Irene Zimmermann - Kranzgeld

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    Oberschwaben im späten 19. Jahrhundert. Hochschwanger flieht die junge Magd Marie vom Gsellhuberhof und versucht verzweifelt, sich im See zu ertränken – denn ihr Geliebter Josef, der Hofbesitzer, soll an diesem Tag die reiche Fanny heiraten. Im letzten Moment wird Marie vom Tagelöhner Sebastian gerettet, der in einer kleinen Hütte im Wald lebt. Leidenschaftlich schwört der herzensgute Mann, dass er sich um sie und ihre neugeborene Tochter kümmern wird. Kann Marie es wagen, dem Leben noch eine Chance zu geben?


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Irene Zimmermann, 1955 in Ravensburg geboren, arbeitete nach einem Germanistik- und Politikstudium als Lehrerin, zog zwei Kinder groß und verfasste ab Mitte der Neunzigerjahre viele Kinder- und Jugendbücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Ihre Inspirationsquelle ist 'das Leben an sich und im Besonderen', und so konnte es nicht ausbleiben, dass sie nun auch mit großem Vergnügen ihren ersten Frauenroman geschrieben hat.


    Allgemeines

    Erschienen am 1. September 2021 bei dotbooks als E-Book mit einem Umfang entsprechend 292 Seiten

    Gliederung: Roman in 20 Kapiteln – Nachwort

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Oberschwaben – Ende des 19. Jahrhunderts bis 1902


    Inhalt und Beurteilung

    Ähnlich wie „Herbstmilch“ von Anna Wimschneider und „Heumahd“ von Susanne Betz schildert auch der vorliegende Roman das Leben einer einfachen Frau im bäuerlichen Umfeld des späten 19. Jahrhunderts. Die Autorin wurde durch das harte Leben ihrer Urgroßmutter zu diesem Roman inspiriert, wobei der historische Hintergrund nur als Anregung diente, der Roman aber fiktiv ausgestaltet wurde.

    Im Mittelpunkt steht die Magd Marie, die vom Großbauern Josef geschwängert wird. Obwohl dieser sie wirklich liebt, gibt er dem Druck seiner Vaters nach, die reiche Erbin Fanny zu heiraten, die ihm nicht einmal sympathisch ist. Marie will sich das Leben nehmen, wird aber von dem Tagelöhner Sebastian gerettet, der sich um sie und ihr Baby kümmert. Sebastian will sich nicht mit der „angeborenen“ Rolle des Habenichts aus der Unterschicht abfinden und hält es mit den Sozialdemokraten, was in seinem gesellschaftlichen Umfeld bereits ausreicht, um ins Zuchthaus zu kommen…


    Der Klappentext lässt einen gefühlsüberfrachteten Frauenroman erwarten, was sich als irrige Erwartung entpuppt. Die Liebesgeschichte kommt nicht „schmalzig“ daher und der historische Hintergrund in Bezug auf Politik und Gesellschaft ist gut recherchiert.

    Beeindruckend ist die differenzierte Ausarbeitung der Charaktere; besonders Josef ist kein schlechter Mensch, schafft es aber auch nicht, „gut“ zu sein – er ist ein schwacher Charakter und man wundert sich, weshalb Marie, eine vielleicht etwas zu starke Persönlichkeit, ihn so bedingungslos liebt. Interessant ist auch die Figur der verschmähten Ehefrau Fanny, die an ihrem Unglück keine Schuld trägt und dem Leser unweigerlich leidtut, auch wenn sie sich im Laufe der Jahre zur wenig sympathischen Egozentrikerin entwickelt.

    Einige Intrigen und kriminelle Machenschaften geben dem Roman zusätzliche Würze und ein gewisses Maß an Spannung.

    Die Stimmung des Romans ist eher melancholisch und deprimierend, es handelt sich nicht um einen „Wohlfühl-Roman“, dennoch ist die Beschreibung des harten bäuerlichen Lebens gegen Ende des 19. Jahrhunderts sehr atmosphärisch und eindrücklich, es handelt sich um ein Buch, das eine Weile im Gedächtnis haften bleiben wird.

    Das Nachwort der Autorin hätte gern ausführlicher sein dürfen.


    Fazit

    Eine beklemmende Schilderung des harten bäuerlichen Lebens im Oberschwaben des späten 19. Jahrhunderts, düster und eindrücklich!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B09DYJDHQR