Doppler - Thomas Oláh

  • 2023 erschienen

    224 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Ein Reifenplatzer. Als erstes fliegen die Boccia­-Kugeln durch den Fahrgastraum, dann Mutti und Vati. Der unversehrt gebliebene Jun­ge wird zu den Großeltern verbannt, sein Exil heißt: Frankenhayn. Ein Schelm, wer dabei an Frankenstein denkt – wiewohl das Dorf, in einer weinseligen Gegend Österreichs zu verorten, und sein Personal durch­aus schaurige Züge aufweisen.


    Die beiden Cousins, zwei Flaschen, wie sie im Buche stehen, lassen keine Gelegenheit zur Grausamkeit an Mitmensch und ­-tier aus. Die Flaschen wiederum, die auf den Tisch kommen, sind von monströser Größe: zweilitrig, Doppler genannt, geradezu emblematisch für diesen Sommer 1970, nach dem nichts mehr so ist wie vorher. Auch wegen dem Geheimnis, das die Großmutter unter ihrer Kleiderschürze trägt...


    Über den Autor:

    Thomas Oláh, geb. 1966 in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Berlin als Kostümdesigner für Kino und TV sowie als Kulturhistoriker mit dem Schwerpunkt Modetheorie / Geschichte des Körpers. "Doppler" ist sein erster Roman.


    Mein Eindruck:

    Dieser kleine, bei Müry Salzmann erschienene Roman ist überraschenderweise auf der Longlist des Deutschen Buchpreises gelandet. Es ist ein Romandebüt.

    Thomas Olah, der bisher als Kostümdesigner beim Film arbeitete, lässt die Handlung mit einer spektakulären Szene beginnen. Ein Autounfall. Ein Junge überlebt und kommt anschließend zu den Großeltern aufs Land, in ein Dorf in Österreich. Ab jetzt wird das Buch zu einer Milieustudie in den siebziger Jahren.

    Man spaziert als Leser dann staunend durch verschiedene Episoden. Manche davon wirken ungewöhnlich bis bizarr. Der Deutschlandfunk hatte in seiner Rezension einen Anklang an Agota Kristofs Das große Heft erwähnt. Diesen Vergleich halte ich im Ansatz für treffend.

    Es ist ein eigenwilliger Roman, mit vielen kleinen Passagen, die in sich ausgezeichnet gemacht sind. In der Summe bleibt aber auch ein Fragezeichen.


    ASIN/ISBN: ‎3990142399

  • Ich gebe zu, ich lasse mich bei Büchern sehr gerne von einem gut gemachten Cover zu einem zweiten Blick verführen und so hätte ich dieses Buch beinahe ignoriert, aber da der Titel auf der Longlist des deutschen Buchpreises zu finden war, habe ich dann doch die Leseprobe gelesen, die mich sofort begeistert hat.


    Alles beginnt mit einem Autounfall, bei dem die Eltern und der Bruder des Ich-Erzählers zu Schaden kommen. Der Junge kommt daraufhin zu dem Großeltern in das Weindorf Frankenhayn. Dort leben Onkel, Tanten, Cousins und eine ganz spezielle Cousine, die im Laufe des Romans noch eine interessante Rolle im Leben des Jungen spielen wird.


    Wir tauchen ein in das Dorfleben der 70er Jahre und erleben viele kleine Geschichtchen und Abenteuer, blicken in die Kriegserinnerungen verschiedener Personen und lesen über die Streiche der beiden diabolischen Cousins, die immer eine fiese Idee im Kopf tragen, deren Umsetzung mehr oder weniger scheitert.


    Was macht dieses Buch so besonders? Es sprüht nur so vor Wortwitz, es ist urkomisch, aber auch tragisch, es hat grausame Szenen und bei allem nimmt es den Leser immer mit. Schade, dass es einige Fragen offen lässt, die für mich das Gesamtbild abgerundet hätten.


    Mein Fazit: Ein tragikomischer Roman über das Landleben der 70er in einem kleinen Ort in Österreich. Höchst lesenswert und verdient nominiert.