Siegfried Lenz - Fundbüro

  • Hallo!


    Vor einiger Zeit gabe es auf NDR-Kultur eine Reihe mit Siegfried Lenz-Geschichten. Dabei wurde auch sein neuester Roman von 2003 erwähnt: Fundbüro. Ich fand, dass die Beschreibung interessant klang und habe es schleunigst gelesen. :grin
    Und ich muss sagen, es gefällt mir.
    Klappentext: Henry Neff verspürt trotz seiner jugendlichen vierundzwanzig Jahre keine Lust, auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Attraktive Angebote schlägt er aus und sucht stattdessen Unterschlupf im Fundbüro eines Hauptbahnhofs. Mir genügts, da zu bleiben, wo ich bin, ist sein Motto, und schon bald gewinnt er Gefallen an seinem neuen Arbeitsplatz, der reich an Kuriositäten und absonderlichen Vorkommnissen ist. Jeder Tag beschert ihm Begegnungen mit Menschen, die die unglaublichsten Dinge verlieren und liegen lassen. Mal vermisst ein Messerwerfer sein Handwerkszeug, mal tauchen im Zug zurückgelassene Liegestühle auf, und ein andermal wendet sich eine Schauspielerin hilfesuchend an Henry, weil sie ihr Textbuch nicht mehr findet. Um den Besitznachweis zu führen, fordert Henry sie mit dem ihm eigenen Charme auf, Passagen aus dem Theaterstück im Fundbüro zu rezitieren. Siegfried Lenzü warmherziger Humor lässt die farbige Szenerie eines unvergleichlichen Schauplatzes vor die Leser treten - grundiert von einer zarten Symbolik des Verlierens und (Wieder-) Findens. Als Henrys Freund, der baschkirische Mathematiker Fedor Lagutin, dann aber von skrupellosen Gewalttätern bedroht wird und die Reformen der Bundesbahn den Arbeitsplatz eines Kollegen gefährden, muss Henry einsehen, dass sein Fundbüro keine Oase der Seligen ist. Er ergreift Partei und erkennt, dass das Leben mitunter dazu zwingt, sich einzumischen. Fundbüro ist ein einnehmender, wunderbar erzählter Roman voll menschlicher Anteilnahme und liebenswertem Witz.


    Das Buch ist nicht reißerisch, es hat "schnellere" Stellen, aber im Großen und Ganzen fand ich es v. a. entspannend. Die Charaktere waren mir sehr sympathisch, ich hatte das Empfinden in einem realen Fundbüro zu sein und am Ende habe ich nur bedauert, dass es nicht länger war, denn es liest sich wirklich schnell weg :cry


    Grüße von Asrai :wave

  • Das Buch ist wirklich ein sehr ruhiges, entspannendes Buch, greift aber trotzdem nebenbei gesellschaftliche Probleme (z.B. Ausländerfeindlichkeit)
    auf.
    Die Charaktere sind sehr menschlich, liebenswert, mitunter auch linkisch und ich hätte mich gerne zu ihnen ins Fundbüro auf eine Tasse Tee gesellt.

  • Dieses Buch ist so entspannend und doch mitreißend geschrieben, daß ich es in einem kurzen Rutsch trotz 336 Seiten durchgelesen habe. Das war eine wunderbare Erholung vom Alltagsstreß - ausgerechnet durch eine Alltagsschilderung. Der Protagonist Henry Neff, der auf wunderbare Weise etwas weltfremd wirkt, hat mich einfach in die Geschichte reingezogen und dann war die Geschichte auch schon zu Ende/die letzte Seite gelesen.