mehr erhofft, und stellenweise hat es dem plot definitiv an Spannung gefehlt, auch ein spezifisch badisches Flair konnte ich nicht erkennen. Die Figuren fand ich jedoch ganz nett, und ich war froh, dass es sich bei diesem Reihenauftakt nicht um einen beinharten Thriller handelt. Manchmal möchte man einfach nur unterhalten werden! Insofern handelt es sich bei der Erzählung um die perfekte (Urlaubs)lektüre für Zwischendurch. Man darf auf Band 2 („Fräulein vom Amt – der Tote im Kurhaus“) gespannt sein, er soll 2023 erscheinen.
ASIN/ISBN: 3651001113 -
- Indien, 1955. Die Inder haben sich endlich vom britischen Joch befreit, Nehru ist Premierminister.
Eine junge Frau bricht aus einer gewalttätigen Ehe aus. Sie ist völlig mittellos, zurück zu den Eltern kann sie nicht, zu groß ist die Schande. Glücklicherweise konnte ihr ihre Schwiegermutter nützliche Kenntnisse vermitteln, Kurtisanen in Agra brachten ihr die Feinheiten exotischer Hennamuster bei. Ihr Weg führt sie nach Jaipur. Um zu überleben, beginnt Lakshmi als „Hennakünstlerin“ zu arbeiten, sie bemalt die Hände und Füße reicher Kundinnen mit einzigartigen Mustern. Außerdem stellen sich ihre Kenntnisse in Pflanzenheilkunde als nützlich heraus – die Wirkung von diversen Heilpflanzen ist bei Lakshmis Kundschaft heiss begehrt. Die Damen aus Rajasthans High Society sind ganz begeistert von den Tinkturen, Mittelchen und Schönheitscremes, sie schwören auch auf die empfängnisverhütende oder fruchtbarkeitsfördernde Wirkung. Lakshmi achtet sehr darauf, ihre Herkunft zu verschleiern, lässt ihr Umfeld im Glauben, sie sei eine geschiedene Frau – mit der Unabhängigkeit von den Briten hat sich auf dem Subkontinent scheinbar Einiges geändert; doch der Androzentrismus und das Kastenwesen spielen noch immer eine Rolle. Trotzdem gelingt es der Protagonistin, gesellschaftliche Anerkennung und einen gewissen Wohlstand zu erlangen, sie beginnt sogar, ein Haus zu bauen. Als die Inderin vom Tod der Eltern und der überraschenden Existenz einer Schwester erfährt, werden die Karten neu gemischt.
Waren Lakshmis Bemühungen umsonst?
Eine Ich- Erzählerin führt durch das Geschehen. Besonders gut gefielen mir die Hindi – Einsprengsel im Text, die das Ganze authentisch wirken lassen. Die Figurenzeichnung habe ich als gelungen empfunden, auch wenn sie stellenweise hätte nuancierter sein können. Lakshmi ist der „Boss“ für ihren kleinen Gehilfen Malik. Die Interaktion zwischen den beiden gefiel mir gut, die Schwester Rahdha benimmt sich hingegen manchmal trotzig und pubertär. Dieser Kontrast bringt Würze in den plot, die Handlung wird auf gute und schlechte Weise beeinflusst. Alka Joshi erzählt bildhaft und farbenfroh. Der Stil liest sich angenehm flüssig, daher habe ich die Geschichte gern verfolgt & mich so gut unterhalten gefühlt, dass ich im Anschluß an die Lektüre in Dietmar Rothermunds „Geschichte Indiens“ geschmökert habe.
Wertung:
Für Alka Joshis „Hennakünstlerin“ gibt’s von mir viereinhalb von insgesamt fünf möglichen Eulen.
ASIN/ISBN: 3749903905 -
Habe jetzt mal mit Dallas angefangen. Viel von gehört, ist die Serie aber an mir vorüber gegangen.
Bei welchem Streaminganbieter gibt es das denn ?
Ich gucke gerade die neue Staffel von "The Boys" - richtig gut gemacht!
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Frauenpower?
Vorab:
Die optische Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut, die gelungene Umschlaggestaltung, Kartenmaterial und die Rezepte im Anhang sind ein besonderes Bonbon!
Sarah Penner hat mit „Die versteckte Apotheke“ ihren Debutroman vorgelegt; stilistisch durchaus nicht anspruchslos – es gibt zwei Zeitebenen bzw. Handlungsstränge, die einerseits im achtzehnten Jahrhundert und andererseits in der Gegenwart angesiedelt sind.
Worum geht’s?
Die Geschichtswissenschaftlerin (ihr Beruf soll der Handlung zugutekommen) Caroline steht vor den Trümmern ihrer Existenz, als ihr klar wird, dass ihr Mann sie betrügt - eigentlich war ein gemeinsamer Trip anlässlich des Hochzeitstages geplant gewesen. Völlig desillusioniert bricht sie aus den USA nach Europa auf. Ihr Weg führt sie in die britische Metropole, wo sie in der Themse ein ominöses Fläschchen entdeckt. Wer weiß meistens Rat?
Archivare!
Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin, einer Bibliothekarin, enthüllt die Protagonistin ein mehr oder weniger gut gehütetes (Achtung Topos!) Geheimnis der Vergangenheit – Nella betrieb als ‚Kräuterhexe‘ & Giftmischerin im Jahre 1791 eine geheime Apotheke, tatkräftig unterstützt wurde sie dabei bei von ihrer Helferin, dem Dienstmädchen Eliza. Wenn Not am Mann bzw. der Frau war, schritt das Duo zur Tat, gewalttätige Ehemänner wurden ins Jenseits befördert, Schwangerschaften unterbrochen etc – Nella führte penibel Buch, eine Chronik des Schreckens oder ein Register der Erlösung, je nach Sichtweise.
Ist der Androzentrismus wirklich überwunden?
„Die geheime Apotheke“ ist ein feministischer Roman, der sich anfangs spannend liest. Leider flacht die Spannungskurve für meinen Geschmack zu schnell ab, und manche Elemente fand ich arg konstruiert, doch liest sich die Geschichte recht flüssig, daher fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten, ich könnte mir aber vorstellen, dass das Ganze als Film oder als Serie besser funktioniert, da manche Szenen regelrecht ‚kinoreif‘ sind, auch wenn nicht alle Handlungsfäden zufriedenstellend zusammengeführt werden, stellenweise hätte die Konstruktion für mich schlüssiger sein dürfen & die Figuren (und Erzählstimmen) facettenreicher.
Die kleinen Schwächen des Romans sind sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich bei der „versteckten Apotheke“ um Sarah Penners Erstling handelt.
Fazit:
Ich vergebe 3,5 von insgesamt fünf möglichen Eulen für Penners unterhaltsames Debut, das mit einer guten Grundidee punkten kann.
ASIN/ISBN: 3365001506 -
Herzeleid in Hartwell
„Fallen Dreams“ von Samantha Young gefiel mir richtig gut. Ich greife daher gern zu Youngs Büchern, wenn ich einen New-Adult-Roman lesen will. Mit „The truest thing – jeder Moment mit dir“ entführt die Autorin ihre Leserinnen und Leser wieder in das Städtchen Hartwell. Ich habe schon „Things we never said – Geheime Berührung“ aus der Reihe gelesen, und ich muss sagen, dass mir der vierte Band („The truest thing…“) besser gefällt als Band drei!
Es gibt alternierende Perspektiven (ein bewährtes und beliebtes Genre – Stilmittel) und diverse Zeitsprünge, die das Geschehen aufwerten sollen. Insgesamt ist das Ganze ein locker – leichter (stellenweise seichter) Liebesroman.Worum es geht:
„Emery Saunders war die schönste Frau, die Jack Devlin jemals gesehen hatte.“
Mauerblümchen liebt bösen Buben?
Jack Devlin ist in der ‚Touristenstadt‘ Hartwell als Playboy bekannt. Ausgerechnet in diesen Schwerenöter hat sich der zwanzigjährige Upper-Class-Sprössling Emery „Sunrise“ Saunders verliebt. Eine Erbschaft führte die Protagonistin von New York nach Hartwell - die schüchterne junge Frau (das Fazit ihrer Mitbürger lautet - „extrem scheu“) mit einem Hang zum Erröten führt „Emerys Buchladen und Café“ (das ursprünglich eine Burgerbude war), und eigentlich hat sie sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten gut in die Gemeinde integriert – doch nicht einmal ihre besten Freundinnen dürfen wissen, dass ihr Herz für Jack Devlin schlägt („Jack allein war…wow!“).
Es kommt, wie es kommen muss – oder das schier Unmögliche geschieht – Jack & Emery werden ein Liebespaar. Doch Geheimnisse (und der Devlin – Clan) machen ihnen das Leben schwer. Als der Bad Boy einen folgenschweren Fehler begeht, setzt er Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Angebetete erneut zu erobern…
Die Hartwell – Serie erinnert ein wenig an amerikanische TV-Seifenopern. Das muss man mögen, sonst wird man bei der Lektüre der Geschichte keinen Spaß haben. Samantha Youngs schreibt eingängig und routiniert, man kommt beim Lesen daher flott voran. Stellenweise wird es kitschig, hier hätte die Autorin nach der Devise „Weniger ist mehr“ verfahren können. Als Leser oder Leserin muss man sich auf melodramatische Passagen gefasst machen. Aber es gibt auch Szenen für’s Herz. Meines Erachtens ist das Buch die perfekte Lektüre für Zwischendurch. Samantha Young kann es dennoch besser.Fazit:
Mit der Hartwell - Serie bietet die Autorin solide Romance – Unterhaltung. Ich fand die story insgesamt ganz nett. Daher vergebe ich für diesen vierten Teil einer Reihe gute drei von insgesamt fünf möglichen Eulen.
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Ich kann "Peaky Blinders" auf Netflix empfehlen. Das Staffelfinale ist toll!
"Stranger Things" fand ich hingegen durchweg schwach. Wenn schon eine 80's Adaptation, dann lieber "Cobra Kai" oder "The Americans!"
*find*
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Erzählfreude pur - mit der „Totengräber“ – Reihe entführt Oliver Pötzsch den Leser ins Wien
des neunzehnten Jahrhunderts. Felix Austria! Vorab kann schon verraten werden, dass
auch diese Fortsetzung gelungen ist.
Worum geht’s?
Wir schreiben das Jahr 1894. Der distinguierte Inspektor Leopold von Herzfeldt ist wieder in Aktion. Ein renommierter Ägyptologe ist tot aufgefunden worden. Pikant: Seine Leiche befindet sich im Kunsthistorischen Museum, einbalsamiert in einem Sarkophag. Dieses Detail macht auch Augustin Rothmayer neugierig – der Tod ist buchstäblich sein Metier, er möchte alles über das Konservieren von Verstorbenen erfahren. Zwar ist der Totengräber vom Zentralfriedhof ein Eigenbrötler, doch schenkt der belesene, kluge Hobbyautor den Gerüchten rund um einen ominösen Fluch keinen Glauben –in seinen Augen muss ein Mord geschehen sein. Auch die Tatortfotografin Julia Wolf lässt sich nicht hinter’s Licht führen, und bald schon überschlagen sich die Ereignisse …
Die Reihe liest sich einfach gut! Zwar verwendet der Autor auch bekannte und beliebte Erzählelemente (ein Hochdeutsch parlierender „Piefke“ in Wien, Klassenunterschiede, Helden & Außenseiter), doch es gelingt ihm, der spannenden Geschichte einen ganz eigenen Touch zu verleihen. Histofans kommen hier voll auf ihre Kosten, obwohl die story nicht ganz ohne Längen auskommt. Stellenweise hätte ich das Ganze als Autor ein wenig abgekürzt. Die Atmosphäre des neunzehnten Jahrhunderts (Spiritismus!) wird gut eingefangen, schillernde Figuren agieren vor traumhaft-schauriger Kulisse.
Es bleibt natürlich nicht bei einem Todesfall– als reihenweise junge Männer aus den Randbezirken Wiens ermordet werden, ist klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt (hier musste ich an die Netflix – Serie „The Alienist“ denken. Sie basiert auch auf einer Buchvorlage ).
Der historische Kriminalroman ist stellenweise morbide und nichts für schwache Nerven. Die Figurenzeichnung und die Charakterisierung der handelnden Personen ist jedoch schwer zu toppen, der Roman ist ferner ein Sittengemälde. Auch die Geschichte des Antisemitismus wird tangiert, antijüdische Ressentiments gab es schon vor Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer noch nichts von den berühmt – berüchtigten (inhumanen!) `Völkerschauen` gehört hat, kann hier noch etwas lernen.
Über das Nachwort des Autors habe ich mich besonders gefreut.
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Am 30. Oktober 1961 schließt die Bundesrepublik Deutschland das Anwerbeabkommen mit der Türkei ab. Die Vermittlung von türkischen Arbeitnehmern nach Deutschland wird gesetzlich geregelt & in die Wege geleitet.
Dieses Anwerbeabkommen bildet den historischen Hintergrund von Fatma Aydemirs sozialkritischem Roman „Dschinns“.
Worum geht’s?
Erzählt wird aus dem Leben einer sechsköpfigen Migrantenfamilie.
Nach 30 Jahren Plackerei hat sich der „Gastarbeiter“ Hüseyin Yilmaz endlich seinen Lebenstraum erfüllt. Ein Haus in der Heimat! Eine Wohnung in Istanbul, um genau zu sein. Er freut sich auf den Lebensabend am Bosporus, doch als er die Wohnung einrichten will, um sie stolz seinen Liebsten in Deutschland zu präsentieren, stirbt er an einem Herzinfarkt. Familiennachzug einmal anders, um es zynisch zu formulieren. Seine Frau Emine und seine vier Kinder müssen also in die „Heimat, fremde Heimat“ um die Beerdigung zu organisieren.
Jedes Familienmitglied erzählt in „Dschinns“ seine Geschichte. Die Form spiegelt dabei den Inhalt wider. Aydemir arbeitet mit Rückblenden, um ihre Erzählung zu entfalten. Die vier Yilmaz-Kinder sind sehr unterschiedlich, sie haben verschiedene Probleme, aber alle sind sie geprägt von der Sprachlosigkeit innerhalb der Familie und dem (verinnerlichten) Anpassungsdruck von außen. Deutschland ist der Lebensmittelpunkt der Kinder und doch keine richtige Heimat. Die Wurzeln liegen in der Türkei, aber auch sie ist kein Refugium. Haben die Yilmaz-Kinder also zwei Heimatländer – oder kein einziges? Das Nesthäkchen Ümit hat mit der türkischen Sprache Schwierigkeiten und Identitätsprobleme (wenn man es denn als Problem definiert, was ihn beschäftigt). Sein Bruder Hakan ist auf den ersten Blick ein Klischeemacho und Nichtsnutz. Die Schwestern Peri und Sevda haben unterschiedliche Bildungsbiographien. Privilegien, die den Charakter formen.
Als Hüseyin stirbt, erfahren die Kinder en passant etwas über ihre kurdischen Wurzeln, und die ängstliche Mutter Emine, die von vielen Menschen für einfältig gehalten wird, hat ihren deutschen Mitbürgern die Bilingualität voraus, obwohl sie kein Deutsch spricht.
„Dschinns“ ist auch ein Spiel mit Klischees, aber vor allem ist er ein kraftvoller Familienroman und eine soziologische Analyse. Die Autorin versucht, alle derzeit gesellschaftlich relevanten Themen (Gender, Feminismus, Rassismus, Klassismus) in die Geschichte zu integrieren, daher wirkt die Handlung stellenweise etwas überladen (die Erzählung ist natürlich character – driven).
Insgesamt ist „Dschinns“ aber ein absolut glaubwürdiger Roman, der tiefe Wahrheiten transportiert und teilweise traurig macht. Man muss kein türkisch-muslimisches „Gastarbeiter(enkel)kind“ sein, um die Geschichte zu verstehen. Menschen mit Migrationshintergrund werden beim Lesen vielleicht ein Déjà-vu haben, Menschen ohne Migrationshintergrund werden eventuell etwas Neues lernen. Eins ist sicher: „Dschinns“ regt zum Nachdenken an & geht unter die Haut.
5 von 5 Eulen!
ASIN/ISBN: 3446269142 -
Abenteuer in Oz
Mit „Papier und Blut“ hat Kevin Hearne den zweiten Band aus der Reihe „Die Chronik des Siegelmagiers“ vorgelegt. Gewidmet ist es den „Aussies“. Ich habe mich über das Glossar am Ende der Geschichte gefreut.
Der erste Band gefiel mir richtig gut – bei Kevin Hearne gibt es keine Altersdiskriminierung, der Autor sagt dem Jugendwahn in der Unterhaltungsliteratur den Kampf an. Sein Protagonist Al McBharrais aus Glasgow ist schon etwas älter, aber er ist trotz mancher Wehwehchen gewitzt und schlau! Als „Siegelmagier“ kann er magische Siegel – aka Zaubersprüche – erschaffen. Die Signal – App ist auch wieder am Start. Der Versuch, einen Nachfolger auszubilden, geht jedoch gründlich daneben – die Lehrlinge verschwinden (siehe Band eins!).
Als wieder eine Person verschollen ist, muss Al nach Australien aufbrechen. Mit von der Partie sind die schlagfertige Nadia, Buck Foi (Achtung Wortspiel), der fluchende Hobgoblin & ein Druide und sein treuer Hund Oberon. Alte Bekannte lassen grüßen. (Es handelt sich bei der Serie rund um Al streng genommen um einen ‚Ableger‘ der populären „Eiserne[n] Druide[n]“ – Reihe von Kevin Hearne. Obwohl ich diese vor der Lektüre nicht kannte, hatte ich keine Verständnisschwierigkeiten).
Man muss den Auftaktband aus der „Chronik des Siegelmagiers“ nicht gelesen haben, wenn man sich in dieses Fantasy – Abenteuer stürzen möchte. Zu Beginn der Geschichte gibt es nämlich ein „was bisher geschah“, also eine Zusammenfassung der Ereignisse aus „Tinte und Siegel“, was auch ein wenig an TV – Serien erinnert. Und es geht auch einigermaßen cineastisch in „Papier und Blut“ zu: Der Roadtrip ist ein wilder Ritt, Kevin Hearne brennt ein wahres Action – Feuerwerk ab. Unsere Helden müssen gefährliche Situationen meistern, doch es gelingt ihnen, mit einem blauen Auge zu entkommen. Dieser Aspekt der Geschichte gefiel mir nicht so gut, für meinen Geschmack hätte es ruhig ein wenig komplizierter und weniger smooth sein dürfen. Es gibt einen Hauptplot und diverse Nebenhandlungen (meines Erachtens schweift der Autor ab). Davon abgesehen hat mich „Papier und Blut“ aber prima unterhalten, und ich habe Lust bekommen, auch „Gehetzt: Die Chronik des Eisernen Druiden“ zu lesen.
4 von 5 Eulen!
ASIN/ISBN: 3608982043 -
Das Cover des Buches ist ein richtiger Eyecatcher, auch der Titel macht neugierig: „Das verschlossene Zimmer“ (der Originaltitel ‘Secrets my father kept‘ ist in meinen Augen jedoch aussagekräftiger).
Worum geht’s?
Krakau 1939: Die Zeichen stehen auf Sturm, der Überfall auf Polen steht kurz bevor. Die siebzehnjährige Marie Karska hat jedoch ganz andere Probleme – sie möchte gerne wissen, wer ihre Mutter war. Zwar kümmert sich ihr Vater Dominik (ein angesehener Arzt) aufopferungsvoll um den Teenager, aber manche ihrer Fragen beantwortet er einfach nicht. Also bricht Marie kurzerhand in das Schlafzimmer ihres Vaters ein. Sie macht eine unglaubliche Entdeckung & bald überschlagen sich die Ereignisse …
Der Beginn des Romans konnte mich noch fesseln. Die Autorin bringt durch den Einsatz von zwei Zeitsträngen zu Beginn Spannung in das Geschehen. Wir erfahren auch etwas über das Leben von Helena (Maries Mutter). Meine anfängliche Faszination ließ leider schnell nach – manche Handlungsstränge verliefen im Sande, die Figuren sind nicht wirklich „rund“, sie agieren teils unlogisch und auf unglaubwürdige Art und Weise. Da Marie ihren Freund Ben heiraten will, konvertiert sie zum Judentum, ohne sich der Gefahren durch den aufziehenden Krieg überhaupt bewusst zu sein. Sie ist sehr naiv, ihr Vater Dominik hingegen ist einerseits sensibel und hilfsbereit, andererseits streng und unnahbar, dies kommt der Handlung doch sehr entgegen. Im Roman passen viele Elemente einfach nicht zusammen, dies sieht man schon an Kleinigkeiten. Auch das pacing war nicht „meins“ – nach einem rasanten Einstieg in die Geschichte wird die Erzählung arg in die Länge gezogen, um dann mit einem wahren Paukenschlag zu enden. Es soll wohl schriftstellerische Raffinesse bewiesen werden, dabei konnte mich der Roman weder inhaltlich noch handwerklich überzeugen, es gibt diverse Logiklöcher und manche Sätze der Autorin wirken (wenn man es wohlwollend betrachtet) unfreiwillig komisch. Trotz tragischer Ereignisse fehlt es an wahrem Tiefgang. Die Autorin ist jedoch ganz am Puls der (heutigen) Zeit.
Fazit:
Von Rachel Givneys Geschichte hatte ich mir im Vorfeld viel versprochen. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Schade um die Zeit!
2 / 5 möglichen Eulen.
ASIN/ISBN: 3785727860 -
Mit der „Donnerstagsmordclub“ – Reihe rund um Hobby – Detektive im Seniorenalter (70 plus) schreibt Richard Osman gegen den `Jugendwahn‘ (man denke etwa an das Young – Adult – Genre, das sich bestens verkauft) und gegen die Altersdiskriminierung in der Film – und Unterhaltungsliteraturbranche an. Eigentlich ist die Serie auch ein Plädoyer für ein Miteinander der Generationen, denn auch in einem „alten“ Körper steckt ein wacher Geist.
„Der Mann, der zweimal starb“ ist der zweite Band der Erfolgsreihe.
Worum geht’s?
Schauplatz Großbritannien:
Das Ermittlerquartett ist wieder gefragt! Ron, Joyce, Ibrahim und nicht zuletzt die Ex-Agentin Elizabeth müssen einen heiklen Fall aufklären. Oft werden die Protagonisten, die im englischen Seniorenheim“ Coopers Chase“ leben, unterschätzt. Doch Elizabeth‘ alter Freund Marcus Carmichael, auch ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter, gehört nicht zu der Sorte Mensch ( Der Ex von Elizabeth, Douglas, hat ein großes Problem). Die Mafia ist ihm auf den Fersen, da er Diamanten im Wert von zwanzig Millionen Pfund „einkassiert“ hat. Also bittet er die rüstigen Rentner um Hilfe. Natürlich mischen auch DCI Chris Hudson und Donna De Freitas wieder kräftig mit – die britische Polizei und der ominöse Bogdan sind also mit von der Partie!
Geschickt verbindet der Autor eine spannende story mit leiser Gesellschaftskritik, Themen wie der Tod oder auch körperlicher Verfall sind ebenso Teil der Geschichte wie die Einsamkeit im Alter. Mal augenzwinkernd, mal sarkastisch ist der Ton, herrlich britisch der Humor. Als Leser/in rätselt man gerne mit, die Geschichte macht einfach Spaß! Beim Lesen musste ich oft schmunzeln, wenn die leicht bessserwisserische Art eines Protagonisten trocken mit „Es ist mir ein Rätsel, warum Du nie geheiratet hast“ kommentiert wird, amüsiere ich mich köstlich. Die Figuren haben Ecken und Kanten, eine rasante Rahmenhandlung lässt keine Langeweile aufkommen. Es wird nie albern, trotz ernster Themen wird nicht auf die Tränendrüse gedrückt. So muss ein guter Detektiv-Krimi sein! „Der Mann, der zweimal starb“ kann auf ganzer Linie überzeugen.
Volle Punktzahl!
ASIN/ISBN: 3471360131 -
Die Landschaftsbeschreibungen in Kira Mohns Roman „Wild like a River“ gefielen mir unheimlich gut. Daher wollte ich auch gerne „The Sky in your Eyes“ mit Schauplatz Island lesen.
Worum geht’s in der New-Adult-Story?
Nach einer schmerzhaften Trennung lernt die übergewichtige Elin, die schon immer „pummelig“ war, in einem Vegetarier-Kochkurs den gutaussehenden Jon kennen. Nach ihrem Beziehungsaus musste Elin wieder bei ihren Eltern einziehen, und in der Rechtsanwaltskanzlei, in der sie arbeitet, stehen ebenfalls Veränderungen an – der Sohn ihres Vorgesetzten soll Elins neuer Chef werden. Da Elins beste Freundin in Frankreich weilt, bleiben den jungen Frauen nur lange Telefonate.
Als Jon ihr „Kochpartner“ wird und sie zu einem Rendezvous einlädt, kann Elin es kaum glauben – ausgerechnet Jon mit seinem Modelkörper findet Gefallen an ihr?
Der Grundgedanke des Romans ist richtig und wichtig. Bodyshaming und Selbstakzeptanz stehen im Fokus der Geschichte. Kira Mohns Herangehensweise war mir jedoch zu formelhaft – nach Einleitung und Hauptteil werden im Finale alle Konflikte regelrecht abgehakt und aufgelöst. Der Stil der Autorin ist sehr nüchtern. Daher gibt es keinen Kitsch, aber auch keine Romantik, obwohl es durchaus explizite Szenen gibt. Der Roman liest sich wie ein Aufsatz oder wie ein Bericht. Die Naturbeschreibungen haben mich enttäuscht, sie wirken nicht wirklich authentisch, das typisch nordische Flair kam bei mir leider nicht an. Bis auf Elin bleiben alle Figuren eindimensional, man spürt die Chemie zwischen ihr und Jon nicht, da er nicht näher beschrieben wird (edel und schön ist er). Mir war auch von Anfang an klar, welches Geheimnis Elins Freundin Sophia verbirgt.
„The Sky in your eyes” ist keine Wohlfühllektüre. Zwar gehören Katastrophen und Konflikte zum NA-Genre, man wird keinen Vertreter dieser Gattung ohne dramatische Ereignisse finden, Kira Mohn übertreibt es jedoch mit den „Baustellen“: Mental health, Bodyshaming, schwierige Mütter, Gewalt in der Beziehung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Es ist anstrengend und es macht schlechte Laune, dies so geballt zu lesen. Elins Gedanken kreisen immer wieder um ihre Selbstzweifel. Am Ende gelingt es ihr jedoch, auch einmal „Nein“ zu sagen und sich endgültig von ihrem toxischen Ex zu lösen, was ich klasse fand. Gleichzeitig löst sie auch alle anderen Probleme (mit Jons Hilfe); sie krempelt ihr Leben komplett (ins Positive) um, das fand ich unrealistisch. Auch das Ende ist irgendwie „trocken“. Ich finde ferner die Botschaft des Romans problematisch, da die Protagonistin erst durch die Liebe eines Adonis aufblüht. Es ist jedoch toll, dass die Hauptfigur sich nicht physisch verändern muss, um liebenswert zu sein. Makeover ade! Dieser Aspekt gefiel mir gut. Die Rezepte im Anhang fand ich überflüssig. Während der Lektüre musste ich an den YA-Roman „Kissing Chloe Brown“ von Talia Hibbert denken, da in diesem Buch das Thema Selbstfindung inhaltlich und stilistisch besser präsentiert worden ist.
Fazit: „The Sky in your Eyes“ ist der Auftaktband zu einer neuen zweiteiligen Reihe.
Leider hat sich meine Leseerwartung nicht erfüllt, Kira Mohns schnörkelloser Erzählstil ist wohl einfach nicht mein Fall.
2,5 von 5 Eulen.ASIN/ISBN: 3499006634 -
Postkartenidylle
Als die Lebensmitteltechnikerin Mina Campbell ihrem Freund vor versammelter Mannschaft einen Heiratsantrag macht und ihr Liebster prompt ablehnt, fällt sie aus allen Wolken, da klar ist, dass ihre ehemals beste Freundin eine Affäre mit Minas Beau begonnen hat. Zu allem Überfluss landet der missglückte Antrag auch noch im Internet, Mina wird zur Lachnummer und auch beruflich geht es für die junge Frau bergab. Wie gut, dass Minas Patentante (und Chalet - Fee) Amelie in der Schweiz der rettende Anker ist, auch wenn sie nicht mehr in Basel wohnt! Kurzerhand reist die junge Frau in die Alpenrepublik, dort warten kulinarische Abenteuer auf den vom Pech verfolgten Wirbelwind (ihrem Exfreund war Mina zu spontan). Auch für die Liebe gibt es eine neue Chance…
„Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist der sechste Band der „Romantic Escapes“-Reihe von Julie Caplin. ( Nicht alle Bände in’s Deutsche übersetzt, schade eigentlich).Es ist eine Wohlfühllektüre zum Entspannen, natürlich ist die Liebesgeschichte auch ein wenig vorhersehbar, dies hat mich jedoch nicht gestört. Ich hätte als Autorin die Erzählung jedoch ein wenig gestrafft, da es einige Längen im plot gibt. Ich hätte mir auch richtig „urige“ Schweizer in der Geschichte gewünscht; zwar gibt es süße Szenen, Après – Ski -Romantik (die Protagonistin mausert sich in Rekordzeit von der blutigen Anfängerin zur versierten Wintersportlerin), haufenweise Schweizer Schokolade, leckeres Fondue, Rösti und Raclettekäse, aber eben auch einen „Luke“ und keinen „typischen“ Urs. Ich war dennoch nicht gelangweilt, da meine Erwartungen nicht enttäuscht wurden. Es gab kein unnötiges Drama und keine absurden Wendungen, dies gefiel mir gut, da ich im Vorfeld auf der Suche nach einer leichten Lektüre war. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, der Stil der Autorin Julie Caplin ist eingängig, aber nicht zu simpel für meinen Geschmack. „Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist ein stimmungsvoller Schmöker, der den Leser oder die Leserin vom grauen Großbritannien in die schöne Schweiz führt. Die volle Ladung Postkartenidylle trifft auf eine Prise Landeskunde. Schön ist die kleine Karte im Buch. Die begeisterte Hobbyköchin Mina findet in der Schweiz sowohl ihr berufliches als auch ihr privates Glück. Ende gut, alles gut!
Von mir gibt es 3,5 von insgesamt fünf möglichen Eulen!
ASIN/ISBN: 3499006316 -
„Unter den Bediensteten, das wusste sie, wurde immer noch heftig über die tote Cynthia Harris am Pool spekuliert.“
Vorab:
Die Umschlaggestaltung des Buches gefällt mir unheimlich gut, sie passt perfekt zum ersten Band der Reihe! Der Wiedererkennungswert ist hoch. Das Cover der deutschen Ausgabe von „Die unhöfliche Tote“ gefällt mir sogar noch besser als das englische Originalcover.
Nach der Lektüre von „Das Windsor- Komplott: Die Queen ermittelt“ war ich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe ‚Die Fälle Ihrer Majestät‘. Nun schickt die Autorin SJ Bennett erneut das Ermittlerduo Elizabeth Regina & Rosemary 'Rozie' Oshodi in’s Rennen.
Worum geht’s im zweiten Fall der Detektivinnen?
Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, die Erzählung umfasst insgesamt fünfzig Kapitel.
Die Königin von England vermisst ein Ölgemälde, welches die „Britannia“ zeigt, das Brexitreferendum unter Theresa May sorgt für Turbulenzen, und zu allem Überfluss wird auch noch die Leiche einer Haushälterin am Swimmingpool aufgefunden. Als die Polizei die Ermittlungen aufnimmt, stellt sich heraus, dass die Tote nicht wirklich beliebt war, und dass Drohbriefe die Bediensteten bedrücken. Die patente Assistentin der Queen stellt (mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Chefin) bald geheime Nachforschungen an, da der Fall immer mysteriöser wird …
Cosy- Crime - Fans kommen bei „Die unhöfliche Tote“ voll auf ihre Kosten, auch Royalisten dürften ihren Spaß haben – SJ Bennett zeichnet ein positives (fiktives!) Bild der englischen königlichen Familie, kritische Distanz darf man nicht erwarten, da die Autorin ein großer Fan der britischen Regentin ist & diese entsprechend liebevoll in Szene setzt. Besonders gut gefielen mir die Wortgefechte, die sich die Queen mit ihrem Ehemann Philip liefert. Der britische Humor ist immer für einen Lacher gut. Für meinen Geschmack hätte es aber ruhig noch mehr banter sein dürfen, stellenweise hätte ich die Geschichte auch etwas gestrafft und peppiger erzählt. Der Stil der Autorin SJ Bennett liest sich zwar durchaus flüssig, aber auch etwas simpel. Insgesamt gefiel mir „Die unhöfliche Tote“ jedoch etwas besser als der Auftaktband („Das Windsor-Komplott“), da der Krimi mich gut unterhalten hat. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Fall! Von mir gibt's vier von insgesamt fünf möglichen Eulen.
ASIN/ISBN: 342622741X