Frances - David Chariandy

  • Claassen, 2021
    Gebundene Ausgabe, 192 Seiten
    OT: Brother


    Kurzbeschreibung:
    Francis und Michael sind Brüder, Söhne von Einwanderern aus Trinidad. Sie werden am Stadtrand von Toronto groß, wo Straßenlärm und Polizeisirenen den Soundtrack ihrer Jugend bilden. Während ihre Mutter sich von Job zu Job hangelt, passt Francis auf den jüngeren Michael auf und bringt ihm bei, was es braucht, um in ihrer Welt zu bestehen. Francis träumt davon, mit seinem Freund Jelly im Hip-Hop groß rauszukommen, während Michael nur an Aisha denkt, das klügste Mädchen des Viertels. In einer schwülen Sommernacht kommt es zu einer Schießerei, die die Träume beider Brüder gewaltsam beendet.


    Über den Autor:
    David Chariandy, Jahrgang 1969, wuchs in Toronto auf, heute lebt und unterrichtet er in Vancouver. Sein erster Roman, "Soucouyant", erhielt zahlreiche begeisterte Besprechungen und nicht weniger als elf Nominierungen für Literaturpreise.


    Über den Übersetzer:
    Thomas Brovot ist ein literarischer Übersetzer, u.a. von Juan Goytisolo und Mario Vargas Llosa. Seine Übersetzungen wurden mehrfach ausgezeichnet, 2018 mit dem Paul-Celan-Preis.


    Mein Eindruck:
    Davdi Chariandy ist mir schon vor kurzen mit einem sehr privaten Text aufgefallen.
    Frances ist sein zweiter Roman. Ebenfalls ein sehr gelungenes Buch!


    Ein kurzer Roman, aber man glaubt sofort, dass der Autor lange an ihm gearbeitet hat, wie im Nachwort betont.

    Es wird vom Aufwachsen von 2 Brüdern in einem heruntergekommen Vorort von Toronto erzählt. Ihre alleinerziehende Mutter stammt aus Trinidad.

    Erzähler ist der jüngere Bruder Michael. Er ist zurückhalten und eher beobachtend. Der selbstbewusste ältere Bruder, Frances, ist häufig in Ärger verstrickt.

    Ihr Leben ist nicht einfach, es gibt viel Gewalt und aufgrund der Hautfarbe erleben sie auch systematischen Rassismus, z.B. Racial Profiling durch die Polizei.Eines Tages eskaliert das.
    Das Buch ist daher auch geprägt von einer Spur Trauer, der die Erinnerungen begleitet. Man bekommt wirklich einen nachfühlbaren Eindruck von ihrem Leben.


    Mich überzeugt die sensible Schreibtart des Autors und seinem Stil, der sich durch Ruhe und Genauigkeit und auch durch Fehlen von Pathos auszeichnet.
    Der Autor ist für mich eine der Entdeckungen des Jahres.


    ASIN/ISBN: 3546100166

  • Der Schriftsteller David Chariandy erzählt in seinem Roman „Francis“ das Aufwachsen der Brüder Francis und Michael.

    Der Schauplatz ist ein heruntergekommenen Stadtteil von

    Toronto. Man erfährt von der Dramatik zweier Generationen in den 1980er Jahren bis in die Gegenwart.

    Die alleinerziehende Mutter muss ihren Unterhalt als Putzfrau bestreiten. Die Jungen sind auf sich allein gestellt.


    Der Autor versteht es gut die Situation authentisch herüber zu bringen. Da er den ähnlichen Hintergrund wie seine Figuren hat, hat er bestimmt einiges aus eigener Erfahrung erlebt.


    Das Buch ist dünn, aber es hat eine gewisse Dichte. Man kann es nicht so einfach nebenbei lesen. Es ist eine ernste traurige Geschichte.


    Schon sein Brief Liebste Tochter hat mich beeindruckt.

    Ich werde gerne weitere Romane von David Chariandy lesen.