Benedict Wells - Fast genial

  • Achtung Spoiler!


    Ich habe gestern Fast genial von Benedict Wells ausgelesen und das Ende geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Für mich ist dieser Schluss irgendwie unbefriedigend und mir gefällt mehreres daran nicht. Vielleicht hat ja die/der eine oder andere das Buch auch gelesen und mag ihren/seinen Eindruck dazu schildern.


    Zum einen finde ich es blöd, dass das Ende so offen bleibt. Normalerweise stören mich offene Enden nicht, aber hier hätte ich mir doch zumindest eine Richtung gewünscht. Zum anderen gefällt es mir aber auch schon nicht, dass Francis keinen anderen Weg sieht, sein Leben in den Griff zu bekommen, außer zu spielen. Das finde ich sehr depremierend - was ist denn mit Anstrengung, Mut, Einsatz? Alles umsonst? Will uns der Autor das damit wirklich sagen und mit auf den Weg geben? Eine sehr pessimistische Lebenseinstellung. Ja, Francis hat natürlich recht, wenn er darüber nachdenkt, dass das Leben eine große Lotterie ist. Und ja, wahrscheinlich ist es so realistischer als alles andere. Trotzdem macht mich dieser vermeintlich letzte Ausweg traurig.


    Und noch ein Kritikpunkt: ich habe während des ganzen Buches darauf gewartet, dass Francis endlich erkennt, das es weder auf Gene noch auf Umfeld ankommt, sondern was er darauf macht. Das tut er zwar dann ganz zum Schluss, aber da ging es mir dann zu schnell. Was war denn jetzt der Auslöser dafür, dass er sich endlich auf den Hosenboden setzt und seine High-School-Abschluss doch noch schafft und sich zudem mit mehreren Jobs über Wasser hält? Die Begegnung mit seinen Vater? Sein Kind? Die Motivation, Anne-May nicht zu verlieren? Oder alles zusammen? Nach dem langen Ringen die ganzen Seiten vorher hat das für mich nicht gepasst.


    ASIN/ISBN: 3257241984

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Dieses Buch habe ich zwar gelesen, kann aber nichts mehr groß dazu sagen, weil meine Lektüre schon ein paar Jahre her ist und ich mich nicht mehr an Details erinnern kann. Ich weiß nur noch, dass ich den ganzen Roman ziemlich schlecht fand, nicht nur das Ende (das ich auch als unbefriedigend empfunden habe). Geschichte und Figuren sind mir als flach und oberflächlich in Erinnerung geblieben. Nachdem ich im Vorfeld viel Gutes über Wells Bücher gehört hatte, war ich bei diesem Buch dann doch sehr enttäuscht.

  • Danke Sidonie für deine Einschätzung! :wave Hast du danach noch ein weiteres von Wells gelesen? Für mich war es mein erstes und grundsätzlich hat mir die Geschichte schon gefallen, nur das Ende halt nicht. Bei den Figuren gebe ich dir - mit Ausnahme der Hauptperson Francis - recht, aus Groover und gerade Anne-May hätte man durchaus mehr herausholen können. Da fehlt mir auch die Tiefe.


    Der Autor ist ja doch noch recht jung und war bei Entstehen des Romans noch nicht mal dreißig. Ob das wohl etwas damit zu tun hat?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021