Die Flüchtigen - Alain Damasio

  • Die Flüchtigen

    Autor: Alain Damasio

    Übersetzerin: Milena Adam

    Matthes & Seitz Berlin

    ISBN: 3751800395

    838 Seiten, 28 Euro


    Über den Autor: Alain Damasio, 1969 in Lyon geboren, ist Romancier, Musiker, Klangartist, Entwickler von Videospielen und noch vieles andere mehr. In seinen Romanen, von der Kritik gefeiert, vom Publikum verschlungen, erforscht Damasio die unerschöpflichen Möglichkeiten polyphoner Narrative in einer geradezu physiologischen Bearbeitung der Sprache, die zum Motor der Emanzipation im weitesten Sinne wird. Sein Roman Die Flüchtigen wurde 2019 mit dem Preis Meilleur Livre der Zeitschrift Lire ausgezeichnet. 2020 erhielt Damasio für seinen Roman den Grand Prix de l’Imaginaire.


    Die Übersetzerin Milena Adam, wurde 1991 in Hamburg geboren, ist Lektorin und übersetzt und dolmetscht aus dem Französischen und Englischen. Sie lebt in Berlin.


    Amazon-Kurzbeschreibung: Sahar und Lorca führen mit ihrer Tochter Tishka ein glückliches Familienleben. Als Tishkas Bett eines Morgens leer ist, obwohl alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, verändert sich alles. Während Sahar sich zurückzieht und zunächst an eine Entführung glaubt, geht Lorca einer urbanen Legende nach: Er vermutet, dass Tishka bei den sogenannten Flüchtigen ist, Wesen, die angeblich unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Als merkwürdige Symbole an der Wand ihres Kinderzimmers erscheinen, steht fest: Tishka lebt, und sie versucht, zu kommunizieren. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten versuchen Sahar und Lorca Kontakt aufzunehmen, und dringen in eine fremdartige Welt vor, die sich immer dort befindet, wohin wir gerade nicht schauen. Doch je näher sie ihrer Tochter kommen, desto größer wird das öffentliche Interesse an dem Fall, denn bald wird klar, dass die Flüchtigen die Fähigkeit haben, vermeintliche Notwendigkeiten radikal umzudeuten.


    Ist es ein Roman, eine Utopie oder längst schon Wirklichkeit? Das habe ich mich beim Lesen öfter gefragt. Neben den phantastischen Elementen der Flüchtigen, die in den toten Winkeln der Wahrnehmung der handelnden Personen leben und agieren, geht es zum großen Teil um eine Welt in der große Konzerne ganze Städte gekauft haben und alles und jeden überwachen. Konsumzwang und Kontrolle sind das alles beherrschende Thema. Eingebettet ist das Ganze in die Geschichte um Sahar, Lorcar und ihre Tochter Tishka.


    Es ist ein sehr ungewöhnlicher Roman, der sich nur erarbeiten lässt, also keine Lektüre nebenbei. Außergewöhnlich ist nicht nur die Grundidee, deren Botschaft allerdings dann doch sehr offensichtlich vermittelt wird, sondern die Art und Weise, wie sich Schrift, Sprache und Typografie entwickeln. Ich fühlte mich beim Lesen als würde ich an einem Experiment teilnehmen, in dem es um eine neue Weise geht, Literatur zu vermitteln, bzw. zu erfahren. Das ist auf jeden Fall originell, lässt sich aber zeitweise schwer lesen. Besonders, weil es sich nicht um einen kurzen Roman handelt; es sind immerhin über 800 Seiten, auf denen es fast schon Arbeit bedeutet, um bei den Themen Liebe, Action, düstere Zukunftsvisionen und einer leider mit dem Holzhammer vermittelten Botschaft am Ball zu bleiben.


    Mein Fazit: Wer Utopien liebt, interessante Experimente mit Sprache und Typografie zu schätzen weiß und eine spannende Handlung vorfinden möchte, dem kann ich dieses Buch empfehlen. Wer allerdings auf der Suche nach locker leichter Unterhaltung ist, für den dürfte dieses Buch zu anstrengend werden. Ich habe „Die Flüchtigen“ gern gelesen und die Herausforderung gemocht, freue mich aber jetzt auch wieder auf Lektüre, die sich einfach „nur“ lesen lässt…


    ASIN/ISBN:

    ASIN/ISBN: 3751800395

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