Daan Heerma van Voss - Eine verspätete Reise

  • Titel: Eine verspätete Reise

    Autor: Daan Heerma van Voss

    Verlag: Büchergilde Gutenberg (Dtsch. Erstausgabe)

    Erschienen: 2020

    Seitenzahl: 93

    ISBN-13: 978-3-7632-7154-2

    Preis: 18.00 EUR für Mitglieder der Büchergilde


    „Als ich 2018 Auschwitz besuchte, habe ich Menschen gesehen, die im Tor zur Hölle Selfies machten. Sie lächelten ungläubig, dass sie dort wirklich standen, unter dem morbiden Schriftzug Arbeit macht frei“.


    Amos Oz sagte über dieses Buch:

    „Ein berührendes, schmerzhaftes und subtiles Werk voller Anteilnahme“.


    Und mit dieser Einschätzung trifft er es punktgenau.

    Auschwitz ist kaum zu beschreiben, man kann es nur schweigend erleben, dieser Ansicht war wenigstens Harry Mulisch.


    Worte reichen kaum aus, das Grauen und die unglaublichen Leiden der Menschen in Worte zu fassen. Aber auch wenn es kaum beschrieben werden kann, so ist es doch passiert. Und es gibt Menschen, die diese Verbrechen leugnen – Menschen die von der Gesellschaft für immer geächtet werden müssten. Viele Teile dieser „ehrenwerten“ Gesellschaft sind auch der Ansicht, es müsste „endlich Schluss sein mit dem Erinnern“. Das sind diese Menschen, die immer neu versuchen diese Verbrechen auf widerlich Art und Weise zu relativieren. Das war eben kein „Fliegenschiss) in unserer Geschichte – wie Nazi Gauland meinte behaupten zu müssen.


    Das Buch ist beklemmend – gerade auch für die Menschen, die Menschen dort in Auschwitz verloren haben und die heute wieder Angst haben müssen in diesem Land zu leben, die sich nicht trauen zu zeigen das sie Juden sind – und die nur staunen können, wie sich der Antisemitismus in diesem Land immer weiter ausbreitet und wie er wieder salonfähig wird, unangefochten von einer Regierung die lieber den Judenhasser die Hand schüttelt (wie Steinmeier in Teheran den faschistischen Mullahs) als sich hier mit aller Kraft gegen den Judenhass in diesem Land zu stemmen.


    Diese kleine Büchlein ist sehr emotional ohne dabei ins Sentimentale abzurutschen.


    Es unglaublich wichtig, dass wir Auschwitz immer in Erinnerung behalten – gerade auch die noch folgenden Generationen sollten sich nicht um das Erinnern drücken dürfen – auch sie müssen Auschwitz als Verpflichtung annehmen.


    Meine Urgroßeltern mütterlicherseits haben Auschwitz verlassen können – wohlgemerkt durch den Schornstein des Krematoriums.


    10 Eulenpunkte für ein mich sehr aufwühlendes Buch.


    Eine verspätete Reise - Büchergilde Gutenberg

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke, Voltaire!

    Meine Frau und ich waren letztes Jahr für zwei Tage dort. Wir hatten vor vielen Jahren schon Bergen-Belsen und auch Dachau besucht. Auschwitz ist dennoch etwas völlig anderes, in der Monstrosität der hier begangenen Menscheitsverbrechen mit nichts Anderem zu vergleichen. Wir reden noch jetzt immer wieder von unserem Besuch dort und sind uns absolut sicher, dass es für uns wichtig war, dort persönlich gewesen zu sein.


    "Es unglaublich wichtig, dass wir Auschwitz immer in Erinnerung behalten – gerade auch die noch folgenden Generationen sollten sich nicht um das Erinnern drücken dürfen – auch sie müssen Auschwitz als Verpflichtung annehmen.", schreibst du völlig zu Recht. Deshalb sind solche Bücher wie das von dir hier besprochene so wichtig, geradezu unverzichtbar. Ich habe zwei Meter Literatur über jene Zeit hier stehen, aber dieses Buch noch nicht. Habe es mir soeben bestellt.


    Nachtrag: Eben stelle ich fest, dass man Büchergilde-Mitglied sein muss, um das Buch bestellen zu können. Woanders gibt es das leider nicht. Sehr schade!

  • Ich war einmal in Auschwitz. Die Eindrücke die ich dort gesammelt habe, sind für immer in meinem Kopf zementiert, Eindrücke die man nie wieder los wird - was auch gut ist.


    Ich war auch in Buchenwald und Stutthof - aber mit Auschwitz ist das absolut nicht zu vergleichen, obwohl auch dort Menschen unermessliches Leid erfahren haben und viele ermordet wurden. Aber die Dimension Auschwitz sprengt eben alles.

    Und gerade für Auschwitz passt der Satz: Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ein schmales Büchlein, nur 90 Seiten, und dennoch wiegt es schwer wie ein Ziegelstein - allerdings nicht in der Hand.

    Ein junger niederländischer Schriftsteller, Jahrgang 1986, auf schicksalhafte Weise mit Opfern des Holocaust verbunden, besucht Auschwitz 70 Jahre nach dessen Befreiung. Was er uns zu sagen hat, sagt er nachdenklich, zuweilen vorsichtig, tastend gar, aber dennoch mit machtvollen Worten. Am Ende kommt er zu dem Schluss: "Gedenken ist keine Pflicht. Es ist viel wichtiger als eine Pflicht. Es ist Ehrensache."

    Einem Menschen, der jünger ist als meine Kinder und solche Worte findet, zolle ich großen Respekt und habe dem denn auch nichts hinzuzufügen, außer einen Dank an Voltaire, der mir dieses Buch besorgt und geschickt hat, das leider nur Mitglieder der Büchergilde Gutenberg bestellen können.