Simon Jarr - Jasper Field

  • Armer reicher junger Mann

    Ein 846 Seiten langer Wälzer, spannend und voller Theaterschläge. Der Leser wird von der ersten Sekunde an in Atem gehalten, Zunächst ist da ein Siebzehnjähriger, der allein am Grab seiner Eltern in Zürich steht. Die nächsten vier Jahre vergehen still, unaufgeregt, Max schließt in Eton die Schule ab, bereitet sich auf Oxford vor. An seinem 21. Geburtstag beginnt sein Leben sich zu ändern. Zunächst nur ein wenig, dann immer mehr, bis er in einen wilden, rasanter Strudel sich überschlagender Ereignisse fällt. Atemlos lesen wir mit, verfolgen die Abenteuer, die Max bestehen - überleben muss.

    Plötzlich ist da ein Anverwandter, von dem Max nichts wusste, sie lieben und sie hassen sich, Max erduldet und erträgt alle Schikanen von Jasper Field, die harmlosen und die kriminellen, und doch wehrt sich Max nicht dagegen. Manchmal hätte ich Max geschüttelt, ihm zugerufen, Mensch, lass Dir von Jasper nicht immer alles gefallen. Aber Max hätte nicht auf mich gehört… Überhaupt, legt Max eine Reife und Umsicht an den Tag, die für einen Einundzwanzigjährigen erstaunlich oder fast unglaubhaft ist. Er ist ein Prinz Siegfried ohne Fehl und Tadel. Für meinen Geschmack fast zu perfekt.

    Die Handlung wechselt zwischen Oxford, London, Zürich, Genf, den Cayman Inseln, New York, Vermont, Südafrika. Eine rasante Achterbahnfahrt, hollywoodreife Countdowns und Szenen lösen einander ab. Nach jeder denkt man, so, schlimmer, aufregender kann es nicht kommen, aber Simon Jarr fällt immer noch eine atemlose Überraschung ein. Irgendwann wird es mühsam, alles zu verdauen und sich auf den nächsten spannungsgeladenen Moment zu verlassen. Die gierenden Personen rücken der Reihe nach mal in den Vordergrund, wirken verdächtig, doch dann gleiten sie zurück, ein anderer Verdächtiger nimmt den Platz temporär ein.

    Wie in jedem guten Thriller werden dann auf den letzten Seiten alle Fragen restlos beantwortet, alle Rätsel zur großen Zufriedenheit der Leser gelöst, Hintergründe beleuchtet und erklärt..

    Die Fabulierkunst Simon Jarrs ist grenzenlos. Er bringt das alles so lebendig rüber und spannend, daß man das Buch nur dann aus den Händen legt, wenn es für die Gelenke zu schwer wird, es zu halten. Meinem Lesekissen sei Dank, konnte ich das Buch zu Ende lesen.

    Wer Angst vor dicken Wälzern hat, dieses Werk ist dazu geeignet, diese Furcht zu besiegen!


    Spannend, mit Elementen der Spionagethriller des 20. und der Mantel- und Degen Romane des 19. Jahrhunderts


    ASIN/ISBN:
    ISBN 9783000807091

  • „Jasper Field“ hat alles, was ich gerade an Literatur so mag. Zum Teil ein Wirtschaftskrimi, Politthriller, Coming-of-Age-Story und dazu zwei queere Figuren. Zusammen ergibt das ein Buch, das ich nicht nur verschlungen habe, sondern das mich hinterher regelrecht in eine Leere gestürzt hat, wie ich sie so noch nie erlebt habe. Dieses seltsame Gefühl, wenn etwas Großes endet und man dafür noch gar nicht bereit ist.

    Es wirkt fast so, als wäre dieses Buch für mich geschrieben worden.

    Mit Superlativen halte ich mich ja meist zurück: hier kann ich das gar nicht.

    Jasper Field ist nicht nur das beste Buch, das ich vermutlich je gelesen habe, sondern wird in Zukunft auch wertungstechnisch zum Maßstab meiner Rezensionen.

    Der Autor hat sich mit diesem Buch in die Riege meiner Lieblingsautoren geschrieben. Man mag es zudem kaum glauben, aber das Buch ist im Selbstverlag erschienen. Ich hätte es mit Leichtigkeit in einem großen Publikumsverlag gesehen.

    Simon Jarr hat mit diesem Debüt etwas geschaffen, das man nur selten findet: einen Roman, der Thriller, Drama und Gesellschaftskritik mühelos vereint. Einen Polit- und Wirtschaftsthriller, der über sich hinauswächst, der die Macht der Medien, den Wert von Wahrheit und die Grenzen von Moral beleuchtet. Und mittendrin zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Max Sandberg, Erbe eines Zeitungsimperiums, und Jasper Field, der geheimnisvolle Fremde mit einer Vergangenheit, die alles verändert.

    Knappe 850 Seiten. Keine zu viel, im Gegenteil, ich hätte locker noch 200-300 Seiten mehr lesen können. Ich wollte einfach nicht, dass diese Geschichte endet.

    Jasper Field ist für mich nicht einfach nur Buch, es ist ein literarisches Meisterwerk. Und vermutlich sogar das beste Buch, das ich je gelesen habe.