Johannes Gottfried Maier, P. Kilian Saum u.a. - Das große Buch der Klosterheilkunde

  • Johannes Gottfried Mayer, P. Kilian Saum, Bernhard Uelecke - Das große Buch der Klosterheilkunde


    ASIN/ISBN: 3898833437



    Dioskurides hieß der griechische Arzt, der in der Zeit von ca. 60 - 70 n. Chr. in seiner Schrift "materia medica" über 600 Heilpflanzen aus Europa, Asien und Nordafrika systematisiert vorstellte.

    Seine Arbeiten und diejenigen seiner Kollegen Hippokrates aus Kos, Galenus aus Pergamon und Ibn Sina (Avicenna) aus Isfahan, hatten etwas gemeinsam:

    Alle wurden als Fragmente in Form von Papyri oder Pergamenten in christlichen Klöstern gesammelt und archiviert, kopiert und in der Heilkunde angewendet.

    Von der Spätantike bis ins 13. Jahrhundert war dann die Klostermedizin die meist einzige Möglichkeit für Kranke, diagnostische und therapeutische Hilfe zu erhalten.


    Insgesamt wurden über 2000 verschiedene Pflanzenarten und Pflanzenteile, Destillate und Derivate, Tinkturen, Salben, Essenzen und Pulver gesammelt und nachgewiesen.


    Besonders der Reichenauer Abt Walahfried Strabo ( 808 - 849) hat mit seiner Abhandlung "De Liber hortorum" dazu beigetragen, das wertvolle Wissen zu erhalten, er hatte auch Teile des "Capitulare de villis" Karls des Großen in seinen Kanon aufgenommen.


    Darin enthalten waren genaue Anweisungen, wie in Form und Inhalt ein solcher Klostergarten anzulegen ist.


    Stauferkaiser Friedrich II. ( 1149 - 1250) ließ die klösterlichen Aufzeichnungen sammeln und durch Übersetzungen von medizinischen Werken aus dem Arabischen ergänzen.


    Auch heute ist das Wissen um diese Kräuter, Wildpflanzen und Züchtungen hochaktuell im Hinblick auf eine ganzheitliche, sanfte und natürliche Heilmethode zur Ergänzung einer pharmazeutischen Therapie.


    Vorsicht: Es sei hier darauf hingewiesen, daß auch die besten und wirksamsten Kräuterkuren eine moderne medizinische Behandlung nicht ersetzen können.

    Ernsthafte Erkrankungen gehören in ärztliche Behandlung. Dieses Buch ist keine Anleitung zur Selbstmedikation und Eigendiagnose.


    Im Text wird jede einzelne Heilpflanze mit ihrer Morphologie, Physiologie und Abwendungsweise genau beschrieben.

    Tees, Salben und Tinkturen werden mit der sachgerechten Anleitung zur Zubereitung und Dosierung vorgestellt.

    Ein zweiter Teil behandelt die Erkrankungen und Symptome und stellt dann die entsprechenden Heilpflanzen im Komplex vor, die helfen können.




    Beurteilung:


    Mit einer sehr schönen Einführung in die Geschichte der Klostermedizin seit dem frühen Mittelalter durch P. Kilian Saum, OSB, beginnt dieses Buch.

    Der Hauptteil gehört den zu behandelnden Pflanzen und ihrer medizinischen Wirkung.


    Einige wenige der Anleitungen zur Herstellung von Tinkturen und Salben und Essenzen sind meiner Meinung nach aber vorsichtig zu beurteilen. Die Dosierungsanleitung erscheint dann oft etwas unpräzise und schwammig formuliert. Es ist wohl als Anfänger ratsam, auf die Eigenherstellung zu verzichten und sich in Kräuterhandlungen und Apotheken zu bedienen, bevor man mit viel Experimentierfreude ans Werk geht und das Ergebnis gleich sich selbst oder seinen Lieben verabreicht.


    Das Buch ist eine gelungene Einführung in die Heilkunst vergangener Epochen und ihre noch heute wertvollen Anwendungsmöglichkeiten im Hinblick auf eine nachhaltige und sanfte Medizin.


    Das Lesen macht wirklich Spaß, die Freunde von Ellis Peters "Bruder Cadfael" werden viele altbekannte Prozedere und Verrichtungen wiederentdecken, so war es auch bei mir.

    ( Nachträgliches Kompliment für die Autorin in Sachen Genauigkeit)


    Die Bebilderung ist sachdienlich und die Führung durch die Welt der Heilpflanzen ist anschaulich und kundig.

    Zwar kannte man in früheren Zeiten den Begriff Immunsystem noch nicht, wußte aber schon genau, welche pflanzlichen Mittel den Körper kräftiger und robuster machen konnten gegen Krankheiten z.B. des respiratorischen Systems.

    Die Machart des Buches ist gelungen, es macht Freude, darin zu blättern und die gute Kapiteleinteilung erlaubt auch kurze Streifzüge. Ich kann das Buch daher allen Interessierten empfehlen, ein kleiner Teil der beschriebenen Pflanzen wird seit dem Lesen auch von mir zuhause respektvoll gehegt.