Freya Sampson – Ms Darling und ihre Nachbarn / Nosy Neighbors

  • FREYA SAMPSON hat in Cambridge Geschichte studiert, ist Fernsehproduzentin und war u. a. an zwei Dokumentationen über die britischen Royals beteiligt. Bei DuMont erschien 2021 ihr Debütroman ›Die letzte Bibliothek der Welt‹, der auf der Shortlist für den Exeter Novel Prize stand, und 2023 ›Menschen, die wir noch nicht kennen‹. Freya Sampson lebt mit ihrer Familie in London.


    "Ob man einen Nachbarn mag oder nicht, das merkt man oft erst, wenn der Möbelwagen vor seiner Tür steht." (Dt. Sprichwort)

    Die 77-jährige Ms Dorothy Darling lebt schon viele Jahre in Shelley House. Dass sie in diesem Haus schon viel erlebt hat, liegt an ihrer guten Beobachtungsgabe. Dorothy mag zwar ihre Tage damit verbringen, die Nachbarn auszuspionieren, doch keiner weiß, dass sie selbst ein streng gehütetes Geheimnis und einen guten Grund hat, ihr Haus kaum zu verlassen. Nachdem Kat Bennett bei Joseph einzieht, ahnt sie, dass es Ärger geben könnte. Allerdings lauern hinter Kats Fassade Schuldgefühle aus ihrer Vergangenheit und sie ist auf der Suche nach ihrer neuen Identität. Doch dann erhalten plötzlich alle ihre Zwangsräumung. Joseph, der sich als einziger dagegen wehrt, findet Kat wenig später schwer verletzt in seiner Wohnung. Hat hier jemand nachgeholfen oder ist er nur gestürzt, und wer kümmert sich nun um Hund Reggie? Kat und Dorothy werden zu unerwarteten Verbündeten im Kampf um die Rettung des historischen Gebäudes. Noch überraschender werden sie zu Ermittlern, als sie merken, dass im Shelley House durchaus etwas schiefläuft.


    Meine Meinung:

    Ein herzerwärmender Gesellschaftsroman, bei dem mir allerdings ein wenig der Humor fehlt. Dabei punktet vor allem der Schreibstil, bei denen sich die Protagonisten abwechseln. Die Geschichte selbst zeigt einmal mehr, dass wir uns unsere Nachbarn nicht aussuchen können. Aber bei genauem Hinsehen es dann doch oft Nachbarn sind, die mehr Verständnis zeigen, als wir vermuten. Ein bewegendes Buch, das meiner Ansicht nach am Anfang schwächelt und unnötig in die Länge gezogen wird. Deshalb sollte man es auch nicht vorschnell zur Seite legen. Es braucht allerdings dann schon ein Drittel Lesezeit, ehe die Geschichte dann wirklich interessant wird. Denn ab da tauchen wir in das wahre Leben von Kat und Dorothy ein. Beide haben nämlich eine wirklich interessante Vergangenheit, weshalb mich das Buch dann immer mehr berührt. Besonders die Porträts der beiden Frauen, aber auch der Alltag der Bewohner bekommt von da an eine wirklich gute Wende. Allerdings wirkt es mitunter schon ein wenig kitschig und überspitzt. Gut ausgedacht sind dagegen die Geheimnisse rund um die Bewohner von Shelley House, mit denen ich so nicht gerechnet habe. Überrascht hat mich außerdem Dorothys Wandelbarkeit. Niemals habe ich gedacht, dass sie am Ende so reagiert. Ich hatte eher die Befürchtung, sie tut etwas Dummes. Viel zum Lachen allerdings fand ich in dem Buch eher nicht. Wenn, dann war es eher britischer, trockener Humor. Dagegen haben mir die gut durchdachten, unterschiedlichen Charaktere der Bewohner sehr gut gefallen. Es ist schon ein ganz spezieller Haufen, der da in diesem alten Gemäuer lebt. Dabei hat jeder von ihnen seine ganz eigenen Ecken und Kanten. Während einige Schicksalsschläge hinter sich haben, müssen andere mit schwierigen Alltagssituationen kämpfen. Dabei erkenne ich in Dorothy eher die isolierte, griesgrämige Frau und in Kat eine Einzelkämpferin, die es schwer im Leben hat und einen Neuanfang sucht. Schade, dass die kriminalistische Seite etwas zu kurz kommt und am Anfang zu viel Nebensächliches erzählt wird. Darum gebe ich dem Buch 4 Sterne. :thumbup:


    ASIN/ISBN: 3832168516

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."