Bride of the Morning Star - Don Coldsmith (Spanish Bit Saga 19)

  • „Seltsam“ dachte er. „Gerade wenn man denkt, man würde den Lauf der Welt verstehen ... Niemand weiß, was vor einem liegt.“* (Seite 2)


    179 Seiten, Stammtafel, gebunden mit Schutzumschlag

    Verlag: Doubleday New York/London/Toronto/Sydney/Auckland 1991

    ISBN-10: 0-385-26303-1

    ISBN-13: 978-0-385-26303-0


    Dies ist Band 19 der 29-bändigen Spanish-Bit-Saga, von der nur die ersten 4 Bände auf Deutsch erschienen sind.


    Da dieses Buch die direkte Fortsetzung von „Return of the Spanish“ ist, bleibt es nicht aus, daß Inhaltsangabe wie auch die Rezension wesentliche Inhalte aus diesem Buch spoilern.




    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Den Pawnee geht es nicht gut: es gab Mißernten und die Jagd war auch nicht erfolgreich. Der Priester des Morning Star gibt bekannt, daß sich das nur ändert, wenn der Morning Star wieder eine Braut hat. So wird ein Trupp losgeschickt, eine junge Frau, die in einer Vision gesehen wurde, zu entführen und als „Prinzessin des Morning Star“ zurückzubringen. Am Ende der Zeremonie steht deren Tod.

    Strong Bow, der nun als Bear Paws seit fünf Jahren bei den Pawnee lebt, gerät in einen Gewissenskonflikt, ist die Auserwählte doch eine junge Frau seines Volkes. Er kann nicht wissen, daß von dort bereits eine Gruppe Krieger unterwegs ist, die entführte Frau zu befreien. Ein beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit mit ungewissem Ausgang.



    Über den Autor


    Don Coldsmith, geboren 1926, arbeitete bis 1988 in Kansas als Arzt. Mit seiner Frau Edna betrieb er zudem eine kleine Farm und Pferdezucht. Er schrieb insgesamt über 40 Bücher und starb am 25. Juni 2009.


    Informationen im Internet:

    - Der Wikipedia-Artikel zum Autor (in englischer Sprache)

    - Serienaufstellung der gesamten Serie




    Meine Meinung


    Wenn ich in meiner Rezension zum direkten Vorgängerband „Return of the Spanish“ noch vom „Thema mit Variationen“ geschrieben habe (in dem Sinne „junger Mensch zieht auf Abenteuer, besteht diese, kehrt zurück“), so trifft dies auf diesen Band schon wieder nicht zu. Jedenfalls nicht im strengen Sinne, denn natürlich müssen auch in diesem Buch „Abenteuer“ bestanden und schwierige Situationen gemeistert werden, bevor es zu einem wie auch immer gearteten Ende kommt.


    Der erste Unterschied besteht schon darin, daß es sich in diesem Falle empfiehlt, den direkten Vorgängerband gelesen zu haben. Man kann das Buch zwar auch für sich verstehen, aber es ist doch günstiger, Kenntnis der direkten Vorgeschichte zu haben.


    Der zweite Unterschied ist, daß der prinzipiellen Handlung hier tatsächliche historische Ereignisse zu Grunde liegen. Im Vorwort berichtet Coldsmith von der „Zeremonie des Morgensterns“, welche von den Pawnees in der hier beschriebenen Form vollzogen wurde. Er verweist als Quelle auf James Willard Schultz (siehe nächstes Post), der das aus erster Hand von einem Piegan (Stamm der Blackfoot) erzählt bekam, der selbst an einer solchen Rettungsaktion, ähnlich wie hier im Buch beschrieben, beteiligt war. Die Rettung jenes Mädchens erfolgte im Jahre 1856, und es heißt, daß dies das letzte Mal gewesen sei, daß diese Zeremonie eines Menschenopfers vollzogen wurde (bzw. werden sollte).


    Die Handlung setzt etwa fünf Jahre nach dem Ende von „Return of the Spanish“ ein, genauer im Jahr 1725. Aus Strong Bow wurde Bear Paws, er ist mit Pretty Sky verheiratet und Vater zweier kleiner Kinder. Er hat sich eingelebt, alles scheint gut. Wären da nicht die Mißernten und fehlende Jagderfolge, was die Gefahr eines Hungerwinters beschwört. Schließlich verkündet der Priester des Morgensterns, daß der (Gott) Morgenstern eine neue Braut braucht. Alle sollen beten und auf eine Vision hoffen, wer diese Braut sein solle. Als Hunts Well eine solche Vision hat, wird er mit einem Trupp Krieger losgeschickt, die Frau zu suchen und her zu bringen. Sie würde gut behandelt und am Ende eines viertägigen Festes würde sie die „Braut“ des Morgensterns - also getötet, damit sie sich im Jenseits mit ihm verbinden kann. Dann würde der Fluch gelöst und die Erde wieder Frucht tragen.


    Ab der Verkündigung des Priesters beginnt die Ehe von Bear Paws in die Brüche zu gehen. Er fragt seine Frau, was genau die „Morning Star Princess“ ist - doch die antwortet ausweichend bis gar nicht. Mißtrauen beginnt sich auszubreiten, man redet immer weniger miteinander, was zu zunehmenden Mißverständnissen und weiterer Entfremdung führt. Als dann die „Princess of the Morning Star“ ankommt, stellt Bear Paws mit Schrecken fest, daß diese eine aus seinem eigenen Volk ist. Somit hat er nur noch das Ziel, diese Frau zu retten, wie auch immer dies zu bewerkstelligen wären.


    Coldsmith wollte eine solche Situation - also die Zeremonie der „Morning Star Princess“ durch die Augen eines Stammesfremden schildern, so daß die Ereignisse aus Sicht von Bear Paws erzählt werden. Ihm ist so eine Zeremonie völlig fremd, er kann das überhaupt nicht nachvollziehen. In diesem Buch prallen also nicht die Welt der „Weißen“ und der „Roten“ aufeinander, sondern völlig verschiedene Vorstellungen zwischen den einzelnen Nationen. Normalerweise werden andere Glaubensvorstellungen (wie zum Beispiel die von Stamm zu Stamm verschiedenen Schöpfungsgeschichten) ohne weiteres akzeptiert - aber hier geht es denn doch etwas zu weit.


    Der Autor hat die Gegensätze, auch in der Vorstellungswelt der Völker, sehr gut herausgearbeitet und so ganz nebenbei aufgezeigt, wie schnell durch kleine Mißverständnisse große entstehen, die sich schließlich (wie hier) zu einer ausgewachsenen Ehekrise entwickeln können. Zudem hat er wieder bewiesen, daß man auf knapp einhundertachtzig Seiten eine Geschichte erzählen und Figuren ins Leben rufen kann, die einem noch lange im Gedächtnis bleiben.


    Bear Paws jedenfalls ist zu allem entschlossen, hat dem (Gott) Morning Star in Wort und Tat seine Verachtung gezeigt und ihn herausgefordert. „Er würde tun, was immer er mußte. Mehr und mehr schien es, daß heute in vier Morgen ein guter Tag zum Sterben sein würde, in Kampf für eine der Seinen zu sterben, das Todeslied auf seinen Lippen.“** (S. 124) Es bleibt dem Leser überlassen herauszufinden, ob der Morning Star die Herausforderung angenommen und an diesem vierten Tag den Kampf gewonnen oder verloren hat.



    Mein Fazit


    Ausgehend von historischen Ereignissen zeigt Coldsmith, was passieren kann, wenn unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander prallen. Oder mit dem Klappentext: Voll von Romantik und Abenteuer - Coldsmith in Bestform! In der Tat - so ist es.



    Originaltexte


    * = „Strange,“ he thought. „Just when one thinks he understands the way of things... Never can one know what lies ahead.“ (Seite 2)

    ** = He would do whatever he must. It increasingly appeared that four mornings from mow, it would be a good day to die, to go down fighting for one of his own, the Death Song on his lips. (S. 124)


    ASIN/ISBN: 0385263031

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hier das im Vorwort erwähnte Buch von James Willard Schultz, in welchem sich die historische Vorlage für die prinzipiellen Ereignisse des Romans findet. Eine deutsche Ausgabe konnte ich nicht feststellen.


    Blackfeet and Buffalo - James Willard Schultz


    Über den Autor / Kurzinhalt (Quelle: Verlagsangabe, Wikipedia, eigene Angabe)


    James Willard Schultz wurde 1859 geboren. Von 1878 bis 1904 war Schultz als Pelzhändler tätig, er heiratete eine Pikuni (Schwarzfuß), wurde ein Mitglied des Stammes und erhielt den Namen Apikuni. Nach dem Verschwinden der Büffel war es für ihn genauso wie für die Schwarzfuß schwierig, sich mit den neuen Verhältnissen zu arrangieren. Er zog in die Berge und erforschte die östlichen Gebiete der Rocky Mountains, ging auf die Jagd und war für andere Jäger und Forscher (einschließlich George Bird Grinnell, die Brüder Baring und Ralph Pulitzer) als Führer tätig. Er gab Bergen, Gletschern und Seen Namen; zusammen mit Grinell wirkte er auf die Schaffung des Glacier Nationalparks hin. Er starb 1947.


    Wie sich aus dem Untertitel ergibt, hat Schultz in diesem Buch Erinnerungen an sein Leben bei und mit den Indianern versammelt. Im ersten Teil gibt er autobiographische Erzählungen und Erlebnisse von seinen Reisen und Abenteuern zwischen 1878 und 1915 zum Besten. Im zweiten Teil versammelt er Geschichten, die ihm von verschiedenen indianischen Freunden erzählt wurden.



    Kurzkommentar


    Die bewußte Geschichte ist die letzte des Buches und trägt den Titel „A Bride for Morning Star“, sie wurde dem Autor erzählt von Charles Rivois, der an der der Erzählung zu Grunde liegenden Befreiungsaktion selbst beteiligt war. Coldsmith hat sich an den prinzipiellen Ablauf, wie er hier geschildert wurde, gehalten. Allerdings ist es keine Nacherzählung, sondern die Handlung wurde in den Fluß der Spanish-Bit-Saga eingepaßt. Interessant ist, daß die zum Opfer ausersehene Frau anscheinend durch Drogen oder Ähnliches beeinflußt wurde, denn sie hat bei den Vorbereitungen freiwillig mitgewirkt und erst, als es zu spät war, erkannt, daß am Ende ihr Tod stehen würde.


    Schultz schreibt die Geschichte fast so, wie sie ihm mündlich berichtet wurde, in der Ich-Form des Erzählers. Dadurch wirkt der Text sehr lebendig und ist gut verständlich. Ich konnte mir die Geschehnisse recht gut vorstellen und hatte teilweise das Gefühl, mitten drin dabei zu sein.


    Dem Vorwort zur „Blackfeet and Buffalo“ ist zu entnehmen, daß die von Schultz erzählten Geschichten eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen. Ausschmückungen oder Veränderungen gibt es nur in Details, nicht jedoch in den wesentlichen historischen Grundlagen.


    Mehr, wenn ich das Buch irgendwann einmal ganz gelesen haben werde.



    Memories of Life among the Indians

    384 Seiten, kartoniert

    Verlag: University of Oklahoma Press, 1981

    ISBN-10: 0-8061-1700-1

    ISBN-13: 978-0-8061-1700-3


    Die Seite zum Buch beim Verlag (mit Leseprobe)



    ASIN/ISBN: 0806117001

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")