Der Morgen, an dem mein Vater aufstand und verschwand – Nadia Terranova

  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten

    Verlag: Aufbau Verlag, 2020


    Kurzbeschreibung:

    Als Ida den Anruf erhält, sie soll nach Hause kommen, lebt sie schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr in ihrer Heimatstadt Messina. Sie muss ihrer Mutter helfen, die Wohnung ihrer Kindheit aufzulösen - der Ort, den ihr Vater eines Morgens verließ, um nie mehr wiederzukehren. Da war Ida dreizehn, der Vater depressiv, die Mutter hilflos. Im Schweigen und gequält von Erinnerungen wächst Ida auf und verlässt Sizilien, so schnell sie kann. Nun folgt sie dem Ruf der Mutter und kehrt zurück in die Stadt zwischen zwei Meeren und in eine Vergangenheit, die sie immer noch nicht loslässt …


    Über die Autorin:

    Nadia Terranova, 1978 in Messina geboren, lebt in Rom. Ihr Romandebüt wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Autorin mehrerer Kinder- und Jugendbücher und schreibt als Journalistin unter anderem für "Repubblica". "Der Morgen, an dem mein Vater aufstand und verschwand" wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und ist für den Premio Strega, den wichtigsten italienischen Literaturpreis nominiert.


    Über die Übersetzerin:

    Esther Hansen, diplomierte Übersetzerin, übertrug unter anderen Daria Bignardi, Nino Filastò, Marcello Fois, Francesca Melandri, Goliarda Sapienza, Susanna Tamaro und Carmine Abate ins Deutsche. 2008 wurde sie mit dem Förderpreis des Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:

    Mit der in Sizilien geborenen Autorin Nadia Terranova und ihrem Roman gibt es endlich mal wieder moderne Literatur aus Italien zu entdecken.


    Ich gebe der Literaturkritikerin Margarete von Schwarzkopf recht, wenn sie sagt, der Originaltitel Addio fantasmi wäre besser und treffender als der umständlich deutsche.

    Ansonsten ist es ein ansprechendes Buch, bei der eine Frau die Gespenster ihrer Vergangenheit abstreifen muss bzw. sie muss ihren Frieden machen, mit ihrem Vater, der depressiv war und spurlos verschwand als Ida 13 Jahre alt war.

    23 Jahre später kehrt sie aus Rom in in das Haus ihrer Jugend in Messina zurück, da die Mutter es verkaufen möchte. Die Vergangenheit wird noch einmal ganz deutlich für Ida.


    Die Vater-Tochter-Geschichte bleibt in der Schwebe. Ida hat ihren Vater vergöttert und an seinem Verschwinden, gibt sie ihrer Mutter die Schuld. Daher wird die Mutter-Tochter-Beziehung schließlich die interessantere. Die Mutter war und ist eine starke Frau, die damals alleine die Familie versorgen musste. Es kommt im Gegenwartspart zu harten Auseinandersetzungen zwischen Ida und ihrer Mutter.

    Aber das ist besser als das jahrelange Schweigen über den Verlust.


    Nadia Terranova schreibt mit großer Sensibilität und vermittelt daher Idas Gefühlslage sehr gut.

    Zu loben sind außerdem die sorgfältige Sprache des Romans und die Dialoge.


    ASIN/ISBN: 3351034849

  • Ida war dreizehn Jahr, als ihr depressiver Vater die Wohnung verlassen hat und spurlos verschwand. Seither sind ungefähr zwanzig Jahre vergangen und Ida führt ihr eigenes Leben, weitab von dem Ort auf Sizilien, wo sie aufgewachsen ist. Doch nun erhält sie einen Anruf von der Mutter, die Hilfe verlangt, da sie einige Reparaturen durchführen lassen will, bevor sie das Haus verkauft, da ihr alles zu viel wird. Ida setzt sich in den Zug und fährt mit gemischten Gefühlen zurück. Sie muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, die sie längst hinter sich geglaubt hatte.

    Es ist eine emotionale und ziemlich deprimierende Geschichte, die uns die Autorin Nadia Terranova in diesem Buch erzählt. Der Schreibstil ist passend und voller Metaphern, die allerdings manchmal etwas seltsam anmuteten.

    Die Charaktere sind vielschichtig dargestellt, aber nicht unbedingt sympathisch, auch wenn man nachfühlen konnte, wie sie gefühlt haben. Ida ist in der Pubertät, als ihr Vater sich immer mehr in sich zurückzieht und nicht mehr ansprechbar ist, bevor er ganz verschwindet. Die Mutter überlässt es ihrer Tochter, sich um den Vater zu kümmern, während sie arbeitet, um den Lebensunterhalt zu verdienen, und um der Situation zu entfliehen. Ida ist vollkommen überlastet und lässt die Mutter in dem Glauben, dass alles läuft. Ida war immer viel mehr mit dem Vater verbunden. Auch jetzt ist die Beziehung zwischen den Frauen schwierig. Zu viele Verletzungen und Wut haben sich aufgestaut. Zudem sind da Die Schuldgefühle. Aber auch nach der langen Zeit wird nicht wirklich über die Vergangenheit geredet.

    Es ist eine traurige Geschichte, allerdings mit einem versöhnlichen Ende, die mir gut gefallen hat.


    8/10