Der Sommer der Islandtöchter - Karin Baldvinsson

  • Klappentext

    Sommer 2018: Hannah Leopold braucht Abstand zu ihrem Leben. Ihren Traumberuf kann sie nicht mehr ausüben, ihre Ehe ist am Ende. Hannahs Tage sind so leer wie ihr Herz. Sie reist nach Island, wo sie ein kleines, baufälliges Haus mietet. Auf dem Dachboden stößt sie auf eine alte Truhe mit Zeichnungen einer Küstenseeschwalbe darauf, die sie an Bilder erinnern, die ihre Mutter gemalt hat.

    Sommer 1978: Monika ist eine eigensinnige junge Frau aus gutem Hause. Mit ihren Eltern, reichen Kaufleuten aus Lüneburg, verbringt sie den Sommer in Island. Sie träumt von einer Zukunft als Malerin, doch soll die Geschäfte in Lüneburg übernehmen. Unter der Mitternachtssonne entdeckt die wilde freiheitsliebende Monika, dass ihr Herz nicht nur für die Malerei schlägt.


    Über die Autorin

    Karin Baldvinsson wurde 1979 in Erlenbach am Main geboren. Nach dem Abitur arbeitete sie lange als Assistentin einer Geschäftsleitung und Fremdsprachenkorrespondentin. Während ihres mehrjährigen Aufenthalts auf Island, wo sie für ein dort ansässiges Unternehmen arbeitete, lernte sie ihre große Liebe und heutigen isländischen Ehemann kennen. Die Kultur und Sprache Islands sind ihr durch ihre Erfahrungen in Familie und Berufsleben sehr vertraut. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg.


    Mein Fazit

    Als Hannah für ein Sabbat-Jahr nach Island kommt, liegt ihr Leben in Scherben. Ihre Ehe ist gescheitert und ihren über alles geliebten Beruf als Musikerin in einem Orchester kann sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben. Alles, was sich bisher für sie als sicher und richtig angefühlt hat, scheint nun für immer verloren. Sie zweifelt an sich und sucht in Island Abstand zu ihrem bisherigen Leben zu bekommen. Ob ihr ein kompletter Neuanfang gelingen wird, steht für sie noch in den Sternen. Aber es ist ein Versuch wieder Ordnung und Ruhe in ihr Leben zu bringen. Schnell freundet sich Hannah mit ihrer Vermieterin Freyja an, einer humor- und temperamentvollen Witwe. Sie ist es auch, die Hannah einen Job in ihrem Café anbietet und ihr damit nicht nur eine neue Perspektive in dem fremden Land ermöglichst. Hannah beschäftigt sich intensiv mit dem Backen und entdeckt eine erste neue Facette in ihrem Leben, die ihr – abgesehen von ihrem Sohn – Freude bereitet. So lernt sie auch Jón kennen, einen bekannten, aber mürrisch und verschlossen wirkenden Maler. Zwischen beiden besteht fast augenblicklich eine Verbindung. Doch beide haben bedingt durch ihre Erlebnisse in der Vergangenheit hohe Mauern um ihr Gefühlsleben errichtet. Diese aufzugeben und dem anderen Zugang zu gewähren, erweist sich als echte Herausforderung.


    Parallel wird die Geschichte von Hannahs Mutter Monika erzählt. Diese steht 1978 kurz vor ihrer Hochzeit und reist für einen Urlaub gemeinsam mit ihren Eltern nach Island. Von ihrer Familie in ihren Wünschen und Träumen nicht wahrgenommen, fühlt sich Monika eingezwängt und versucht aus diesem Leben auszubrechen. Sie tut dabei etwas für ihre Familie ungeheuerliches: sie verliebt sich „unter ihrem Stand“ in einen jungen Fabrikarbeiter und möchte ihr weiteres Leben mit ihm verbringen. Für ihre Eltern, eine alteingesessene und gesellschaftlich angesehene Kaufmannsfamilie aus Lüneburg ein Skandal.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe das „Familiengeheimnis“ und die damit einhergehende Geschichte als nicht übermäßig reißerisch empfunden, fast schon eher als real. Hannah und ihre Mutter haben jeweils in ihren eigenen Zeiten ihre eigenen Kämpfe auszustehen, die sich aber letztlich doch irgendwie um das gleiche drehen: denen eigenen selbst erwählten Platz im Leben finden, ein glückliches Leben führen und zu sich selbst zu finden.


    Die jeweiligen gesellschaftlichen Vorstellungen der Zeit spielen dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Monika führt 1978 in Deutschland ein sehr von ihren Eltern bestimmtes Leben, obwohl sie bereits rechtlich als erwachsen gilt. Es muss der passende Verlobte für ihren Stand sein, ihr Verhalten wird genau unter die Lupe genommen, ihre Träume von einer Karriere als Malerin als blankes Hobby abgetan. Hannah wird durch ihre Großmutter viele Jahre später wieder damit konfrontiert, die die Trennung ihrer Enkeltochter von ihrem Ehemann fast schon als Makel empfindet; denn schon Monika trennte sich irgendwann von Hannahs Vater.

    Zusätzlich muss sich Hannah mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzen. Durch einen bloßen Zufall erfährt sie etwas, dass ihr Leben noch zusätzlich aus den Fugen bringt. Bei der Aufarbeitung erfährt auch mehr über das Leben ihrer Mutter in jungen Jahren. So beginnt sie Stück für Stück das Verhalten ihrer Mutter während ihrer Kindheit besser zu verstehen. Und sie findet auch einen Weg sich mit ihrem eigenen Schicksal anzufreunden und neue Perspektiven für sich zu finden.


    Die Autorin hat das alles für mich sehr charmant und mit Liebe zum Detail geschrieben. Die kleinen Unterschiede zwischen Deutschland und Island wurden mit einem Augenzwinkern eingebaut (wer würde hier schon einfach die Tür für jeden unabgeschlossen lassen?!) und haben die gesamte Stimmung der Geschichte noch unterstrichen. Ein berührender und bodenständiger Roman. Ich habe beiden Frauen so sehr die Daumen gedrückt, dass sie am Ende ihr persönliches Glück finden mögen.


    ASIN/ISBN: 354806020X

  • Die Ehe von Hannah Leopold ist am Ende, ihren geliebten Beruf kann sie nicht mehr ausüben. Sie braucht einen Ortswechsel und mietet daher in Island ein Haus. Auf dem Dachboden entdeckt sie eine Truhe. Darin sind Zeichnungen, die sie an die Bilder ihrer Mutter erinnern. Ist das Zufall? Monika hat auch einen Sommer auf Island verbracht, und zwar als sie als junge Frau aus gutem Haus im Jahr 1978 dort war. Was verbindet die Frauen sonst noch?


    „Der Sommer der Islandtöchter“ ist ein Roman von Karin Baldvinsson.


    Meine Meinung:

    Die Geschichte wird eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Dazwischen gibt es 34 Kapitel mit einer angenehmen Länge. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: einmal in den 1970er-Jahren und einmal in der jüngeren Vergangenheit, also 2018. Die Schauplätze sind in Island und Deutschland verortet. Einheitliche Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel sorgen für eine leichte Orientierung. Der Aufbau funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist unspektakulär, aber angenehm zu lesen. Viel wörtliche Rede macht das Geschehen lebhaft, die Beschreibungen sind anschaulich. Gut gefallen hat mir, dass immer wieder isländische Wörter und Formulierungen eingefügt sind.


    Die beiden Protagonistinnen, Hannah und Monika, sind sympathische Frauen und interessante Charaktere. Jedoch greift der Roman auf einige Klischees zurück.


    Gereizt hat mich die Geschichte vor allem wegen des tollen Settings. Tatsächlich lernt man einiges über Land und Leute, was mir positiv aufgefallen ist. In anderen inhaltlichen Punkten hat mich der Roman hingegen etwas enttäuscht, denn die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf und ist in Teilen recht überraschungsarm. Zum Ende hin kann sich die Story steigern. Allerdings ist das aufgedeckte Familiengeheimnis weniger spannend als erhofft.


    Schöne Extras des Buches sind das Rezept für eine isländische Baisertorte sowie eine Landkarte von Island, die in den Innenklappen abgedruckt sind.


    Das hübsche Cover finde ich sehr gelungen. Auch der Titel erinnert an „Das Versprechen der Islandschwestern“ derselben Autorin, wobei sich beide Romane unabhängig voneinander lesen lassen.


    Mein Fazit:

    Obwohl die Geschichte nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpft, hat mich „Der Sommer der Islandtöchter“ von Karin Baldvinsson gut unterhalten. Ein empfehlenswerter Roman besonders für alle, die die Mischung von Familien- und Liebesgeschichte vor einer schönen Kulisse mögen.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Das Schicksal meint es gerade nicht besonders gut mit Hannah Leopold. Ihren Traumberuf kann sie nicht mehr ausüben und dann geht auch noch ihre Ehe in die Brüche. Sie reist nach Island, um wieder zu sich selbst zu finden. In dem kleinen Häuschen findet sie in einer Truhe Zeichnungen, wie sie ihre Mutter gemalt hat.

    Vierzig Jahre zuvor verbringt auch Monika einen Sommer in Island. Sie stammt aus gutem Haus und verliebt sich hier ausgerechnet in einen Fabrikarbeiter. Aber ihre Eltern haben andere Pläne für ihre Tochter.

    Natürlich habe ich schon früh gewusst, wo die Verbindung zwischen Hannah und Monika ist. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen und die schönen bildhaften Beschreibungen der rauen isländischen Landschaft haben mir gut gefallen.

    Da mich „Das Versprechen der Islandschwestern“ überzeugt hatte, musste ich dieses Buch auch unbedingt lesen. Es hat mir gefallen, aber es reichte nicht an das vorige Buch heran.

    Auch die Charaktere sind alle gut und vielschichtig ausgearbeitet. Trotzdem kam ich den beiden Protagonistinnen nicht so ganz nah, da ich ihre Gefühle nicht so recht spüren konnte. Hannah will ein Jahr mit ihrem Sohn in Island bleiben. Diese Pläne sorgen dafür, dass sie sich selbst ein bisschen im Weg steht, denn der verschlossene Jón kommt ihr näher. Doch dann geschieht etwas, dass Hannah aus allen Wolken fallen lässt. Monika ist eine junge Frau, die eigentlich über sich selbst bestimmen kann, aber sie lässt sich von ihren Eltern völlig unterbuttern. Für beide Frauen bringt Island neue Herausforderung und fordert aber auch Entscheidungen.

    Mir hat dieser schöne Roman wieder unterhaltsame Lesestunden bereitet.


    8/10