Die Frauen jenseits des Flusses - Kristin Hannah

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rütten & Loening; 1. Edition (17. September 2024)

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 542 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3352009449

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3352009440

    ASIN ‏ : ‎ B0D1HCLLTH

    Herausgeber ‏ : ‎ Aufbau Digital; 1. Edition (17. September 2024)

    Originaltitel ‏ : ‎ The Women



    Kurzbeschreibung


    Auch Frauen können Helden sein für die junge Krankenschwesterschülerin Frances McGrath gleichen diese Worte einer Offenbarung. In der sich wandelnden Welt des Jahres 1965 wagt sie es, von dem ihr vorherbestimmten Pfad abzuweichen, und folgt ihrem Bruder nach Vietnam. Und während sie inmitten der Grausamkeit des Krieges über sich hinauswächst, erwartet sie die wahre Herausforderung bei ihrer Rückkehr ...



    Autorin


    Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA und lebt mit ihrem Mann im Pazifischen Nordwesten der USA. Nach zahlreichen Bestsellern waren es ihre Romane »Die Nachtigall« und »Die vier Winde«, die Millionen von Leser:innen in über vierzig Ländern begeisterten und Welterfolge wurden.Im Aufbau Taschenbuch liegen ebenfalls ihre Romane »Die Nachtigall«, »Die andere Schwester«, »Das Mädchen mit dem Schmetterling«, »Die Dinge, die wir aus Liebe tun«, »Die Mädchen aus der Firefly Lane«, »Liebe und Verderben«, »Winterschwestern«, »Der Junge von Angel Falls« und »Die vier Winde« vor.



    Meine Meinung


    1966 - Die 20jährige Frances (Frankie) McGrath macht eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie kommt aus einem reichen Elternhaus und hat zum Ziel, ihrem Bruder in den Krieg nach Vietnam zu folgen. Und doch kommt alles anders als geplant. Ihr Bruder stirbt, die Eltern müssen den Tod von Finely verkraften und sind deshalb gegen ihren Einsatz. Von verschiedenen Organisationen erhält sie Absagen bis die Army sie als Second Lieutenant einstellt. An ihrem Einsatzort angekommen wird sie schnell desillusioniert und erkennt, welch hartes Leben sie hier erwartet. In ihren Zimmergenossinnen Ethel und Barb findet sie echte Mitstreiterinnen in dem Männer beherrschenden Leben. Sie durchlebt gemeinsam mit ihnen eine Achterbahn der Gefühle, sie lernt die Liebe und die Lügen kennen sowie die Verluste von Freunden und Patienten. Währenddessen kommen aus USA Nachrichten über Anti-Kriegs-Demos, der Black Panther-Bewegung und sie bekommen auch die politischen Lügen mit. Bei ihrer Rückkehr nach USA erfährt sie am eigenen Leib, wie ungeliebt die Kriegsveteranen sind. Vor allem, sie wird als Frau nicht einmal als solcher anerkannt und muß für alles kämpfen. Dies und noch andere Erlebnisse stürzen sie in eine echte Lebenskrise.



    Ich hatte schon einige tolle Bücher der Autorin gelesen und bin auch von diesem absolut begeistert. Ein schwieriges Thema, das sie zu einer flüssig zu lesenden Geschichte gemacht hat. Sie hat den mutigen Frauen damit eine Stimme gegeben. Es ist in zwei Teile gegliedert – einmal die Kriegsjahre, hier beschreibt sehr genau und bildhaft die Atmosphäre des Krieges, das tägliche, harte Leben im Krankenhaus mit Triage-Situationen, schweren Kriegsverletzungen etc. Dies schildert die Autorin sehr genau. Unter diesen Voraussetzungen, wird das unzertrennbare Band mit ihren Freundinnen Ethel und Barb nochmals verstärkt. Im zweiten Teil wird über die Rückkehr von Frankie erzählt, vor allem ihre Alpträume, ihre Krisen und die Schwierigkeiten beim Hineinfinden in ein „normales“ Leben. Besonders beeindruckend, wie sie als Frau für alles kämpfen muß, um als Kriegsveteranin anerkannt zu werden. Das Schlimmste ist allerdings, daß ihre Eltern gegenüber Bekannten ihren Kriegseinsatz verleugnet haben und stattdessen angaben, sie studiere in Florenz. Aber auch bei dem neuerlichen Liebeskummer sind ihre Freundinnen an ihrer Seite und fangen sie auf und stehen treu an ihrer Seite.


    Es ist ein bewegendes, bedrückendes, eindringliches und emotionales Buch, das aber auch wütend macht und bei mir nach dem Ende des Romans noch lange nachhallt. Für mich ein Jahreshighlight, das ich mit Sicherheit weiter empfehle!


    ASIN/ISBN: 3352009449

  • Meine Rezension:


    McGrath


    Eine 20jährige Krankenschwester aus Coronado, Kalifornien, fasst den Entschluss, sich als Feldschwester für den Vietnamkrieg zu bewerben, nachdem schon ihr älterer Bruder Finley als Pilot in den Kampf gezogen ist. Erschütternd, was sie in den dortigen Evac-Hospitals erleben muss, aber ebenso erschütternd, was sie bei ihrer Rückkehr erwartet.


    Frances McGrath, genannt Frankie, wird von Kristin Hannah dermaßen gut beschrieben, sodass man als Leser sofort an ihrer Seite ist und das Grauen im Kriegslazarett sowie ihre Rückkehr ins „zivilisierte“ Leben mit Gänsehaut mitverfolgen darf. Von 1966 an bis zum Jahre 1982 begleiten wir diese überaus mutige und unerschrockene Frau, welche sich stets verantwortlich fühlt für andere. In zwei große Abschnitte gegliedert, erzählt Teil Eins direkt aus dem vietnamesischen Kriegsgebiet, während sich Teil Zwei dem Leben „danach“ in Nordamerika widmet. Es ist nicht einfach, dieses herausragende Zeitzeugnis mit eigenen Worten zu bewerten, so realistisch, erschütternd und überaus gelungen sind die Darstellungen der Angriffe der Bomber, die auch Krankenhäuser nicht verschonen, der Verwundeten, welche schrecklich entstellt ins Evac-Hospital eingeliefert werden, der beschwingten Tanzabende im O-Club mit toller Musik, ohne die man vermutlich völlig verrückt geworden wäre in dieser ausweglos scheinenden Hölle. [Danke für die Nennung der Musiktitel, nicht nur an dieser Stelle!] Es ist bewegend, zu lesen, wie Frankie lernt, mit Situationen zurechtzukommen, auf die sie in keiner Weise vorbereitet worden ist, wie sie wächst an den Herausforderungen, welche über sie hereinbrechen. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, kann sie zwei Jahre später, zurück auf Coronado Island, kaum an ihr altes Leben anknüpfen, kämpft mit Vorurteilen, wird bespuckt und als „Babykiller“ beschimpft. Frauen können auch Helden sein? Frankie spürt nichts davon und Kristin Hannah erzählt schonungslos und realistisch, wie man mit einem Kriegstrauma weiterlebt.


    Voller Emotionen, voller Leid und Schmerz, aber auch voller Freundschaft und Liebe steckt dieses herausragende Buch, das man kaum ohne Tränen in den Augen beenden kann. Ich habe einige Pausen gebraucht und bin immer noch mitgenommen von dieser Achterbahn der Gefühle. Unerwartete Wendungen haben diese nur noch weiter angefacht, die Spannung hält vom Anfang bis zum Ende, welches zum Glück noch Raum für eigene Spekulationen offen lässt. Ich bin überwältigt und kann diesen traurigen, aber dennoch hoffnungsvollen Roman nur weiterempfehlen.



    Titel Die Frauen jenseits des Flusses

    Autor Kristin Hannah

    ASIN B0D1HCLLTH

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (542 Seiten)

    Erscheinungsdatum 17. September 2024

    Verlag Rütten und Loening

    Originaltitel The Women

    Übersetzer Christine Strüh


    ASIN/ISBN: B0D1HCLLTH

  • Apokalypse Now


    Kristin Hannah hat wieder ein Thema gefunden, welches wohl für die Allermeisten bis jetzt ein ziemlich unbekanntes war.

    "Die Frauen jenseits des Flusses" spielt überwiegend in der Zeit des Vietnam-Krieges.

    Und behandelt das Thema der Frauen, die als Krankenschwestern in Vietnam im Einsatz waren.

    Diese Zeit, diese Jahre, waren prägend für den Rest ihres Lebens.

    Erzählt wird das Leben von Frankie, der behüteten jungen Frau, die nach dem Tod ihres Bruders in Vietnam selbst ihren Teil in diesem Krieg beitragen will.

    Sie überwindet alle Hindernisse und ist plötzlich inmitten der Apokalypse des Krieges gelandet.

    Wahre Horrorszenen wechseln sich mit Momenten der Freundschaft, der Liebe, kleinen Glücksmomenten ab.

    Als Frankie nach Jahren wieder in die Heimat zurückkommt ist sie eine Andere.

    Und sie merkt, dass ihre Geschichte und ihre Erlebnisse wenig Anklang finden.

    Die Wenigsten möchten etwas über den Vietnam-Krieg wissen, die Proteste werden größer, Frankie fühlt sich verloren und aus der Bahn geworfen.

    Sie flüchtet in den Alkohol, überwirft sich mit ihrer Familie, bekommt ihr Leben nicht mehr in den Griff.

    Es ist ein langer Weg bis Frankie wieder einen Platz im Leben finden kann, bis sie wieder an die Liebe glauben kann.


    Kristin Hannah beschreibt die Geschichte von Frankie, die Geschichte der Krankenschwestern und Soldaten in Vietnam so eindrücklich und überzeugend, das man das Buch nicht aus der Hand legen möchte.

    Ein Buch, welches man gelesen haben sollte.

  • Mich hat der Klappentext gereizt, da ich gerade erst zwei andere Bücher über Vietnam gelesen habe, es dieses Mal aber um die Perspektive einer amerikanische Frau im Vietnamkrieg handelt.


    Im ersten Teil begleiten wir Frances, genannt Frankie, nach Vietnam, nachdem sie als 20-jährige ihre Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen hat und ihren Bruder, der als Soldat dort war, im Krieg verloren hat, ohne ihn beerdigen zu können.


    Die Schilderung der Zeit in Vietnam ist hart, es ist grausam, mitzuerleben, wie oft das medizinische Personal nicht mehr helfen kann oder erst nach Amputationen Leben retten kann. Doch zwischendurch gibt es auch immer wieder Passagen zum Durchatmen, sei es beim Feiern oder auch bei den Beschreibungen der engen Freundschaft von Frances, Babs und Ethel. Vor allem die Freundschaft der drei Frauen war etwas ganz besonderes, so unterschiedlilch die drei auch waren und wie verschieden sie nach Heimkehr mit ihren Erlebnissen auch waren, hielten sie doch zusammen.


    Im zweiten Teil erleben wir mit, wie Frances als Rückkehrerin empfangen wird, "Babykiller" oder "Kriegstreiber" wird ihr vorgeworen, kein Dank oder Respekt wird den Vietnam-Veteranen entgegengebracht, denn das amerikanische Volk protestiert gegen diesen Krieg. Und die Mädels, mit denen sie zur Schule gegangen sind, feiern Brautpartys und brüsten sich, dass ihre Verlobten sich um den Wehrdienst drücken konnten. Am schlimmsten ist aber wohl der Verrat ihres Vaters, der sie nicht als Heldin und Soldatin akzeptieren kann.


    Frankies Absturz hat mich so mitgenommen, ich habe mit ihr mitgelitten und geweint, wenn ihr Vater sie nicht als Heldin akzeptieren konnte oder sie bei den entsprechenden Stellen nicht als Veteranin anerkannt wird, weil es ja keine Frauen in Vietnam gab. Wie sehr sie kämpft, um sich nicht zu verlieren und eine Zukunft zu haben.


    Ich war zu jung, um den Vietnamkrieg zu erleben, daher war mir die Rolle der Soldatinnen gar nicht bewusst. Dass die Diagnose "posttraumatische Belastungstörung" erst nach dem Vietnamkrieg anerkannt wurde, war mir auch nicht klar. Und wie sehr die Unruhen in Amerika das Volk spalteten, war anschaulich geschildert.


    Über allem lag der Soundtrack des Krieges, etliche Lieder und ihre Bedeutung für die Soldaten wurden erwähnt, und das hat für mich auch nochmal die Schilderung deutlicher gemacht, denn viele der Songs sind sogenannte Evergreens. "Tie a yellow ribbon" zum Beispiel, als die Gefangenen zurückkehrten oder "we gotta get out of this place", was oft in Vietnam gespielt wurde.


    Für mich hatte "Die Frauen jenseits des Flusses" alles, was ein Roman haben muss, um mich mitzureißen.

    Dicke Leseempfehlung, 10 Punkte.

  • Ihr habt alles gesagt...


    Ein wunderbarer Roman mit Fokus auf einem interessanten Thema, das so mehr ins Rampenlicht gerückt wurde.


    Um nicht mehr über Frances selbst zu schreiben, weil ich mich da nur anschließen kann, hebe ich die für mich besonders tolle Einheit von Barb, Ethel und Frances hervor, das fand ich klasse, wie sich Frauen, die sich so oft ja auch gegenseitig "zerstören" können so unterstützt haben und so eine Einheit gebildet haben.


    Auch interessant war es, die ersten Ausläufer der medizinischen Anerkennung von PTBS zu lesen, denn das, was man in Teil 2 zu lesen bekommt, ist ja genau das.


    Das Buch wird mühelos in meiner Jahresfavoritenliste auftauchen, das weiß ich jetzt schon, denn es hat mich komplett nicht losgelassen.


    Teil 1 und Teil 2 sind wie zwei verschiedene Leben und dabei doch alles, was eine Person aushalten sollte/musste/konnte.


    Ich finde gut, dass es kein reines Frauenbuch ist, sondern auch die Männer einen Platz bekommen, insbesondere hervorheben möchte ich da natürlich Jamie, Rye und Henry, die ja auch wichtige Teile der Geschichte mit tragen.


    Ich kann auch nur ohne zu spoilern schreiben, es ist eingetreten, was ich mir gewünscht habe.


    Da ich eh viele Romane mit "Soldatenthematik" gelesen habe, schaue ich mit meiner persönlichen Wertung auch darauf und hier hatte Teil 2 für mich leichte Abstriche zu machen, aber dafür war das Frauenbündnis für mich so überzeugend und interessant, dass ich die Abstriche nicht mit reinrechne.


    10 Punkte.

  • Ein barbarischer Krieg gegen Mensch und Umwelt

    Da ich selbst zwar nur am Rande mit dem Vietnam Krieg in Verbindung gekommen bin, aber dafür hautnah durch Mann und Söhne den Balkan Krieg sowie die schrecklichen Konflikte im Iraq und Afghanistan miterleben musste, war dieses Buch für mich schon fast Pflichtlektüre, ein Begriff, der aber in keinster Weise negativ behaftet ist!


    Mich hat „Die Frauen jenseits des Flusses“ der von mir sehr geliebten Autorin Kristin Hannah von der ersten Seite an fasziniert. Ich lerne die junge Frances kennen, die recht glücklich und behütet aber doch auch sehr in ihrer ihr zugedachten Rolle erzogen wird. Die Familie ist wohlhabend, materiell mangelt es der jungen Frau an nichts, und doch fühlt sie sich gegenüber ihren Eltern im Vergleich zu ihrem Bruder Finley, mit dem sie eine enge Beziehung verbindet, oft zurückgesetzt. Aber Finley, den der Vater vergöttert und ihm einen prominenten Platz an seiner „Heldenwand“ gibt, verliert sein Leben in Vietnam. Die ganze Familie versinkt in tiefer Trauer, doch Frankie möchte das „warum“ verstehen und meldet sich heimlich als Krankenschwester bei der US-Army. Aber schon bei ihrer Ankunft am Kriegsschauplatz Vietnam verschlägt es ihr den Atem. Ohne Schonfrist wird sie ins kalte Wasser geworfen und wird Zeugin von durch sinnlose Kämpfe verursachtem Leid, Brutalität und Tod. Doch sie kämpft – mit sich selbst, gegen Ungerechtigkeiten und gegen die allgemein verbreitete Meinung zu Hause, dass Frauen in Vietnam nichts verloren haben – denn auch Frauen können Helden sein!


    Immer wieder musste ich beim Lesen eine Pause einlegen, denn das Buch nahm mich gefühlsmäßig unheimlich mit. Wie blind und fast grausam war damals die amerikanische Bevölkerung gegenüber den Heimkehrern. Hier hatte keiner je von Trauma-Verarbeitung gehört, ganz im Gegenteil! Die armen Einsatzkräfte wurden allein und schutzlos zurück in ihre Heimat geschickt, wo sie angefeindet und verachtet wurden. Auch Frankie braucht lange, um das Erlebte zu verarbeiten und ich fragte mich beim Lesen oft, ob sie es je wieder ins normale Leben schaffen würde, und ich fragte mich auch, was für sie das normale Leben eigentlich bedeutete.


    Kristin Hannah überzeugt in diesem Roman mit einer Bild- und Wortgewalt, die ihres Gleichen sucht. Oft meinte ich den Lärm der Rotoren und die explodierenden Bomben in Vietnam zu hören aber auch Teil der unheimlichen Stille zu sein, die Frankie bei der Rückkehr in ihre Familie erwartete. Ich vergebe, nachdem ich das Gelesene ein wenig habe sacken lassen, hier mit fünf Sternen die absolute Bestnote. Während Kriege nach wie vor grausam und in meinen Augen absolut unnötig und verachtenswert sind, bin ich doch froh, dass man wenigstens aus den Fehlern ein wenig gelernt hat und den heimkehrenden Soldaten heutzutage ein offenes Ohr schenkt. Dennoch wird traurigerweise immer wieder deutlich, dass ein Krieg niemals die Antwort oder eine Problemlösung sein kann!!