Dreizehnfurcht von Wieland Freund

  • Seiten: 448

    Herausgeber: Klett-Cotta

    Erscheinungstermin: 16. September 2023

    ISBN: ‎978-3608986587



    Meine Meinung:


    Ich habe absolut keine Ahnung gehabt, auf was ich mich einlasse, wenn ich “Dreizehnfurcht” lese. Der Autor ist vor allem bekannt für Kinder- und Jugendbücher, was man zu Teil auch am Schreibstil erkennen konnte. Dazu aber später mehr. Ich habe es jedenfalls keine Sekunde bereut, dass ich das Buch gelesen habe.


    Momme Bang leidet unter Triskaidekaphobie, der abergläubischen Angst vor der Zahl 13. Das führt dazu, dass er eigentlich lebensunfähig ist. Er hat keinen Job, keine Freunde und auch kein Geld. Als der seltsame Veil Wallasch ihm eine Stelle als Haushüter im Haus Wrota anbietet, geht er darauf ein. Das Haus liegt völlig verlassen am Ende der Welt und war nicht nur mir gruselig. Nachts sieht Momme beispielsweise weiß gekleidete Frauen. Dann findet er eine verborgene Tür mit der Nummer 13 und landet in Dreizehneichen, dem 13. Bezirk Berlins, in dem die Zahl 13 eine ganz besondere Rolle spielt.


    Zunächst möchte ich dir von Clemens von Stein erzählen. Ihn habe ich ganz besonders ins Herz geschlossen. Nicht nur, weil ich als Leserin seine Gedanken, die er in seinem Diarium niedergeschrieben hat, verfolgen konnte, sondern weil Clemens einfach Clemens ist. Er ist liebenswert, aufgedreht, theatralisch und vor allem hat er Momme seit der Sekunde seines Übertritts von der Zwölfwelt nach Dreizehneichen direkt in sein Herz geschlossen. Er nennt ihn sogar seinen Bruder. Was für ein liebenswerter Kerl! Er hat mich die meiste Zeit an Rittersporn aus den Hexer-Romanen erinnert, was aber nicht nur daran lag, dass er ebenfalls Dichter ist.


    Momme ist auch liebenswert, aber auf eine andere Art. Er kommt die ganze Zeit total unbeholfen daher und versteht auch ziemlich viele Sachen einfach nicht. Um seine Angst in den Griff zu bekommen, versucht er die Zahl 13 komplett zu vermeiden und da ist es natürlich der Horror für ihn, in einer Welt zu landen, in der genau diese Zahl total wichtig ist. Sein liebstes Hobby um die Angst loszuwerden ist das Klopfen. Er klopft sich mit Vorliebe an den Kopf, gerne auch mal bis zu 120 Mal. Mich hat das beim Lesen schon total kirre gemacht.


    Die Menschen in Dreizehneichen haben panische Angst vor den Errungenschaften unserer Welt, also der Zwölfwelt. Sie denken, dass der Fortschritt sie zerstört, daher leben sie immer noch genauso wie vor der Entdeckung des Stroms, nicht nur was die Lebensweise angeht, auch die Kleidung ist noch genauso wie damals. Das führt unter anderem auch dazu, dass der Erzählstil des Autors sich dieser Art zu leben angepasst hat, was für mich wunderschön zu lesen war.


    Momme hat durch ein sogenanntes Lid den 13. Bezirk betreten, durch das auch die Schwestern rund um Elise versuchen unter anderem Medikamente aus der modernen Welt nach Dreizehneichen zu schmuggeln, denn viele heutzutage heilbare Krankheiten sind tödlich im 13. Bezirk. Die Machthaber Dreizehneichens haben damit aber ein Problem, denn sie wollen die natürliche Ordnung aufrechterhalten. Durch Mommes Übertritt wurde ein Stein ins Rollen gebracht, der womöglich nicht mehr aufgehalten werden kann.


    Der Schreibstil des Autors hat mir richtig gut gefallen. Nicht nur, dass er die altertümliche Erzählweise in Dreizehneichen gewählt hat, sondern auch, weil die restlichen Teile sehr märchenhaft erzählt werden. Ich bin schon nach wenigen Seiten völlig ins Buch abgetaucht und habe jede einzelne Seite genossen. Dabei hat der Ideenreichtum bezüglich der Ämter, der Namen und der Begebenheiten mich die ganze Zeit im Buch gefangen gehalten.


    Wenn du gerne Fantasyromane magst, die auch noch zum Teil in einer historischen Welt leben, solltest du auf jeden Fall mal in “Dreizehnfurcht” hineinlesen. Ich kann es dir ohne Einschränkungen empfehlen. Sollest du jedoch ebenfalls an Triskaidekaphobie leiden, solltest du die Finger von dem Buch lassen, denn die Zahl 13 kommt wirklich oft im Buch vor.


    Das Buch wurde mir von Netgalley und Klett-Cotta zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür herzlich. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.


    ASIN/ISBN: 3608986588

  • anders als erwartet

    Der Autor erzählt mit diesem Roman eine wirklich tolle Geschichte, jedoch schmälert ein phasenweise wiederkehrender wirklich fürchterlicher Schreibstil, das Lesevergnügen. Das mag auch dem geschuldet sein, was der Autor versucht, nämlich den Spagat zwischen rund ca. 300 Jahre. Was der Autor jedoch wirklich zeigen will, ist das Anderssein keineswegs ein Makel ist und Mutig zu sein, das Leben positiv verändern kann.


    Moritz Bang leidet an einer Zwangsstörung, die sein Leben massiv einschränkt. Auch wenn er sich versuch ihr entgegenzustellen, übernimmt immer wieder der Zwang die Kontrolle über sein Leben. Die Hektik der Großstadt Berlin ist für ihn alles andere als förderlich. Da kommt ihn eine Stelle als Haussitter außerhalb von Berlin wie gerufen. Und sein Boss ein ältere Herr, scheinbar aus einer anderen Welt, macht ihm ein Angebot, dass er in seiner ausweglosen Lage nicht abschlagen kann. Doch bald glaubt er seinen Verstand zu verlieren, Nachts erscheint ein Auto, dann ein Geist in Form einer weißen Frau. Völlig kopflos will er hinschmeißen und flieht und wird von seinem Boss wieder eingeholt und überredet es noch mal zu versuchen. Kaum hat er sich wieder beruhigt, passiert es schon wieder und Moritz folgt dieser Frau und landet in einer Welt, in der die Zeit still zu scheinen steht. Er ist in eine Art Parallelewelt gelandet, wie vor 300 Jahren und wird auch gleich festgenommen und verhört. Er erlebt einen Kulturschock, wird fast umgebracht und landet schließlich bei einem alten Herren und Clement, einen Dichter, der sich riesig freut, endlich jemanden in seinen Alter um sich zu haben. Doch kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse.


    Die Figur des Moritz Bang bleibt leider ähnlich wie die Handlung recht oberflächlich. Als Leser braucht man schon eine gewisse Zeit, um sich in diese Geschichte hineinzufinden. Mir ist das erst nach 100 Seiten gelungen, nicht zuletzt wegen den Teils wirklich fürchterlichen Schreibstil. Wirklich schade finde ich das die Figur des Moritz Bang im Verlaufe der Handlung immer weiter an Bedeutung verliert und leider nur noch eine Figur von vielen ist. Zugunsten von anderen Figuren wie Merle, Clemtent und Falk mag sein, dennoch finde ich es wirklich schade, dass seine Figur so an Bedeutung verliert.


    Das Cover finde ich echt klasse, mit ein Grund warum ich das Buch unbedingt lesen wollt.


    Fazit: Sieht man mal von den phasenweise wirklich schrecklichen Schreibstil ab, ist es eine wirklich tolle Geschichte, wenn man ein Lid und die Bann erst mal als ein Portal begriffen hat, kommt man gut mit der Geschichte zurecht. Mit gewissen Abstrichen kann ich das Buch wärmstens empfehlen.

    :thumbup::thumbup::thumbup: