Meine Meinung:
Zwischen
dem Ende des vorherigen Bandes und dem Beginn dieses Romans liegen
nur wenige Monate. Robin und sein alter Freund Charles D‘Artagnan
waren unterwegs, guten Wein für das bevorstehende Weihnachtsfest zu
besorgen. Auf dem Heimweg treffen sie auf die erschütternden
Überreste eines brutalen Massakers, das sich in dem kleinen Ort
Tonneins an der Garonne abgespielt hat. Simon de Montfort zieht mit
seinem Heer mordend und raubend durch die Lande, um die Katharer und
ihre Sympathisanten auszurotten. Er ist überzeugt, im Interesse des
Papstes und somit auch im Namen Gottes zu handeln. Robin ist
erschüttert und zögert nicht, sich für die Verfolgten einzusetzen,
denn sollte es Montfort gelingen, den Süden Frankreichs zu erobern,
ist nicht nur das Erbe von Eleonore von Aquitanien in Gefahr, sondern
auch Robins und Marians neue Heimat, ihr geliebtes Chateau de Lisse.
Das schlimmste an der ganzen Sache sind jedoch die vielen
unschuldigen Opfer, denn Montfort und seine Schergen gehen mit roher
Gewalt gegen die Menschen vor, nur weil diese in Glaubensdingen nicht
hundertprozentig mit der katholischen Kirche übereinstimmen. Selbst
vor Frauen und Kindern machen sie nicht Halt.
Auch
in diesem vierten Band hält sich Mac P. Lorne nicht mit langen
Vorreden auf, sondern katapultiert die Leser wieder postwendend
mitten ins Geschehen. Über einen Zeitraum von zehn Jahren begleiten
wir Robin und seine Freunde bei ihrem Kampf um die Freiheit. Ruhe ist
den Protagonisten auch in diesem Roman nicht vergönnt. Ein
umfangreicher Abschnitt des Buches ist der Belagerung von Toulouse
gewidmet. Interessant und sehr gelungen ist, wie der Autor seine
fiktiven Helden wieder ins historische Geschehen einbringt und
agieren lässt, denn bei allen Belagerungen und Kämpfen ist Robin
immer mitten drin, und natürlich sind auch seine Frau Marian, sein
Ziehsohn Fulke und seine guten Freunde wieder mit von der Partie.
Die
katholische Kirche zur damaligen Zeit kommt nicht gut weg in diesem
Roman, zu viele Intrigen und Machtkämpfe gab es da. Gerade die
Szenen, die im Buch besonders unglaubwürdig erscheinen, beruhen auf
realen historischen Begebenheiten, und ich bin immer wieder
fassungslos, was im Namen Gottes so alles verbrochen wurde, meist
auch noch in dem Glauben, das Richtige zu tun.
Robin
ist mittlerweile nicht mehr der Jüngste und auch um einiges ruhiger
und besonnener geworden, aber wenn das Unrecht zu groß wird, kann er
sich einfach nicht zurückhalten und gerät auch diesmal wieder
mehrfach in brenzlige Situationen.
„Das
Banner des Löwen“ steht seinen Vorgängern in nichts nach, wenn es
um mitreißende Unterhaltung geht. Dabei hält sich der Autor stets
sehr nah an der Realität, und seine Erläuterungen zeichnen sich durch hohe historische Genauigkeit aus. Zwei Karten und ein
Personenregister am Beginn des Buches helfen dabei, die Übersicht zu
behalten, und anhand der Zeittafel im Anhang findet man die
historischen Daten in einer übersichtlichen Tabelle.
Einen
weiteren Band haben wir noch vor uns, und ich bin schon sehr gespannt
darauf. Ob Robin dann endlich seinen Lebensabend genießen kann? Ich
bezweifle es ja, denn das sähe ihm so gar nicht ähnlich.
9 von 10 Punkten