Liza Cody - Ballade einer vergessenen Toten

  • Liza Cody – Ballade einer vergessenen Toten

    Originaltitel: Ballad of a Dead Nobody

    Übersetzer: Martin Grundmann


    Inhalt:


    Amy ist Schriftstellerin, aber der Erfolg will sich in ihrem Beruf nicht einstellen. Und dann wird sie auch noch eiskalt von ihrem Freund abserviert. Das fühlt sich an, als wäre das Leben am Tiefpunkt. Als sie genau in dieser Stimmung in einem Cafe sitzt, ertönt aus dem Radio ein alter Song aus den 80er Jahren, gesungen von Elly Astoria – einer heute vergessenen Sängerin, die mit ihrer Band SisterHood einen kometenhaften Aufstieg erlebte und deren Ermordung Schlagzeilen machte. Eine Biografie über Elly Astoria, das wäre doch ein Stoff, mit dem sich ein Verlag finden lassen müsste! Amy macht sich auf und interviewt Zeitzeugen, entdeckt dabei widersprüchliche Aussagen und Alibis, die auf den zweiten Blick sehr wackelig sind …


    Meine Meinung:


    Die erste Hälfte des Buches hat mich sofort in Bann gezogen. Sie besteht hauptsächlich aus einer Aneinanderreihung von Interviewschnipseln, Erzählungen und Berichten, und nahezu jede Person in Elly Astorias Umgebung hat etwas zu sagen. Das geht von den Bandmitgliedern über Gastsänger, Manager, Agenten, Nachbarn, Fans, Konkurrenten, Polizei und sogar ihr Friseur/Visagist hält mit Klatsch und Tratsch nicht hinterm Berg. Alle reden über Elly, doch in Wirklichkeit erzählen sie nur über sich selbst und wie sie sich letztlich an Elly bereichern konnten oder zumindest wollten. Sogar der Mann, der den Mord an ihr gestanden hatte: wollte er sich vielleicht nur mit diesem Geständnis wichtig machen? Läuft der Mörder noch frei herum? Das war alles hoch spannend zu lesen. Außerdem bekommt man als Leserin einen guten Einblick ins Musikgeschäft der 80er Jahre, in dem letztendlich die Künstler am wenigsten an ihrer Musik verdient haben. Vermutlich ist das heute noch ähnlich.


    In der zweiten Hälfte tritt Amy mehr in den Vordergrund. Wir erfahren, wie sie recherchiert und die Interviews werden nicht mehr in Form einer Mitschrift, sondern mit direkter Rede erzählt. Hier nahm die Spannung für mich etwas ab, denn mit Amy wurde ich nicht so recht warm – sie erschien mir sehr unschlüssig, reiste konzeptlos von hier nach dort und wirkte sehr unsicher. Es hat mich geärgert, wie sie sich von einigen Interviewpartnern abspeisen ließ – das zog in meinen Augen die Geschichte unnötig in die Länge und ich begann, manche Seiten nur noch zu überfliegen.


    Amys Theorie über Ellys Ermordung war zwar schlüssig, konnte mich aber nicht so ganz zufrieden stellen (siehe Spoiler).


    Von der Sprache her ist das Buch hervorragend geschrieben, wie ich es von Liza Cody gewohnt bin. Ihre Eva-Wylie-Reihe oder „Lady Bag“ gehört immer noch zu meinen Lieblingsbüchern.


    Trotz meiner Kritik ist „Ballade einer vergessenen Toten“ ein unbedingt lesenswertes Buch.


    ASIN/ISBN: 3867542384