Nach Amerika und zurück im Sarg - Susan Taubes

  • Matthes&Seitz, 2021


    OT: Divorcing

    Aus dem Amerikanischen von Nadine Miller
    Mit einem Vorwort von Sigrid Weigel.


    Kurzbeschreibung:
    Die brillante Sophie Blind steht vor den Trümmern ihrer Ehe und beschließt, sich von Ezra, ihrem Ehemann, scheiden zu lassen. Ein fast skandalöser Schritt, und auch ihr Mann verspricht ihr, sie werde an der Scheidung zugrunde gehen, ist ihm die Ehe 1960 doch eine heilige Institution. In dieser schmerzhaften Situation erkennt Sophie, dass sich ein Riss durch ihr Leben zieht, den weder die unglückliche Ehe noch deren Ende zu heilen imstande sind. Sie beginnt sich zu erinnern: an die Kindheit in Budapest in den 1930er-Jahren, an den Vater, einen praktizierenden Psychoanalytiker, der die Affären ihrer Mutter als Symptom abhakt und der kleinen Sophie schon im Kindesalter erklärt, sie würde am Elektrakomplex leiden. 1939 emigriert die jüdische Familie in die USA, doch auch nach drei Jahrzehnten fühlt sich Sophie, als sei sie nie vom Schiff gestiegen. Einer steilen akademischen Karriere folgte die Ehe mit dem Intellektuellen Ezra, für den sie erst dann die »beste Frau der Welt« ist, wenn er sie endlich zum Schweigen gebracht hat. Haltlose Gewalt und Erniedrigung konterkarieren das nach außen perfekte Leben. Je tiefer sie ihre Vergangenheit reflektiert, desto unwirklicher erscheint ihr die Gegenwart.


    Über die Autorin:
    Susan Taubes, 1928 in Budapest geboren, emigrierte im Alter von 11 Jahren mit ihrer Familie in die USA, wo sie mit einer Arbeit zu Simone Weil promoviert wurde. Taubes lehrte Religionsgeschichte an der Colombia University, spielte auf den Bühnen New Yorks. Kurz nachdem ihr Roman Scheiden tut weh über ihre Trennung von Jacob Taubes in New York herauskam, nahm sie sich das Leben. Heute gilt sie als einflussreiche Intellektuelle des 20. Jahrhunderts und ist Vorbild zahlreicher Schriftstellerinnen.


    Mein Eindruck:
    Ein ungewöhnlicher Text mit ausdrucksstarker Sprache. Das Buch ist autobiografisch angehaucht und hat neben einer nichtlinearen Erzählchronologie eine exzentrische Ausgangsposition, denn die Erzählerin ist angeblich bereits zu Beginn bei einem Unfall gestorben und sieht auf ihr Leben zurück.


    Im ersten Teil in den sechziger Jahren geht es viel um die Streitigkeiten Sophies mit ihren Ehemann Ezra Blind. Sie verlässt ihn, ohne sich ganz von ihm lösen zu können. Das läuft auf Scheidungsabsichten hinaus. Der Originaltitel Divorcing passt für den ersten Teil sehr gut.


    Der zweite Teil wirft einen Blick auf die jüdisch-ungarische Herkunft von Sophie Blind. Die Emigration in die USA schon als Kind bewirkt einen Bruch in ihrem Leben.
    Zu den wirklich gut geschriebenen Abschnitten gehört Sophies Rückkehr nach Budapest und ihre Gespräche mit der Mutter.Die Beziehung wohl zur Mutter als auch zum Vater, die getrennt lebten, wae schwierig.
    Auch die Kindeheitsabschnitte in Buda sind bemerkenswert.


    Der Roman ist von Todessehnsuchtsmotiven gekennzeichnet und tatsächlich wählte Susan Taubes 1969 den Freitod. Diese Tatsache beeinflusst leider auch das Lesen ein wenig und man hält als Leser sicherheitshalber eine gewisse Distanz zur Figur.


    Es gibt neben psychologisch ausgefeilten auch derbe Dialoge, die nicht unbedingt ein Lesegenuss sind, außerdem einige obskure Passagen und eine psychologische Note. Es ist ein Roman für Leser, die etwas suchen, das aus dem Rahmen fällt.


    ASIN/ISBN: 3751800476

  • Zwischen Budapest und Amerika


    Die Schriftstellerin Susan Taubes hat zu Lebzeiten nur den Roman

    „Nach Amerika und zurück im Sarg“ herausgebracht.

    Ihre Protagonistin heißt Sophie Blind, aber sie hat viele Eigenschaften der Autorin, da kann man es als Biografie ansehen.


    Es gibt viele Fragmente eines beschädigten Lebens mit Todesthematik..


    Mir war im Anfang die affektierte Erzählweise nicht so angenehm.

    So kam kein flüssiger Stil zu Stande.

    Fast hätte ich abgebrochen.

    Dann entwickelte sich die Geschichte der Kindheit in Ungarn und später mit ihren Kindern ganz gut.


    Es ist ein anspruchsvoller Roman.