Seraphim Falls

  • Da ist immer noch einer - oder noch eins. Noch ein Killer, ein Monster, ein Alien, nach dem Showdown, wenn alles bereits erledigt schien, oder alle, je nach Film. So oft wurde das wiederholt, das sich niemand mehr über das Unerwartete erschreckte, sondern dieses zum Erwarteten wurde, noch eine Szene, die uns vom erlösenden Abspann trennte, so konventionell, das sich bereits im ersten Film der “Scream”-Reihe (1996!) darüber lustig gemacht wurde. Jeder verstand den Gag!

    Mit dem Western verhält es sich ähnlich, bevor die Streamingdienste dieses uramerikanische Genre immer und immer wieder durch den tanzenden Fleischwolf drehten, galt er als tot - und kam doch immer wieder, hin und wieder erfolgreich, doch selten wirklich innovativ.

    “Silverado” war schlichtweg eine Aneinanderreihung von dem, was man heute “Tropes” nennt, Handlungsschnippsel aus dem Western Klischee-Ramschladen, leidlich unterhaltsam, doch nur durch die gute Besetzung vom unteren Mittelmaß zu unterscheiden.

    “Pale Rider” war ein als mystischer Western getarntes Remake von “Shane”, in welchem Eastwood seine ikonische Figur des Rächers tatsächlich aus dem Jenseits zurückkehren ließ - wie er es bereits in “Ein Fremder ohne Namen getan hatte, aber ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, mehr als das Notwendige - sich selber, Eastwood - zu zeigen.


    Weis er schon, das er verfolgt wird, oder ist er einfach nur vorsichtig? Vermutlich weis er es,muss sich aber dennoch eine Essenspause gönnen, um die Kraft zu haben, weiter davon zu laufen.

    Der erste Schuss verfehlt ihn, der zweite verwundet ihn, nur mit den Nötigsten gelingt ihm die Flucht zu Fuss, den Berg runter, mehr fallend denn laufend.

    Seine Verfolger wähnen ihn im Fluss ertrunken, doch ihr Anführer - der für ihre Dienste bezahlt, ist nicht überzeugt. Er will zumindest seine Leiche sehen.


    Der Grund für die Verfolgung wird erst spät enthüllt, er ist seltsam banal, wirkt fast überflüssig, fehl am Platze, störend. Natürlich brauchen wir eine Erklärung für das, was passiert, dessen Zeuge wir werden, doch ist das im Rahmen dieses Films eher ein Hinweis auf unsere Unzulänglichkeiten den Filmgenuss betreffend.


    Die Interaktionen mit anderen Menschen unterbrechen die Bewegung nur, justieren sie nur geringfügig neu - die Dialoge sind kurz, zweckgebunden, prägnant zwar, jedoch nicht zitierfähig, kein cooler One-Liner ist dabei. Unsere Blicke lässt der Film herin, unsere Emotionen jedoch nicht, und doch ist der Film - gerade wegen seiner Fremdartigkeit, seltsam fesselnd, mehr durch Bilder und Bewegung denn durch Aussagen.

    Das Tor zum Mystischen durchschreiten wir unbemerkt - wo war es noch gleich? Ist es wahr, ein Traum, ein Wahn?

    Spielt das eine Rolle? Ich denke, nein.


    Anstatt altbewährtes größer und pompöser - aber um so inhaltsleerer - neu zu verfilmen, wie “Der Bummelzug nach Yuma” oder “Die ethisch diversen 7” (Deren Jämmerlichkeit im Vergleich mit den Originalen schmerzlich zu Tage tritt) nimmt dieser Film ebenfalls etwas Altbewährtes, etwas simpel-klassisches - eine Flucht, eine Verfolgung - und formt mit wenigen minimalistischen Stilmitteln etwas, das wir, auch wenn uns der Film nicht gefällt, nicht vergessen werden, es ist ein Film, der berührt und fasziniert, auch wenn wir ihn nicht vollends intellektuell zu fassen vermögen.





    ASIN/ISBN: B0DT8WQBZZ

  • :alter "Weis er schon, das er verfolgt wird, ..."

    ---> Weiß er schon, dass er verfolgt wird oder ...

    :klugscheiss


    :schnellweg

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Titus Müller: Die Todgeweihte

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