Die Tänzerin im Schnee - Daphne Kalotay

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  • Die Tänzerin im Schnee - Daphne Kalotay

    übersetzt von Carina Tessari, Gesine Schröder und Yasemin Dincer


    Herausgeber ‏ : ‎ Rütten & Loening

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 454 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 335200787X

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3352007873

    Originaltitel ‏ : ‎ Russian Winter


    ASIN/ISBN: 335200787X


    Inhaltsangabe:


    In Boston beschließt die ehemalige Ballerina Nina Rewskaja, ihre Schmucksammlung versteigern zu lassen. Einst wegen ihrer Grazie und Schönheit »Schmetterling« genannt, ist sie nunmehr an den Rollstuhl gefesselt. Der Bostoner Professor Grigori Solodin glaubt, besagter Schmuck sei der Schlüssel zu einem lange verborgenen Geheimnis. Mit Hilfe der Auktionatorin Drew Brooks versucht er, das Rätsel der Primaballerina zu lösen. Damit entfesselt er eine schmerzliche Geschichte, die zurück ins Moskau der Nachkriegszeit führt. Eine Geschichte, die von Terror und Verrat, von Leidenschaft und Kunst und der langsamen Auslöschung der Menschlichkeit handelt.


    Die Autorin:


    Daphne Kalotay ist Universitäts-Professorin und unterrichtet Kreatives Schreiben. Nach intensiven Recherchen schrieb sie sechs Jahre an „Die Tänzerin im Schnee“. „Zum Schreiben des Buches wurde ich durch meiner Leidenschaft für Tanz und Russische Literatur sowie meine eigene Familiengeschichte inspiriert. Der Auslöser aber war eine hoffnungslose Liebe.“


    Mein Leseeindruck:


    Dieses Buch gehört zu den besten, die ich dieses Jahr gelesen habe und noch lesen werde. Ich war beim Lesen völlig geflasht.


    Die Stärke der Geschichte liegt für mich in den Figuren. Sie werden alle sehr tief charakterisiert, auch wenn sie nur eine vermeintlich kleine Rolle spielen. Die Autorin lässt sich Zeit, damit wir Leserinnen auch die Zeit bekommen, die Personen richtig kennenzulernen. So entsteht der Eindruck, dass es eigentlich gar keine Nebenfiguren gibt, alle sind wichtig, um das Rätsel am Ende lösen zu können. Mir hat das sehr gut gefallen.


    Wir lernen Nina Rewskaja schon als Kind kennen, sehen sie in der Ballettschule und verfolgen schließlich ihren Aufstieg zur Primaballerina im Bolschoi Ballett. Das könnte eine glamuröse Geschichte sein, aber das Buch (bzw. ein Teil davon) spielt in der Nachkriegszeit im stalinistischen Russland - hier kommt Glamour höchstens noch von ausländischen Staatsgästen. Die Bevölkerung lebt mehr schlecht als recht und ist sich bewusst, dass nur ein falsches Wort, nur ein Witz in den falschen Ohren ausreichen kann, um mitten in der Nacht abgeholt zu werden und in einem Straflager zu verschwinden. Aber Nina merkt zunächst nicht viel davon, denn sie ist über beide Ohren in den Dichter Viktor Elsin verliebt. Mit Viktor bekommt sie Kontakt zur Künstlerszene von Moskau, in der die Gefahr gegenwärtiger ist als anderswo. Ich fand es sehr beeindruckend, wie die Autorin die schleichende Verunsicherung in der Bevölkerung und den wachsenden Antisemitismus zum Ausdruck bringt.


    Ein anderer Teil des Buches spielt im Boston der heutigen Zeit - und natürlich fragen wir uns, wie Nina dorthin gelangt ist und worin die Verbindung zu Professor Grigori Solodin liegt. Hier lässt uns die Autorin lange im Dunkeln tappen, und gerade wenn wir denken, wir haben die Lösung, ist es doch ganz anders. Ich wurde mit diesem Punkt sehr überrascht.


    Einen winzigen Punktabzug gebe ich für das Ergebnis der Auktion, in welcher Ninas Schmuck versteigert wird. Das fand ich etwas lahm, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.


    Während des Lesens habe ich viel gegoogelt - manchmal wurde über reale Schriftsteller und Komponisten gesprochen und ich wollte dann wissen, wie deren Leben aussah. Hier habe ich natürlich auch Folgelektüre gefunden. ;) Außerdem habe ich auf youtube etliche Ballettaufführungen angeschaut, denn ist das Ninas Welt, und wenn sie über die Schwierigkeit einer bestimmten Passage aus "Giselle" nachdenkt, dann wollte ich diese Passage auch sehen.


    Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen. Man muss sich aber auch die Zeit gönnen, um es zu lesen.