Beiträge von newmoon

    "War der Rest Münchens quirlig, voller dicker Pferde und stämmiger Bauern in Tracht, so schlug die Prachtstraße eine Schneise von fast brutaler Schönheit durch diesen menschlichen Ameisenhaufen. Eine italienische Idealstadt auf der falschen Seite der Alpen, in der gut betuchte Flaneure verkehrten. Sogar ein poliertes Automobil fuhr an Gryszinski vorbei, noch so ein Zeichen unaufhaltsamer Neuerungen.“


    Ein Preuße in Bayern, das erinnert zunächst an den Rheinländer in Berlin, Gereon Rath. Die Reihe aus Volker Kutschers Feder ist auch erfolgreich unter dem Titel „Babylon Berlin“ verfilmt worden.


    Worum geht’s in „Der falsche Preuße“?


    Intrigen auf höchster Ebene:

    Die Kriminalistik steckt noch in den Kinderschuhen, als Wilhelm Freiherr von Gryszinski von Preußen nach Bayern zieht, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden.

    Fingerabdrücke, die Sicherung von Spuren am Tatort – Neuland!

    In Bayern muss ein mysteriöser Fall aufgeklärt werden: Ein Bierbeschauer wird tot an der Isar aufgefunden. Neben der Leiche findet man den Abdruck eines Elefantenfußes, außerdem ist sie in einen Federumhang gehüllt…

    Uta Seeberg entführt den Leser ins neunzehnte Jahrhundert, sie beschreibt die Verhältnisse in München sehr anschaulich. Auch die Figuren sind schillernd und bunt, es gibt zum Beispiel einen sehr exzentrischen Mann, der eine nicht unwichtige Rolle spielt. Dennoch hätte ich mir stellenweise eine detailliertere Charakterisierung gewünscht. Die historisch – akkurate Einbettung ist die große Stärke des Romans, wenn man jedoch einen spannungsgeladenen, actionreichen historischen Krimi lesen will, wird man von „der falsche Preuße“ vielleicht enttäuscht sein, da das pacing eher gemächlich ist; es gibt auch Längen in der Erzählung.

    Die authentische Beschreibung der historischen Details gefiel mir jedoch sehr gut!

    „Der falsche Preuße“ ist der Auftaktband zu einer neuen Reihe, daher darf man auf die Folgebände gespannt sein.


    3/5

    ASIN/ISBN: 3959675372

    Romanbiographien sind populär. Im Aufbau Verlag wurde beispielsweise „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“, ein Roman über das Leben der mexikanischen Ausnahmekünstlerin veröffentlicht. Bei der hier vorliegenden Publikation aus dem Ullstein Verlag handelt es sich um die Romanbiographie der 1929 geborenen Schauspielerin Audrey Hepburn. Es ist also ein Mix aus fiktionalen und nicht-fiktionalen Elementen, der zweite Band der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ (Der erste Band heißt ‚Madame Curie und die Kraft zu träumen`). Der Roman ist gut gegliedert, die Kapitel werden mit Zitaten der Protagonistin eingeleitet.

    Als großer Fan der Filme “Breakfast at Tiffany’s“ , “Sabrina“ oder “Roman Holiday“ musste ich das Buch unbedingt lesen!

    Leider wirkt „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ aber eher wie eine Fleißarbeit und nicht wie eine Herzensangelegenheit der Autorin Juliana Weinberg auf mich.

    Man erfährt jedoch Interessantes. Audreys Kindheit in den Niederlanden war geprägt von Entbehrungen und dem Verlust des Vaters. Er verließ die Familie, als Audrey noch klein war. Ihre Mutter war Audrey jedoch eine große Stütze und sie förderte auch den Traum ihrer Tochter vom Tanzen. Zwar wurde die zierliche Frau dann nicht Primaballerina, aber eine Schauspielerin in Hollywood, die durch ihre Eleganz und die Kreationen von Givenchy zur Stilikone wurde. Diese Details machen die Lektüre spannend; sprachlich und stilistisch kann die Autorin Juliana Weinberg jedoch nicht überzeugen; es ist alles recht einfach gehalten und manche Formulierungen fand ich regelrecht kitschig. Schade, denn das Sujet ist wirklich faszinierend!

    Trotzdem habe ich es nicht bereut, „Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne“ gelesen zu haben, eine uneingeschränkte Empfehlung kann ich aber leider nicht aussprechen.
    Der Roman blieb leider hinter meinen Erwartungen zurück.



    ASIN/ISBN: 3548063926

    KI - Ratgeber


    „Bequem ist die kleine Schwester von faul, und diese Bequemlichkeit hat zur Folge, dass wir überall von Technik umgeben sind. In den meisten Fällen nehmen wir die Technik gar nicht mehr wahr. Wir merken zwar, wenn was schiefläuft, aber wenn uns etwas erleichtert wird, dann denken wir spätestens beim zweiten Mal nicht weiter darüber nach.“

    Am Puls der Zeit und passend zum Zeitgeist: „Keine Panik, ist nur Technik“ ist ein Sachbuch, das von Kenza Ait Si Abbou verfasst wurde. Sie arbeitet als Programmiererin bei der Telekom & sie spricht sieben Sprachen. Erschienen ist der Ratgeber im Graefe & Unzer Verlag. Ich liebe Publikationen von G&U, ich besitze einige Kochbücher.

    Anschaulich und

    Einigermaßen verständlich erklärt die Autorin, wie Künstliche Intelligenz Einfluss auf das tägliche Leben hat, dabei gibt sie auch Einblick in ihr Familienleben, wir erfahren, dass sie einen kleinen Sohn hat. Die Familie wohnt in der deutschen Hauptstadt, Berlin. Dating, Onlinebestellungen, Smartwatches spielen auch eine Rolle. Sehr interessant fand ich die Tatsache, dass die Autorin Assistenten (wie etwa Alexa) kritisch gegenübersteht.

    Die Kapitel sind schön kurz & es gibt anschauliche Illustrationen und Schaubilder. Besonders gut fand ich die nicht unwissenschaftliche Aufbereitung des Ratgebers, es gibt auch Endnoten (in diesem Fall bequemer als Fussnoten). Ich musste mich bei der Lektüre konzentrieren, da ich Laie bin, vollständig „abgeholt“ fühlte ich mich nicht. Ich habe das E-Book gelesen, aufgrund der Aufmachung würde ich jedoch im Fall der erneuten Lektüre ein Printexemplar bevorzugen.

    ASIN/ISBN: 3833875461

    ASIN/ISBN: 3548062628


    Strandlektüre


    Die 29jährige Sophie Petersen ist nicht glücklich: Als Assistentin bei einem Hamburger Filmverleih ist sie Mädchen für alles, obwohl ihr Traumjob in der Gastronomie angesiedelt ist- sie träumt von einem -Überraschung – Foodtruck! In ihrer Beziehung regiert die Routine, ihr Freund ist kein netter Mensch. Wie es der Zufall will, purzelt die Protagonistin die Karriereleiter hoch, und sie kann ihr Leben komplett umkrempeln, da sie für einen Filmdreh in Dänemark unentbehrlich ist. Auch das Liebeskarussell beginnt sich zu drehen…


    „Die Liebe fällt nicht weit von Strand“ ist die typische Chicklit-Sommerlektüre. Es gibt eine Exposition, einen Mittelteil mit Wendungen, Irrungen und Wirrungen. Das Finale wird sozusagen im Schweinsgalopp abgehandelt. Das Ende reisst es irgendwie auch nicht so richtig 'raus. Aber als Zuglektüre oder für einen faulen Tag auf dem Balkon ist der Roman schon okay. Leicht, sommerlich, stellenweise auch etwas unrealistisch. Die Figuren sind stark überzeichnet. Das Cover finde ich ganz zauberhaft, der Inhalt ist eher mittelmässig, und Sophies „Bauchgeschichten“ (nervöser Magen et al) nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein.


    Fazit: Drei Sterne. Kann man lesen, muss man aber nicht. Ich hatte mir vor der Lektüre mehr von der Geschichte erhofft...

    ASIN/ISBN: 3552072012


    Ironischer Erzählton


    Was darf Satire?



    Die Autorin kannte ich bereits, ihre Sketche zum Thema Menstruation finde ich genial, ihre Scherze über Genitalien erinnern mich eher an Pennälerhumor. Ihr Programm hält linken und rechten Spießbürgern den Spiegel vor; der Zeitgeist wird durch den Kakao gezogen, vorauseilender Gehorsam aka Political Correctness karikiert. Das Wichtigste ist Anstand (nicht unbedingt ‚Anständig essen‘).



    Lisa Lasselsberger (besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Lisa Eckhart) legt mit „Omama“ ihr Romandebüt vor. Es ist die fiktionalisierte Lebensgeschichte ihrer Oma Helga. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs standen die Türken vor Wien, nein, pardon, die Russen vor Österreich. Oma Helga stand als junges Mädchen im Schatten ihrer bildschönen Schwester Inge (diese war nicht die Hellste). Helgas Eltern waren nicht zimperlich – der Vater ein Säufer, die Mutter wurde gerne mal handgreiflich. Für die Generation nichts Ungewöhnliches. Bei der Österreicherin Lisa Eckhart gibt es kein Alpenglühen und keinen Heimatkitsch, aber Satire in Reinkultur – mal schwarzhumorig und bitterböse, mal brüllend komisch. Die Autorin ist studierte Germanistin und die Lust an der deutschen Sprache merkt man dem Roman auch an; besonders toll finde ich die Austriazismen und den ironischen Erzählton. Eckhart zeigt auch auf, dass Erinnerungen trügerisch sein können – Oral History lässt grüßen.



    Romane über Großmütter gibt es viele. Auch Saša Stanišić beschäftigt sich in „Herkunft“ unter anderem mit (der Demenz) seiner Oma Kristina. Das Genre ist populär und trendy. Glücklicherweise gelingt es Eckhart, keinen Aufguss von bereits Erzähltem zu präsentieren. In „Omama“ sind die Frauen stark, die Männer schwach, die Menschen sündhaft beziehungsweise menschlich. Das Ganze wird überspitzt dargestellt, es gibt Wortspielereien, kluge Sätze und Provokationen an der Grenze des guten Geschmacks. Vor lauter Erzählfreude baut die Autorin auch Längen in die Geschichte ein. Dafür gibt es einen Stern Abzug. Davon abgesehen ist „Omama“ aber ein Roman, der zum Nachdenken anregt.

    Der „katholische Bulle“ Sean Duffy schiebt 1992 eine ruhige Kugel. Er lebt als Familienvater im (vergleichsweise) ruhigen Schottland. Die „Troubles“ in Belfast scheinen Geschichte zu sein, die IRA ist zwar groß im Kino, aber in der Realität weniger präsent auf den Straßen, da viele Mitglieder ins Exil gegangen sind.


    Sean arbeitet nur wenige Tage im Monat beim Carrickfergus CID. Das ruhige Leben hat ein Ende, als ein Landschaftsmaler bei einem Autodiebstahl stirbt. Duffy und sein sidekick Crabbie sind wieder gefragt: Ihre Ermittlungen ergeben, dass der Beruf des Landschaftsmalers das wahre Wesen der Agitation des Toten verschleiern sollte – eine heiße Spur führt ins „Mutterland“ Irland, die IRA existiert noch…


    Ich liebe die Reihe rund um den Ermittler Sean Duffy. Der Roman „Alter Hund, neue Tricks“ bietet beste Unterhaltung, der Protagonist ist kein Hitzkopf mehr und gehört trotzdem nicht zum alten Eisen. Ich mochte auch die popkulturellen Bezüge sehr gern, ich kann mich noch gut an die Schwemme der „IRA – Blockbuster (mit Brad Pitt oder Harrison Ford in den Hauptrollen)“ im Hollywood der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts erinnern. Wie in manchen Filmen hat der amerikanische Geheimdienst auch in „Alter Hund, neue Tricks“ seine Finger im Spiel, was für Spannung sorgt.


    Vom eigentlichen Handlungsverlauf will ich an dieser Stelle nichts verraten, um nicht zu spoilern. Die Lektüre lohnt sich aber nicht nur für Fans. En passant bekommt man auch Einblick in die anglo-irische Zeitgeschichte. Der Krimi bietet also nicht nur schnöde Unterhaltung, und die trockene Art des „katholischen Bullen“, der als Ich-Erzähler durch das Geschehen führt, ist einfach klasse:




    „Als Teilzeitinspector, der dienstfrei hatte, war es wohl meine Pflicht, nachzuschauen, ob ich helfen könnte, oder nicht?Scheiß drauf.Ich bestellte mir noch ein Pint Guinness und kehrte an meinen Platz zurück. Ich las die Gedichte von Ciaran Carson, die ich gekauft hatte, und einen neuen Versband von Paul Muldoon. Eine angenehme Art, eine Stunde zu verbringen: Guinness trinken, während sich die Polizisten und Randalierer draußen gegenseitig bewarfen.Als ich mein Bier ausgetrunken hatte und die Crown Bar verließ, war es unheilvoll still draußen.“


    Adrian McKinty gelingt es, mit sprachlichen Mitteln eine ganz bestimmte Atmosphäre zu evozieren; daher hebt sich „Alter Hund, neue Tricks“ angenehm von der Krimi – Massenware, die momentan auf den Markt geworfen wird, ab.

    ASIN/ISBN: 3518470604


    Fazit: „Alter Hund, neue Tricks“ ist der mittlerweile achte Band rund um Sean Duffy, auch sein Kollege Crabbie ist wieder mit von der Partie. Ein Thriller ganz nach meinem Geschmack! Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus.

    Typischer Reihenauftakt



    Worum geht’s?

    Linda Lansing verschlägt es aus dem beschaulichen schwedischen Fjällbacka nach London, wo sie sozusagen ihr Erbe antritt: Die Leitung des Luxushotels Flanagans. Zunächst ist die Protagonistin nicht begeistert: „[…] Sie würde den größten Teil vom Flanagans erben,[…]. Sie konnte sich nichts Schrecklicheres vorstellen.“ Mit der Zeit wächst Linda jedoch an ihren Aufgaben und sie macht das Hotel zur Top – Adresse in der britischen Hauptstadt.

    Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen, es gibt jedoch keine Ich-Erzählerin, was das Ganze nicht ganz so persönlich macht, und als Leser begleiten wir Linda auf ihrem Weg. Die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts markieren eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Mittendrin: Linda, die um ihr berufliches und privates Glück kämpft. Irrungen und Wirrungen, Intrigen und Machtspielchen werfen ihre Schatten voraus …


    „Willkommen im Flanagans – Das Hotel unserer Träume“ ist ein typischer Reihenauftakt, das heißt, es gibt noch „Luft nach oben“, wenn es um den Spannungsbogen und die Charakterisierung der Figuren geht. Neben der Protagonistin gibt es nämlich noch Antagonisten aus dem engsten Familienkreis, die der Heldin das Erbe streitig machen wollen, natürlich gibt es auch die beste Freundin, die die personifizierte Unterstützung ist. Der plot lässt sich mit dem Satz „eine Frau geht ihren Weg“ oder mit der Phrase „Das Schicksal einer jungen Erbin“ zusammenfassen, dabei werden die gesellschaftlichen Probleme der beschriebenen Ära tangiert, aber nicht detailliert analysiert, was je nach Lesererwartung gut oder schlecht sein kann.

    Teilweise plätschert die story vor sich hin, dies führt zu Längen in der – durchaus unterhaltsamen, aber auch einigermaßen trivialen – Geschichte. Dabei ist „Willkommen im Flanagans – Das Hotel unserer Träume“ per se kein langweiliges Buch; es ist die ideale Urlaubslektüre und perfekt für Zwischendurch, man sollte jedoch keine hohen Erwartungen haben, genretechnisch kann man den Roman unter „Frauenliteratur“ einordnen.

    Fazit: „Willkommen im Flanagans – Das Hotel unserer Träume“ ist der typische, steigerungsfähige Reihenauftakt mit kleinen Schwächen, man darf auf die Folgebände gespannt sein.

    ASIN/ISBN: 978-3548061214

    Ich fand das auch total realistisch und lebendig erzählt. Ich hatte vorher irgendwo gelesen, dass die Geschichte ganz lose an Fleetwood Mac angelehnt ist, deswegen hatte ich die dann immer vor Augen.

    "Lose" ist gut! Es ist imho total an Fleetwood Macs Geschichte in den 70ern angelehnt, im Prinzip ist es eine kaum camouflierte fanfiction. Daisys Stil mit denn schmalen Kettchen erinnert total an Stevie Nicks, und die Liebesgeschichte erinnert auch total an Lindsey Buckingham und Stevie Nicks. Dann gibt`s noch etwas Donna Summer (Simone) und Sable Starr...ich hab' das Buch trotzdem geliebt...

    Kiona lebt auf einer Südseeinsel und verdient ihren Lebensunterhalt als Perlenfischerin. Eines Tages rettet sie einen Schiffbrüchigen, der behauptet, ein Banker aus London zu sein. Kiona verliebt sich unsterblich in den Schweden Erik, doch das familiäre Idyll währt nur kurz: Als Erik verschwindet, verlässt Kiona die Cook – Inseln, sie lässt ihre Kinder zurück und macht sich auf die Suche nach ihrer großen Liebe. Diese Suche lässt sie den europäischen Kontinent durchqueren, sie führt die Protagonistin nach Europa und Amerika…

    „Die Perlenfarm“ ist ein wilder Genremix. Liebesgeschichte, Krimi, ein gesellschaftskritischer Globalisierungsroman, ein Agententhriller über die Machenschaften in der Finanzwelt. Insofern ist der Roman total am Puls der Zeit. Ich wünschte nur, die Figuren wären detaillierter ausgearbeitet gewesen, dann hätte ich eher eine Bindung zu ihnen aufbauen können.

    Der Stil der Autorin ist klar und präzise, ich hätte jedoch Fußnoten statt Übersetzungen in Klammern bevorzugt, wenn es um die Übersetzung der indigenen Sprache ging, das stört den Lesefluss weniger. Der Roman ist kein seichter Südseekitsch, man darf trotz des Covers, das „Urlaubslektüre“ schreit, keine klischeehafte Liebesgeschichte erwarten, sonst wird man enttäuscht sein. Die Handlung ist überraschend vielseitig, es gibt diverse Schauplätze, und trotz Längen hat mich „Die Perlenfarm“ von Liza Marklund insgesamt gut unterhalten!

    „Daisy Jones and The Six“ ist die Geschichte über den Aufstieg einer fiktiven Rockband im Amerika der Seventies.

    Anfangs war ich von der Erzählung etwas genervt, da ich irgendwie ein Déjà-Vu hatte. Manches war mir auch fast zu dick aufgetragen: „Ich meine, Daisy ist erschreckend talentiert. Sodass man einen Schrecken bekommt, wenn man sich in ihrer Nähe aufhält. In der Nähe ihres Talents. […]“

    Der Roman liest sich, als würde man ein Biopic oder eine Band – Doku auf Netflix gucken, der Interviewstil ist naturgemäß sehr dialoglastig, die wechselnden Perspektiven fand ich aber interessant und man liest sich schnell „fest“, es ist unglaublich unterhaltsam. Seit Erfindung der Oral History in der Geschichtswissenschaft ist dieser Stil allerdings bekannt. Die Autorin zeigt, dass Erinnerungen trügerisch sein können. Von Anfang an fand ich die story packend, es geht Schlag auf Schlag, im Zentrum steht das „Naturtalent“ Daisy Jones, eine Frau in der Männerdomäne Glam/Folk/Rockmusik. Als Groupie steigt sie ins Musikbusiness ein, das arme, reiche Mädchen ist den Eltern egal, gibt vor, älter zu sein, als es ist, verliert seine Jungfräulichkeit an einen alten Rocker, der das nicht zu schätzen weiß und auch noch seine Lyrics stiehlt. Aber Daisy Jones, das wunderschöne, barfüßige Mädchen mit „Creolen“ (die Charakterisierung fand ich zu Beginn recht klischeehaft) will mehr- sie will eine Sängerin sein, die ihre selbstkomponierten Lieder singt:

    „Ich hatte absolut kein Interesse daran, jemandes Muse zu sein. Ich bin nicht die Muse. Ich bin der Jemand.“

    Schließlich wird sie ein Teil der Band „The Six (Ex - Dunne Brothers)“. Die Band prägt eine ganze Dekade, bis es Ende der 1970er Jahre zum Bruch kommt. Drogen und die Folgen des exzessiven Konsums spielen auch eine Rolle; ich frage mich aber, ob nicht durch solche Romane Drogen in gewisser Weise glorifiziert werden? Die Figuren im Roman sind aber richtig gut charakterisiert, ich hatte sie förmlich vor Augen, man trifft neben der Band – Entourage auch auf Daisys beste Freundin, Simone. Oft gelingt es der Autorin, starke, selbstbestimmte Frauen mit unterschiedlichen, aber durchaus gleichwertigen Lebensentwürfen zu zeigen. Die Hausfrau ist nicht weniger wert als die Frontfrau. Wenn man die Memoiren der real existierenden Groupies/Stars Bebe Buell und Pamela des Barres („I’m with the Band“ ) gelesen hat oder auch „Girl in a Band“ von Kim Gordon oder „Just Kids“ von Patti Smith, wirkt „Daisy Jones and the Six“ anfangs wie eine clevere Fiktionalisierung von Erfahrungen realer Rockmusiker. Die Erzählung ist meines Erachtens aber nicht vorhersehbar. Sie ist lustig, tragisch und romantisch. Entwicklungen im Verlauf der Geschichte subtiler als zu Beginn beschrieben.

    Die plot twists mochte ich sehr! Der Stil macht den Roman zu etwas Besonderem, ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt. Die story ist perfekt strukturiert – es gibt keine Längen, und es ist meines Erachtens alles absolut stimmig erzählt, bis hin zur Tracklist am Ende.

    Fazit:

    „Daisy Jones and The Six“ ist kein Sachbuch. Die Erzählweise der Autorin ist absolut fesselnd, ich konnte den Roman nicht mehr aus der Hand legen. Der „Film in Buchform“ funktioniert erstaunlich gut! „Daisy Jones and the Six“ von Taylor Jenkins Reid bietet beste Unterhaltung, man sollte sich vom Stil nicht abschrecken lassen, denn hier passen Stil & Inhalt perfekt zusammen.

    Trauerarbeit mit Tanzbär


    An diesem Roman könnten auch Nick Hornby – Fans Gefallen finden. Ein auktorialer Erzähler führt durch das Geschehen, der Stil des Autors liest sich flüssig & einfach.

    Der Protagonist Danny Malooney arbeitet auf einer Baustelle, sein Sohn Will wird gemobbt. Es gibt wie im echten Leben Figuren mit Migrationshintergrund, etwa den Ukrainer Ivan, 'Danylos' Kumpel von der Baustelle, oder Mohammed, den Freund seines Sohnes.

    Danny ist alleinerziehender Vater, seit seine Frau starb. Als es finanziell eng wird, heuert er als Tanzbär an. In einem Pandakostüm! Erst in diesem Kostüm findet er Zugang zu seinem Sohn Will, der seit der Tragödie regelrecht verstummt ist (Mutter Liz starb bei einem Autounfall, Will saß im Wagen). Trauerbewältigung ist ein zentrales Motiv in „Pandatage“. Der Roman ist lustig, herzerwärmend, stellenweise traurig, jedoch nie kitschig! Es gefiel mir gut, dass hier das ganz normale Leben abgebildet wird, der Kampf der working class. Dabei macht der Autor jedoch nicht den Fehler, sich über die Figuren lustig zu machen, sie werden nie zu Abziehbildern, auch wenn die Gefahr theoretisch besteht. Dannys Tanzkünste verbessern sich erst, als Krystal, die an der Stange tanzt, ihm Nachhilfe gibt. „Pandatage“ würde dem sozialkritischen Regisseur Ken Loach eine gute Vorlage bieten!

    Klassenunterschiede, Diskriminierung und Mobbing werden tangiert, das Ganze wird jedoch nie in klischeehafter Weise thematisiert.


    Fazit:

    Ein herzerwärmender, tragikomischer Roman! Mit dem rosigen Ende konnte ich gut leben, da es neben aller Komik auch Tiefgang gibt. Stilistisch ist es vielleicht nicht der ganz große Wurf, die liebenswerten Figuren und der interessante plot machen dies jedoch wieder wett.

    Auch wenn die Geschichte in gewisser Weise vorhersehbar ist, hat mich der Roman gut unterhalten.

    ASIN/ISBN: B07ZXR1GLZ

    Ich :wave

    Damals bin ich im französischen Fernsehen drauf gestoßen und habe die erste Staffel gesehen. Vor Kurzem kam die série hier im Fernsehen (auf den Sender mag ich mich nicht festnageln, glaube aber, es war sat1 gold). Ich find die Serie toll :wave

    Ich mag sie auch, finde auch den Hauptdarsteller gut.

    „Wie uns die Liebe fand“ ist ein Debutroman von Claire Stihlé, in welchem im Wesentlichen eine Familiengeschichte erzählt wird. Ein flüssiger Stil und fein gezeichnete Figuren machen das Buch aus.

    Mit einem Augenzwinkern führt eine Ich – Erzählerin durch das Geschehen:

    Hier wird eine Geschichte vor dem Hintergrund der wechselhaften deutsch-französischen Historie erzählt, was besonders anhand dieser Sätze deutlich wird:

    „Wie oft mussten meine Kinder den Satz Je ne parle plus l’alsacien [Ich spreche kein elsässisch mehr] niederschreiben[…]“

    Die Elsässer mussten sich also immer dem jeweiligen Machthaber unterwerfen. Mal war ihr Idiom „zu deutsch“, mal „zu französisch“:

    „Oft wissen die jungen Leute von heute gar nicht mehr, dass es uns auch während der Besatzung verboten war, elsässisch zu sprechen.“

    Madame Nanon („Nan“) ist zweiundneunzig Jahre alt und lebt in einem kleinen Ort im Elsass, Bois-de-Val, sie lässt das Leben Revue passieren.

    Madame Nan ist wohl das, was man heutzutage eine „Powerfrau“ nennen würde, denn sie zog allein vier Töchter groß, da ihr Ehemann Bertrand früh verstarb. Wie nehmen als Leser am Dorfleben teil, werden Zeugen von Trennungen und Liebesaffären, Neuerungen und Moden. Maries (Madame Nans Tochter) „Liebesbomben“ sind bei ihrer Erfindung der „Hit“ bei der Dorfbevölkerung.

    Auch die Liebe tritt noch einmal in das Leben der Elsässerin, als sich die Hauptprotagonistin in ihren Nachbarn Monsieur Boberschram verliebt. Wieso ist dieser jedoch so zurückhaltend? Der Schlüssel zu seinem Verhalten liegt (wie so oft) in der Vergangenheit…

    „Wie uns die Liebe fand“ ist meines Erachtens eine Wohlfühllektüre, trotz ernster Untertöne! Eine Familiengeschichte, die mit mystischen Elementen angereichert ist – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

    Sehr gut gefielen mir auch die beigefügten Rezepte und die mundartlichen Einsprengsel.


    Fazit:

    „Wie uns die Liebe fand“ ist ein richtig schöner Schmöker, den ich gerne gelesen habe.


    ASIN/ISBN: 3426307405