Seltsame Begegnung - Susan Hill

  • Knaur
    ISBN: 3426603128
    Aus dem englischen von Ana Maria Brock
    Originaltitel: Strange meeting


    Kurzbeschreibung:
    1916 - mitten in einem Weltkrieg, von dem niemand ahnt, dass man ihn den ersten nennen wird. In der englischen Armee in Frankreich begegnen sich zwei junge Offiziere, deren sehr unterschiedliche Naturen sich seltsam ergänzen und anziehen. Zwischen den beiden Männern, die einander viel zu geben haben, entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die selbst über die Qualen und Schrecken des Schützengrabens triumphiert. Bis das Inferno an der Somme erneut losbricht und der Krieg tausende Opfer fordert - wahllos, wie es den Überlebenden scheint. Ein Kriegsroman? Ja, aber nicht nur das. Vor dem grausigen Hintergrund des Krieges vollziehen sich meisterhaft beschriebene Prozesse, vermögen Menschen ihre Vorurteile und Hemmungen zu überwinden, sich zu Haltungen durchzuringen, die es ihnen möglich machen, auch unter extremen Bedingungen Mensch zu bleiben.


    Über die Autorin:
    Susan Hill begann bereits als Teenager zu schreiben. Sie hat zahlreiche Romane, Jugendbücher, Hörspiele und Sachbücher veröffentlicht. In Deutschland wurde sie bekannt durch „Rebeccas Vermächtnis“, die Fortsetzung des Romans „Rebecca“ von Daphne Du Maurier. Susan Hill ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Oxford.


    Mein Eindruck:
    Das Buch war mehr ein Zufallsfund, entsprechend gab es keine große Erwartungshaltung. Doch dann überzeugte mich die Autorin mit der Umsetzung ihrer Themen.
    Das sind z.B. die Betonung des alltäglichen und der Schrecken im ersten Weltkrieg. Und die Problematik, keine Gefühle zeigen zu können oder zu dürfen.


    Es geht um 2 englische Soldaten, Offiziere, im ersten Weltkrieg, die sich anfreunden und Gefühle füreinander entwickeln.
    Der zurückhaltende, introvertierte John Hilliard erstarrt immer mehr in der gesellschaftlichen Gleichgültigkeit.
    David Barton hingegen ist allseits offen und kommunikativ.
    Er bindet John sogleich in die Briefe an seine Familie ein, als wenn er dazugehören würde und gefühlsmäßig ist es dann bald auch so.
    Die beiden sind sehr unterschiedlich, bedeuten sich aber viel. Die Tiefe ihrer Verbundenheit wird verdeutlicht.

    Obwohl eine homosexuelle Liebe wahrscheinlich ist, wird das körperlich nicht ausgedrückt und die Autorin lässt das in der Schwebe. Wichtiger war ihr, die Tiefe ihrer Freundschaft zu zeigen.


    Lange Zeit war der schon 1971 geschriebene Roman verhalten, aber im letzten Abschnitt überschlagen sich die Ereignisse, ein wirkungsvolles Finale. Man kann den Roman vielleicht mit denen von Pat Barker vergleichen, aber die Sprache ist weniger wuchtig und gefühlvoller.