Die Wölfe unter uns - Tim Sünderhauf

  • Klappentext (Amazon):


    Fichtelgebirge, 1630. Die calvinistische Familie des jungen Johann versucht, sich eine neue Existenz in einem entlegenen Dorf aufzubauen. Unterdessen grübelt der Junge über das Schicksal der Kinder des Ortes. Wer oder was hat zwei von ihnen getötet und wohin sind alle anderen verschwunden? War es der legendenumwobene »Wilde Jäger« – ein Wolfsmann, der im dicht bewaldeten Gebirge sein Unwesen treiben soll? Parallel trifft der wortkarge Wildhüter Hildner ein – ein roher Ex-Söldner, vom Markgrafen entsandt, um für Ruhe in der Gegend zu sorgen. Als Johann den Wilden Jäger mit eigenen Augen sieht, schweißt das Wildhüter und Knaben zusammen: Gemeinsam begeben sie sich auf die Spur des nebulösen Wesens und blicken in ungeahnte Abgründe.



    Meine Rezension:


    Der Hüne


    Richtung Klöpper Mühl im Fichtelgebirge ist Johann mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Anna unterwegs. Dort will die vertriebene Müllerfamilie im Jahre 1630 neu beginnen. Aber der Ort ist sonderbar, es gibt hier – außer einem Säugling – keine Kinder.


    Mystisch und voll düsterer Atmosphäre beschreibt Tim Sonderhauf in seinem Roman die Stimmung, die dichten Wälder, das unwegsame Gebirge. Auch Johann und seine Familie bekommen rasch ein Gesicht. Kurz nach seiner Ankunft begegnet der Bub im Dorf einem wahrhaften Hünen, dessen Aufgabe als Wildhüter es ist, die Ursache für das Verschwinden der Kinder zu ergründen und die immer näher kommenden Wölfe fernzuhalten. Mit einem scharfen Blick fürs Detail wird die Zeit um 1630 zum Leben erweckt, werden die sonderbaren Vorgänge im Ort ergründet. Ist es ein Wolfsrudel, sind es die Zigeuner, oder gar Wiedergänger, die hier ihr Unwesen treiben? Bald verbindet Johann und den Wildhüter Hildner ein unsichtbares Band von Vertrauen, von Gemeinsamkeit, das sie zusammen durch die Gegend streifen lässt. Was werden sie herausfinden? Gibt es überhaupt eine logische Erklärung?


    Eher ruhig vom Schreibstil her, aber deshalb nicht minder spannend, begeben wir uns auf eine Zeitreise in ein Land von Söldnern im Krieg, von Gegnern im Namen der Religion. Wer sich nicht darauf versteht, die Zeichen der Natur zu deuten und im Wald zurecht zu kommen, hat es schwer. Und schließlich hält der Autor noch eine verblüffende Wende bereit, die dem Ganzen einen stimmigen Abschluss verleiht. Ungewöhnliche Lesestunden gehen mit dieser Historie jedenfalls einher.



    Titel Die Wölfe unter uns

    Autor Tim Sünderhauf

    ASIN B0DKTPS835

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (368 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 1. Mai 2025

    Verlag dtv


    ASIN/ISBN: B0DKTPS835

  • Inhalt und Beurteilung

    Der Jugendliche Johann Hartmann, seine ältere Schwester Anna und ihre Eltern sind Calvinisten. Aus Angst vor religiösen Repressalien verlassen sie ihre Heimat in der Oberpfalz und wollen sich in einem abgelegenen Dorf im Fichtelgebirge ein neues Leben aufbauen. Johanns Vater ist Müller und übernimmt dort die Mühle, deren vorheriger Betreiber auf tragische Weise ums Leben kam. In dem Dorf hat es noch weitere tragische Vorfälle gegeben: Zwei Kinder des Dorfes wurden tot im Wald aufgefunden, sie waren augenscheinlich von einer Bestie gerissen worden. Die übrigen Kinder des Dorfes sind seit einiger Zeit spurlos verschwunden. In den Wäldern soll der „Wilde Jäger“ umgehen, eine Mischung aus Mann und Wolf, der für Tod und Verschwinden der Kinder verantwortlich gemacht wird.

    Der Dorfvorsteher engagiert einen Söldner namens Hildner, ein groß gewachsenes Muskelpaket, als Wildhüter, er soll nicht nur Schutz vor dem „Wilden Jäger“, sondern auch vor Rudeln von Wölfen und wilden Hunden in den umliegenden Wäldern gewährleisten.

    Hildner ist ein wortkarger Einzelgänger, doch nach und nach freundet er sich beinahe mit dem aufgeweckten Johann an. Auch der Junge sucht den „Wilden Jäger“, nachdem er ihn gesehen zu haben glaubt. Gemeinsam macht sich das ungleiche Paar auf die Suche.

    „Die Wölfe unter uns“ ist ein sehr atmosphärischer Roman. Äußerst anschaulich beschreibt er das Leben in einem abgelegenen Dorf, durch das die marodierenden Soldaten des Dreißigjährigen Krieges noch nicht gezogen sind. Dennoch ist es kein friedliches Dorf, denn einige Bewohner sind merkwürdige Gestalten, die etwas zu verbergen scheinen. Für Johanns Eltern ist es nicht leicht, Anschluss zu finden.

    Auch der Aberglaube unter den Menschen, die größtenteils Analphabeten sind, ist bedrückend. Die Szenen im Wald, wenn Johann unklugerweise allein durch die Gegend streift und unangenehme Begegnungen hat, sind sehr spannend.

    Die Romanfiguren werden individuell charakterisiert, besonders Hildner ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Johann ist ein Sympathieträger, seine Verhaltensweisen sind aufgrund seines Leichtsinns allerdings nicht immer nachvollziehbar.

    Die Auflösung dieses historischen Krimis ist rational und nach Sammlung diverser Informationen nicht allzu überraschend, auch hier wirkt das Handeln einiger betroffener Personen allerdings eher unrealistisch. Es werden Missstände thematisiert, die leider zeitlos sind.

    Fazit

    Ein atmosphärischer historischer Krimi, der spannend unterhält!

    8 Punkte