Das Orakel des Todes - John Maddox Roberts

  • Ave @ll,
    als eingefleischter Fan der SPQR-Reihe musste ich mir dieses Buch natürlich kaufen und habe es verschlungen.


    Die Inhaltsangabe findet man ja bereits bei den Amazon-Rezensionen, daher spare ich sie mir hier.


    Decius ist mittlerweile in der römischen Hierarchie zum Praetor mit Imperium aufgestiegen und weilt mit Frau und sonstigen Anhang am Golf von Neapel, um dort Gerichtsverhandlungen durchzuführen, bei denen Nicht-Bürger (sprich: Ausländer) betroffen ist. Und natürlich stolpert er gleich zu Beginn bei der Besichtung eines Orakels über eine Leiche ...


    Nach wie vor liebe ich den flotten humorvollen Stil von Roberts, mag den Sarkasmus von Decius sehr. (Kleine Kostprobe: "Und die Toten wissen auf alles eine Antwort", fügte unser Gastgeber hinzu. Ich wusste, dass mir nichts übrig blieb, als diesem Wunder einen Besuch abzustatten. Warum die Menschen den Toten eine derartige Allwissenheit zuschreiben, habe ich noch nie verstanden. Zu Lebzeiten hat auf ihren Sachverstand niemand große Stücke gegeben ...") Auch wenn dieser Stil vielleicht nicht historisch korrekt ist ( aber wer weiß das schon, wie flapsig Römer zuweilen gesprochen haben?) liest es sich einfach kurzweilig und ich musste des öfteren Schmunzeln.


    Und auch die Handlung hat mir gefallen. Zwielichte Priester, konkurrierende Tempelkulte, Vermisste, Ermordete ... Decius merkt schnell, dass es sich nicht um einen einfachen Fall handelt. Doch auf seiner unnachahmlichen und beharrlichen Art sammelt er Beweise und zieht diverse Experten zu Rate und kommt der Lösung schließlich auf den Grund.
    Gut gefallen hat mir auch, dass es - fast à la Christie - zum Schluss zu einer Enthüllung vor versammelten Protagonisten kommt, Decius nutzt eine eigens anberaumte Gerichtsverhandlung, um die Schuldigen zu überführen.


    Ich bin jetzt direkt ein bisschen traurig, dass das Buch, auf das ich so lange gewartet habe, schon aus ist und hoffe sehr, dass Roberts Decius auch noch unter Caesars Herrschaft knifflige Fälle lösen lässt.


    Für Menschen, die noch nichts von ihm gelesen haben, empfehle ich allerdings als Einstieg den ersten Band der Reihe "SPQR".


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war alles dabei, was einen guten Roman von Roberts auszeichnet: spannende Mordfälle, ein Schuß Politik, römische Gesellschaft und mittlerweile liebgewonnene Charaktere.


    Sehr gut hat mir auch gefallen, dass Roberts sehr humorvoll schreibt. Diesmal sind einige sehr komische Dialoge enthalten. Dazu kommt, dass Roberts es schafft immer wieder ein paar Brocken vom politischen Geschehens Roms einzuwerfen. Das Buch kurz vor dem Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius.


    Nur befürchte ich leider, dass es zugleich der Abschluß der Serie war. Zum einem kommt die Erzählerrolle von Decius so stark zum Vorschein, wie es zuletzt im ersten Band der Fall war und die letzte halbe Seite beschreibt die Ereignisse nach Klärung des Falles bis zum Zeitpunkt des Verfassens des Berichtes.

  • OT: SPQR XII: The Oracle of the Dead
    Erscheinungjahr: 2005
    Seiten: 315
    ISBN: 3442456851


    Kurzbeschreibung von amazon


    49 v. Chr., am Golf von Neapel. Eigentlich sollte es ein amüsanter Ausflug werden. Doch der Abstieg unter die Erde zum berühmten Totenorakel von Baiae gerät zu einer makabren Besichtigungstour: Denn dort schwimmt in einem unterirdischen Fluss die Leiche eines Apollo-Priesters. Die Bewohner der Gegend halten das für eine Strafe der Götter, doch Decius Caecilius Metellus glaubt an profanere Motive. Nur hat er nicht viel Zeit, den Mord aufzuklären - Caesar steht im Begriff, mit seinen Truppen den Rubikon zu überschreiten und gegen Rom zu ziehen ...


    Klappentext


    "Der junge Decius Caecilius Metellus hat eine Nase für die erstaunlichen kriminellen Energien, die damals Geschichte machten."
    Süddeutsche Zeitung



    Meine Meinung:


    Auch der zwölfte (vermutlich letze) Band der SPQR - Reihe zeigt warum diese im Untergang der römischen Republik spielende Serie dennoch in den Bereich Krimi zu sortieren ist und nicht als historischer Roman zu klassifiziern ist. Ein Amerikaner in Rom, so wurde Decius schon betitelt und so ist es auch in diesem spannenden Fall in dem es um die Ermordung eines ganzen Priesterkollegiums eines Tempels in Süditalien geht- wo sich Decius in seiner Aufgabe als Praetor immer noch gerne aufhält, weil er gutes Essen, den guten Wein (Skandal! Am liebsten unverdünnt) und die luxuriöse Gegend liebt. Anspielungen auf die moderne amerikanische Politik fehlen wieder nicht: Sich wegen religiöser Meinungsverschiedenheiten in die Haare zu geraten ist absurd, meint Decius (S.33), Oder der Dialog (S.83): Deshalb ist es am besten der Stärkste zu sein. Und genau dazu ist Rom fest entschlossen. Immer am stärksten zu sein. Dann kann es einem egal sein, ob einen die anderen hassen, denn man kann sie jederzeit bestrafen. Und da sie das wissen, wagen sie erst gar nicht, sich laut zu beschweren......Wir sind der Schrecken der Welt ...


    Der Kriminalfall wird in der bewährten langsamen Art gelöst, die den Vergleich Sherlock Holmes der Antike rechtferigt, ein Beobachter und Mosaiksammler war in der Antike ungewöhnlich- und so löst Decius den Fall zwar auf, führt ihn aber sehr bewußt zu einem offenen Ende. Nach diesem Ende fasst er die Entwicklung der folgenden Jahre zusammen, was befürchten lässt, dass diese unterhaltsame und humorvolle Krimireihe keine Fortsetzung mehr finden wird- was alle Fans von Decius sicherlich bedauern.


    Ein wiederum empfehlenswertes Buch- wenn auch nicht ein Highlight der Seri. Wer noch keines der Bücher gelesen hat- auf alle Fälle mit der SPQR I anfangen.

  • Da die Bücher leider alle nicht mehr so einfach zu bekommen sind, muss man nehmen was man bekommt und somit habe ich den vorletzten Teil als zweites Buch nach Spor gelesen.
    Ist zwar schon etwas blöd, dass ich so die Entwicklung von Decius verpasst habe, aber es ist jetzt auch nicht so dramatisch, das man die Geschichte dadurch nicht versteht.


    Der Mordfall an sich ist spannend zu lesen und die Lösung schlüssig, auch wenn man sich einen Teil davon schon denken konnte. Da ich ja zum Vergleich nur den ersten Teil kenne, finde ich das es hier etwas schneller von statten ging und nicht so ausschweifig, nichts desto Trotz bekommt etwas vom römischen Leben mit und da interessiert mich fast noch mehr wie der Kriminalfall. Die Gegend um Pompeji ist auch heute noch ganz toll, um so spektakulärer muss es vor zweitausend Jahren gewesen sein.


    Da alles so schön anschaulich geschrieben wurde, kann man sich sehr sehr gut in die Szenerie versetzen (vor allem das Theater in Pompeji hat es mir angetan, da ich das schon in Echt bestaunen durfte) und ich wäre am liebsten direkt losgedüst nach Italien.