Beiträge von Bartlebooth

    Zitat

    Original von Iris


    Da hast du aber richtig gute Dozenten erwischt!


    Was ich aus dem Schulunterricht meiner Tochter mitgekriegt habe, wird genau an dieser Basis stur produktionsästhetisch und psychologisierend gedeutet -- erst extrapoliert, dann interpoliert.
    Was hilft es, wenn die Professoren diese Sichtweise belächeln, sie aber an der Basis ungebrochen weitergeschleppt wird?


    Hallo Iris,
    :write
    Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Der Schulunterricht und die Uni sind heute leider völlig voneinander abgekoppelt. Viele (ausdrücklich: nicht alle!) Lehrer/innen, auch die jungen, sind froh, endlich aus der Uni rauszusein und wieder betreiben zu können, was ich intuitive Hermeneutik nenne. :grin

    Hallo zusammen, hallo Ines,


    Ich habe deine Frage, Ines, zunächst so verstanden, dass du wissen willst: Wie beeinflusst meine Zugehörigkeit zu einer marginalisierten Gruppe das Schreiben. Das ist ein sehr weites Thema, bei dem es aber, würde ich meinen, weniger auf die Textproduzierenden als auf die Lesenden ankommt: Was erwartet die Leserschaft etwa von der literarischen Produktion eines Menschen mit Migrationshintergrund? Nun, nicht zuletzt, irgendetwas über die "Herkunftskultur" dieses Menschen zu erfahren (jemand hat das Mal den "impliziten Befehl" genannt, der von den Lesenden an die Schreibenden erginge). Da nützt es diesen Schriftsteller/innen häufig nichts, dass sie zB auf deutsch schreiben, hier geboren und sozialisiert sind, ihre "Herkunftskultur" (was auch immer das ist) also die deutsche ist. Das Etikett haftet.


    In deinem letzten Beitrag; Ines, hast du die Perspektive aber um 180° gedreht. Nun geht es nicht mehr darum, wie der eigene Hintergrund das Schreiben bestimmt (also um die Frage, ob man Texten etwa das "Migrierte", "Weibliche", "Homosexuelle" anmerkt), sondern um die Schwierigkeiten einer Angehörigen des gesellschaftlich definierten Standards, Angehörige marginalisierter Gruppen ohne Rückgriff auf Klischees darzustellen. Das ist eine ganz andere Problematik, gerade auch in Bezug auf den Schreibprozess und man sollte diese Fragen vielleicht voneinander trennen.


    Hallo Iris,


    Zitat

    allerdings ist es ziemlich vermessen, vom Werk auf den Autor zu schließen und dann wieder zurück aufs Werk; das ist ein klassischer Zirkel, sehr beliebt in den Literaturwissenschaften


    Naja, seit hundert Jahren problematisiert, seit mindestens 30-40 Jahren nicht mehr ernsthaft vertreten. Es gibt heutzutage keine ernstzunehmende lit.wissenschaftliche Position, die noch so hart produktionsästhetisch argumentieren würde. Das "Problem" sind hier vielmehr die nichtwissenschaftlichen Lesenden, die immer noch davon ausgehen, dass Autor und Werk eine Einheit bilden, dass der Autor mehr und vor allem Richtigeres über seinen Text zu sagen habe als die Rezipienten.


    Aber das ist in der Tat noch einmal ein ganz anderes Thema.

    Zitat

    Das zweite Zitat war der Eingangssatz auf meine Antwort zu deiner Frage, die den Abschluß meines Zitats aus deinem vorherigen Posting bildete [...] Er hat also mit dem von dir zuerst zitierten direkt nichts zu tun.


    Ich weiß, Iris. Das habe ich oben selbst geschrieben:

    Zitat

    Dieser Widerspruch transferiert die beiden zitierten Wörter aus meinem Ursprungsposting aber in einen ganz anderen Kontext.


    Meine Frage war deshalb: Welchen Sinn haben die Anführungszeichen? Du zitierst mich, verschiebst aber den Kontext, so dass für mich der Sinn des Zitats nicht mehr ersichtlich ist.


    Zitat

    Klingt als kenntest du nur zwei Schalterstellungen: Ein und Aus, Null oder Eins, Weiß oder Schwarz [...] Spaß beiseite


    Sehr witzig :P. Wenn ich nach dem Verhältnis frage, will ich nicht unbedingt nur hören, "a stimmt" oder "b stimmt".


    Dann erklärst du ausführlich, wie Autor/innen deiner Auffassung nach zu ihrem Stil kommen und ihn verinnerlichen. Das gipfelt in der Feststellung (Achtung Paraphrase!), dass beim Schreiben die Wortwahl eher unbewusst, beim Überarbeiten aber eher bewusst abläuft. Da ist also das graduelle Bewusstsein.


    Insofern ist meine Eingangsfrage an dich:

    Zitat

    Ist es so wichtig, dass diese Dinge bewusst geschehen (...)?


    beantwortet. Mit nein (ein gut trainierter Autor kann auch mit seiner geprimeten Schriftsprache tolle Texte schreiben) und ja (die geprimete Sprache sollte im Überarbeitungsprozess immer noch einmal auf Herz und Nieren geprüft werden, in Bezug auf ihre Geeignetheit für einen bestimmten Zweck).


    Ist Ines' Frage damit auch beantwortet? Das muss ich zum Glück nicht mehr beantworten ;-). Aber irgendwie kommt es mir so vor als seien wir wieder bei den mehr oder weniger spontanen Antworten der ersten Seite (zB Dornseiff zum Überarbeiten).


    Grüße, B.

    Hallo Iris,
    danke nochmal, aber man sieht vielleicht auch an diesem Ordner wie unmöglich es ist "das treffende Wort" zu finden.


    Nur als Beispiel: Ich habe geschrieben:

    Zitat

    Ich sehe keine Möglichkeit, auf Ines' Frage zu antworten, wenn ich ganz allgemein über "Sprache" spreche.


    Du antwortest:

    Zitat

    Ich sehe keine Möglichkeit, "ganz allgemein" darauf zu antworten


    als sei es ein Widerspruch (wie sonst sind die Anführungszeichen zu verstehen?). Dieser Widerspruch transferiert die beiden zitierten Wörter aus meinem Ursprungsposting aber in einen ganz anderen Kontext.
    Oder auch:

    Zitat

    Selbstverständlich dreht man "an allen Schrauben" -- allerdings zum wenigsten bewußt.


    Zitat

    Was Ines darüber hinaus ansprach -- daß ihr so manche Wendungen, die sie in anderen Büchern liest, selbst nie einfallen würden --, muß kein Manko sein, wenn man sich bewußt dafür entscheidet


    Ich verstehe das Verhältnis dieser beiden Aussagen nicht. Beim ersten Satz würde ich dir zustimmen (diese Frage nach der "Bewusstheit" war ja auch meine ursprüngliche); der zweite führt aber das Bewusstsein wieder als zwingend in Bezug auf die Beschränkung des Wortschatzes ein. Dh ich verstehe ihn wie folgt: An der Wortschatzschraube wird eben doch immer bewusst gedreht.


    Wie oben schon bei magali habe ich den Eindruck, dass mir performativ zu verstehen gegeben wird, es existiere ein Dissens, dass ich diesen aber in den Beiträgen nicht greifen kann.
    So weiß ich zwar nicht, ob wir in Bezug auf die Begrenztheit des persönlichen Wortschatzes einer Meinung sind, aber es gibt für mich offenbar auch keinen Weg, das herauszufinden.


    Grüße, B.

    Hallo Iris,


    Danke für deine Antwort, aber ich habe noch nicht den Eindruck, dass ich mich wirklich verständlich machen konnte, also versuche ich es noch einmal anders :-).

    Zitat

    Die wenigsten Entscheidungen im Schaffensprozeß werden bewußt gefällt -- aber die wichtigen und grundlegenden, die Stil und Erzählweise betreffen, sind es in den allermeisten Fällen und sollten auch bewußt gefällt werden.


    Schreiben ist an Sprache gebunden und Sprache (was sonst?) wird von Schreibenden gestaltet, keine Frage, aber "Stil" oder "Erzählweise" sind ja keine monolithischen Blöcke, wie hier auch schon mehrfach in der Diskussion angesprochen, sondern umfassen unterschiedliche Elemente (ua das Lexikon). Ich bin mit meiner Frage schon auf dieser differenzierenden Ebene: Dreht ein/e Autor/in immer an allen Schrauben? Gibt es Scharuben, an denen unbedingt gedreht werden muss?
    Ines' Eingangsfrage zielte doch vor allem auf den Wortschatz und das ist es, was auch mich die ganze Zeit interessiert: Wie wichtig ist die lexikalische Schraube und zwar die, die über die Größe des aktiven Wortschatzes entscheidet. Wie wichtig ist "das treffende Wort"? Was ist überhaupt "das treffende Wort"? Ich sehe keine Möglichkeit, auf Ines' Frage zu antworten, wenn ich ganz allgemein über "Sprache" spreche.


    Ich behaupte keinesfalls, Schreiben sei keine Arbeit (sondern was? Eine Angelegenheit des Musenkusses? Um Himmels Willen!). Hier gibt es keinen Dissens zwischen uns. Natürlich ist Schreiben ein Handwerk, das Routine, Übung, Wissen verlangt, und diese Unterschiede merkt man Texten in aller Regel auch an.


    Die Unterscheidung in E und U finde ich ebenso überflüssig, aber das wäre ein eigenes Thema.

    Hallo Iris,

    Zitat

    Auch ein Foto ist nichts als ein zweidimensionales Abbild eines (bewußt gewählten?) momentanen Ausschnitts
    [...]
    Dann kann man sich auch bewußt (wie Kafka) auf karge Mittel beschränken


    Ist es so wichtig, dass diese Dinge bewusst geschehen (im ersten Zitat versiehst du es noch mit einem Fragezeichen, im zweiten scheinst du dir schon sicherer zu sein)? Wir sind uns einig, wenn es nur darum geht, dass einem Text oder sonstigen Kunstwerk irgendein Gestaltungswille unterliegt. Das unterstelle ich auch den heftigsten Verfechter/innen der écriture automatique.
    Aber worauf bezieht sich der Gestaltungswille? Auf ausnahmslos jedes Detail? Ich würde vermuten, es sind bei jeder/m Autor/in unterschiedliche Dinge, die außerdem von Text zu Text variieren können.
    Gehört die Kargheit bzw. Prallheit der Sprache deiner Meinung nach zu den unter allen Umständen bewusst eingesetzten Elementen eines Textes? Und wird ein Text, wenn das nicht geschieht, schlechter? Wenn ja, warum? Mir will das nicht einleuchten.


    Grüße, B.

    Hester Prynne ist gerade niedergekommen. Vorderhand nicht unbedingt ein Grund Trübsal zu blasen, es sei denn man lebt in einer puritanischen Kleinstadt im Neu-England des 16. Jahrhunderts und weigert sich, den Namen des Vaters zu nennen. Hester Prynne ist zu allem Überfluss bereits verheiratet, ihr Ehemann allerdings, so wird allgemein angenommen, hat auf seiner Reise in die neue Welt ein nasses Grab gefunden und kommt daher als Vater nicht in Frage.
    Die Leserschaft erfährt jedoch recht schnell: Der Totgeglaubte lebt und wohnt, Rachepläne schmiedend, der öffentlichen Zurschaustellung bei, der sich Hester Prynne als Zeichen ihrer Schande unterziehen muss. Drei Stunden steht sie mit ihrem Kind auf dem Arm auf einem Gerüst, das auf dem Marktplatz aufgebaut ist, und wird von der Menge angegafft. Und damit sie ihre Schande auch niemals vergisst, muss sie sich selbst stigmatisieren: Das Urteil, das über sie gesprochen wird, umfasst das verpflichtende dauerhafte Tragen eines scharlachroten "A" auf ihrer Kleidung. A wie Adultery.


    Nathaniel Hawthornes bekanntester Roman erschien erstmals im Jahr 1859. Er war nicht zuletzt eine Abrechnung mit seinen eigenen puritanischen Vorfahren, deren Geschichte er in einem teilweise autobiographischen Einleitungskapitel zu The Scarlet Letter vorausschickt.


    Der Text selbst ist sehr eigenwillig erzählt. Neben der ungewöhnlich ausführlichen Einleitung, die neben der erwähnten Kritik an seinen Ahnen auch die Rahmung für die Romanhandlung liefert, besteht das Buch aus 23 eher kurzen Kapiteln, die von einem stets spürbaren Erzähler dargeboten werden. Dabei wirken die einzelnen Kapitel wie panoramaartige Bildbeschreibungen, dh sie sind in sich sehr statisch und mit ausufernden Beschreibungen aller Art durchsetzt. Diese Darstellungssweise hemmt ein wenig den Lesefluss.


    Sehr interessant ist nichtsdestoweniger die Beobachtung Hester Prynnes, die so gelingt. Sie nimmt ihr Urteil mit Stolz an und fertigt sich, selbst eine Meisterin der Nähkunst, den Buchstaben ihrer "Schande" als eine Art Schmuckstück an. Im Grunde ist der scharlachrote Buchstabe freilich eher ein Zeichen der Schande für die engstirnige religiöse Moral, die die puritanische Gemeinschaft, in der Hester Lebt, mit solch unverwüstlicher Inbrunst vor sich herträgt. Hester Prynne fügt sich dabei diesen Moralvorstellungen bis zu einem gewissen Grad, der Erzähler weist immer wieder auf ihr Bewusstsein um den einen Fehltritt hin, dem sie ihr ganzes Leben freiwillig unterordnet. Hester Prynne ist so weniger eine Rebellin als eine Allegorie für das Verhaftetsein mit dem eigenen Platz in der Welt und sei er noch so verhasst.


    Edit: Titel und ISBN der deutschen Ausgabe eingesetzt, damit diese auch über das Verzeichnis zu finden ist. LG JaneDoe


    ____

    Hallo zusammen, hallo Ines,


    Nach meinem Verständnis von Wittgenstein ist meine Sprache nicht deshalb die Grenze meiner Welt, weil sie nicht adäquat einen gegebenen Gegenstand abbildet, das tut sie ohnehin nicht, das tut auch kein neuer Begriff. Die Sprache ist deshalb Grenze meiner Welt, weil ihr Gebrauch meine Wahrnehmung von Welt bestimmt. Durch eine Vergrößerung des Wortschatzes nehme ich aber keinen Einfluss auf den Gebrauch der Sprache und deshalb verschiebe ich so auch nicht die Grenzen meiner Welt.
    So habe ich auf Seite 5 auch noch columbos Position verstanden. Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher.


    Das ist eine ganz andere Idee als die der Sprache als Abbildung, wie sie in dem Gegensatz Emotion/unmittelbare Wahrnemung vs. Sprache/vermittelte Wahrnehmung zum Ausdruck kommt und wie sie mir hier hauptsächlicher Gegenstand der Debatte zu sein scheint. Sprache als Abbildung steht fest. Durch jedes neue Wort, kann ich etwas Neues sagen; für einen beliebigen stabilen Gegenstand (auch ein bestimmtes Gefühl) könnte ich ein Wort erfinden und ihn so bezeichnen. In so einem Modell wären die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt in dem Sinne, dass ich sie durch Erweiterung der Sprache um neue Vokabeln/Begriffe verschieben könnte, denn ich müsste für vorhandene Gefühle einfach nur neue Wörter entweder erfinden oder lernen und könnte somit immer mehr von der Welt erfassen.


    Vergleiche hätten in beiden Modellen ihren Platz. Im ersten Modell könnten ungewöhnliche Vergleiche zu einer Verschiebung des Gebrauchs eines bestimmten Wortes genutzt werden.
    Im zweiten Modell würden sie eine wesenhafte Ähnlichkeit beschreiben, so dass jemand, der a nicht kennt, aber b über diese Kenntnis auch a verstehen könnte.


    Mooooment, den Vergleich hast du angestellt. Ich sprach von dem Farbklecks auf der weißen Leinwand.


    Gruß, B.


    EDIT Hier muss man ja aufpassen wie ein Schießhund, um nicht andauernd falsch oder verzerrend zitiert zu werden ;-).

    Zitat

    Original von Doc Hollywood



    Holla! Jetzt wird aber analysiert und interpretiert, daß es nur so kracht.


    Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ;-).

    Zitat

    Soll das einen Versuch darstellen eine leere Leinwand, auf der ein Klecks Farbe draufgepinselt wurde, näher zu erläutern?


    Pffff......
    Moderne Kunst ist ein schwieriges Thema. Vor allem bei bildender Kunst tauge ich da auch nur begrenzt zum kompetenten Erklärer. Aber man braucht doch auch nicht immer nur leicht Konsumierbares und unmittelbar Verständliches, Herr Dr. Hollywood :lache


    Herzlich, B.

    Hallo Waldfee,


    Gerade lese ich noch deine Kommentare und da fällt mir auf:

    Zitat

    Übrigens irritiert mich der Titel, denn Michiko ist doch ein weiblicher Vorname?


    "Little Boy" ist der Name der Hiroshima-Bombe. Die auf Nagasaki geworfene hieß, glaube ich, "Fat Man".


    Herzlich, B.

    Hallo Waldfee,


    Zitat

    Aber vorher noch das hier...


    @ bartlebooth


    Was hast du gegen Beziehungsruinen?


    Eine sehr gute Frage! Ich finde Beziehungen als Thema von Literatur insgesamt sehr schwierig. Ich bin keiner der Leser, die finden, eine Liebesgeschichte sei das Salz in der Suppe. Wenn ich etwas über Beziehungen lesen möchte, dann muss es entweder sehr reflektiert sein - romantisches Gesäusel vergällt mir viele ansonsten großartige Romane wenigstens ein Stück weit - oder es muss sehr am Rande stehen und die eigentliche Geschichte muss sich um etwas anderes drehen. Alles dazwischen finde ich eher prekär.
    Mich langweilt außerdem die Fixierung auf Liebesbeziehungen. Ich finde, das ist ein Thema, das sehr stark dazu einlädt, topisch zu werden. Damit meine ich, ich habe oft den Eindruck, es wird hier auf einen gemeinsamen, nicht mehr hinterfragten Erfahrungsschatz verwiesen. Liebe ist, bei allem Reichtum des Wortes und bei aller Widerständigkeit gegen Definitionen (auch das gehört nämlich zur Topik dieses Begriffs) ein Gegenstand, bei dem ich eher selten den Eindruck habe, etwas wirklich Interessantes zu lesen, den ich als sehr reglementiert und bieder empfinde.
    Ich weiß nicht, ob das deutlich war, frage gerne noch einmal nach :-).


    Nochmal zu Erkenntnis
    Ich hatte ja am Anfang auch den Eindruck, die Pointe sei eigentlich keine, sondern einfach nur unlogisch (habe ich ja so auch geschrieben). Und ich habe nach den bisherigen Kommentaren den Eindruck, viele haben diesen kleinen Dialog als im Grunde pointenlos gelesen. Aber vielleicht steckt da doch mehr drin als auf den ersten Blick auffällt, denn dieses: "Von wegen Leben möglich, hier ist nichts, nicht mal Ruinen" ist doch eigentlich ganz interessant. Leben ist also nur möglich, wo vorher schon etwas war (was ja eigentlich dem gängigen SF-Klischee der Eroberer unbewohnter Welten widerspricht). Ich kann also hier auch lesen: Leben ist nur da möglich, wo anderes Leben schon ist, das verdrängt werden kann, oder eben da, wo anderes Leben bereits gescheiert ist. Insofern ironisiert diese Pointe den heroenhaften Aufbau aus dem Nichts, die Originalität.


    Naaa? ;-)


    Herzlich, B.

    *Bartlebooth noch hinterhältiger zurückgrinsend*


    Auch ich meine, diese Fragen bereits beantwortet zu haben.


    Ich zitiere mal selbst mein zitiertes Zitat:

    Zitat

    Ich darf mich mal selbst zitieren:
    Zitat:
    Ich glaube, ich würde die Begrenztheit des eigenen aktiven Wortschatzes nicht als Mangel beschreiben, wie du es tust, also als Verlust von Ausdrucksmöglichkeit


    Es sind in meinen Augen also zwei unterschiedliche Fragen. Ich empfinde eine Begrenztheit, ja, ich empfinde sie nicht als Mangel, nein.


    Denn, wie ich schon zu Ines ganz am Anfang sagte: Diese Begrenztheit gehört zur Individualität der Texte und macht mE einen Teil ihres Reizes aus.


    Herzlich, B.

    Zitat

    Den Dissens schreibst Du herbei, ich sehe keinen.


    Dann wäre doch jetzt alles geklärt, denn ich sehe, wie inzwischen dreimal versichert, auch keinen. Herbeischreiben wollte ich ihn nicht, ich habe dich wohl einfach nicht richtig verstanden.
    Kommt vor :-).


    Herzlich, B.

    Zitat

    Original von Doc Hollywood


    Darum schrub ich ja auch mir zu weit weg. Vielleicht liegt es auch daran, daß ich mir keinen Reim darauf machen kann, was jetzt genau damit ausgedrückt werden soll.


    Ja schon, aber damit es dir zu weit weg ist, musst du doch auch eine Vorstellung vom eigentlichen Thema haben. Nach mehr frage ich ja gar nicht ;-).


    Zitat

    Ich bleib' bei meiner Meinung zu "Erkenntnis"


    Das sollst du auch :-).


    Herzlich, B.


    EDIT Gibt es hier eigentlich ein grundsätzliches Problem mit persönlichen Meinungen und "universell gültigen" Aussagen? Dass das hier so betont wird, ist schon ein bisschen anstrengend....
    Alles, was ich sage ist selbstverständlich erstmal eine persönliche Meinung (von der man mich mit Argumenten auch wieder abbringen kann). Wenn ich eine universell gültige Aussage treffen oder hören will, dann schreibe ich das ausdrücklich dazu (wird wahrscheinlich nie vorkommen). :-)

    Chère magali, :-)


    Ich versteh überhaupt nicht mehr das Problem. Was "gut" ist, ist doch nichts, was man so beantworten könnte, sondern immer Gegenstand von Diskussion. Das war aber bisher doch gar nicht Thema. Deine Fragenbatterie ist für mich auf den ersten Blick sehr nachvollziehbar. Also noch einmal: Wo liegt denn gerade der Gegenstand unseres Dissenses? Ich sehe ihn nicht mehr.


    "Kulturpessimismus" ist kein Totschlagargument (das Wort an sich ist erstaml überhaupt kein Argument). Ich bezeichne damit eine allgemeine Verfallstheorie, wie sie meiner Ansicht nach in verallgemeinernden Formulierungen wie

    Zitat

    Eine sprachliche Verarmung in den zeitgenössischen Massenpublikationen gibt es aber auch


    zum Ausdruck kommt (Hervorhebung von mir).


    Zitat

    Was Du 'Ausschuß' nennst, ist andernorts 'marktgerecht' (IRIIIIIIIS!!)


    Woher weißt du denn, was ich "Ausschuss" nenne? Dazu habe ich doch noch gar nichts gesagt. :wow Der letzte Satz war eine rein statistische Aussage. Mir ist überdies klar, dass nicht alle dasselbe miss- bzw. gelungen finden. Das finde ich völlig unproblematisch.


    Herzlich, B.

    Hallo Doc Hollywood,


    Ignorieren kommt gar nicht in die Tüte. :-)


    zu "Auferstanden":

    Zitat

    aber mir zu weit weg vom eigentlichen Thema


    Was ist denn das "eigentliche Thema"? Ein (finanziell) ruiniertes Land ist doch ungefähr genauso weit weg vom Thema wie Zahn-, Beziehungs- oder sonstige Ruinen. Nicht zu vergessen die Becher-Zeilen. Ich fand es hier gerade gut, dass mal kein verfallenes Gemäuer vorkam...


    zu "Erkenntnis":

    Zitat

    Ich tippe mal auf einen hastig hingetippten Schnellschuß


    Stegreifpoesie hat eine lange und ehrenvolle Tradition ;-)
    Habe ich dieser Geschichte wirklich als einziger Punkte gegeben? Ich muss gleich nochmal nachschauen. :-)


    Herzlich, B.

    Hallo zusammen, hallo magali,


    Nach deinem letzten Posting löst sich in meiner Wahrnehmung der Dissens gerade in Luft auf. Haben wir also um ein Phantom diskutiert oder könntest du noch einmal sagen, was für dich der zentrale Punkt ist? Der,d en ich vorgeschlagen habe, wars dann ja offenbar nicht...


    Was die Sprachverarmung betrifft: Mir ist das zu kulturpessimistisch. Es gibt tatsächlich Bücher, die sprachlich normiert wirken, selbst in einem Bereich, den ich nicht mehr zum ganz Trivialen rechnen würde. Aber gab es das nicht immer? Schon im "Don Quixote" macht sich Cervantes über die langweilige Normierung des Ritterromans lustig und zu allen Zeiten gab es Parodien auf bestimmte motivisch, sprachlich oder sonstwie normierte Genres (gerade las ich "Northanger Abbey", Jane Austens Abrechnung mit den Klischees des romantischen Schauerromans à la Ann Radcliffe).


    Heutzutage schreiben absolut gesehen mehr Leute und darum gibt es entsprechend mehr Ausschuss. Für mein Empfinden ist das schon alles.


    Herzlich, B.

    Hallo waldfee,


    oje, ich glaube, da ist tatsächlich nichts böse gemeint. Die Frage, ob man Schwierigkeiten habe, einen eigenen Stil zu entwickeln, liegt für mich persönlich nur gerade etwas abseits des Hauptstranges und ich bin daher, um die Diskussion nicht noch weiter zu zerfasern, erstmal nicht darauf eingegangen. Wobei sich der Anteil der Frage, der mit der "bewussten Verwendung" von Sprache zu tun hat, ja durchaus unter magalis Fragestellung subsumieren lässt. Insofern gibt es doch wenigstens teilweise ein paar Antwortversuche, oder...? Und dass man in einer Drunter-und drüber-Diskussion nicht immer persönlich angesprochen wird, passiert einfach, da steckt keine böse Absicht dahinter.


    Herzlich, B.