Beiträge von Eskalina

    Warum Ernie Cunningham der Einladung zum Familientreffen in einem Ski-Ressort folgt, weiß er selber nicht so genau. Nachdem er vor einigen Jahren seinen Bruder Michael mit seiner Aussage in den Knast gebracht hat, soll dieser bei dem Treffen Willkommen geheißen werden, denn er wurde endlich entlassen. Pikant an der Sache ist, dass Michael inzwischen mit Erin zusammen ist, Ernies Exfrau. Umso unverständlicher für uns als Lesende, dass Ernie sich in das drohende Unwetter, im doppelten Sinne des Wortes, begibt. Aber da Ernie zugleich als Erzähler auftritt, startet er für sich und uns einige Erklärungsversuche.


    Als in dem Ressort plötzlich eine Leiche auftaucht, ist das schon mal ein schlechter Beginn, denn natürlich sagt der Name „Cunningham“ den Ermittlern etwas. Die ganze Familie ist polizeibekannt und so ziemlich jeder hat mehr oder weniger Dreck am Stecken.

    Bei einer Leiche wird es nicht bleiben und Ernie nimmt uns mit auf seine eigenen Untersuchungen zu den Fällen.


    Da er beruflich mäßig erfolgreich Tipps zum Schreiben von Kriminalromanen gibt, erklärt er uns gern, welche Stilmittel in welchem Augenblick passend wären und setzt sie teilweise auch ein. Er ist sehr gesprächig und manchmal möchte man ihm sagen, er solle sich doch mehr auf den Fall konzentrieren, doch man verzeiht ihm dann wieder, denn man bekommt eine spannende Story geboten, die gut gemacht ist und bei der man gern am Ball bleibt, weil man das Ende erfahren möchte.


    Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Wer die Krimiklassiker liebt, bei denen es um Treffen in abgelegenen Häusern oder Gegenden geht und bei denen man genau weiß, dass dort nicht alle lebendig wieder heraus kommen, der wird diesen Kriminalroman lieben. Ich freue mich schon auf das nächste Buch des Autors, das auch wieder auf eine klassische Story anspielt.

    Das sehe ich auch so. Meine Buchhändlerin hat berichtet, dass sich vor einiger Zeit etwas in der Führungsetage geändert hat und dass die Außendienstler seitdem selbst an Buchhändler kaum noch Leseexemplare ausgeben. Sie scheinen ihre Strategie geändert zu haben.

    Ich amüsiere mich immer, wenn ich dort im Geschäft bin, dass es auch fast ohne Piper geht; die Regale sind voll mit anderen Verlagen.

    Ob sie sich mit dieser Strategie nicht irgendwann schaden, wird sich zeigen.

    Rosenstolz - Das Buch hat mir sehr sehr gut gefallen. Es ist irgendwie warmherzig geschrieben...


    Ich bin bei Piper auch mal wieder abgelehnt worden. Meine Buchhändlerin hat mir heute erzählt, dass sie inzwischen kaum noch Piper für ihren Laden nimmt. Die Zusammenarbeit ist wohl immer schwieriger geworden...Schade. Eigentlich wollte ich mein aktuelles Buch von Piper, das ich gekauft hatte, rezensieren, aber ich denke, ich lasse es einfach sein.


    streifi So ganz ohne Begründung die automatische Bestätigung entziehen, ist echt gemein.

    tweedy39 So geht es mir auch. Ich habe schon einige Anläufe gemacht und abgebrochen. Jetzt habe ich mir vorgenommen, dass ich es mit dem ersten Buch versuchen werde. Das liegt hier schon ewig :wave


    Ich habe "Alles Licht, das wir nicht sehen" inzwischen durch. Am Schluss gibt es einen gelungenen Showdown, der mich dann wieder etwas versöhnt hat...

    Bei Netflix läuft gerade die Miniserie "Alles Licht, das wir nicht sehen". Das Buch hat mir damals sehr gut gefallen, doch es hat bei mir hauptsächlich wegen des warmherzigen Schreibstils funktioniert.


    Ich bin ziemlich erstaunt, wie schlecht die Schauspieler teilweise in der filmischen Umsetzung agieren. Besonders Lars Eidinger als böser Nazi wirkt hölzern und völlig unecht.


    Schade, ich hatte mir mehr erhofft...

    60 Kilo Kinnhaken

    Hallgrímur Helgason

    Übersetzer: Karl-Ludwig Wetzig

    Herausgeber: Tropen

    ISBN: 978-3608501841

    672 Seiten, 26 Euro



    Als 2020 der Vorgänger zu diesem Buch erschien, war „60 Kilo Sonnenschein“ mein absolutes Jahreshighlight und so konnte ich es fast nicht abwarten, den Nachfolger endlich lesen zu können. Vorab, man kann „60 Kilo Kinnhaken“ sicherlich auch ohne den ersten Band zu kennen, lesen und verstehen, aber man würde sich um sehr viel Lesevergnügen und Kenntnisse rund um den kleinen, fiktiven isländischen Fjord Segulfjörður und seine Bewohner bringen.


    Gestur, den wir im ersten Band beim Aufwachsen begleiten durften, ist nun endlich 18 Jahre alt und strotzt nur so vor Männlichkeit. An Gelegenheiten und Frauenbekanntschaften mangelt es nur am Anfang, doch dann hat er die Qual der Wahl, ob er die richtige Frau für sich finden wird?


    Er arbeitet in der neu errichteten Fischfabrik, verkauft das Lawinen-Grundstück seines Ziehvaters und ahnt bald, dass er übers Ohr gehauen wurde. Der kleine Ort am Fjord hat sich inzwischen zu einer Art El Dorado für norwegische Heringsfischer entwickelt und ist zur Saison abendlich Schauplatz legendärer Besäufnisse und Prügeleien geworden. Nur das mit dem Fortschritt und der Technik läuft schleppend. Für das erste Auto, das mit viel Mühen an Land gebracht wird, gibt es keine Straßen und bei einer Probefahrt landet es auf einem Hausdach. Der Bau einer Telegrafenstation scheitert erst einmal an Konkurrenzdenken und den Ewiggestrigen in der Verwaltung. Und dann verpasst das Schicksal dem ganzen Treiben einen Kinnhaken…


    Auch dieses Buch hat mich wieder faszinieren können. Es ist einfach grandios, wie der Autor selbst aus kleinen und belanglosen Szenen ganz großes Kino machen kann. Sein Humor ist herrlich und manchmal ziemlich böse. Seine Lust an der Beschreibung unappetitlicher Sachen lebt er ungeniert aus und zartbesaitete Leser könnte so etwas verstören, aber die würden sowieso geschockt sein von dem Treiben in dem kleinen Ort. Der Autor lässt seine Figuren schon fast schadenfroh immer wieder scheitern, legt ihnen oft (zu) große Hindernisse vor die Füße und schildert sie doch so warmherzig und menschlich, dass man große und kleine Fehler der einzelnen Personen nicht übel nimmt. Man verfolgt den Lebensweg von Gestur, der eng mit dem Fjord und seinen Bewohnern verknüpft ist und erlebt so den Wandel der Zeiten mit.


    Mein Fazit: Dieses Buch ist ein sprachliches Meisterwerk mit schillerndem, teilweise tiefschwarzem Humor, es ist grandios und absolut lesenswert und für mich das Jahreshighlight 2023.


    ASIN/ISBN: 3608501843

    ISBN13 durch ISBN10 ersetzt. Gruß Herr Palomar

    Ich habe im Urlaub drei Bücher der Longlist gelesen und habe mich gefreut, dass alle drei richtig gut waren. Eigentlich wollte ich nun nur die drei Rezis bei NetGalley einstellen und schon habe ich wieder ein Buch entdeckt, dass ich unbedingt lesen möchte:


    Die verlorene Zukunft von Pepperharrow - Natasha Pulley ET 14.10.2023


    ASIN/ISBN: 3608987290

    Ich gebe zu, ich lasse mich bei Büchern sehr gerne von einem gut gemachten Cover zu einem zweiten Blick verführen und so hätte ich dieses Buch beinahe ignoriert, aber da der Titel auf der Longlist des deutschen Buchpreises zu finden war, habe ich dann doch die Leseprobe gelesen, die mich sofort begeistert hat.


    Alles beginnt mit einem Autounfall, bei dem die Eltern und der Bruder des Ich-Erzählers zu Schaden kommen. Der Junge kommt daraufhin zu dem Großeltern in das Weindorf Frankenhayn. Dort leben Onkel, Tanten, Cousins und eine ganz spezielle Cousine, die im Laufe des Romans noch eine interessante Rolle im Leben des Jungen spielen wird.


    Wir tauchen ein in das Dorfleben der 70er Jahre und erleben viele kleine Geschichtchen und Abenteuer, blicken in die Kriegserinnerungen verschiedener Personen und lesen über die Streiche der beiden diabolischen Cousins, die immer eine fiese Idee im Kopf tragen, deren Umsetzung mehr oder weniger scheitert.


    Was macht dieses Buch so besonders? Es sprüht nur so vor Wortwitz, es ist urkomisch, aber auch tragisch, es hat grausame Szenen und bei allem nimmt es den Leser immer mit. Schade, dass es einige Fragen offen lässt, die für mich das Gesamtbild abgerundet hätten.


    Mein Fazit: Ein tragikomischer Roman über das Landleben der 70er in einem kleinen Ort in Österreich. Höchst lesenswert und verdient nominiert.

    Birobidschan

    Tomer Dotan-Dreyfus

    Verlag Voland&Quist

    ISBN: 978-3863913472

    320 Seiten, 24 Euro


    Amazon-Kurzbeschreibung: Sibirien, 1908. Ein Knall erschüttert den sibirischen Wald Tunguska. Zwei Jahrzehnte später plant Stalin eine jüdisch-sozialistische Autonomie an der Grenze zu China: Birobidschan. Was als stalinistisches Experiment der 1930er Jahre scheitert, wird in Tomer Dotan-Dreyfus’ Debütroman zum Dreh- und Angelpunkt einer funkensprühenden Geschichte: Da sind Alex und Rachel, verliebt seit Kindertagen. Boris Klayn, Fischer und Ur-Birobidschaner. Gregory und Sascha, enge Freunde, einer hat Depressionen, der andere nimmt ihn mit auf einen Roadtrip gen Tunguska. Dmitrij, der Angst vor Wölfen hat. Das Leben in Birobidschan geht seinen Gang, die kleinen und großen Sorgen der Bewohner drehen sich fern allen Weltgeschehens – bis sich die Ereignisse überschlagen: Zwei fremde Männer und ein stummes Mädchen bringen die idyllische Gemeinschaft zum Bersten. In Birobidschan erzählt Tomer Dotan-Dreyfus die so unwahrscheinliche wie charmante Geschichte eines jüdisch-sozialistischen Schtetls in Sibirien und knüpft damit an die jiddische Erzähltradition und den magischen Realismus an. Ein gewitzter Debütroman, eigenwillig und voller Fabulierlust.


    Dieses Buch stand auf der Longlist des deutschen Buchpreises 2023 und schon das ungewöhnliche Cover hat mich neugierig gemacht. Nicht nur das Cover, sondern auch die Geschichte hebt sich wohltuend aus dem Mainstream heraus und ich bin froh, dass ich meiner Neugier nachgegeben und dieses Buch gelesen habe.


    Birobidschan klingt wie ein kleines Paradies; ein beschaulicher Ort, in dem es alles gibt, wunderbare Landschaft, Arbeit und eine offene Gemeinschaft überwiegend jüdischer Siedler, die von Stalin dorthin geschickt wurden. Bis der kleine Ort aber tatsächlich so paradiesisch wurde, wie auf den Werbeplakaten dargestellt, mussten viele Menschen hart arbeiten.


    Der Autor hat die Geschichte von Birobidschan nicht chronologisch aufgeschrieben und das fiktive Birobidschan wird mit dem tatsächlich existierenden Ort wenig gemein haben. Es geht in der Hauptsache nicht um die kleine Stadt, sondern um seine Menschen, die entweder hier geboren wurden, oder die hier angesiedelt wurden. Stellvertretend für alle, werden einige Schicksale und Lebensgeschichten erzählt und das nicht in einer Zeitlinie, doch das ist letztlich egal. Es ist die Erzählweise, die mich so fasziniert hat. Die Figuren wirken in all ihrer Verletzlichkeit, mit ihren Stärken, aber auch mit ihren Ängsten sehr authentisch. Das, was sie erleben, ist teilweise mit etwas schwarzem Humor und immer auch ein wenig märchenhaft-magisch geschildert und macht einfach Spaß beim Lesen.

    Das Buch bietet ein außergewöhnliches und sehr unterhaltsames Leseerlebnis und hat die Nominierung, meiner Meinung nach, hoch verdient.


    ASIN/ISBN: 3863913477

    Edit: ISBN10 eingesetzt, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    Billie ist 14 und lebt mit ihrer Mutter in einer Hochhaussiedlung. Eigentlich ist sie mit ihrem Leben ganz zufrieden, obwohl immer wieder klar wird, dass sie und ihre Mutter sich nicht viel leisten können. Trotzdem machen sie große Pläne und genießen die Kleinigkeiten, die das Leben ihnen bietet, in vollen Zügen. Als sie wieder einmal einen Urlaub planen und tatsächlich schon das alte Auto beladen, bekommen sie Besuch von der Großmutter aus Ungarn. Ab da ändert sich alles für Billie..


    Das Buch stand auf der Longlist für den deutschen Buchpreis 2023 und dadurch bin ich darauf aufmerksam geworden. Schon die ersten Sätze haben mich angesprochen und es gibt sehr viele davon, die man sich notieren möchte, denn sie weisen eine sprachliche Schönheit auf, die man nicht mehr oft findet. Das entschädigte mich dann letztlich für die doch sehr konstruierte Handlung, die mir ein wenig zu viel Sozialromantik beinhaltet.


    Die Nachbarn von Billie und ihrer Mutter wirken ziemlich klischeebehaftet; es können natürlich nicht „ganz normale“ Nachbarn sein und die anfangs ständige Betonung, wie wenig Geld die kleine Familie hat, war mir zu dick aufgetragen. Trotzdem mag man Billie und ihre Mutter sofort, da die warmherzigen Gefühle, die die Autorin ihren beiden Hauptfiguren entgegenbringt, beim Lesen übertragen werden.


    Mein Fazit: Ich habe das Buch sehr gern gelesen und mochte seine sprachliche Schönheit. Die Handlung selbst fand ich etwas zu konstruiert, aber das wurde letztlich durch die wunderschönen Formulierungen wieder ausgeglichen. Ein tolles Debüt einer neuen Autorin, von der wir hoffentlich noch viel mehr lesen werden…

    Im Zweifel für das Monster

    Royce Buckingham

    Blanvalet

    ISBN: 374162866

    432 Seiten, 12 Euro


    Der Anwalt Daniel Becker sitzt in der Warteposition auf einen Posten als Partner einer renommierten Anwaltskanzlei in Seattle. Nach seiner Scheidung lebt er auf einem Hausboot und hat einen strukturierten aber langweiligen Tagesablauf. Einzig die Tage, an denen er seine Tochter sehen darf, sind anders und auf die freut er sich. Die berufliche Karriere ist vorgezeichnet, das Privatleben etwas unklar, aber damit kann Daniel gut leben und nun wird ihm noch ein Fall anvertraut, der Rechtsgeschichte schreiben könnte; die Zukunft liegt quasi vor ihm, wie ein offenes Buch, doch dann bekommt er plötzlich nächtlichen Besuch, der alles verändern wird. Es ist das Monster aus seiner Kindheit, das ihn jahrelang heimsuchte und von dem er glaubte, dass es damals seiner kindlichen Phantasie entsprungen war, aber das Monster existiert tatsächlich und es will ihn dieses Mal nicht erschrecken, sondern bittet um juristischen Beistand…


    Klappentext und Cover lassen eine leichte, lustige Story erwarten, aber tatsächlich ist das Ganze eher ein Krimi mit ungewöhnlichen Protagonisten, in dem es teilweise hart zugeht. Tatorte und Taten sind oft recht blutig dargestellt, die Ermittlungen sind spannend und man vergisst beim Lesen irgendwann, dass es sich bei dem gesuchten Täter nicht um einen normalen Menschen handelt. Auch die merkwürdigen magischen Gestalten, von denen Daniel vor seinem Kontakt mit dem Monster nichts ahnte, sind „irgendwie“ menschlich normal.


    Ich habe das Buch gern gelesen, da die Suche nach Täter und Motiv sehr spannend war und werde auch das angekündigte zweite Buch gern lesen.


    Mein Fazit: Buchtitel und Cover lassen mehr Humor und Leichtigkeit erwarten, als tatsächlich vorhanden. Krimifans, die sich auch an magischen Figuren nicht stören, erwartet hier ein spannender, gut gemachter Whodunit mit einem großartigen Showdown.


    ASIN/ISBN: 3734162866

    Treacle Walker: Der Wanderheiler

    Alan Garner

    Klett-Cotta

    3608987320

    160 Seiten, 20 Euro


    Tja, dies ist tatsächlich ein Buch, bei dem ich mit jeder Zeile, mit jedem Dialog verwirrter wurde und das passiert mir selten. Aber von Anfang: Joseph Coppock, ein „ganz normaler“ Junge, lebt allein in einem alten Haus mit Kamin und Comics an einer Bahnstrecke in England. Sein Auge ist schwachsichtig, er liest gern und er spielt gern mit Murmeln, wobei er sich Geschichten dazu ausdenkt. Er begegnet dem Lumpensammler Treacle Walker und tauscht seinen alten Pyjama und einen Knochen gegen ein Töpfchen, das daraufhin ganz kurz seinen Namen zeigt. Die beiden begegnen sich noch weitere Male und immer wieder entstehen merkwürdige Dialoge.


    „Für jedes Warum gibt es ein Darum. Oder?“ Sie gehen mir auf den Keks.“ Treacle Walker schaute übers Tal. „Klimper, klinker, Zank und Zinn, wo sind all die Kinder hin? Sie rannten nach Ost, rannten nach West. Liefen hin zum Kuckucks Nest.“ Er schaute nach unten. „Was für ein Diddeldaddel, Joseph Coppock. Das reinste Makkaronisch. All die Knittel-, Knüttelverse in einem jungen Kopf. Und wenn ich jung gewesen wäre? Wenn. Wenn ich gewesen wäre. Wenn ich wäre.“


    So oder so ähnlich geht es die ganze Zeit. Es gibt scheinbar kein Ziel, die beiden wirken aus der Zeit gefallen, die Szenen entstehen spontan, die Dialoge sind nicht nachvollziehbar. Trotzdem haben sie eine ganz eigene Poesie und es finden sich amüsante Wortschöpfungen, die sicherlich nur schwer zu übersetzen waren. Es scheint Anspielungen auf englische Fabeln oder Märchen zu geben, die ich nicht kenne und das macht das Ganze dann noch weniger nachvollziehbar.


    Ich hatte das Gefühl, ich würde mich durch einen Text arbeiten, den ein Phantastik-Fan im LSD-Rausch verfasst hat. Bunt, wirr, irgendwie komisch und auch märchenhaft. Wirklichen Zugang habe ich zu dieser Aneinander-Häufung verwirrender Bilder und den in den Raum gestellten Dialogen nicht gefunden. Und ich habe mich bemüht…ehrlich…


    ASIN/ISBN: 3608987320

    Ich weiß nicht, wie viele Liebesgeschichten ich schon in meinem Leserinnenleben gelesen habe. Manche waren traurig, manche waren wunderschön, manche waren unfreiwillig komisch, viele waren beliebig, und nur wenige waren besonders. Was ist nun mit „Vom Ende der Nacht?“ Dieses Buch geht nicht in der Masse der gelesenen Romane unter, denn die Geschichte um Will und Rosie ist eine besondere Liebesgeschichte…


    Will und Rosie kennen sich schon seit der Schule. Sie kommen aus sehr gegensätzlichen Familien und schon dies scheint eine Beziehung unmöglich zu machen. Sie haben komplett unterschiedliche Charaktere und auch das passt für ihre Umgebung nicht zusammen, also sollten sie nach deren Meinung auch nicht zusammen sein. Sie kümmern sich nicht um andere Meinungen, driften immer weiter zusammen, doch kurz bevor sie sich aufeinander einlassen, passiert ein schreckliches Unglück, das alles verändert und ein Zusammensein ausschließt.

    Trotzdem kreuzen sich ihre Wege immer wieder und mit wem auch immer sie eine Partnerschaft eingehen, sie nehmen den jeweils anderen in Gedanken immer mit...


    Das ist, kurz umrissen, die Handlung, unter der man sich eigentlich ausmalen könnte, wie das Ganze abläuft. Spannend und besonders klingt das erst einmal nicht, aber so ist es eben, wenn man etwas zusammenfassen möchte, das sich nicht zusammenfassen lässt; dieser Roman lebt von Wörtern, von Sätzen, von seinen Figuren, die so wunderbar warmherzig beschrieben werden, deren Verletzlichkeit man mit jedem Satz spürt und die man dadurch schmerzlich nahe kommen lässt. Er lebt von den kleinen intensiv geschilderten Augenblicken zweier Leben, die nur zusammen ein Ganzes ergeben. Er ist poetisch, tiefgründig, intensiv, berührend, tut manchmal weh und genau das macht die Besonderheit aus.


    Für mich ist „Vom Ende der Nacht“ ein Lesehighlight in diesem Jahr, das ich so schnell nicht vergessen werde. Eines dieser ganz besonderen Bücher eben…

    Die Unverbesserlichen 2

    Die Revanche des Monsieur Lipaire

    Volker Klüpfel, Michael Kobr

    Hörbuch Verlag Hamburg

    Sprecher: Axel Prahl

    Spieldauer 10 Stunden, eine Minute

    ASIN: B0C4PD1ZWW


    Das beschauliche Leben in Port Grimaud ist vorbei; die Familie Vicomte will Luxusboutiquen, Champagnerbars und die High Society im Ort und das auf Kosten der Bewohner, denn die sollen ihre Lädchen räumen und egal, wohin man blickt, die Vicomtes scheinen überall präsent zu sein. Als Karim seinen Job verliert, der Mietvertrag für den Handy-Shop von Delphine gekündigt wird und die Freunde um Guillaume Lipaire alle extrem genervt von der Situation sind, beschließen sie, etwas zu unternehmen…


    Ich muss gestehen, dass ich dachte, man könne Band zwei ohne Vorkenntnisse von Band eins gut verstehen, doch tatsächlich fiel es mir schwer, die Handlung und die Figuren gut einzuordnen, da die Vorgeschichte eine große Rolle zu spielen scheint. Also, werde ich mir demnächst den ersten Band anhören um Band zwei besser zu verstehen.

    Was mir gut gefallen hat, ist die eher softe Gaunerkommödie, die mit ihren sympathischen, teilweise überzeichneten Figuren punktet. Alles wird mit einem Augenzwinkern erzählt und das kommt bei dem Sprecher Axel Prahl super rüber. Er erzählt lebendig, wechselt gekonnt die Stimmlagen und schlüpft problemlos in die verschiedenen Rollen. Mir hat das Hören dieses „Gaunerstücks“ sehr viel Spaß gemacht und obwohl mir einige Zusammenhänge aus der Vorgeschichte fehlten, habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Deshalb von mir Daumen hoch und eine Hörempfehlung für alle, die sich schon von Band eins gut unterhalten fühlten…


    ASIN/ISBN: 3550201451

    Road of Bones

    Straße des Todes

    Christopher Golden

    Cross Culture

    ISBN: 3966589893

    400 Seiten

    HC 26,00 €

    Kindle 9,99 €


    Die Straße des Todes in Sibirien wurde von hunderttausenden Gulag-Häftlingen der ehemaligen Sowjetunion erbaut. Bei unmenschlichen Wetterbedingungen schufteten sie sich hier zu Tode und wurden an Ort und Stelle begraben. Ihre Leichen bilden quasi das Fundament dieser 1200 Meilen langen Straße.


    Dies ist und war schon in vielen Dokumentarfilmen zu sehen und auch „Teig“, Felix Teigland, Abenteurer und Dokumentarfilmer möchte hier eine Story über den kältesten Ort der Erde drehen. Die Stadt Akhust ist das Ziel, das er zusammen mit seinem Freund und Kameramann ausgesucht hat. Hier will er auch über Geistergeschichten und die lokalen Legenden berichten, doch als Teig in der Stadt ankommt, ist sie menschenleer. Nur ein Mädchen, das völlig unter Schock zu stehen scheint, ist übrig geblieben. Dem Team bleibt keine Zeit, sich die Stadt anzusehen, geschweige denn Recherchen durchzuführen, denn sie müssen sich vor Wölfen in Sicherheit bringen, die unfassbar schnell sind und die mit dem Tempo des Geländewagens mithalten können.

    Auf ihrer rasanten Flucht vor den Wölfen und einem unheimlichen Wesen, das sie zu befehlen scheint, muss Teig sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und weiß nicht, ob er die Straße des Todes tatsächlich lebendig verlassen wird…


    Dieses Buch war in die Kategorie „Krimi, Mystery, Belletristik, Horror“ eingestuft und ich hatte auf eine spannende Story gehofft, die auch mystische Elemente zu bieten hat. Das hat sie tatsächlich, aber diese sind sehr düster und spielen eine untergeordnete Rolle. Die Haupthandlung würde ich komplett als Horrorstory bezeichnen, denn sie enthält alles, was für das Genre typisch ist; eine atemlose Flucht vor unheimlichen Wesen, die alles töten, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, ständig schreiende Menschen, Blut, Schmerzen, Leichen und nochmals Blut. Dazu die problembehaftete Kindheit der Hauptfigur, die deprimierenden Rückblenden auf seine Vergangenheit; dies alles war mir persönlich etwas zu viel Düsternis und Tod.


    Fazit: Wer gerne Horror liest und Horrorfilme ansieht, wird hier eine solide gemachte Story finden, die alles bietet, was es braucht, um Liebhaber des Genres zu befriedigen. Für mich Sensibelchen war das nichts.


    ASIN/ISBN: 3966589893

    Vergissmeinnicht - Was bisher verloren war

    Kerstin Gier

    Fischer

    ISBN: 978-349465093

    528 Seiten, 22 Euro




    Amazon-Kurzbeschreibung: Mit Feen abzuhängen, durch Portale in eine Parallelwelt zu spazieren und Superkräfte zu besitzen, daran hat Quinn sich mittlerweile gewöhnt. Blöd nur, dass ihn jedes Geheimnis, das er aufdeckt, vor neue Rätsel stellt. Ohne Matilda und ihre ganz spezielle Art, den Dingen auf den Grund zu gehen, wäre er völlig aufgeschmissen. Dass er sie doch eigentlich vor den Gefahren des Saums beschützen wollte, hindert Matilda nicht daran, sich kopfüber ins Abenteuer zu stürzen. Denn die beiden müssen dringend ein paar Fragen klären: Steckt eine Geheimgesellschaft hinter dem Tod von Quinns Vater? Wie bändigt man eine Sphinx– und erst die intrigante neue Mitschülerin? Und kann man überhaupt verliebt sein, wenn man ständig in Lebensgefahr gerät?



    „Die Welt steckt mir die Zunge raus und wackelt mit den Ohren“, sagte Friedrich Nietzsche, während Quinn sich freute, dass das Imaginieren schon viel besser klappte. Nietzsche? Imaginieren? Wer jetzt nur Bahnhof versteht, der sollte wissen, dass er sich mitten im zweiten Band von „Vergissmeinnicht“ befindet, einer rasanten und phantasievollen Story um zwei Jugendliche, die schon im ersten Teil der Geschichte entdecken mussten, dass es neben der sichtbaren und bekannten Welt noch eine magische Nebenwelt, die Saumwelt gibt.


    Viele Portale führen dorthin, doch für echte Menschen ist es lebensgefährlich, hindurch zu gehen. Bei Quinn ist das anders; er kann in die Saumwelt wechseln und wird dort von vielen als der Auserwählte gesehen, der den Weltfrieden retten kann. Natürlich ist nicht jeder damit einverstanden und Quinn, der hauptsächlich nach den Spuren seines in der Saumwelt verschwundenen Vater sucht, muss sich deshalb gegen viele Anfeindungen und Angriffe verteidigen.


    Und dann sind da noch die Nachfolger der damaligen Geheimgesellschaft, mit der sein Vater seine Ausflüge in diesen Bereich unternahm…Werden sie Quinn und Mathilda weiterhelfen können?


    Ich könnte noch so viel zu dieser aufregenden und tollen Geschichte schreiben, in der es auch um Liebe und Freundschaft geht, doch warum sollte ich das tun? Das Buch wartet auf dich und wenn du Lust auf eine Reise in die spannende und magische Welt von Quinn und Matilda hast, niedliche und gefährliche Dämonen kennenlernen möchtest, dann greif zu.


    Auf jeden Fall solltest du aber Band eins lesen, um sofort nach dessen hochspannendem Schluss gleich mit Band zwei weiterzumachen. Einen großen Vorteil gibt es, wenn du Band eins noch nicht kennst; du ersparst dir die quälende Wartezeit auf Band zwei…


    Mein Fazit: Spannend, phantasievoll und sehr unterhaltsam - jetzt heißt es warten auf die nächste Folge…


    ASIN/ISBN: 394946509X

    Sollte Louise Erdrich tatsächlich einen seichten Buchhandlungsroman geschrieben haben? Nach dem Lesen des Klappentextes war ich unsicher, was bei der Lektüre des Buches auf mich warten würde, aber natürlich hat mich die Autorin wieder einmal nicht enttäuscht. Dieses wundervolle Buch hat nichts mit dem aktuellen Mainstream zu tun.


    Die Autorin ist selber Inhaberin einer Buchhandlung und vielleicht deshalb wirkt die Atmosphäre, in der kleinen Buchhandlung, in der ihre Hauptfigur Tookie arbeitet, so stimmig. Sich selbst hat sich auch eine kleine Nebenrolle gegeben; ein netter und amüsanter Einfall.


    Tookie, die aufgrund einer Intrige Jahre im Gefängnis saß, arbeitet in der Buchhandlung und genießt zusammen mit ihrem Mann, dem Polizisten, der sie damals festnahm, ihr neues Leben. Es könnte alles so schön sein, doch in dem besagten Jahr der Wunder stürmen unglaublich viele Dinge auf Tookie und ihre Lieben ein.

    Es beginnt mit dem Spuk von Flora, einer langjährigen Kundin, die nach ihrem Tod den Laden heimsucht, geht weiter mit den Unruhen nach dem Mord an George Perry Floyd und dann ist da auch noch die Pandemie, die zu massiven Veränderungen führt und immer wieder muss sich Tookie mit ihrer indigenen Vergangenheit auseinandersetzen…


    Tookie ist eine unglaublich liebenswerte und emotionale Person. Sie wächst einem beim Lesen ans Herz. Ihre Art, die Welt zu sehen, ist komisch und tragisch zugleich, denn das, was sie in ihrem Leben schon erfahren musste, reicht aus für mehrere Personen. Ich will nicht zu viel verraten über diesen wundervollen Roman, doch er war bisher eines meiner Lesehighlights des Jahres. Daumen hoch und eine begeisterte Leseempfehlung.