Die guten Tage – Marko Dinic

  • Zsolnay, 2019

    240 Seiten

    ISBN-10: 3552059113


    Kurzbeschreibung:

    In einem Bus, dem täglich zwischen Wien und Belgrad verkehrenden "Gastarbeiter-Express", rollt der Erzähler durch die ungarische Einöde. Jener Stadt entgegen, in der er aufgewachsen ist. Die Bomben, der Krieg, Miloševic, den er zuerst lieben, dann hassen gelernt hat, und der Vater, für dessen Ideologie und Opportunismus er nur noch Verachtung empfindet, hatten ihn ins Exil getrieben. Entkommen ist er dem Balkan auch dort nicht. In beeindruckenden Bildern erzählt Marko Dinic zwanzig Jahre nach dem Bombardement von Belgrad von einer traumatisierten Generation, die sich weder zu Hause noch in der Fremde verstanden fühlt, die versucht die eigene Vergangenheit zu begreifen und um eine Zukunft ringt.


    Über den Autor:

    Marko Dinić wurde 1988 in Wien geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Belgrad. Er studierte in Salzburg Germanistik und Jüdische Kulturgeschichte. Die guten Tage ist sein erster Roman.


    Mein Eindruck:

    Marko Dinic ist bereits 2016 beim Bachmannpreis mit Auszügen aus dem Roman in Entwurfsform aufgefallen.

    Bei der eindrucksvollen endgültigen Romanfassung handelt es sich jetzt wirklich um einen geschickt gemachten Debütroman voller Emotionen.

    Der Protagonist reist nach 10 Jahren erstmals aus Wien zurück in seine ehemalige Heimat Belgrad, da seine Großmutter beerdigt wird.


    Ein Großteil des Romans umfasst diese Busreise, in der der Erzähler einen ungewöhnlichen Sitznachbarn hat, mit dem er sich über Serbien, Familie und ehemalige Vorkommnisse unterhält. Möglicherweise gibt es diesen Gesprächspartner aber auch nur in seiner Vorstellung, um die Vergangenheit zu reflektieren. Ein geschickter schriftstellerischer Kniff, der funktioniert.

    Es gibt Erinnerungen an die Kindheit/Jugend in Serbien, die durch den Krieg geprägt wurde.

    20 Jahre ist es jetzt her seit Serbien durch die NATO bombardiert wurde.


    Der Protagonist war verzweifelt über den Nationalismus und die Kriegslust der Serben, die seine Generation zu einer verlorenen machte. Daher auch sein Zwist mit seinem Vater, dem er harte Vorwürfe macht. Auch das steht sicher stellvertretend für seine Generation, die durch die vorherige hauptsächlich Konflikte und Zerrissenheit geerbt hat. Die Aufarbeitung der Schuld der Väter ist gesellschaftlich nicht einfach.


    Marko Dinic hat einen kraftvollen Roman mit Themen von Relevanz geschrieben, denn letztlich ist viel aus dem Bosnien- und Kosovokrieg nicht wirklich verarbeitet.


    Ich hoffe, dass Marko Dinic dafür den Debütpreis beim Österreichischen Buchpreis gewinnt!


    ASIN/ISBN: 3552059113