Hans-Jürgen Heinrichs - Peter Sloterdijk

  • Hans-Jürgen Heinrichs - Peter Sloterdijk - Die Kunst des Philosophierens


    ASIN/ISBN: 3446230173



    Peter Sloterdijk, geb. 1947, ist ein in Karlsruhe geborener Philosoph und Kulturwissenschaftler, der sich nicht nur an den wichtigsten philosophischen Debatten der Neuzeit beteiligte, sondern viele davon erst anregte. Sloterdijk polarisiert und Hans-Jürgen Heinrichs, der gemeinsam mit ihm schon philosophische Bücher veröffentlichte ("Die Sonne und der Tod"), ist sicher eine verlässliche Quelle, wenn es um das Leben und Werk Sloterdijks geht.


    Sloterdijk schrieb seine Magisterarbeit über den Strukturalismus und war demnach auch von Michel Foucaults poststrukturaler Theorie beeinflusst, ebenso von Ludwig Wittgensteins "Sprachspielen".


    Auch die Frankfurter Schule beeinflusste Sloterdijk dahin, das er letztlich als eine Art Gegenstimme zu Jürgen Habermas Positivismus gesehen wurde. Dabei waren seine Interessensgebiete so weit gefächert, daß in früheren Jahren immer Kritik der "Beliebigkeit" und des "Feuilletonstils" aufkamen, die aber mit der Zeit zu Recht verstummten.

    Sloterdijk berief sich dabei immer gerne auf Martin Heidegger, der ähnliche Vorwürfe des akademischen Betriebes auch zu hören bekam.

    Sloterdijks Hauptwerke "Kritik der zynischen Vernunft" und das dreibändige Projekt "Sphären" stellt Heinrichs dabei immer die jeweiligen Stationen in dessen Leben gegenüber, die Weiterentwicklung hin zum Publizismus und öffentlicher Debatte, weg vom Lehrbetrieb und dem abgeschlossenen akademischen Diskurs.

    -Sloterdijk sei ein 'Praktiker' der Philosophie-


    Fazit:


    Sloterdijk ist schwer einzuordnen, am ehesten ist er noch im Rahmen des postmodernen Denkens zu verorten, auch seine Lebensstationen zeigen diesen Weg an, der ständige Wandel, immerwährendes sich lösen und neu verbinden mit sich ablösenden Wirklichkeiten, jedem Kulturoptimismus misstrauend. Das hat Hans-Jürgen Heinrichs in dieser Biographie deutlich in den Vordergrund gestellt. Zwischen der Frankfurter Goethe - Universität und dem Aschram von Bagwan Shree Rajneesh in Indien war Sloterdijk dafür kein Weg zu weit oder zu abwegig. Er erlaubt sich, zu allem Stellung zu nehmen, was ihn beschäftigt, auch sein persönlicher Werdegang zeugt davon.

    Wenn man zuweilen beim Lesen glaubt, das persönliche Leben des Peter Sloterdijk bliebe dabei etwas auf der Strecke, das Denken dominiert, so ist das wohl nur folgerichtig:

    Der Denker Sloterdijk ist der Mensch Sloterdijk, anders könnte er gar nicht sein.


    Er stellte und stellt unangenehme Fragen:

    Was zähmt noch den Menschen, wenn der Humanismus als Menschenzähmung scheitert? Führte das am Ende zu anderen Zähmungsmethoden, Menschenproduktion nach gewünschten Vorbildern und Anthropotechniken? Hochaktuell und immer den Finger in der Wunde, erinnert Sloterdijk oft an das Wort Theodor Haeckers:


    "Einen ganz neuen Menschen zu erschaffen ist der vermessene Anspruch aller Ideologien und Revolutionen. "


    Ein fundiertes Buch, eine gute Biographie, die Peter Sloterdijk wohl so nahe kommt, wie das überhaupt möglich ist. Auf jeden Fall aber auch eine gelungene Darstellung seine Bedeutung für die Philosophie der Gegenwart.