Beiträge von -Christian-

    Kurzbeschreibung
    Hatte die taz recht, als sie schrieb, Rocko Schamoni sei "lustiger als hierzulande erlaubt, und ernster als hierzulande gewünscht"? Natürlich, dieses Buch ist der Beweis. Es ist die Erinnerung an eine Jugend, wie sie viele hatten. Kühe, Mofas, Bier, Konfirmanendenunterricht, Schulstress, Liebeskummer und die tödliche Langeweile auf dem flachen Land, die Windstille am Ende der schlimmen Siebziger.
    Doch dann kam PUNK, und PUNK kam auch nach Schmalenstedt in Schleswig-Holstein ...

    Kurzbeschreibung
    Er ist Student und er kellnert. Hauptamtlich ist Sonntag aber damit beschäftigt, an sich, der Welt, den Frauen, den Spießern und an Magenproblemen zu leiden. Die Spießer: verachtungswürdig, aber glücklich. Die Frauen: begehrenswert oder zu haben, niemals aber beides zugleich. Einen Ausweg aus dem komischen Elend gibt es nicht. Oder vielleicht doch?

    Außerdem von Goosen noch "So viel Zeit".


    Kurzbeschreibung
    Eine Stadt im Ruhrgebiet. Anfang der 80er Jahre. Helmut ist 16, besucht die Oberstufe eines Gymnasiums, hat Eltern, die nicht miteinander reden und eine Mutter, die immer nur wissen möchte, was er eigentlich will. Vom Leben, zum Beispiel. Wenn er das nur selbst so genau wüßte. Seine lakonische Selbsteinschätzung: drogenabstinenter, heterosexueller Nichtdemonstrierer, so wenig Engagement wie nötig, so viel Leben (lassen) wie möglich. Helmut hört Platten von den Beatles und Dylan, tanzt zu Madness und Fischer Z, trägt wie alle anderen Bäckerhosen und verliebt sich in die Schulsprecherin Britta. Ihr zuliebe engagiert er sich in der Nicaragua-Gruppe, sie führt den kleinbürgerlichen, immer etwas schüchternen Jungen in die Liebe ein. Zur ersten Liebe aber gehört auch die erste Enttäuschung. Und so erzählt Helmut rückblickend sein Leben als Suche nach der einzigen Frau, die ihm etwas bedeutet hat, während seine amourösen Abenteuer ihn in Wirklichkeit kaltließen

    Unter der Überschrift "Männerromane" fallen mir so ein paar ein, die vielleicht passen könnten.


    Zuerst dieses hier. Vom Regener gibt es dann noch "Neue Vahr Süd" und "Der kleine Bruder".


    Kurzbeschreibung
    Der Wahlkreuzberger Lehmann ist noch keine dreißig, und er liebt sein ereignisloses Leben. Jahrelange Ausweichmanöver und heroische Trägheit haben ihn bisher erfolgreich vor den Ansprüchen seiner Umwelt verschont, bis das Jahr 1989 beginnt. Das Jahr der Wiedervereinigung stellt Herrn Lehmann auf eine harte Probe ... In seinem gefeierten Debüt heftet sich Regener an die Fersen seines charmanten Protagonisten, der eine ungewöhnliche Reise durch den Mikrokosmos des Berliner Stadtviertels antritt.

    Ich habe das Buch gestern beendet und Begeisterung wollte sich leider nicht einstellen...


    Golding hat die gruppendynamischen Prozesse schön herausgearbeitet und plausibel dargestellt. Es wird deutlich, wie sich eine (beliebige) Gruppe neue Regeln geben kann, sobald das Korsett der sie umgebenden Gesellschaft mit Ihren Werten und Moralvorstellungen abgestreift wurde. Der Prozess der zunehmenden Verrohung wird eindrucksvoll geschildert.


    Nach meinem Eindruck hat Golding der Schilderung dieser Prozesse viel geopfert. Die Story wirkt hölzern und ist mir persönlich zu arm an Details. Eine echte Atmosphäre wollte sich nicht einstellen. Ebenso hat mich die Sprache genervt. Natürlich konnte Golding den Kindern und Jugendlichen keinen Philosophen in den Mund legen, doch abhackte und unvollständige Sätze zu lesen macht mir keinen Spaß, wenn dieses Mittel inflationär benutzt wird.


    Zum Glück liest sich das Buch schnell, so dass man nicht zu viel Zeit damit verbringt. Schade ist es trotzdem.

    Das Cover ist sicher Geschmackssache. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings die erbärmliche Herstellungsqualität vieler englischer Ausgaben. Alleine die im allgemeinen Vergleich bessere Papier-, Druck- und Bindungsqualität deutscher Ausgaben rechtfertigt nach meiner Ansicht schon höhere Preise.


    Zitat

    Original von Vulkan


    Edit: Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass ohne Buchpreisbindung die Bestseller günstiger werden, aber alle anderen Buchpreise überproportional steigen. Ich kann die Seriösität solcher Studien nicht einschätzen, aber bevor ich über die Buchpreisbindung schimpfe, sollte man mögliche Auswirkungen zumindest zur Kenntnis nehmen.


    Ja, diese Entwicklung darf man in UK bestaunen. Ferner hat der Fall der Buchpreisbindung in UK zu einem beschleunigten Niedergang bei kleinen/unabhängigen Buchhandlungen geführt.
    Es ist mittlerweile deutlich geworden, dass auch in Deutschland die Buchpreisbindung die Bildung von Monokulturen auf der Handelsseite nur bremsen, aber nicht verhindern kann. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Preisbindung ein Segen für die meisten Marktteilnehmer von den Autoren über kleine Verlage und unabhängige Buchhandlungen bis hin zu den Lesern ist. Sie fördert die Vielfalt auf der Angebotsseite, indem sie kleinen Spielern im Markt einen gewissen Schutz vor kapitalstarken Mitbewerbern gibt.

    Zitat

    Original von SiCollier
    Amazon.de ist bei englischsprachigen Büchern oft (nicht immer) relativ teuer, dafür in der Lieferung sehr rasch. Will heißen, wenn ich etwas schnell möchte, bestelle ich oft bei Amazon (natürlich über den Forenlink!) und zahle dafür mehr. Wenns länger dauern darf, meist bei jpc (dafür dauert es dann länger).


    Das ist genau der Punkt. Amazon legt sich - wie man an den angezeigten Lieferzeiten sehen kann - viele fremdsprachige Titel ins eigene Lager und kann so entsprechend schnell liefern. Amazon geht hier ins Risiko und das muss vergütet werden. Da ist es klar, dass das Buch häufig teurer sein wird, als bei Mitbewerbern die das Buch erst auf eine Kundenbestellug hin besorgen.

    Danke für die schöne Rezi. Mit Fotografie in der DDR habe ich mich noch nicht so viel beschäftigt, da habe ich das Buch gleich auf meine WL gesetzt. Außerdem: Wenn das Buch bei Lehmstedt erscheint, kann man fast sicher davon ausgehen, dass es etwas Gutes ist. Ein ambitionierter Verlag, der sich mit Geschichte und Kultur nicht nur zu DDR-Zeiten beschäftigt.


    :wave

    Zitat

    Original von Idgie
    Kann schon sein, aber es braucht sicherlich eine Menge Versuche, das so schön hinzukriegen.


    Auf jeden Fall. Lange Belichtungszeiten ersetzen mit Sicherheit nicht fotografisches Können (das wollte ich damit auch nicht ausdrücken ;-)) .

    Er hat die Aufnahmen in den frühen Morgenstunden gemacht. Mit Sicherheit gab es irgendwo laufende Menschen oder fahrende Autos, doch wenn sie sich schnell genug bewegen, erscheinen sie durch die langen Belichtungszeiten nicht auf den Bildern - und die Wasseroberflächen bekommen diesen wunderschönen quecksilberartigen Glanz.


    Für die Aufnahmen im verschneiten New York klappt das natürlich nicht, die Flächen sind wirklich unberührt wie man z.B. bei der Mall im Central Park sehen kann.


    :wave

    Kurzbeschreibung
    Am frühen Morgen, wenn die Hektik der Stadt noch nicht erwacht ist und die Menschen noch ihren Träumen nachhängen, dann zieht der Fotograf Christopher Thomas mit seiner Kamera durch New York. Die Stadt gehört ihm und er entlockt ihr all das Schöne, das der Stille entstammt. Seine Fotografien zeigen das andere New York: Die Metropole als einen Ort, an dem die Plätze und Monumente nur sich selbst gehören. Fifth Avenue, Flatiron Building, Brooklyn Bridge, Central Park - es sind nicht die verborgenen Winkel, sondern die großartigen Landmarks der modernen Architektur, die Thomas in atemberaubenden Ansichten, beinahe unwirklich und doch ohne digitale Manipulation einfängt: im Nebel, unter Herbstlaub oder unberührter Schneedecke, fotografiert in Schwarzweiß-Polaroid. Dieser Fotoband ist eine hinreißende Hommage an die stille Poesie New Yorks.


    Zum Autor
    Christopher Thomas arbeitet überwiegend als Werbefotograf (z.B. BMW) und Fotograf für Reportagen (u.a. Geo). Er wurde 1961 in München geboren und hat bereits mit den "Münchnern Elegien" eine künstlerische Arbeit vorgelegt, die weit über München hinaus Beachtung fand.


    Meine Meinung
    Ich habe keine Zahlen vorliegen, doch nach meinem Gefühl ist New York die am meisten fotografierte Stadt der Welt. Hiermit meine ich nicht die üblichen Touristenfotos, sondern die Arbeiten der Künstler, die sich auf ihre individuelle Art der Stadt New York annähern. Gerade weil das Thema New York so erschöpfend behandelt zu sein scheint, überrascht es um so mehr, wenn der Band mit Christopher Thomas' Fotografien aufgeschlagen wird:
    Dies ist New York? Die Stadt, die eigentlich nie schläft? Was ist hier passiert? So waren meine ersten Gedanken zu Thomas' Arbeit. Bei näherer Betrachtung formen die Fotos das Bild einer Stadt, die aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Die Bürgersteige leer, nirgendwo Menschen, das Leben scheint zum Stillstand gekommen. Unberührte Schneedecken vor dem Guggenheim, keinerlei Aktivität am Time Square, der Central Park verlassen, Coney Island ausgestorben...


    In aller Frühe, als die Stadt noch schlief, hat sich Christopher Thomas auf den Weg gemacht, um ein anderes New York einzufangen. Sein Werkzeug war eine Großbildkamera, die sorgfältiges und langsames Arbeiten aufzwingt. Ein altmodisches Gerät in Zeiten digitaler Fotografie, doch das klassische Instrument der großen "alten" Fotografen. Digitale Nachbearbeitung ist hier nicht möglich, der "Schuss" muss sitzen, entsprechend viel Aufwand hat Thomas in die Vorbereitung und Bildkomposition jedes einzelnen Motivs investiert.


    Das Ergebnis sind Fotografien von berückender Schönheit. Hier tut sich eine Art visueller Poesie auf, die Thomas' Gespür für die Stadt New York unterstreicht.


    Eine Auswahl der Motive findet sich hier.



    Edit: Tippfehler beseitigt.

    Ein wunderbares Buch, ich bin noch ganz begeistert. Nach dem harmlosen Auftakt dreht die Stimmung schnell ins Düstere und man begleitet Dorian Gray auf seinem Weg ins Verderben. Nach dem Mittelteil, der mir etwas zu langatmig erschien, dreht Wilde im letzten Drittel noch einmal richtig auf: Die Atmosphäre wird noch düsterer, die Spannung steigt, unheimlich witzige und scharfsinnige Dialoge nehmen zunehmend mehr Platz ein und zum Glück gibt es kein Happy-End sondern den Untergang Dorian Grays.


    Dem Buch gebe ich neun Punkte.

    Zitat

    Original von Katja
    ...mal eine ganz andere Frage:


    Wie weit muss der Sicherheitsabstand von einem Ofen zu Billys (samt Büchern) sein?


    Wir renovieren gerade, meine Billys hoffe ich an einer anderen Wand drapieren zu können hinterher, und das macht mir doch Sorgen :gruebel. Möchte ja nicht das es abfackelt (auch wenn Schwipa sagte ich soll einfach alles im Ofen abfackeln :fetch:rolleyes. Hab aber nix gesagt, weil er 11 Stunden unseren Kamin rausgehauen hat).


    Hallo Katja,


    fragt im Zweifelsfall euren Schornsteinfeger. Wir haben im Wohnzimmer auch einen Ofen stehen und müssen seitlich 50cm bzw. nach vorne 100cm Sicherheitsabstand zu brennbaren Materialien halten. Die meiste Wärmestrahlung geht halt bei einem Ofen nach vorne weg. Abgesehen von der Wärme würde ich auch schauen, wie viel Ruß und Asche der Ofen im Raum verteilt. Wenn deine Regale zu dicht am Ofen stehen, werden die Büchern wahrscheinlich Schmutz abkriegen.:-(


    Ach so, und selbst wenn die Regale nicht anfangen zu brennen, bin ich mir nicht sicher, ob die Temperaturwechsel zwischen "Ofen an" und "Ofen aus" auf Dauer so gut für Möbel und Bücher sind, wenn der Abstand zum Ofen zu klein ist.


    :wave

    Ich werde es auch bei dem einen Konzert belassen. Sieht man die gleiche Show noch einmal, fängt man nur an zu vergleichen: Ist es so gut wie beim ersten Mal? Usw., usw.


    Das Konzert in Berlin war wirklich erste Klasse und kann so stehen bleiben. :-)

    Zitat

    Original von Vulkan
    [quote]Original von Charlotte
    Christian,
    muss es gleich der ganze Clausewitz sein? Ich finde, solche Bücher kann man erst mal anfangen, sich die Rosinen herauspicken und dann schauen, wie intensiv man weiterlesen möchte.


    Hallo Vulkan,
    im Mittelteil gibt es Kapitel, die sich mit speziellen Taktiken abhängig von der Art der Einheit, dem Gelände, etc. beschäftigen. Das ließe sich ohne Probleme übergehen. Dennoch bleiben rund 500 Seiten übrig, die thematisch geeignet sind, um sie auf Politik im Allgemeinen oder zivile Organisationen übertragen zu können. Den Clausewitz empfinde ich als echten Brocken.

    Es gilt als eines der großen Werke zu Strategie und Taktik und liegt schon eine Weile auf dem Sub. :-( Der Umfang (900 S.) und die Dichte des Inhalts schrecken mich ein wenig ab. 2-3 Wochen Ruhe wären für dieses Buch optimal. :rolleyes


    Kurzbeschreibung:
    Vom Kriege gilt als das bedeutendste Werk, das jemals über die Kriegsführung verfaßt wurde. Seinen Rang verdankt es insbesondere den ersten Kapiteln, in denen Clausewitz eine allgemeine Wesensbestimmung des Krieges vornimmt. In seinen Kernaussagen, wie der Thesevom politischen Charakter des Krieges, von seiner Doppelnatur als traditionellem und revolutionärem Krieg und seiner Bestimmung als Gewaltakt, der der Erfüllung des eigenen Willens dient, reicht sein Ansatz weit über den militärischen Bereich hinaus.

    Das Ende des Buches hat mich auch irritiert - vielleicht habe ich es einfach nicht verstanden.:gruebel


    Davon abgesehen handelt es sich jedoch um ein kurzweiliges und gelungenes Beispiel britischen Humors: lakonisch, staubtrocken und ein Hang ins Makabre. Wunderbar.

    Ich kann mich Herrn Palomar und Bartlebooth nur anschließen: ein wirklich lesenswertes Buch.


    Nach dem Lesen würde ich das Buch nicht unbedingt in das Genre Autobiografie einordnen. Frings schweift zu sehr ab, erzählt aus seinem eigenen Leben und dem der Zeitgenossen Schernikaus. Dennoch habe ich das nicht als Manko empfunden, sondern als Bereicherung und quasi Bühnenbild vor dem das Leben Schernikaus ausgebreitet wurde.


    Frings schildert Schernikau aus seiner sehr persönlichen Sicht als Freund und Weggefährte und gibt damit ihm, der in der Bundesrepublik der 80er Jahre häufig entweder als Skurrilität lächerlich gemacht oder als Kommunist beschimpft wurde, menschliche Züge. Er legt die Person Schernikau frei und zeigt seinen Kampf um Anerkennung und Erfolg als Schriftsteller. Eine Folge dieses Kampfes - jedoch nicht der einzige Grund für diese Entwicklung - ist Schernikaus zunehmende kritische Haltung gegenüber der westdeutschen Gesellschaft und das Sympathisieren mit der DDR. Ich bin versucht, dass Bild des Kampfes gegen Windmühlen zu bemühen, wenn ich an Schernikaus zähes Ringen denke. Hut ab vor einem Menschen, der bereits sehr früh einen äußerst starken eigenen Willen entwickelte und sich bis zum tragischen Ende treu blieb.


    Wie bereits eingangs gesagt: Ein lesenwertes Buch, dass neben der Person Schernikau auch die linke/schwule/Künstler- Szene (West-)Berlins in den 80ern thematisiert.


    Von mir gibt es dafür 9 Punkte.

    Mir hat die Purpurlinie sehr gut gefallen. Die Kombination aus historischen Hintergründen und "selbst fabrizierten" Zeugnissen im Mittelteil des Buches fand ich sehr gelungen. Insgesamt eine spannende Lektüre mit einem überraschenden Nachwort des Autors. Lesenswert.